Schließung der staatlichen Fremdsprachenschule ­ weiterer Abbau von Bildungsangeboten in Hamburg!

Die staatliche Berufsfachschule für die kaufmännische Assistenz, Fachrichtung Fremdsprachen soll geschlossen werden.

Ich frage daher den Senat:

An der Staatlichen Fremdsprachenschule (H 15) befindet sich u. a. eine Berufsfachschule für Kaufmännische Assistenz, Fachrichtung Fremdsprachen (BFS KAss).

Diese Berufsfachschule ist ein zweijähriger vollzeitschulischer Bildungsgang, der mit der entsprechenden KMK-Rahmenvereinbarung übereinstimmt. In Hamburg wurde der Bildungsgang für Schülerinnen und Schüler, die die allgemeine Hochschulreife erworben und eine Durchschnittsnote von mindestens 3,5 haben, um ein Jahr verkürzt. Es ist geplant, diese Verkürzungsmöglichkeit aufzuheben; die zweijährige Standardform für Realschüler mit einer Durchschnittsnote von mindestens 3,5 soll erhalten bleiben.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1. Seit wann gibt es das Bildungsangebot der staatlichen Berufsfachschule Fremdsprachen?

In der jetzigen Form gibt es die Ausbildung an der Staatlichen Fremdsprachenschule seit 2001. Seit der Schulgründung im Jahre 1963 werden aber schon vergleichbare Bildungsgänge geführt, zunächst als Sonderform der Höheren Handelsschule.

2. Zu wann soll diese Berufsfachschule geschlossen werden und was sind die Gründe?

Die Aufhebung der Verkürzungsmöglichkeit und damit faktisch die Beendigung des einjährigen Bildungsganges plant die zuständige Behörde für den 1. August 2006.

Hintergrund dafür ist, dass dieser Bildungsgang im Wesentlichen von Personen wahrgenommen wird, die anschließend ein Studium aufnehmen oder in eine duale Berufsausbildung gehen. Beide Wege stehen auch ohne vorherigen Besuch des Bildungsganges offen.

3. Soll es Alternativen zu dieser Berufsfachschule geben, wenn ja, welche, wenn nein, warum nicht?

Nein. Es besteht keine bildungspolitische Notwendigkeit, das Angebot fortzuführen.

4. Wie viele Schülerinnen und Schüler haben in den letzten 10 Jahren jährlich dort einen Abschluss gemacht?

5. Wie hoch ist der Frauenanteil bei den Absolventinnen und Absolventen einer Ausbildung im dualen System in Hamburg jährlich?

50,9 %.

6. Wie hoch ist der Frauenanteil bei den Absolventinnen und Absolventen der staatlichen beruflichen Ausbildungen in Hamburg jährlich? Bitte aufschlüsseln nach Art des Abschlusses.

Im Jahr 2004 waren 52 % aller Absolventen beruflicher Bildungsgänge weiblich. Der Frauenanteil im Abschluss von Bildungsgängen, bei denen formale Berechtigungen erworben werden konnten, betrug im Jahr 2004 bei Berechtigungen des Hauptschulabschlusses 40,5 %. bei Berechtigungen des Realschulabschlusses 50,9 %, bei der Fachhochschulreife 49,9 % und bei der Allgemeinen Hochschulreife 43,5 %.

7. Was wird den Schülerinnen und Schülern in dem einen Jahr des Besuches an Kenntnissen und Fähigkeiten vermittelt?

Die Schülerinnen und Schüler erhalten im Laufe der einjährigen Ausbildung im Lernbereich 2 eine intensive Schulung in drei Fachfremdsprachen. Dabei ist Englisch obligatorisch. Als zweite und dritte Fremdsprache können jeweils Französisch, Spanisch oder Russisch gewählt werden. Um Fachfremdsprachen handelt es sich insofern, als hier Verknüpfungen zu den wirtschaftlichen Inhalten des Lernbereichs 1 gegeben sind und das Curriculum sich an den Erfordernissen des internationalen Wirtschaftshandelns und der Geschäftskorrespondenz orientiert. Die Kompetenzerreichung ist an den Niveaus des Europäischen Referenzrahmens für Fremdsprachen ausgerichtet. In der ersten Fremdsprache wird die Stufe B 2 (Vantage) erreicht, in der zweiten Fremdsprache die Stufe B 1 (Threshold) und in der dritten Fremdsprache die Stufe A 2

(Waystage). Im Lernbereich 1 wird ein in Lernfeldern organisiertes Unterrichtskonzept realisiert, welches sich an den Arbeitsprozessen eines Außenhandelsbetriebs orientiert. Die Schülerinnen und Schüler erwerben handelnd und teamorientiert Kompetenzen in den Fächern Personal, Beschaffung, Marketing, Büromanagement und Informationsverarbeitung. Die Ausbildung umfasst ein obligatorisches dreiwöchiges Betriebspraktikum. Im Rahmen der Abschlussprüfung wird eine Facharbeit angefertigt und präsentiert.

8. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um dort einen Abschluss zu erreichen? Wie lautet der Abschluss?

Nach bestandenem Probehalbjahr (Notendurchschnitt 4,0) werden die Schülerinnen und Schüler, falls ihre Leistungen in allen Fächern bewertet werden können, zur Abschlussprüfung zugelassen. Die Abschlussprüfung umfasst schriftliche Prüfungen in allen Fachfremdsprachen. Die Anforderungsniveaus der Prüfungsaufgaben orientieren sich an den Stufen des Europäischen Referenzrahmens (siehe Antwort zu 7.). In der ersten Fremdsprache Englisch findet eine obligatorische mündliche Prüfung aller Absolventinnen und Absolventen statt, im Lernbereich 1 eine praktische Prüfung in Informationsverarbeitung. Im Rahmen der Abschlussprüfung ist eine Facharbeit zu erstellen, deren Ergebnisse als Bestandteil der Prüfung präsentiert werden. Mündliche Prüfungen sind in allen Fächern möglich. Nach bestandener Abschlussprüfung wird der Abschluss mit der Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfte kaufmännische Assistentin" bzw. „Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent" mit dem Zusatz der Fachrichtung „Fremdsprachen" vergeben.

9. Wie viele Lehrerstellen werden durch die Schließung der Berufsfachschule eingespart und zu wann?

Etwa acht Stellen können im Endergebnis anderweitig verwendet werden. Im Übrigen siehe Antwort zu 2.

10. Welche Erkenntnisse liegen der zuständigen Behörde darüber vor, welche schulischen, hochschulischen, beruflichen Anschlüsse oder Ausbildungen die Absolventinnen und Absolventen nach Abschluss an dieser Berufsfachschule gefunden haben?

12. Bei welchen weiteren Berufsfachschulen ist das Abitur die Voraussetzung für den Besuch?

In gleicher Weise ist für Abiturientinnen und Abiturienten eine Verkürzung gegeben bei der BFS KAss, Fachrichtung Informationsverarbeitung. Dieser derzeit von 26 Schülerinnen und Schülern besuchte Bildungsgang soll ebenfalls eingestellt werden.

13. Welche vergleichbaren privaten Angebote gibt es in Hamburg, um die an der Berufsfachschule vermittelten Qualifikation zu erlernen?

14. Welche vergleichbaren privaten Angebote gibt es in Hamburg, um den an dieser Berufsfachschule möglichen Abschluss zu erreichen?

15. In welchen anderen Bundesländern gibt es solche oder vergleichbare staatliche schulische Angebote? Wie viele Absolventinnen und Absolventen dieser vergleichbaren Angebote gibt es in den anderen Bundesländern?

Keine.

16. Gibt es weitere Berufsfachschulen, deren Schließung geplant ist? Wenn ja welche und warum?

Siehe Antwort zu 12.

Seit der Reform des Berufsbildungsgesetzes im Bund besteht für die Bundesländer die Möglichkeit, eine Kammerprüfung für Absolventinnen und Absolventen staatlicher Berufsbildungen anzustreben.

17. Plant die BBS bzw. die zuständige Senatorin, in Hamburg diese Möglichkeit anzustreben? Wenn ja, für welche Bildungsgänge? Wenn nein, warum nicht?

Die Möglichkeiten werden derzeit in der zuständigen Behörde geprüft.

18. Warum hat die BBS für die Berufsfachschule kaufmännische Assistenz Fachrichtung Fremdsprachen nicht eine Kammerprüfung angestrebt?

Bei dem an der H 15 geführten Bildungsgang für Bewerberinnen und Bewerber mit allgemeiner Hochschulreife handelt es sich um eine einjährige BFS ohne Betriebspraxis, für den schon aus formalen Gründen keine Zulassung zur Externenprüfung nach Berufsbildungsgesetz möglich ist.