Sitzenbleiben an Bremer und Bremerhavener Schulen

Sitzenbleiben an Bremer und Bremerhavener Schulen. Bremen nimmt seit Jahren beim Sitzenbleiben in der Schule einen bundesweiten Spitzenplatz ein. Die Pisa-Spitzenreiter haben diese Form der Ehrenrunde längst abgeschafft und setzen stattdessen mit guten Ergebnissen auf eine intensivere individuelle Förderung der Kinder. Als eine Gegenmaßnahme wurde die Bremer Versetzungsordnung novelliert mit dem Ziel, die Förderung der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Zu überprüfen ist, welche Erfahrungen sich hierbei abzeichnen und welche Ergebnisse z. B. die so genannten Ostercamps zur Verringerung.

Wir fragen den Senat:

1. Wie viele Schüler und Schülerinnen sind real und prozentual zum Schuljahr 2005/2006 in Bremen und Bremerhaven in den einzelnen Klassenstufen und Bildungsgängen

a) nicht versetzt worden,

b) freiwillig zurückgetreten,

c) in der Sekundarstufe I in einen anderen Bildungszweig gewechselt?

2. Wie stellt sich die aktuelle Bremer Wiederholquote über Klassenstufen und die Situation in Bremen?

3. Wie stellt sich die Quote der Nichtversetzungen in der Sekundarstufe I, aufgeschlüsselt nach Schulformen (Schulzentren, Gesamtschulen und durchgängige Gymnasien), in diesem Jahr dar?

4. Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen Schulartwechsel und Klassenwiederholung?

5. Welche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen und zwischen Migrantinnen und Migranten und deutschen Schülerinnen und Schülern sind bei den Nichtversetzungen auch in diesem Schuljahr im Vergleich zu den Vorjahren erkennbar?

6. Gibt es in diesem Jahr bei der Quote von Nichtversetzungen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen der Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven, und wenn ja, welche?

7. Welche Kosten sind, aufgeschlüsselt nach Personal- und Sachmitteln, in diesem Jahr jeweils durch die Klassenwiederholungen in Bremen und Bremerhaven entstanden?

8. Konnte die Sitzenbleiberquote für das kommende Schuljahr signifikant gesenkt werden? Wenn ja, mit welchen Maßnahmen?

a) Welche zusätzlichen Personal- und Sachmittel standen für die Fördermaßnahmen in diesem Jahr in Bremen und Bremerhaven zur Verfügung, und wie sind diese ausgeschöpft worden?

b) Welche Mittelanteile wurden aus den so genannten Pisa-Mitteln für die Senkung der Wiederholerquote eingesetzt?

9. Wie bewertet der Senat die Angebote der Ostercamps zur Verringerung der Wiederholerquote?

a) Wie viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben mitgemacht, und konnten alle Interessierten teilnehmen? Wie hoch lag die Abbruchquote (bitte aufschlüsseln nach Mädchen und Jungen sowie Migrationshintergrund)?

b) Wie viele und welche Schulstandorte waren beteiligt? Wie hoch waren die Kosten je Schule? Wie wurden Eltern, Schüler/-innen und Lehrkräfte über das Angebot informiert?

c) Ist eine Fortführung des Angebots geplant? Wenn ja, in welchem Umfang?

d) gibt es derzeit in Bremen und Bremerhaven?

10. Sind bestehende Fördermaßnahmen evaluiert worden?

a) Wenn ja, mit welchem Ergebnis? Welche wirksamen Ergebnisse konnten durch die Fördermaßnahmen erzielt werden?

b) Wie bewertet der Senat die bisherigen Fördermaßnahmen vor dem Hintergrund einer hohen Sitzenbleiberquote und zahlreicher Schulartwechsel?

11. Welche weiteren Vorschläge des Runden Tisches Bildung bezüglich der Verringerung der Sitzenbleiberquoten sollen noch umgesetzt werden?

12. Welche aktuellen Schulversuche, die zur Senkung der Wiederholerquote die Versetzungsordnung modifiziert haben, liegen dem Senator für Bildung vor?

a) Wie bewertet der Senat die Schulversuche?

b) Sollen derartige Schulversuche fortgesetzt und ausgeweitet werden?

13. ja, mit welcher Zielrichtung und in welcher Form?

a) von den Schulen geäußert?

Anja Stahmann, Jan Köhler, Karoline Linnert und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Dazu Antwort des Senats vom 4. Oktober 2005

Die Daten der Pisa-Studien zeigen, dass eine längere Schulbesuchszeit durch Zurückstellen und Wiederholen nicht zu besseren Leistungen von Schülerinnen und Schülern führt.

Deshalb wirkt der Senat seit Längerem gezielt darauf hin, die hohen Wiederholerquoten im Land Bremen durch verschiedene Maßnahmen zu senken. Die Schwerpunkte dieser Maßnahmen liegen auf der Verbesserung der diagnostischen Kompetenzen der Lehrkräfte in der Aus- und Fortbildung, auf Fortbildungen für Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität in einer Lerngruppe im Unterricht, auf der Verpflichtung der Lehrkräfte zur rechtzeitigen Einleitung von Fördermaßnahmen in den Schulen und auf Fördermaßnahmen in den Ferien.

Die folgenden Antworten verdeutlichen, welche Maßnahmen der Senat veranlasst hat oder vorbereitet, die das Sitzenbleiben in Bremer Schulen signifikant senken.

1. Wie viele Schüler und Schülerinnen sind real und prozentual zum Schuljahr 2005/2006 in Bremen und Bremerhaven in den einzelnen Klassenstufen und Bildungsgängen

a) nicht versetzt worden,

b) freiwillig zurückgetreten,

c) in der Sekundarstufe l in einen anderen Bildungszweig gewechselt?

Zu a) und b)

Die Statistik ist in Tabelle 1 des Anhangs dargestellt, in der zurzeit nur die Zahl der Klassenwiederholerinnen und Klassenwiederholer insgesamt dargestellt werden kann, also die Summe aus freiwilligen Wiederholerinnen und Wiederholern und Nichtversetzten. Die Berechnung des Anteils der Wiederholerinnen und Wiederholer bezieht sich auf die Klasse, in der die Wiederholung stattfindet, nicht auf die Klasse, aus der der Wiederholer oder die Wiederholerin ausgeschiedenist. in denen Klassenwiederholung und Bildungsgang- und Schulformwechsel zusammenfallen. Gesamtschulen sprechen z. B. keine Nichtversetzungen aus.

Dennoch weisen sie Wiederholerquoten aus, weil sie nicht versetzte Schülerinnen und Schüler aus dem gegliederten Schulsystem übernehmen sowie einen Anteil freiwilliger Wiederholerinnen und Wiederholer zu verzeichnen haben.

Zu c) Die Daten werden zurzeit erfasst und können erst zum 1. November 2005 vorgelegt werden.

2. Wie stellt sich die aktuelle Bremer Wiederholquote über Klassenstufen und die Situation in Bremen?

Die statistischen Daten sind in Tabelle 2 im Anhang abgebildet. Zu beachten ist, dass diese Tabelle sich noch auf das auslaufende Bremer Schulsystem der Sekundarstufe I bezieht, das für das Ende der Jahrgangsstufen 5 und 6 keine Versetzungsentscheidung vorsieht. Die Tabelle bildet also für die Jahrgangsstufe 6 nur die Schülerinnen und Schüler ab, die freiwillig wiederholen.

Die Daten verdeutlichen, dass die durchschnittlichen Wiederholerquoten in allen Schularten immer noch höher liegen als der Bundesdurchschnitt, die Sitzenbleiberquote im Lande Bremen konnte aber von durchschnittlich 4,9 % im Schuljahr 2003/2004 auf 3,7 % im Schuljahr 2004/2005 gesenkt werden.

Es gibt aber Bundesländer, die in einigen Schularten ebenfalls hohe Wiederholerquoten aufweisen, z. B. der Stadtstaat Berlin in der Hauptschule oder das Land Bayern in der Sekundarstufe I des Gymnasiums und in der Realschule.

3. Wie stellt sich die Quote der Nichtversetzungen in der Sekundarstufe I, aufgeschlüsselt nach Schulformen (Schulzentren, Gesamtschulen und durchgängige Gymnasien), in diesem Jahr dar?

Die Daten, die die Nichtversetzungen aufgeschlüsselt nach den Schulformen in den Schulzentren darstellen, werden für das Schuljahr 2004/2005 zurzeit erfasst und können erst zum 1. November 2005 vorgelegt werden.

4. Inwieweit besteht ein Zusammenhang zwischen Schulartwechsel und Klassenwiederholung?

Die verfügbaren Daten lassen nicht zu, dass ein Zusammenhang zwischen ist aber bekannt, dass Schülerinnen und Schüler nach Verlassen eines besuchen.

5. Welche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen und zwischen Migrantinnen und Migranten und deutschen Schülerinnen und Schülern sind bei den Nichtversetzungen auch in diesem Schuljahr im Vergleich zu den Vorjahren erkennbar?

Die statistischen Daten sind im Anhang in den Tabellen 3 enthalten. Wenn erkennbare Unterschiede bestehen, gehen sie in allen Schulformen wie in den Vorjahren zu Lasten der Jungen. 9,1 % der Jungen müssen wiederholen, der Anteil der Mädchen beträgt 7,3 %.