Ausgestaltung des Unterrichtsfachs Biblische Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage in Schulen im Lande Bremen

Die Fraktion der CDU hat unter Drucksache 16/754 eine Große Anfrage zu obigem Thema an den Senat gerichtet.

Der Senat beantwortet die vorgenannte Große Anfrage wie folgt:

Der Senat ist der Auffassung, dass die Vermittlung von Werten und Normen unter Berücksichtigung der kulturellen Traditionen ein wichtiger Bestandteil des Unterrichts an den Schulen im Lande Bremen darstellt und dass das Unterrichtsfach Biblische Geschichte dazu einen wesentlichen Beitrag leisten kann.

Die einzelnen Fragen werden wie folgt beantwortet:

1. An wie vielen Schulen wird das Unterrichtsfach Biblische Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage unterrichtet (differenziert nach Schulformen)?

Das Unterrichtsfach Biblische Geschichte wird im Land Bremen an 92 von 93 Grundschulen, an 22 von 30 Schulzentren der Sekundarstufe I, an acht von neun durchgängigen Gymnasien und an 14 von 22 Förderzentren erteilt. Die Angaben zu den Gesamtschulen sind in der Antwort zu Frage 3 aufgeführt. Die Verteilung auf die Schulformen in den beiden Stadtgemeinden ist in der Anlage 1 dargestellt. Schulen, die keinen Unterricht in Biblischer Geschichte erteilen, bieten überwiegend Unterricht in einem Ersatzfach an. Lediglich an einer Grundschule, an drei Schulzentren der Sekundarstufe I und an zwei Förderzentren wird zurzeit (noch) kein Angebot vorgehalten.

2. Wie viele Schüler besuchen im Lande Bremen das Unterrichtsfach Biblische Geschichte, und wie viele entschließen sich für einen Alternativunterricht?

Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die am Unterrichtsfach Biblische Geschichte bzw. an einem Alternativfach teilnehmen, wird in der tabellarischen Übersicht der Anlage 1 dargestellt.

Aus einer weitergehenden Auswertung der Zahlen geht hervor, dass vom Unterrichtsfach Biblische Geschichte abgemeldete Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Jahrgänge in der Mehrzahl an Alternativangeboten teilnehmen.

Am Schulzentrum an der Koblenzer Straße, wo in diesen Jahrgängen im Rahmen eines Schulversuches seit über zwei Jahren die beiden Alternativangebote Philosophie und Islamkunde angeboten werden, nehmen alle Schülerinnen und Schüler an einem Unterricht zur Werteerziehung teil.

3. An wie vielen Gesamtschulen wird das Unterrichtsfach Biblische Geschichte erteilt?

Im Land Bremen wird an acht von zwölf Gesamtschulen/Integrierten Stadtteilschulen Unterricht in Biblischer Geschichte erteilt. Die Verteilung auf die beiden Stadtgemeinden geht aus der Anlage 1 hervor. Schulen, die keinen Unterricht in Biblischer Geschichte erteilen, bieten Unterricht in einem Ersatzfach an. Lediglich an einer Gesamtschule wird zurzeit noch kein Angebot vorgehalten.

4. Wie viele Unterrichtsstunden wird das Fach Biblische Geschichte in den jeweiligen Jahrgangsstufen unterrichtet?

In der Grundschule wird das Fach im Rahmen der Sachkunde in den Jahrgangsstufen 2 bis 4 mit jeweils einer Wochenstunde erteilt.

In den Jahrgangsstufen 5 bis 7 und in der Klassenstufe 10 ist das Fach Biblische Geschichte mit jeweils einer Wochenstunde in der Stundentafel ausgewiesen.

5. Wie viele Lehrerinnen und Lehrer erteilen das Fach Biblische Geschichte und verfügen über eine einschlägige Ausbildung bzw. über keine Fachausbildung?

Der Unterricht in Biblischer Geschichte wird in der Stadtgemeinde Bremen derzeit von 60 Lehrkräften mit Fachausbildung und 661 Lehrkräften ohne Fachausbildung erteilt.

In der Stadt Bremerhaven von 28 Lehrkräften mit Fachausbildung und 149 Lehrkräften ohne Fachausbildung.

Die aktuelle Lehrerdatei der Stadtgemeinde Bremen weist ca. 140 Lehrkräfte (Grundschule und Sekundarstufe I) mit einer Fachausbildung für den Unterricht in Biblischer Geschichte aus. Es werden demnach nicht alle ausgebildeten Kräfte in diesem Fach eingesetzt. Dies liegt zum Teil daran, dass die Schulen das Zweitfach der Lehrkraft zur Abdeckung des Fachunterrichts benötigen oder daran, dass Lehrkräfte das Fach Biblische Geschichte nicht (mehr) unterrichten möchten (Lehrkräfte können dazu nicht verpflichtet werden). Lehrkräfte, die das Fach Biblische Geschichte ohne Fachausbildung unterrichten, verfügen in der Regel über mehrjährige Erfahrung und haben an einer entsprechenden Fortbildung teilgenommen. Der Einsatz in diesem Fach erfolgt auf freiwilliger Basis.

6. Welche Position bezieht der Senat in der Frage, ob auch Pastoren den Unterricht im Lande Bremen im Fach Biblische Geschichte übernehmen können?

Zur Abdeckung des Unterrichtsbedarfs wurden vor fünf Jahren im Rahmen eines Versuchs an fünf Standorten der Sekundarstufe I in Abstimmung mit den Schulen Pastoren in dem Fach eingesetzt. Pastoren haben an der jeweiligen Schule den Unterricht in enger Kooperation mit einer Lehrkraft und auf der Grundlage der gültigen Rahmenpläne durchgeführt. Die Rückmeldungen der Schulen waren durchweg positiv. Die Beschäftigung von Pastoren war von vorn herein als Übergangsmaßnahme gedacht und so mit der Bremischen Evangelischen Kirche abgestimmt worden. Ziel ist es, den Bedarf an Fachlehrkräften schrittweise über Einstellungen von Lehrkräften abzudecken.

7. Welche Position bezieht der Senat im Hinblick auf die Erteilung des Unterrichts durch Nichtchristen?

Die Lehrkräfte müssen bereit und nach ihrer Vorbildung und inneren Einstellung fähig sein, den bekenntnismäßig nicht gebundenen Unterricht in Biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage im Sinne des Artikels 32 Abs. 1 der Bremischen Landesverfassung zu erteilen. Im Einzelfall kann eine religiöse Überzeugung dazu führen, dass diese Wissensvermittlung nicht in der von der Landesverfassung verlangten Objektivität möglich ist. In diesem Fall führt das ausdrückliche Bekenntnis zu einer nicht christlichen Religionsgemeinschaft dazu, dass die Unterrichtserteilung im Fach Biblische Geschichte nicht möglich ist.

8. Welche Position bezieht der Senat in der Frage, ob auch nicht kirchlich gebundene Lehrkräfte das Fach Biblische Geschichte unterrichten können?

Auch kirchlich nicht gebundene Lehrkräfte können in Bremen das Fach Biblische Geschichte unterrichten. Bei Einstellungsgesprächen spielt dieses Kriterium keine Rolle.

9. Durch welche Maßnahmen möchte der Senat die inhaltliche Gestaltung des Unterrichtsfachs Biblische Geschichte aufwerten?

Es wurden bereits in den vergangenen Jahren Verbesserungen eingeleitet, die das Fach Biblische Geschichte aufgewertet haben.

Das Fach Biblische Geschichte wird nun ebenso wie die beiden Alternativangebote (Philosophie und Islamkunde) benotet. Damit finden erbrachte Leistungen in diesem Unterricht Anerkennung im Zeugnis.

Die Schulen wurden aufgefordert, den Unterricht schrittweise so zu organisieren, dass das Fach Biblische Geschichte nicht länger nur in Randstunden stattfindet. Dies ist inzwischen an fast allen Schulen bereits für die Klassenstufen 5 und 6 umgesetzt worden und hat dazu geführt, dass die Zahl der Abmeldungen vom Unterricht in Biblischer Geschichte in diesen Jahrgängen deutlich zurückgegangen ist. Die Schulen sollen dies zum kommenden Schuljahr auch für die Jahrgänge 7 und 10 umsetzen.

Die Schulen wurden aufgefordert, den Bedarf an Fachlehrkräften für Biblische Geschichte bei der jährlichen Planung des Personalbedarfs angemessen zu berücksichtigen. Im Rahmen von Lehrereinstellungen sind die Fächer Biblische Geschichte und Philosophie im Kanon der Mangelfächer enthalten und werden in Ausschreibungen einbezogen.

Die im Schuljahr 2002/2003 einmalig durchgeführte Beratungsoffensive an den und hierbei auch über den Unterricht in Biblischer Geschichte informiert worden ist, soll im kommenden Schuljahr erneut durchgeführt werden.

Das Angebot der Religionspädagogischen Arbeitsstelle (RPA) der Bremischen Evangelischen Kirche wird von den Lehrkräften, die das Fach Biblische Geschichte (teilweise fachfremd) unterrichten, mit großen Interesse wahrgenommen. Zur ständigen Entwicklung dieses Angebots wurde eine Fachlehrerin (mit halber Stelle) dorthin abgeordnet. Die Aktivitäten der Religionspädagogischen Arbeitsstelle ergänzen die Fortbildungsmaßnahmen des Landesinstituts für Schule in diesem Bereich.

Durch die Stiftung Bibel und Kultur wurde zu Beginn des laufenden Schuljahres ein Wettbewerb zu bibelkundlichen Themen ausgeschrieben, an dem sich Klassen aller Jahrgangsstufen und Schularten im Land Bremen beteiligen können. Diese Aktion wird unter Begleitung der Kirchen und der Bildungsbehörde durchgeführt.

Mittelfristig wird angestrebt, dass an allen Schulen neben dem Unterricht in Biblischer Geschichte das Alternativfach Philosophie und an bestimmten Schulen der Sekundarstufe I auch Islamkunde angeboten werden kann, damit für Schülerinnen und Schüler bzw. für deren Eltern eine echte Dazu sind mit dem Landesinstitut Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte und Referendare geplant.