Schaffung eines Louise-Schroeder-Preises

Das Abgeordnetenhaus von Berlin schafft einen LouiseSchroeder-Preis.

Mit diesem Preis werden Frauen geehrt, die im Sinne Louise Schroeders gewirkt haben. Dabei sollen insbesondere Frauen berücksichtigt werden, die sich für die verfassungsrechtlich verankerte Gleichstellung und die Herstellung der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens eingesetzt haben.

Die Medaille wird jährlich zu Louise Schroeders Geburtstag am 2. April vergeben, die erste Verleihung erfolgt 1998.

Das Vorschlagsrecht liegt bei einem Gremium von Frauen aus der Mitte des Abgeordnetenhauses. Dieses setzt sich nach Benennungen aller Fraktionen zusammen. Die Anzahl der Plätze in diesem Gremium wird nach dem dHondtschen Verfahren verteilt.

Die Verleihung erfolgt durch die Präsidentin/den Präsidenten des Abgeordnetenhauses.

Begründung: Vierzig Jahre nach dem Tod von Louise Schroeder am 4. Juni 1957 ist es an der Zeit, dem Lebenswerk dieser großen Frau durch Ehrungen von in ihrem Sinne wirkenden Frauen Berlins zu gedenken. Das Abgeordnetenhaus will durch einen LouiseSchroeder-Preis diesen Mangel beheben.

Louise Schroeder wurde am 2. April 1887 als jüngstes von acht Kindern in Altona bei Hamburg geboren. Ihre Mutter war Gemüsehändlerin, ihr Vater Bauarbeiter. Louise Schroeder besuchte die Mittelschule und die kaufmännische Gewerbeschule in Hamburg. Sie begleitete ihren Vater zu Parteiveranstaltungen der Sozialdemokratie, konnte aber auf Grund der damaligen Rechtslage weder Vereinsmitglied werden noch wählen. Louise Schroeder engagierte sich in der Frauenbewegung, u. a. um den Weg für die aktive frauenpolitische Beteiligung zu ebnen.

Nach entsprechenden Rechtsänderungen trat Louise Schroeder 1910 in die SPD ein. Sie war eine der wenigen aktiven Frauen, die sich erfolgreich mit den Vorurteilen ihrer Parteigenossen auseinandersetzte: Sie wurde in Kürze Vorstandsmitglied ihres Ortsvereins und kurz danach des Bezirks Schleswig-Holstein.

Ihre Aktivitäten konzentrierten sich anfangs auf sozialpolitische Aufgaben. Sie opponierte als ausgewiesene Pazifistin gegen die Bewilligung der Kriegskredite und damit gegen den offiziellen Kurs der sozialdemokratischen Partei.

Nach den Wahlen im Januar 1919 gehörten ­ als Folge einer Gesetzesänderung des aktiven und passiven Wahlrechts ­ erstmals auch Frauen dem verfassungsgebenden Organ an. Louise Schroeder war eine der 19 Frauen, die für die MSPD (MehrheitsSozialdemokratische Partei) in die Nationalversammlung gesandt wurden.

1920 wurde sie in den deutschen Reichstag gewählt. Sie kann als eine der Wegbereiterinnen der Arbeiterwohlfahrt bezeichnet werden, die sie 1919 mitbegründet hatte. Sie kämpfte auch für Mütter und nichteheliche Kinder, setzte sich für ein Reichsjugendwohlfahrtsgesetz ein. Seit 1925 war sie auch als Dozentin an der Schule der Arbeiterwohlfahrt tätig, die sie nach dem Krieg wieder mit aufbauen half.

Im Interesse der Allgemeinheit setzte sie sich unermüdlich für die Durchsetzung der Fraueninteressen im Sinne einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern ein. Sie tat dies in ständigem Gedankenaustausch und in Zusammenarbeit mit Frauen aus den anderen Parteien.

Am 23. März 1933 gehörte Louise Schroeder zu den sozialdemokratischen Abgeordneten, die gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten. Viele Abgeordnete waren zu diesem Zeitpunkt bereits verhaftet.

Nach der Auflösung der SPD im Juni 1933 und Ausschluß aus der Gewerkschaft, ging Louise Schroeder zurück nach Altona. Sie versuchte, sich mit einem kleinen Geschäft über Wasser zu halten. Da sie jedoch den Hitlergruß verweigerte und keine Hakenkreuzfahne hißte, wurde ihr Geschäft boykottiert.

1938 ging sie nach Berlin. Sie fand nach einiger Zeit bei einer Baufirma eine Anstellung, die sie bis zum Kriegsende innehatte.

Nach Kriegsende nahm sie sofort die aktive politische Arbeit wieder auf. Sie war Stadtverordnete, konzentrierte sich auf Frauenpolitik ­ auch parteiübergreifend ­ im Frauenausschuß, beteiligte sich am Wiederaufbau der Arbeiterwohlfahrt. 1946 wurde sie von der Stadtverordnetenversammlung mit Genehmigung der vier Alliierten Dritte Bürgermeisterin, am 8. Mai 1947 erste Oberbürgermeisterin der Stadt Berlin. Im Dezember 1949 folgte ihr Ernst Reuter, der zuvor nicht die Genehmigung der vier Alliierten erhalten hatte.

Die Aufgabe Louise Schroeders war nicht leicht. Trotzdem gelang es ihr als geübte Vermittlerin, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger mit Erfolg zu vertreten. Es war eine Zeit der allgemeinen Not, die Menschen hatten weder ausreichend zu essen, noch genügend Kleidung, die Stadt lag in Trümmern. Es begann der Kalte Krieg, Berlin (West) litt unter der Blockade. Als „Mutter Berlins" war sie stets bemüht, den Menschen hilfreich zur Seite zu stehen.

Im Anschluß an diese schwere Zeit engagierte sich Louise Schroeder für Berlin als Präsidentin des Deutschen Städtetages, als Mitglied des Deutschen Bundestages und Mitglied des Europarates in Straßburg.

Für ihr vielfältiges politisches Wirken wurden ihr zahlreiche Ehrungen zuteil. So erhielt Louise Schroeder als erste Frau in der Geschichte Berlins die Ehrenbürgerrechte der Stadt. Ihrem allgemeinen politischen Engagement und ihrem Wirken für die Gleichstellung von Frau und Mann zum Nutzen der Allgemeinheit wird die Stadt Berlin aber erst gerecht, wenn ihr vorbildliches politisches Wirken durch Verleihung eines Louise-SchroederPreises an in ihrem Sinne tätige Frauen jährlich in Erinnerung gerufen wird.