Der scientologische Umgang mit Kritik

Umgang mit Kritikern:

Der scientologische Umgang mit Kritik und Kritikern ist mit wenigen Zitaten zu umreißen. Die SO folgt einem schlichten Schwarz-Weiß-Schema: Sie teilt die Welt in Anhänger und Feinde. Feinde gilt es mit nahezu allen Mitteln zu bekämpfen: „1. Finde heraus, wer uns angreift.

2. Beginne sofort, den Angreifer auf VERBRECHEN oder Schlimmeres zu untersuchen, arbeite dabei mit eigenen Spezialisten und nicht mit Leuten von draußen!

3. Fahr die Retourkutsche, indem du sagst, wir begrüßen, dass der Angreifer untersucht wird.

4. Füttere die Presse mit tatsächlichen Beweisen gegen die Angreifer, also mit ihren dunklen, blutigen, sexuellen und verbrecherischen Machenschaften. Unterwerfe dich niemals einer Untersuchung über uns. Mach es den Angreifern schwer. (...) benutze ihr Blut, ihren Sex und ihre Verbrechen, um Schlagzeilen zu machen, nicht aber uns."

Der Feind darf „seines Eigentums beraubt werden, er darf auf jede Weise durch einen Scientologen geschädigt werden, ohne Strafverfahren durch Scientologen. Man darf ihm Streiche spielen, ihn belügen, betrügen und vernichten." Kritiker an der SO werden als „Suppressive Person" (SP) bezeichnet. Hat ein Scientologe Kontakt mit einer solchen SP, gilt er bereits als „Potential Trouble Source" (PTS). Kritiker werden vielfach mit Verbrechern gleichgesetzt. So gilt als ein Schwerverbrechen „daß man sich öffentlich von SC abkehrt oder unterdrückerische Handlungen begeht."

Als unterdrückerische Handlungen gelten: „- öffentliche Verwerfung oder Verleugnung der SC oder von Scientologen, die bei den Organisationen der SC im guten Status stehen

- öffentliche Äußerungen gegen SC oder Scientologen

- Gesetzgebung oder Verordnungen, Vorschriften oder Gesetze, welche auf die Unterdrückung der SC ausgerichtet sind, vorzuschlagen, zu empfehlen oder dafür zu stimmen

- vor staatlichen oder öffentlichen Untersuchungen der SC feindlich Zeugnis abzulegen, um die SC zu unterdrücken

- fortgesetzt einer Person oder Gruppe anzugehören, die vom Hubbard Communication Office zu einer unterdrückerischen Person oder Gruppe erklärt worden ist." Gesellschaftsbild

Das Gesellschaftsbild der SO steht in unverkennbarer Spannung zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Die SO folgt einem unbeirrbaren Absolutheitsanspruch: „Es ist erwiesen, dass die Bemühungen des Menschen, andere Wege zu finden, zu nichts geführt haben. (...) Die Scientology ist das einzige funktionierende System, das der Mensch hat."

Das Ziel heißt „Clear Planet", eine scientologische Gesellschaft auf der gesamten Erde. Teilziele heißen folgerichtig z. B. „Clear Deutschland". „NUR CLEARS UND OTS WERDEN DIESEN PLANETEN ÜBERLEBEN! Und wir sind die einzigen, die welche machen können."

Eine scientologische Gesellschaft kennt keine Unteilbarkeit der Grund- und Menschenrechte: „Vielleicht werden in ferner Zukunft nur dem Nichtaberrierten die Bürgerrechte verliehen ­ in einem Staat der reinen Vernunft. Vielleicht erreichen wir einmal das Ziel, dass nur der Nichtaberrierte von solcher Staatsbürgerschaft profitieren kann. Dies sind erstrebenswerte Ziele..."

Nicht vorgesehen sind lt. einem Gutachten für die schleswig-holsteinische Landesregierung in einer scientologischen Gesellschaft u. a. auch Gewaltenteilung und unabhängige Gerichte, Meinungs-, Religions- und Gewissensfreiheit, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das Recht auf die Wahrung der Intimsphäre, Pluralität des Denkens und Handelns.

Der Weg zur scientologischen Gesellschaft führt über eine sukzessive Unterwanderung aller Bereiche der Gesellschaft: „Erobern Sie, egal wie, die Schlüsselpositionen, die Position als Vorsitzende des Frauenverbandes, als Personalchef einer Firma, als Leiter eines guten Orchesters, als Sekretärin des Direktors, als Berater der Gewerkschaft ­ irgendeine Schlüsselposition. Verdienen Sie sich einen ordentlichen Lebensunterhalt damit, fahren Sie einen guten Wagen, aber bringen Sie Ihre Aufgabe über die Bühne, handhaben und verbessern Sie die Leute, denen Sie begegnen, und schaffen Sie eine bessere Welt." Unverstellt weist das scientologische Schrifttum auf den Auftrag hin, der in diesen Schlüsselpositionen im Rahmen eines von der SO als „ethisches Verhalten" bezeichneten Agierens zu erfüllen ist: „Der Zweck von Ethik ist: GEGENABSICHTEN AUS DER UMWELT ZU ENTFERNEN. Nachdem das erreicht ist, hat sie zum Zweck, FREMDABSICHTEN AUS DER UMWELT ZU ENTFERNEN. Dadurch ist Fortschritt für alle möglich." In einem ersten Schritt sollen also Kritiker an der SO ausgeschaltet werden, in einem zweiten Schritt schließlich alle Andersdenkenden. Fortschritt für alle schließt demnach Kritiker und Andersdenkende aus. Das bedeutet eine völlige Gleichschaltung der Gesellschaft.

Der Gutachter Prof. Abel faßt zusammen: „SC begreift sein rettendes Konzept nicht als eine Möglichkeit unter mehreren, sondern absolut und will es letztlich auch absolut durchsetzen. Betrachtet man die scientologischen Vorstellungen in einem Gesamtzusammenhang, ist die Umsetzung solcher Vorstellungen gleichbedeutend mit der Errichtung einer totalitären Diktatur. Das scientologische Denken ist nur in sich schlüssig. Zu den Prinzipien staatlicher Ordnung der BR Deutschland und anderer demokratisch verfaßter Staaten ist dieses Denken inkompatibel." Wirtschaftliche Aktivitäten

Neben geschäftlichen Aktivitäten einzelner Scientologen in eigenen, von der Öffentlichkeit als „scientologynahe" Unternehmen bezeichnet, gilt es für die Anhänger, die scientologische Unterwanderungsstrategie auch in der Wirtschaft umzusetzen.

In der SC-Führungsanweisung ED 1040 wird diese Unterwanderungsstrategie beschrieben: „1. Such Dir ein Geschäft aus, welches bereits sehr gut arbeitet.

2. Wende Dich an den höchsten Direktor. Biete ihm an, dafür zu sorgen, dass sein Geschäft ihm mehr Geld einbringt.

3. Lokalisiere SPs in der Organisation und wirf sie hinaus.

4. Auditiere die leitenden Angestellten und zeige ihnen, um was es sich handelt, das wird dann den Zyklus in Gang setzen: die leitenden Angestellten werden die Jungmanager und das andere Personal dazu drängen, Auditing zu nehmen." Mag der erfolgreiche Fortschritt der gesellschaftlichen Unterwanderung durch Scientology auch zuweilen übertrieben dargestellt werden, so gibt es Bereiche innerhalb der deutschen Wirtschaft, in der Scientologen und scientologynahe Firmen besonders häufig anzutreffen sind. Als Schwerpunkte nennen Experten insbesondere den Bereich der Managementschulungen, die Immobilienbranche, die Computerbranche und Vertriebsfirmen. Besondere Aufmerksamkeit sollte man dabei den Managementschulungsfirmen angedeihen lassen. Ohne andere nicht-seriöse, aber nicht-scientologische Schulungsanbieter in ihrem Gefährdungspotential mindern zu wollen, besteht hier die Gefahr, dass über Managementschulungen durch scientologischer Firmen scientologische Gedanken und Verhaltensmodelle unerkannt und direkt in die Wirtschaft einsickern.

In Berlin haben in den letzten drei Jahren, ähnlich wie vorher in Hamburg, die Aktivitäten sogenannter scientologynaher Immobilienfirmen für hohe öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt.

Diese Firmen betreiben überwiegend das lukrative Umwandlungsgeschäft von Miet- in Eigentumswohnungen in Altbauten.

Hier wurde mit einer besonderen Energie und Methodik vorgegangen, die in vieler Hinsicht zu äußerster Kritik Anlaß bot.

Betroffene Mieter berichteten u. a. von Belästigungen, Verstößen gegen den Datenschutz und vom Einsatz eines Privatdetektivs. Es gründete sich eine Selbsthilfegruppe betroffener Mieter. sogenannte Scientology-Schutzklausel Häufig wird nach Listen scientologischer Firmen gefragt. Abgesehen von datenschutzrechtlichen Problemen wäre eine solche Liste immer nur eine unzureichende Momentaufnahme. Nicht alle Firmen, die nach der Technologie von L. Ron Hubbard arbeiten, sind bekannt. Eine Liste suggerierte, nicht aufgelistete Firmen hätten damit nichts zu tun. Überdies gibt es auch bei SO eine Mitgliederfluktuation.

Es wird empfohlen, im Falle der Vermutung einer SO-Mitgliedschaft des potentiellen Geschäftspartners die sogenannte Scientology-Schutzklausel zu verwenden. Folgende Erklärungen sind gemeinhin in Gebrauch: Erklärung Ich, der/die Unterzeichnende erkläre,

1. dass ich bzw. mein Unternehmen nicht nach der Technologie von L. Ron Hubbard arbeite(t) / unterrichte(t)/ oder Leistungen anbiete(t),

2. dass weder ich noch meine Mitarbeiter nach der Technologie von L. Ron Hubbard geschult wurden / werden bzw. keine Kurse und/ oder Seminare nach der Technologie von L. Ron Hubbard besucht haben /besuchen und

3. dass ich die Technologie von L. Ron Hubbard zur Führung meines Unternehmens/ zur Durchführung meiner Kurse und / oder Seminare ablehne.

4. Eine künftige Veränderung in dieser Hinsicht werde ich umgehend und unaufgefordert mitteilen.

Datum/Unterschrift (Geschäftsführer/Leiter des Unternehmens) Erklärung

1. der Auftragnehmer versichert,

- dass er/die Geschäftsleitung gegenwärtig sowie während der gesamten Vertragsdauer die „Technologie nach L.Ron Hubbard" nicht anwendet, lehrt oder in sonstiger Weise verbreitet und keine Kurse und/oder Seminare nach dieser „Technologie" besucht und er/sie seine/ihre Mitarbeiter keine Kurse/Seminare nach dieser „Technologie" besuchen läßt;

- dass nach seiner/der Geschäftsleitung Kenntnis keine seiner/ihrer Mitarbeiter oder sonst zur Erfüllung des Vertrages eingesetzten Personen die „Technologie von L. Ron Hubbard" anwendet, lehrt oder in sonstiger Weise verbreitet oder Kurse und/oder Seminare nach dieser „Technologie" besucht.

2. Der Auftragnehmer verpflichtet sich, solche Mitarbeiter oder sonst zur Erfüllung des Vertrages eingesetzte Personen von der weiteren Durchführung des Vertrags unverzüglich auszuschließen, die während der Vertragsdauer die „Technologie von L. Ron Hubbard" anwenden, lehren, in sonstiger Weise verbreiten oder Kurse/Seminare nach dieser „Technologie" besuchen.

3. Die Unwahrheit der Erklärung oder eines Teils des Erklärung in Ziffer 1 sowie der Verstoß gegen die Verpflichtung in Ziffer 2 berechtigt den Auftraggeber zur Kündigung aus wichtigem Grund ohne Einhaltung einer Frist. Weitergehende Rechte bleiben unberührt.

Datum/Unterschrift (Geschäftsführer/Leiter des Unternehmens) Werbung Scientology nutzt wie wohl keine andere Organisation alle Möglichkeiten der Werbung: vom Ansprechen des Kollegen für einen Kommunikationskurs über Postwurfsendungen des Persönlichkeitstests mit dem Einstein-Porträt bis hin zu professionellen Internet-Seiten. Mancher, der sich einmal für SO interessierte und unbedacht seine Adresse gab, wird jahrelang mit Postbergen und telefonischen Nachfragen eingedeckt; ein Strom, den keine noch so ablehnende Haltung zum Versiegen zu bringen vermag. Öffentliche Stellen und Politiker ertrinken geradezu in einer Flut von Hochglanz-Broschüren.

Sitz

Die europäische Zentrale der SO befindet sich in Kopenhagen; die deutsche Zentrale in Hamburg.

Der Berliner Verein „Scientology Kirche Berlin e. V." betreibt sein Gewerbe in seinem bescheidenen Sitz in Friedenau. Die Bedeutung des Berliner Vereins mit seinen ca. 200 aktiven Mitgliedern ist für Deutschland vergleichsweise gering einzuschätzen. Allerdings wird der Hauptstadtaspekt gewiß motivierend sein, Präsenz und Bedeutung zu erhöhen. Ob das in Anbetracht der hohen Sensibilisierung der Öffentlichkeit Erfolg haben kann, ist erheblich in Zweifel zu ziehen. Zeigte doch bereits die im Oktober 1997 mit ungeheurem Aufwand veranstaltete sog. „Scientology-Demonstration", dass die SO trotz weltweit und laut gerührter Werbetrommel lediglich ca. 3 000 Demonstranten zu rekrutieren vermochte. Deutsch war überdies für die meisten Demonstranten eine Fremdsprache. Die SO gibt die Zahl der aktiven Mitglieder für Deutschland mit ca. 10 000 an. Man wird auch da Abstriche machen können.

Für das Gefährdungspotential allerdings ist die Anzahl der Mitglieder in Anbetracht der Unterwanderungsstrategie der SO nur bedingt aussagefähig. Auch wenige Mitglieder können, erfolgreich in Schlüsselpositionen plaziert, Schaden anrichten.

Seit Juli 1997 wird die SO in nahezu allen Bundesländern von den Landesämtern für Verfassungsschutz beobachtet.

The Natale Institute (TNI)

Der beste Lehrer ist die Natur, nicht Leute wie ich. das wäre vielleicht die zweite Wahl.

Frank Natale Gründung

Nach eigenen Angaben wurde „The Natale Institute" im Jahre 1979 in Houston (USA) von Frank Natale gegründet. Frank Natale ist Autodidakt ­ insbesondere beeinflußt von der Humanistischen Psychologie ­ und in der Psychoszene bekannt als Heiler, Schamane und Lehrer.

Ende der 80er Jahre wurde „TNI Deutschland" gegründet, das bis vor kurzem unter diesem Namen auch in Berlin zahlreiche Angebote unterbreitete. Protagonist und Motor seit Gründungszeiten war in Berlin bis zum Sommer 1997 neben Frank Natale insbesondere Markus Klepper, der TNI in Berlin maßgeblich mit aufbaute.

Programmatik

Die Zielsetzungen sind so verschwommen wie umfassend und geeignet, denjenigen, der sie wirklich erreichen möchte, dauerhaft an die Angebote von TNI zu binden.

Denn TNI wendet sich an „Menschen, die ihre Probleme als selbstgeschaffene Grenzen sehen, die sie bereit sind zu überschreiten". Probleme sind „hausgemacht", keinerlei Einschränkung, Omnipotenz pur, frühkindliches Alles-ist-Möglich für Menschen, denen es an Reife mangelt, bestimmte Grenzen des Daseins in die eigene Persönlichkeit zu integrieren und konstruktiv damit umzugehen?

Frank Natale beruft sich auf uralte, wissenschaftlich nicht anerkannte Wurzeln, eine sogenannte „Kultur der Großen Göttin", die es vor 35 000 Jahren im europäischen Mittelmeerraum gegeben haben soll. Diese Menschen hätten ohne Waffen und ohne jede Gewalt gelebt, „sie glaubten daran, was sie mit ihrem Herzen dachten. Sie sagten, das Gehirn sei eine Antenne, und sie nannten es den Platz der Seele: die Gedanken kommen durch die Antenne, und mit dem Herzen wird gedacht".

Bei so viel „verlorengegangenem" Ideal entsteht Raum für Feindbilder: „Bis die Christen kamen und alles zerstörten, um ihre einzigartige Religion vom Heidentum abzugrenzen. Es war wie eine großangelegte Werbekampagne ­ nur dass sie aus Mord und Kannibalismus bestand. (...) Es gab eine Verschwörung ­ und sie dauert immer noch an! Alle Informationen sind uns regelrecht gestohlen worden, zurückgehalten von männlich dominierten Religionen wie dem Christentum." Abgesehen vom Christentum ist der „Übeltäter" bei Herrn Natale vor allem männlich: Ehe, Beziehung und Familie seien die Erfindungen von Männern; Frauen seien in die Falle gegangen, weil sie an einen der zahlreichen männlichen Mythen glaubten ­ die romantische Liebe.

Der Weg heraus ­ aus allem Unbill ­ sei der Weg zurück: Diffus wird „Natur" idealisiert.

Zuweilen werden die Aussagen des 56jährigen Herrn Natale jedoch ganz konkret und geben deutlich Aufschluß beispielsweise über Vorstellungen von männlicher und weiblicher Rolle. „Viele alte Kulturen erlaubten den Männern die Heirat nicht, bevor sie vierzig waren. Und meistens heirateten sie Frauen, die viel jünger waren.

Denn die älteren Frauen hielten den Laden am Laufen! Sie hatten keine Babies mehr zu versorgen oder hinter irgendwelchen Typen herzuräumen. Sie erfanden die Zukunft! (...) Und dieses Wissen wurde uns gestohlen, verborgen hinter den Mauern des Vatikans."

Ein weiteres TNI-Zauberwort neben „Natur" heißt „Energie" und liegt im Trend der Esoterikszene, die sich seit Jahren neuen „Energiegöttern" verschrieben hat. Energie bildet ein Signalwort in den TNI-Werbeschriften und Seminaren: Gleichgewicht männlicher und weiblicher Energie, In-Kontakt-Kommen mit der Energie, grenzenlose Energie in dir, die Energie des eigenen Krafttieres nutzen lernen etc. Beim Erschließen dieser unbegrenzten Potentiale helfen sogenannte „Energizer" ­ Personen oder Dinge, die die eigene verlorengegangene oder bislang unerschlossene Energie hervorzulocken vermögen sollen.

Öffentlich umstritten war Frank Natale mit TNI u. a. wegen des Einsatzes von Halluzinogenen. Natale: „Sie sind tatsächlich der schnellere Weg für Leute, die mutig genug sind: für Abenteurer der spirituellen Evolution." Teilnehmer solcher „teacher-plants"Seminare teilten bisweilen Herrn Natales Wertschätzung dieser Halluzinogene nicht, insbesondere wenn sie nicht darauf vorbereitet waren, was sie erwartete. Das beschreibt Herr Natale deutlich: „Wenn du den Trank einmal genommen hast, gibt es keine Wahl mehr ­ dein Ego wird dir direkt ins Gesicht geknallt". Offensichtlich wegen massiver Intervention von Betroffenen und polizeilichen Aktivitäten werden in Deutschland inzwischen keine solchen Seminare mehr angeboten.

Das Seminarangebot gliedert sich in drei Teile:

- Spirituelles Curriculum (z. B. „Spirit Lives" 3 « Training je DM 950

2 « Retreat je DM 1 690 plus Unterkunft/Verpflegung je DM 500 ­ 750)

- Psychologisches Curriculum

- Body Curriculum (bislang Amsterdam, ab 1998 in Deutschland) Einmal wöchentlich wird „Trance Tanz" angeboten (Eintritt DM 20); monatlich finden das Vollmondritual und ein Heilritual statt. Teil des Vollmondrituals ist das sogenannte „Soul Hunting", bei dem durch schmerzliche Erlebnisse verlorengegangene Seelenanteile wieder „erjagt" werden sollen, indem man diese Geschehnisse ­ begleitet von schamanischer Trommel und mit verbundenen Augen am Boden liegend ­ erneut durchlebt. Psychische Grenzsituationen, heftiges Weinen, Krampfen, Schreien von Teilnehmern kommen vor; von einer fachlich fundierten Befähigung der Team-Mitarbeiter, solche Grenzsituationen aufzufangen, kann an vielen Abenden nicht ausgegangen werden.

Im Sommer trennte sich der Psychologe Markus Klepper von TNI, ein bedeutender Einschnitt in der Geschichte des Projekts.

In einem Interview, dass er dem Esoterik-Magazin „Sein" gab, werden zwischen den Zeilen Gründe für die Trennung offenbar, die die bekannten Schwachstellen und Fehlentwicklungen von TNI bestätigen: „Wir haben in wesentlichen Bereichen sehr unterschiedliche Vorstellungen unserer Arbeit. Das gilt sowohl für die inhaltliche Ausrichtung und konzeptionelle Umsetzung wie auch für unser Selbstverständnis als Lehrer. (...) Was mich angeht, so habe ich in den fast 20 Jahren meiner Arbeit mit Menschen gelernt, dass sie eine in erster Linie dienende und heilende sein muß. (...) Die Nähe und Wärme zwischen Leitung und Teilnehmern, meine Bereitschaft, mich auch als Führungspersönlichkeit zu hinterfragen und hinterfragen zu lassen, stehen für mich im Vordergrund." Nicht allein Markus Klepper mag diese Haltung bei Frank Natale vermißt haben.

Seminarteilnehmer sprechen bisweilen eine deutlichere Sprache, und die für einen Nicht-Anhänger offensichtliche intensive und weitgehende Guruverehrung insbesondere durch Anhängerinnen bei seinen Auftritten in Berlin ließ auch bereits zugewandte Anhänger den Kopf schütteln.

So beschreibt Frank Natale sein Selbstverständnis offensichtlich recht treffend: „Du mußt ein Abenteurer sein, um diese Arbeit zu machen. Das ist der Spaß daran, das ist der männliche Part, den ich daran wirklich mag."