Planfeststellungsverfahren für die Dresdener Bahn mit S-Bahnhof Kamenzer Damm
Das Abgeordnetenhaus fordert den Senat auf, bei der Deutschen Bahn den Neubau des seit Jahrzehnten geplanten S-Bahnhofs Kamenzer Damm zu bestellen und alles Notwendige zu tun, damit im laufenden Verfahren nicht nur die Fernbahnstrecke der Dresdener Bahn, sondern auch der Neubau des S-Bahnhofs Kamenzer Damm planfestgestellt wird.
Begründung:
Seit 1870 ist geplant, zwischen den Bahnhöfen Marienfelde und Attilastraße einen S-Bahnhof zu bauen, der jedoch immer wieder wegen fehlender Mittel bzw. fehlender politischer Kompetenzen, zurückgestellt werden mußte. Auch als 1984 das Westberliner S-Bahnnetz in die Obhut des Senats kam, war vorgesehen, den S-Bahnhof Kamenzer Damm zu bauen. Bislang wurde jedoch nur der S-Bahnhof Schichauweg eine überdimensionierte Planung für über 20 Mio. DM realisiert.
Für den Neubau der Dresdener Bahn ist das Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden, ohne dass der Bau des S-Bahnhofs Kamenzer Damm berücksichtigt wurde. Würde ein Beschluß ergehen, ohne gleichzeitig auch den Neubau des S-Bahnhofs Kamenzer Damm planfestzustellen, würde die Realisierung dieses S-Bahnhofs abermals in die Zukunft verschoben, weil zusätzliche Finanzmittel für die Verlegung der S-Bahngleise notwendig würden. Vor dem Hintergrund, dass mehrere 100 Mio. DM aufgewendet wurden, um Vorleistungen für zukünftige U-Bahnen zu bauen 390 Mio. DM für die U 5, 50 Mio. DM für die U 3 und 60 Mio. DM für den U-Bahnhof Friedrichstraße der U 5 (geplant) ist nicht einzusehen, warum für den S-Bahnhof Kamenzer Damm keine Vorleistungen getroffen werden sollen.
Denn die oben beschriebenen Vorleistungen im U-Bahnbereich werden und wurden auch immer damit begründet, dass in Zukunft eine Realisierung billiger würde. Dies ist zweifelsohne beim S-Bahnhof Kamenzer Damm der Fall. Für den Ausbau der Fernverkehrsstrecke der Dresdener Bahn müßten nämlich auch die S-Bahngleise neu verlegt werden. Es wäre eine unnötige Geldverschwendung, wenn diese neu verlegten S-Bahngleise bei einem künftigen Bau des S-Bahnhofs wieder verlegt werden müßten.
Darüber hinaus könnten auch Planungskapazitäten eingespart werden.
Die S-Bahnhöfe Marienfelde und Attilastraße liegen mehr als 3 km auseinander, weshalb ein S-Bahnhof Kamenzer Damm eine wichtige Erschließungsfunktion hätte und die Auslastung der Gesamtstrecke verbessern könnte. Das geplante Gewerbezentrum im ehemaligen Gaswerk Mariendorf und die Bewohner/-innen und Gewerbetreibenden von Lankwitz-Ost und Marienfelde-West wären durch diesen S-Bahnhof besser angebunden.
Keinesfalls sollte an einen Luxusbau des Bahnhofs gedacht werden, der mit 10 oder 20 Mio. DM zu Buche schlagen würde.
Privatinvestoren in Brandenburg haben beim S-Bahnhof Friedenstal für 4 Mio. DM ebenso wie das Land Nordrhein-Westfalen beim S-Bahnhof Neuss-Süd für 2,9 Mio. unter Beweis gestellt, daß funktionstüchtige Bahnhöfe mit relativ wenig Finanzmitteln realisiert werden können. Wenn für 60 Mio. als „Vorleistung" so Senator Klemann bei der Neugestaltung der Straße Unter den Linden ein neuer U-Bahnhof finanziert werden kann, dürfte das Finanzargument für die Berücksichtigung des S-Bahnhofs Kamenzer Damm beim Planfeststellungsverfahren für die Dresdener Bahn eigentlich keine Begründung sein.
Die Fehler aus Spandau, wo ein Planfeststellungsbeschluß für die Fernbahn zwischen Spandau und Falkensee ohne die S-Bahn und aus Neukölln, wo der Planfeststellungsbeschluß für den Lückenschluß zwischen Neukölln und Treptower Park ohne den S-Bahnhof Kiefholzstraße ergangen ist, sollten nicht wiederholt werden. Eher sollte der Senat sich an das selten positive Verfahren in Steglitz orientieren, wo im Planfeststellungsbeschluß für die S-Bahn nach Lichterfelde Süd der neue S-Bahnhof Osdorfer Straße nicht nur planfestgestellt, sondern gleichzeitig auch gebaut wurde.