Erfassung von Verkehrsbelastungen

Entsprechend der Antwort des Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage Drs. 20/2342 wird die Verkehrsbelastung in Hamburg mit zwei unterschiedlichen Zielrichtungen erfasst. Zum einem erfolgt die Erfassung von „statischen" Daten, die mit dem Ziel der Verkehrsstatistik, der strategischen Verkehrsentwicklungsplanung und für Verkehrsplanungszwecke genutzt werden. Zum anderen erfolgt eine Erfassung von „dynamischen" Daten im Rahmen des Verkehrsmanagements. Dabei werden nach Aussagen des Senats laufend und dauerhaft Verkehrsmengen oder Verkehrslagen (Verkehrsfluss, gefahrene Geschwindigkeiten) sekunden-, minuten- oder stundenaktuell ermittelt.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Die Antworten beziehen sich in Abgrenzung der Antworten zu Drs. 20/2342 nur auf Daten, die der Verkehrslenkung, Verkehrsinformation oder Verkehrslagedarstellung dienen (dynamische Verkehrsdaten).

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1. Wie wird zurzeit die Verkehrsmenge beziehungsweise Verkehrslage in der Freien und Hansestadt Hamburg ermittelt (bitte Differenzierung nach Bundesautobahn, Hauptverkehrsstraßen, Nebenstraßen)? Autobahnen:

Die Erfassung erfolgt innerhalb von Verkehrsbeeinflussungsanlagen über Messquerschnitte der einzelnen Fahrspuren minutengenau und getrennt nach Kraftfahrzeugen (Kfz) und Lastkraftwagen (Lkw). Hauptverkehrsstraßen und Nebenstraßen:

Die Verkehrslage wird visuell über Verkehrskameras an ausgewählten Punkten im Netz erfasst.

Zusätzlich wird im Hafengebiet an mehreren Stellen auf den Hauptverkehrsstraßen der Haupthafenroute das Verkehrsaufkommen an Knotenpunktzufahrten über Schleifen oder Infrarotdetektoren automatisch erfasst.

2. Wer ist für die Ermittlung der Verkehrsmenge beziehungsweise Verkehrslage zuständig?

Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation ist für die Ermittlung zuständig; hinsichtlich der visuell ermittelten Verkehrslage (Bewertung der Bilder von Verkehrskameras) die Behörde für Inneres und Sport.

3. Wie werden die Standorte (bei stationären Verkehrsdetektoren) für die Ermittlung der Verkehrsmenge beziehungsweise Verkehrslage festgelegt?

Die Festlegung der Standorte für die Messschleifen der Verkehrsbeeinflussungsanlagen erfolgt in räumlicher Zuordnungen zu den Anzeigetafeln der Verkehrsbeeinflussungsanlagen und zusätzlich in staugefährdeten Bereichen.

Die Festlegung der Standorte im Hafengebiet erfolgte anhand der verkehrstechnischen Bedeutung der Straßen.

4. Wo erfolgt die Auswertung der erhobenen Daten?

Die technische Auswertung der Messdaten erfolgt in der Tunnelbetriebszentrale am Hamburger Elbtunnel. Zur Auswertung und Nutzung der Daten durch die Verkehrsleitzentrale siehe Drs. 20/2342.

Die Auswertung der im Hafengebiet zusätzlich automatisch erfassten Daten erfolgt systemintern in den Rechnern des DIVA-Systems (Dynamische Information zum Verkehrs-Aufkommen) der Hamburg Port Authority (HPA).

5. Wer hat Zugriff auf die erfassten Daten?

Auf die Messdaten aus den Verkehrsbeeinflussungsanlagen haben Zugriff:

· Verkehrsleitzentrale der Polizei

· Mitarbeiter in der Tunnelbetriebszentrale des Elbtunnels für verkehrssteuernde Maßnahmen

· Verkehrsplaner des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG)

· Die Daten werden für die Netzbeeinflussungsanlage mit Schleswig-Holstein ausgetauscht, um Umleitungen bei Ereignissen und Störungen im Verkehrsfluss zu schalten

· Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) sowie die Unternehmen INRIX Europe GmbH und DDG Gesellschaft für Verkehrsdaten mbH im Rahmen einer Datenüberlassung.

Auf die zusätzlich automatisch erfassten Daten im Hafengebiet haben die fachlich zuständigen Mitarbeiter der HPA Zugriff.

6. Welche Informationen werden wie lange gespeichert?

Alle Verkehrsdaten aus Verkehrsbeeinflussungsanlagen werden grundsätzlich langfristig (Jahrzehnte) gespeichert.

Die dynamischen Verkehrsdaten der HPA werden nicht gespeichert.

7. Werden die Daten dem Verkehrsteilnehmer zur Verfügung gestellt?

Wenn ja, in welcher Form?

Wenn nein, warum nicht?

Die Daten sind Grundlage für die Beurteilung der aktuellen Verkehrslage. Die so gewonnenen Informationen werden über das Internet unter www.hamburg.de den Verkehrsteilnehmern zur Verfügung gestellt und den Medien zur Verbreitung angeboten.

Aus den Messdaten ermittelte Informationen, wie beispielsweise zulässige Geschwindigkeiten, werden über die Anzeigetafeln der Streckenbeeinflussungsanlage dem Verkehrsteilnehmer übermittelt.

Im Jahr 2011 wurden von der HPA die DIVA-Tafeln im Hafen in Betrieb genommen, die der Verkehrsinformation der Verkehrsteilnehmer dienen.

8. Erfolgt eine verkehrslageabhängige Signalprogrammauswahl an Lichtsignalanlagen?

Wenn ja, wie häufig (Angabe in Prozent und Anzahl)?

Wenn nein, warum nicht?

Auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH) liegen für fast alle Lichtsignalanlagen Zähldaten vor und bilden die Grundlage für den zu steuernden Netzbereich oder Einzelknotenpunkte. Vor diesem Hintergrund werden an allen Lichtsignalanlagen verkehrslageabhängig Signalprogramme zu entsprechenden Tageszeiten geschaltet. Üblicherweise erfolgen circa vier bis fünf Signalprogrammwechsel pro Tag.

In Einzelfällen, in Abhängigkeit von erhobenen Verkehrsbelastungen, können dies auch deutlich mehr sein. Eine statistische Erhebung hierüber liegt nicht vor.

Zusätzlich werden insbesondere bei besonderen Verkehrssituationen durch die Verkehrsleitzentrale der Polizei sogenannte Handschaltungen am zentralen Bedienrechner der Verkehrsleitzentrale vorgenommen.

9. Werden Wirksamkeitsuntersuchungen von Verkehrsbeeinflussungsanlagen und Zuflussregelungen durchgeführt?

Wenn ja, wie häufig?

Wenn nein, warum nicht?

Die zuständige Behörde als Betreiber der Verkehrsbeeinflussungsanlagen wertet aus betrieblicher Sicht die Anlagen und die Akzeptanz der Schaltungen laufend aus und führt, wenn erforderlich, Nachparametrierungen durch. Diese Auswertungen und Erfahrungen fließen auch bei der Neuplanung und dem Bau der Verkehrsbeeinflussungsanlage der A 1 ein.

10. Werden auf Grundlage der in Echtzeit erfassten Verkehrslagedaten Verkehrsprognosen erstellt?

Wenn ja, über welchen Zeithorizont?

Wenn nein, warum nicht?

Im Steuerungsverfahren der Streckenbeeinflussungsanlage A 7/A 23/A 261 ist ein Kurzzeitprognoseverfahren enthalten, das circa fünf Minuten prognostiziert.

Im Übrigen: Nein. Die fachliche Notwendigkeit zur Erstellung von aufwendigen Verkehrslageprognosen aus in Echtzeit erfassten Verkehrslagedaten wird bisher nicht gesehen.

11. Kennt der Senat die zehn häufigsten Stauschwerpunkte?

Wenn ja, welches sind auf Grundlage der ermittelten Verkehrslagen die zehn häufigsten Stauschwerpunkte je Straßenkategorie in Hamburg (bitte jeweils beantworten unter Angabe der dort gefahrenen Geschwindigkeiten (maximal/minimal pro Tag), der durchschnittlichen Verzögerungen an diesen Stellen und der Stunde des höchsten Verkehrsaufkommens)? Grundsätzlich sind Stauschwerpunkte auf den Bundesautobahnen, der Hafenhauptroute und im Hauptverkehrsstraßennetz in den Hauptverkehrszeiten zu beobachten.

Die Stauschwerpunkte wechseln jedoch und sind abhängig von Baustellen, Unfällen, Straßensperrungen aufgrund von Veranstaltungen und so weiter. Die planbaren Einflüsse durch Baustellen und Veranstaltungen werden in die Beurteilung der Verkehrslage durch die Verkehrsleitzentrale ebenso einbezogen wie unvorhergesehene Störungen im Straßennetz. Die Erfassung dynamischer Verkehrsdaten dient der kurzfristigen Verkehrssteuerung und Verkehrsinformation mit dem Ziel der Stauvermeidung.

Durch die Tätigkeiten der Verkehrsleitzentrale und der Tunnelbetriebszentrale sowie permanente Optimierung im Straßennetz und an Lichtsignalanlagen werden Stauschwerpunkte kontinuierlich erkannt und bearbeitet.