Wasserqualität

Die Wasserqualität der Außenalster im Bereich der Hohenfelder Bucht Presseberichten zufolge sollen in der Hohenfelder Bucht ­ östliche Außenalster ­ vermehrt tote Enten an das Ufer gespült worden sein. Grund für die dort zahlreich beobachteten verendeten Vögel sollen sogenannte Toxine sein, die durch chemische Prozesse in der dort befindlichen Schlammschicht entstehen. In einem Schreiben an den dort ansässigen Kanu-Club des Bezirksamtes Hamburg-Nord teilt das Amt ­ auf Anfrage des Clubs ­ mit, dass die dort frei gewordenen Toxine keine Gefahr für Mensch und Tier darstellen und dass die dort gefundenen toten Enten in die Bucht angeschwemmt worden sind und nicht vor Ort ­ aufgrund der Sedimentablagerungen in der Bucht ­ verendet sein können.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat.

Im Juli 2001 trat ­ wie auch Mitte der neunziger Jahre einmal und in den achtziger Jahren mehrfach beobachtet ­ ein Wasservogelsterben in der Außenalster und in einigen Alsterkanälen auf. Betroffen waren in erster Linie Enten. Da das Ereignis in den neunziger Jahren auf Botulismus zurückzuführen war, eine Vergiftung durch von anaeroben Sporenbildern (Clostridium botulinum) gebildete Toxine, lag der Verdacht nahe, dass auch das in diesem Jahr im Alstersystem aufgetretene Entensterben auf Botulinustoxine zurückzuführen sei. Bedingungen, die das Auftreten von Botulismus im Wasser begünstigen, wie die Anwesenheit einer ausreichenden Zahl von Clostridien, hohe Wassertemperaturen, Sauerstoffarmut (zumindest im Sediment) und ein hohen Proteinangebot (z.B. durch Massenentwicklung von Mikroalgen), liegen im Sommer recht häufig vor. Folglich können auch künftig sommerliche Botulismusepidemien unter Wasservögeln nicht ausgeschlossen werden.

Das hochgiftige Botulinustoxin ist ein Gift, das von dem Bakterium Clostridium botulinum gebildet wird.

Der Erreger wächst unter anaeroben Bedingungen, wie sie z. B. unter bestimmten Umständen in verdorbenen Konserven oder auch im Sediment von Gewässern anzutreffen sind. Eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch belastetes Sediment ist nur möglich, wenn dieses oral in entsprechenden Mengen aufgenommen würde. Baden, Schwimmen oder sonstiger dermaler Kontakt mit dem Sediment führt nicht zur Erkrankung von Menschen.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen unter Einbeziehung von Auskünften der Hamburger Stadtentwässerung (HSE) wie folgt.

1. Auch nach einem Schreiben des Bezirksamtes Hamburg-Nord vom 10. August 2001 an den Hamburger Kanu-Club an der Hohenfelder Bucht sind ­ nach Aussagen des Clubs - immer wieder zahlreiche tote Enten in der Hohenfelder Bucht beobachtet worden. Nach Aussagen des Bezirksamtes Hamburg-Nord werden diese durch die in der Außenalster befindliche Strömung dort bereits tot angeschwemmt. Wie erklärt der Senat diese derzeitige Anhäufung verendeter Vögel in der Hohenfelder Bucht?

Den zuständigen Behörden liegen keine konkreten Angaben über die Anzahl der in der Hohenfelder Bucht angetriebenen Wasservögel vor. Eine Untersuchung der dortigen Sedimente ergab keinen Anhalt für Botulismus (siehe auch Antwort zu 3.). Andere Ursachen können Tötungen durch Hunde oder Menschen und Vergiftungen durch Füttern und Überfüttern sein.

2. Nach Aussagen des Bezirksamtes Hamburg-Nord sind die Bakterien, die das Toxin verursachen, weder für Menschen noch für Tiere gefährlich. Allenfalls können diese Bakterien für Lebensmittelvergiftungen verantwortlich sein. Dennoch wird die Baubehörde ­ so das Bezirksamt ­ die Hohenfelder Bucht ausbaggern lassen.

a) Wenn eine Gefahr in der Hohenfelder Bucht durch den Sedimentabbau der Bakterien nicht besteht, warum wird dann die Baubehörde den dort angetriebenen Schlamm ausbaggern lassen und

b) wann wird mit den Arbeiten dort begonnen?

Durch zwischenzeitlich durchgeführte Messungen wurde festgestellt, dass von den Sedimenten keine Gefahr ausgeht, so dass keine Baggerarbeiten erforderlich sind.

3. In einem Schreiben des Bezirksamts Hamburg-Nord soll nunmehr auch die Überprüfung der Wasserqualität in der Hohenfelder Bucht durch die Umweltbehörde stattfinden. Wenn dem Bezirksamt Hamburg-Nord die Existenz der Toxine dort bekannt ist, warum wird das Amt erst im August bzw. September die Überprüfung der Wasserqualität dort einleiten, und zu welchen Ergebnissen hat die Wasseranalyse der Umweltbehörde vor Ort geführt?

Am 19. Juli 2001 wurden von der zuständigen Behörde an zwei Stellen der Hohenfelder Bucht (Süd und Nord) Sedimentproben (Schlamm) für die Untersuchung auf Clostridium-botulinum-Toxin entnommen. Bei den Untersuchungen durch das Hygiene-Institut Hamburg (Abteilung Bakteriologie und Virologie) wurde im Tierversuch Clostridium-botulinum-Toxin nicht nachgewiesen.

Im Rahmen der regelmäßig in den Sommermonaten von der zuständigen Behörde durchgeführten bakteriologischen Untersuchungen der Außenalster wurden am 7. August 2001 weitere Untersuchungen in der Hohenfelder Bucht vorgenommen. Die Untersuchungen erbrachten folgende Befunde:

Der zwingende Badegewässer-Grenzwert für Salmonellen (0 in 1 l) wurde nicht eingehalten. Dies und die Überschreitung der Richtwerte (um ein Mehrfaches) für Gesamtcoliformenzahl, Fäkalcoli-Zahl und Fäkalstreptokokkenzahl lassen eine Beeinträchtigung der Gewässerbeschaffenheit durch Fäkalverunreinigungen erkennen.

4. Nach Aussagen des Bezirksamts Hamburg-Nord kann die Wasserqualität ­ bedingt durch Sielüberläufe nach Regengüssen ­ durch Fäkalien nicht unerheblich beeinträchtigt werden.

Welche Siele sind im Bereich der Außenalster und zwischen der Außenalster und der nördlichen Landesgrenze die Verursacher für die Einleitung von Fäkalien, und was wird der Senat unternehmen, um zukünftig solche Einleitungen zu unterbinden?

5. Das Bezirksamt Hamburg-Nord teilt mit, dass durch die in der Außenalster bedingte Strömung es in der Hohenfelder Bucht zu Ablagerungen kommt.

a) Kann der Senat ausschließen, dass nicht auch eingeleitete Fäkalien durch Sielüberläufe vermehrt in der Hohenfelder Bucht angeschwemmt werden und für eine derart verminderte Wasserqualität in der Bucht verantwortlich sind

b) und nicht auch weitere gefährliche Einleitungen sich ströumungsbedingt in der Bucht konzentrieren?

Im Einzugsgebiet der Alster oberhalb der Hohenfelder Bucht befinden sich 22 Mischwasserüberläufe, über die bei außergewöhnlich starken Regenereignissen Mischwasser direkt in die Alster eingeleitet wird, um ein Überfluten von Kellern und Straßen zu verhindern.

Seit 1982 wird von HSE das von Senat und Bürgerschaft beschlossene Konzept zur Entlastung der Alster und Nebengewässer von Überläufen aus dem Mischwassersielnetz (Drucksache 9/4319) umgesetzt. Als Teil der darin enthaltenen Maßnahmen war die Schaffung von Stauvolumen zur Rückhaltung von Schadstoffeinträgen in die Alster vorgesehen. Mit dem derzeit im Bau befindlichen Transportsiel Alsterdorf wird das bisher zusätzlich geschaffene Stauvolumen von 132000 m3 um weitere 18000 m3 vergrößert.

Damit wird nicht nur die Gesamtfracht aller Schadstoffe in erheblichem Umfang im Netz zurückgehalten, sondern es werden auch die Anforderungen an die Rückhaltung organischer sauerstoffzehrender Gewässerbelastungen sicher eingehalten.