Die Äsche hat auch ein Problem mit der Wassererwärmung weil sie ein Kaltwasserfisch ist

Landwirtschaft und Verbraucherschutz mr-hoe

4. Sitzung (öffentlich) sauber sind, sondern in den größeren Bächen oder kleinen Flüssen, die alle überdüngt sind. Es gibt auch sehr viele Feinsedimenteinträge, die das Kieslückensystem gefährden.

Die Äsche hat auch ein Problem mit der Wassererwärmung, weil sie ein Kaltwasserfisch ist. Aber zum Beispiel durch fehlende Gehölze oder durch Kühlwassereinleitung sind unsere Gewässer oft zu warm.

Auf all das kommt der Kormoran noch drauf. Dass der Kormoran Äschen frisst, ist sicherlich nicht gut für die Äsche, ist jedoch nicht der Hauptgrund dafür, dass die Äsche Probleme hat. Statt hier einzugreifen, würde ich lieber die komplizierten Wege gehen: genauer herausfinden, was der Äsche fehlt, dann diese Sachen reparieren und danach erst mal schauen, ob es nicht auch mit den Kormoranen geht. Denn in der Natur ist es meist so, dass diese Systeme seit Langem aufeinander abgestimmt sind und stets funktioniert haben, ohne dass der Mensch die eine Art bekämpfte oder reduzierte. Ich denke, das funktioniert in den meisten Fällen auch heute noch.

Prof. Dr.-Ing. Franz Josef Lohmar (Fischschutz contra Kormoran e. V.): Ich möchte zur Äsche Stellung nehmen und den Aussagen von Frau Dr. Bunzel-Drüke deutlich widersprechen. Europaweit ist nachgewiesen ­ in Thüringen gibt es ein Gutachten darüber, und unsere lokalen Beobachtungen zeigen es ganz eindeutig ­, dass die Ursache der Probleme bei der Äsche zu 95 % allein beim Kormoran liegen.

Man sieht es ganz deutlich daran ­ bitte lesen Sie unseren Bericht zur Sülz! ­, dass die Anwendung der Kormoran-Verordnung durch letale Vergrämung Erfolgt hatte, leider nicht durchgreifend, weil die Winter zu lang waren; da gab es keine Schusszeit mehr.

Die Beobachtungen waren aber ganz eindeutig. Es gibt Gewässerstrecken durch Ortslagen, die ganz intensiv durch nichtletale Vergrämung geschützt wurden, zum Beispiel an der Ruhr in Meschede, zufällig von der Universität Duisburg-Essen wissenschaftlich begleitet ­ nicht wegen des Kormorans ­, wie es dem dortigen Gewässerabschnitt geht. Dem geht es hervorragend. Die Zusammenhänge sind auch in Nordrhein-Westfalen an diesen beiden Beispielen, die absolut repräsentativ sind, klar belegt.

Norwich Rüße (GRÜNE): Ich bedanke mich erst einmal bei allen für die Stellungnahmen. Ich muss allerdings zugeben, mir geht es dabei ein bisschen wie Faust ­ Goethe ­, weil die Meinungen so auseinandergehen, dass es sehr schwer ist, das zu gewichten. Ich hätte zum einen mehrere Nachfragen an Herrn Dr. Harengerd. Sie sagen, Sie warten auf den Kormoranmanagementplan und halten den Abschuss ­ ich zitiere ­ für ineffektiv und kontraproduktiv. ­ Ich bitte Sie, das weiter auszuführen und deutlicher zu machen.

Herr Prof. Dr. Lohmar, Sie machen sich stark für eine neue Verordnung und haben dies auch entsprechend dargestellt. Mich hat gewundert, dass Sie als Beleg dafür eine Pressemitteilung der Biologischen Station Oberberg zitieren, weil man diese Pressemitteilungen im ersten Teil so werten kann, wie Sie das tun. Wenn man sie zu

Landwirtschaft und Verbraucherschutz mr-hoe

4. Sitzung (öffentlich) Ende liest, kann man sie aber auch genau entgegengesetzt werten. Darin steht ganz deutlich: Ein effektiver und nachhaltiger Schutz der dort lebenden Fischfauna ist durch Vergrämungsmaßnahmen nicht möglich.

Von daher wüsste ich gerne, wie Sie dazu stehen, ob nicht in der Tat ein Kormoranmanagementplan auf Europaebene nötig wäre und ob eine neue Verordnung Sinn machen kann.

Ich komme zu Herrn Kühlmann. Sie haben ­ dafür danke ich Ihnen ­ die verschiedenen Möglichkeiten dargestellt, den Kormoran zu vertreiben, zu vergrämen und sind auch auf die nichtletale Methode eingegangen. Ich wüsste gerne, wie Sie die Lasermethode grundsätzlich einschätzen, inwieweit das aus Ihrer Sicht zum Beispiel eine vorübergehende Kompromisslösung sein könnte, bis man zu einem europaweiten Managementplan kommt.

Dr. Michael Harengerd (BUND, Landesverband Nordrhein-Westfalen): Zum Abschluss empfehle ich die Lektüre dieser EU-Studien. Dort ist zum Beispiel auch für Bayern dargestellt worden, dass die ganzen Abschüsse nicht viel gebracht haben.

Das sieht man sehr schön, wenn man das einmal auf die Jagd überträgt, dass zum Beispiel die Abschüsse von Füchsen auch nichts bringen, weil in dem Moment, wo irgendwo ein Fuchs fehlt, physikalisch ausgedrückt, eine Art Vakuum entsteht, und blitzschnell ist der nächste da.

Interessant ist in diesem Zusammenhang ­ deshalb komme ich darauf zurück ­ die Stellungnahme der Biologischen Station Oberberg zu heute. Darin steht der feinsinnige Satz: Vor der Entscheidung über den weiteren Abschuss von Kormoranen sollte die Frage geklärt werden, inwieweit der Abschuss ein nachhaltiges Mittel darstellt, ...

Das ist eine nicht gerade vorsichtige Distanzierung von dem, was Herr Prof. Lohmar veranstaltet hat. Herr Prof. Lohmar sollte vielleicht dann auch mal den Aufwand schildern, den seine massiven Abschussfördermaßnahmen verursacht haben.

Ein Kormoranmanagementplan ist aufgrund eines Antrags der FDP-Fraktion im Europaparlament schon seit geraumer Zeit in Vorbereitung. Das war mein Grund zu sagen: Wartet doch erst mal ab! Ihr seid schon zweimal vor den Verwaltungsgerichten vor die Wand gelaufen ­ jedenfalls, was den Abschuss in Schutzgebieten angeht.

Deswegen macht jetzt keinen Schnellschuss!

Prof. Dr.-Ing. Franz Josef Lohmar (Fischschutz contra Kormoran e. V.): Ich bedanke mich für die Frage und nehme sehr gerne Stellung dazu. Die Beobachtungen im oberbergischen Bereich habe ich als Nachweis der Kausalität zitiert. Ich habe auch gelesen, dass die sich gegen ein Abschießen aussprechen, aber sie haben auch keine Lösung. Ich darf zitieren:

Landwirtschaft und Verbraucherschutz mr-hoe

4. Sitzung (öffentlich) Ein effektiver und nachhaltiger Schutz der dort lebenden Fischfauna ist durch Vergrämungsmaßnahmen nicht möglich. Jetzt habe ich doch die verkehrte Ecke erwischt. ­ Eine Fischhege ist nicht möglich, schreiben diese Herrschaften.

Sie haben weiterhin gefragt, ob denn das Abschießen nach unserer Einschätzung das Mittel der Wahl ist. Ganz eindeutig: Nein. Ganz eindeutig ist das Mittel der Wahl ein europaweites Management, gerade weil wir es mit Zugvögeln zu tun haben, weil wir im Winter gerade an sensiblen Gewässern große Probleme haben. Das europaweite Management ist das Mittel der Wahl; es ist aber nicht in Sicht. Ich habe Frau Ministerin Höhn 1997 angeschrieben ­ ich persönlich, den Verein gab es noch nicht ­ und insbesondere auf die Probleme der Äsche hingewiesen. Seitdem sehen wir, dass eine effektive Vergrämungsmaßnahme, ein effektiver Fischschutz ­ bei dramatischen Verlusten von Fischen, nicht nur der Äsche; ich will nicht weiter darauf eingehen, bei Interesse könnte ich gerne darüber Auskunft geben ­ nur durch Abschuss möglich ist. Zugegeben, das geht nur durch nachhaltiges Verjagen. Eine gelegentliche Bejagung hilft gar nicht.

Zum Aufwand kann ich sagen, dass wir auf 6 km etwa in zwei- bis dreitägigen Zeitabschnitten patrouillieren mussten; das reichte. Das Verhältnis von geschossenen Vögeln zu offensichtlich ferngebliebenen, wenn man sich das Umland ansah, war ganz erheblich. Eine Anmerkung zum Knallen in Naturschutzgebieten: In der Jagd ist allgemein bekannt, der Knalleffekt ist es überhaupt nicht, das ist klar belegt. Für den Vergrämungseffekt durch das Abschießen muss nachhaltig Jagddruck ausgeübt werden. Patrouillen alle wenige Tage, das bringt dieses. Die Tiere lernen. Sie haben ­ ich komme fachlich aus diesem Bereich ­ eine geografische Information. Sie unterhalten sich und sagen: Diesen Bereich bitte nicht betreten!

So kann ein gewisser Schutz erzielt werden, damit aber auch eine Nischenbildung, weil allgemein die Fluchtdistanz ­ das können wir für unsere Aktionen ganz klar belegen ­ vor den Menschen zunimmt. Dort, wo Besiedelung ist, wo Spazierwege entlang führen, wird als Nebeneffekt auch ein gewisser Schutz erzielt. Wir können Nischen bilden ­ mehr nicht, gar keine Frage. Aber es ist die einzige effektive Maßnahme, die wir jetzt ergreifen können, und die Zeit drängt.

Markus Kühlmann (RWG Ruhr-Wasserwirtschafts-Gesellschaft Ich antworte auf die Frage nach dem Sinn nichtletaler Vergrämung. An der Möhnetalsperre haben wir seit gut fünf Jahren Erfahrungen damit. Für diesen Bereich, der ein FFHGebiet und ein EU-Vogelschutzgebiet ist und eine große Naturschutzfläche hat, ist es eine örtliche Lösung. Ansonsten halte ich die nichtletale Vergrämung nur für eine Problemverschiebung. An der Möhnetalsperre war es möglich. Teilweise hatten wir bis zu 1.900 Kormorane da, und es waren sehr massive Schädigungen des Fischbestands nachweisbar. Mit der Vergrämung über den Laser war es möglich, die Kormoranschäden zu minimieren, also die Menge an Kormoranen zu reduzieren. Es treten Gewöhnungseffekte ein, die Kormorane ziehen weiter und fressen woanders.