Die deutsche Zementindustrie hat diese Möglichkeiten frühzeitig erkannt

Bedeutung alternativer Einsatzstoffe für eine ressourcenschonende Zementproduktion Stellungnahme zu einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landtags Nordrhein-Westfalen am 14. Dezember 2011

Die Herstellung von Zement ist energie- und rohstoffintensiv. Eine Möglichkeit, den Verbrauch primärer Ressourcen nachhaltig zu mindern, besteht in der Verwertung geeigneter alternativer Materialien.

Die deutsche Zementindustrie hat diese Möglichkeiten frühzeitig erkannt. Insbesondere bei dem Einsatz geeigneter alternativer Brennstoffe sind die deutschen Zementhersteller weltweit führend. In Deutschland sind im Jahr 2010 mehr als 60 % der benötigten Brennstoffenergie durch Ersatzbrennstoffe substituiert worden. Das entspricht dem Energieäquivalent von mehr als 2 Millionen Tonnen Steinkohle. Auch die in Nordrhein-Westfalen ansässigen Zementunternehmen leisten durch die industrielle Mitverbrennung geeigneter Abfallbrennstoffe einen wesentlichen Beitrag zur Schonung natürlicher Ressourcen.

Zementwerke, in denen Abfälle mitverbrannt werden, unterliegen den Vorgaben der Abfallverbrennungsverordnung (17. Gerade für die im Antrag von SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN als besonders kritisch aufgeführten Parameter (Schwermetalle, Dioxine) gelten für die Zementwerke, die Abfälle mitverbrennen, die gleichen strengen Grenzwerte wie für originäre Müllverbrennungsanlagen.

Darüber hinaus wurden insbesondere während der Amtszeit von Bärbel Höhn als nordrheinwestfälische Umweltministerin zusätzliche Qualitätskriterien für die einzusetzenden Ersatzbrennstoffe im Dialog zwischen Umweltbehörden und Industrie festgelegt. Durch die bundes-immissionsschutzrechtlichen Regelungen sowie die in Nordrhein-Westfalen getroffenen Vereinbarungen ist in jedem Fall sichergestellt, dass die industrielle Mitverbrennung geeigneter Abfälle in den Drehrohröfen der Zementindustrie keinesfalls zu einer schädlichen Mehrbelastung der Umwelt führt.

Nicht zuletzt aufgrund der in Deutschland und anderen Ländern gemachten positiven Erfahrungen ist die industrielle Nutzung geeigneter Ersatzbrennstoffe bei der Zementherstellung auf europäischer Ebene mittlerweile als Stand der Technik anerkannt. In dem aktuellen Dokument zur Festlegung des Standes der Technik in der Zementindustrie (BAT Referenzdokument, Mai 2010) ist die industrielle Nutzung von Abfällen in der Zementindustrie ausdrücklich als Stand der Technik erwähnt.

Die zum Einsatz kommenden Ersatzbrennstoffe werden je nach Herkunft sorgfältig überwacht und im Bedarfsfall auch vorbehandelt. Unabhängig davon bietet der 15/1147

A17, A18 stellungsprozess grundsätzlich sehr gute Eigenschaften zur sicheren Verwertung verschiedenster Einsatzmaterialien. Insbesondere die in den Drehrohröfen vorherrschenden hohen Temperaturen (bis zu 2000 °C) sowie die langen Gas-Verweilzeiten bei diesen hohen Temperaturen gewährleisten eine vollständige Zerstörung organischer Schadstoffe (Dioxine). Zahlreiche ökobilanzielle Betrachtungen belegen mittlerweile die Vorteile einer Nutzung von Ersatzbrennstoffen im Zementherstellungsprozess. Aufgrund ihrer von der Kohle abweichenden Zusammensetzung tragen viele alternative Brennstoffe zudem deutlich zur Minderung fossiler CO2-Emissionen bei. Aus den Umweltdaten des Vereins Deutscher Zementwerk e.V. für das Jahr 2010 kann abgeleitet werden, dass pro Tonne in der Zementindustrie eingesetztem Ersatzbrennstoff im Vergleich zur ausschließlichen Nutzung fossiler Brennstoffe etwa 0,74 t an CO2 vermieden werden.

Weiterhin ist anzumerken, dass der Zementherstellungsprozess eine hohe energetische und stoffliche Effizienz aufweist. Der spezifische energetische Wirkungsgrad beträgt mehr als 80 %. Parallel werden mehr als 99 % der insgesamt eingesetzten Materialien (Roh- und Brennstoffe) abschließend stofflich genutzt. Auch die Aschen und anorganischen Bestandteile der Ersatzbrennstoffe werden Teil des Produktes. Es findet somit stets eine gleichzeitige energetische und stoffliche Nutzung der Einsatzstoffe statt.

Zement ist ein Produkt, das die Erfüllung wesentlicher Bedürfnisse einer entwickelten Gesellschaft - wie zum Beispiel sicherer und komfortabler Wohnraum oder eine moderne und zuverlässige Infrastruktur - gewährleistet. Um diese Ansprüche erfüllen zu können, müssen die Zemente vorgegebene technische Kriterien (z.B. Dauerhaftigkeit, Umweltverträglichkeit) sicher einhalten. Auch diese Aspekte werden bei der Auswahl geeigneter Ersatzbrennstoffe berücksichtigt.

Die industrielle Nutzung von Ersatzbrennstoffen in der deutschen Zementindustrie leistet einen wichtigen Beitrag zur Schonung natürlicher Ressourcen. Natürliche Roh- und Brennstoffe werden unmittelbar substituiert. Die alternativen Brennstoffe werden in den deutschen Zementwerken in jedem Fall umweltverträglich und schadlos verwertet.

Von einem Öko-Dumping, so wie dies in dem Antrag der Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN erwähnt wird, kann somit im Falle der beschriebenen Nutzung von Ersatzbrennstoffen in der deutschen Zementindustrie keine Rede sein. Auch der in dem Antrag gegebene Hinweis, der die industrielle Mitverbrennung in den Zusammenhang mit einem System des Preis-Dumpings auf Kosten von Mensch und Umwelt stellt, ist nicht nachzuvollziehen.

Von daher ist eine weitere Verschärfung der 17. über die ohnehin derzeit vom Bundesumweltministerium (BMU) vorgesehenen Änderungen aus Sicht der Zementindustrie nicht erforderlich. Für weitere Fragen oder Erläuterungen stehen die nordrhein-westfälischen Zementhersteller gerne zur Verfügung.