Tageseinrichtungen

Dort erfahren sie Anerkennung. Die Schüler beschäftigen sich mit Fragen einer verantwortlichen Lebensführung und des geordneten Zusammenlebens mit Anderen.

Geschichte/ Sozialkunde/ Erdkunde:

Geschlechterrollen

Gegenwartsbezogene Gesellschaftsanalyse

Frauenbilder - Männerbilder: Vorstellungen, Erwartungen, Muster, Klischees, Trends

Rollenvergleich von Mann und Frau in ausgewählten Perspektiven, z. B. in der Familie, im Beruf, in Politik, Kultur und Erziehung

Kontinuität und Wandel vorindustrielle Gesellschaft: Frauenund Männerrollen;

In 1.3.2 werden die Themen Eine Welt, Interkulturelles Verstehen und Handeln, Menschenwürde/-rechte erneut thematisiert, in 1.3.5 die gewünschte Sozialkompetenz erläutert.

Im fächerübergreifenden Vorspann der Jahrgangsstufe 6 wird ausdrücklich der Umgang Jungen-Mädchen thematisiert.

Bei den fächerverknüpfenden und fächerübergreifenden Unterrichtsvorhaben wird vorgeschlagen Andere Länder, andere Sitten: Feste, Brauchtum Lebensgewohnheiten.

In Jahrgangsstufe 8 steht an entsprechender Stelle des Jahrgangsstufenvorspanns der deutliche Hinweis Entwicklungsunterschiede, insbesondere zwischen Mädchen und Jungen, werden sichtbar hinsichtlich Selbstständigkeit, körperlicher Entwicklung sowie emotionaler und sozialer Reife. Dort heißt es aber auch Fähigkeit zur Konfliktlösung fördern: Bereitschaft wecken, sich in andere hineinzuversetzen. Jahrgangsstufe 10 enthält an analoger Stelle die Themenvorschläge Migration ­ Mobilität ­ sich zwischen Kulturen bewegen, Menschenwürde und Menschenrechte, Geschlechterrollen, Starke Frauen, das schwache Geschlecht.

Es wird aber auch in einzelnen Fächern ganz konkret angesprochen, z. B. im Fachprofil Physik: Eine der wichtigsten Aufgaben des Physikunterrichts ist es, die Freude an Naturphänomenen und die Neugier auf deren Erklärungen aufzugreifen und in ein dauerhaftes Interesse an naturwissenschaftlichen Fragestellungen weiterzuentwickeln. Dabei sollen verschiedene persönliche, aber auch geschlechtsspezifische Interessensbereiche berücksichtigt werden.

Im Fach Evangelische Religionslehre findet sich im Lernziel 10.3 Glück und gelingendes Leben der folgende Lerninhalt: Glücksvorstellungen wie z. B. vollkommene Gesundheit, Jugendlichkeit, Fitness, Erfolg, schrankenlose Freiheit; Vorbilder und Idole; eventuell geschlechtsspezifische Aspekte Berufliche Schulen

Die Ziele des Art. 2 werden in allen beruflichen Schulen integrativ vermittelt.

Förderschulen Bezüglich der Lehrpläne für die Förderschwerpunkte Sehen, Hören, Sprache, körperliche und motorische Entwicklung sowie emotionale und soziale Entwicklung wird auf die Aussagen im Grund- und Hauptschulbereich verwiesen, da in den o.g. Förderschulformen mit dem adaptierten Lehrplan für die bayerische Grundschule bzw. mit dem adaptierten Lehrplan für die bayerische Hauptschule gearbeitet wird.

Für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gilt:

Um besondere Beachtung der Grundlagen und Leitlinien, v.a. Ziffern 2.1 Personale Identität und 2.2 Soziale Integration wird gebeten. Lehrkräfte gestalten die pädagogische Beziehung so, dass Kinder und Jugendliche sich in ihrer Person als wertvoll und eigenständig empfinden können.

Soziale Integration wird verwirklicht durch Kommunikation und Kooperation mit anderen durch die Möglichkeit der Teilhabe an gesellschaftlichen Vollzügen.

Der Aufbau des Lehrplans erfolgt nach Lernbereichen. Der Lernbereich 3 Persönlichkeit und soziale Beziehungen sieht dabei u.a. vor.

Ich als Mädchen ­ Ich als Junge

Abwehr von sexueller Gewalt

Zärtlichkeit, Liebe und partnerschaftliche Beziehung

Gelebte Sexualität und Verantwortung Seite 80 Bayerischer Landtag 15. Wahlperiode Drucksache 15/3599

Die Lernprozesse werden so gestaltet, dass die Schülerinnen und Schüler darin selbstbestimmtes sowie partnerbezogenes Handeln zeigen können.

Für den Förderschwerpunkt Lernen gilt:

Gerade im Fach Erziehungskunde wird das Rollenverständnis von Frau und Mann explizit aufgegriffen.

Realschulen Gleichberechtigung von Frau und Mann als Grundprinzip

Es eine Selbstverständlichkeit, dass der Lehrplan grundsätzlich für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler gleichermaßen konzipiert ist und dass er die Gleichberechtigung von Frau und Mann sowohl als fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgabe als auch als Lernziel in geeigneten Unterrichtsfächern thematisiert (Lehrplanebene 2, Fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgabe Menschenrechtserziehung, Lehrplan S. 36). Ansatzpunkte für reflexive Koedukation

Eine Forderung des Gender Mainstreaming ist es, in den Lehrplänen und im schulischen Alltag Ansatzpunkte der reflexiven Koedukation zu verankern.4.4 explizit vor, dass ein Lernmittel nur dann für den Gebrauch an Schulen zugelassen werden kann, wenn u.a. dem Grundsatz der Gleichberechtigung entsprochen wurde, vgl. Antwort zu Frage 2.2 f.

c) An wie vielen und welchen Schulen wird in Bayern koedukativ und nicht koedukativ gelehrt?

Nachdem in den 70er Jahren die Koedukation in den alten Ländern der Bundesrepublik Deutschland und somit auch in Bayern eingeführt wurde, gibt es Mädchen- und Bubenschulen heute nur noch in privater, vor allem kirchlicher Trägerschaft. Derzeit existieren in Bayern 246 Mädchen- und 56 Bubenschulen, vgl. Übersicht von Mädchen- und Bubenschulen (Anlage Teil 1 Nr. 22).

d) An wie vielen und welchen koedukativen Schulen in Bayern gibt es auch nicht-koedukativen Fachunterricht?

Die Schulen in Bayern entscheiden in Eigenverantwortung, ob sie in einem konkreten Einzelfall Fachunterricht koedukativ oder nicht-koedukativ erteilen möchten. Hierzu liegen der Staatsregierung keine detaillierten Angaben vor. Einzelbeispiele sind bekannt: nicht-koedukativer Unterricht in den Naturwissenschaften, z. B. am München oder am Städtischen St. Anna Gymnasium in München. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage IV 2.2 e verwiesen.

e) Wie wirkt die Staatsregierung auf eine Umsetzung der reflexiven Koedukation an vorschulischen Einrichtungen und an Schulen in Bayern hin?

Vorschulische Einrichtungen

Der Bildungs- und Erziehungsplan macht die Voraussetzungen für die Entwicklung einer geschlechtsbewussten Grundhaltung und für ihre pädagogische Umsetzung deutlich. Notwendig sind Fachwissen über entwicklungspsychologische Konzepte zur Geschlechtsidentität, das Konzept der sozialkognitiven Geschlechterentwicklung und das Geschlecht als soziale Kategorie. Hinzu kommen die Erkenntnisse der Biologie und der Hirnforschung, die insbesondere für Lernprozesse bedeutsam sein können.

Wichtig sind daneben Selbstreflexion und kollegiale Fachgespräche. Eine Auseinandersetzung mit der Geschlechtsthematik bei den Kindern bedeutet immer auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst, z. B. die Auseinandersetzung mit dem eigenen Berufsbild, das Hinterfragen geschlechtsbezogener Normen und Werte und die Reflexion der Bedeutung des erwachsenen Vorbildes in der Kindertageseinrichtung. In der Diskussion um geschlechtergerechte Pädagogik wird immer wieder die Wichtigkeit von männlichen Pädagogen für Jungen und Mädchen betont. Die Forderung nach mehr Männern in den Kindertageseinrichtungen muss realistischerweise als Fernziel gesehen werden.

Zu einer reflexiven Koedukation gehört daneben eine Elternarbeit, die langfristig angelegt ist und die Situation von Müttern und Vätern berücksichtigt. Mütter und Väter von Töchtern bzw. Söhnen, allein erziehende Eltern sowie Eltern aus anderen Kulturkreisen haben ein unterschiedliches Verständnis der Geschlechterverhältnisse und dementsprechend andere Erziehungsvorstellungen.

Der Bildungs- und Erziehungsplan ist im neuen Lehrplan für die Fachakademien für Sozialpädagogik berücksichtigt. Seine Themen werden darüber hinaus in den Fortbildungsangeboten für Erzieherinnen aufgegriffen.

Schulen Ende der 80er Jahre begann sich eine Diskussion über unerwünschte Nebenwirkungen der Koedukation zu entwickeln, da einige Untersuchungen zeigten, dass ein überproportional hoher Anteil der Studentinnen naturwissenschaftlicher Fächer aus Mädchenschulen kam. Aufgrund der Annahme, koedukative Schulen würden naturwissenschaftlich-technische Interessen von Mädchen nicht ausreichend fördern, wurden seither immer wieder Forderungen begründet, Mädchen und Buben sollten ­ zumindest zeitweise ­ getrennt unterrichtet werden.

Gegen diese Forderungen lassen sich gewichtige pädagogische Einwände vorbringen. Zu Recht ist auf die Gefahr hingewiesen worden, dass die Einführung getrennter Buben- und Mädchenkurse in bestimmten Fächern die Entstehung geschlechtsbezogener Rollenklischees sogar noch befördern kann. Vor allem aber darf nicht vergessen werden, dass Koedukation Schülerinnen und Schülern soziale Erfahrungen ermöglicht, die für ihren späteren Werdegang äußerst nützlich sind. Separate Mädchenkurse mögen als zeitweise Ergänzung zum koedukativen Unterricht von Fall zu Fall durchaus sinnvoll sein, doch ginge eine Schwarz-Weiß-Diskussion nach dem Motto Trennen oder nicht trennen? nach Überzeugung der Staatsregierung an den pädagogischen Notwendigkeiten letztlich vorbei. Entscheidend ist vielmehr, dass Koedukation bewusst gestaltet wird.

Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus befasst sich in Zusammenarbeit mit dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) sowie mit allen am schulischen Bildungs- und Erziehungsprozess Beteiligten schon geraume Zeit sehr intensiv mit Fragen und Methoden einer geschlechtersensiblen Erziehung. Die 1996 vom ISB erarbeitete und herausgegebene Handreichung Typisch Junge? Typisch Mädchen? ­ Jungen und Mädchen in Schule und Unterricht, die sich an Lehrkräfte aller Schularten wendet, beschreibt ausführlich inhaltliche und methodische Ansatzpunkte für die Gestaltung guten Unterrichts im Sinne einer reflektierten Koedukation.

Die Auseinandersetzung mit solchen geschlechtsspezifischen Aspekten des Unterrichtens und Erziehens ist sowohl in der Lehramtsprüfungsordnung I (LPO I) als auch in der Zulassungs- und Ausbildungsordnung für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt an Hauptschulen (ZALGH) verankert. Auch der Lehrplan der Fachakademien für Sozialpädagogik zur Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sieht solche Inhalte vor.

In der Lehrerfortbildung wird grundsätzlich darauf geachtet, dass die notwendige Adressatenbezogenheit des Lehrangebots auch die Sensibilität im Umgang mit geschlechtsspezifischen Besonderheiten einschließt. Das betrifft die Lehrgangsteilnehmerinnen und Lehrgangsteilnehmer selbst sowie die Schülerinnen und Schüler als die eigentliche Zielgruppe der Lehrerfortbildung. In der Konzeption und Durchführung von naturwissenschaftlichen Fortbildungskursen hat man daher seit langem auch die besonderen Bedürfnisse von Mädchen im Auge.