Projekt Stabil + Wohnclearing im Regionalverband Saarbrücken

Vorbemerkung der Fragestellerin: „Im Regionalverband Saarbrücken gibt es seit anderthalb Jahren o.g. Projekt, welches dazu dient, Obdachlosigkeit junger Menschen (Jugendliche ab 16 Jahre und junge Erwachsene bis 22 Jahre) zu verhindern oder zu beenden und gleichzeitig mit Hilfe sozialpädagogischer Betreuung berufliche und persönliche Perspektiven junger Menschen zu entwickeln. Beispielhaft sei hier das Projekt des SOS-Kinderdorf e.V. in der Seilerstraße in Saarbrücken benannt.

Zugang zu diesem Projekt haben nur junge Obdachlose, die sich mindestens 3 Monate im Regionalverband tatsächlich aufhalten. Von Obdachlosigkeit betroffene Jugendliche anderer Landkreise haben durch diese 3-Monats-Frist keinen Zutritt."

Vorbemerkung der Landesregierung:

Bei dem Projekt Stabil Wohnclearing im Regionalverband Saarbrücken handelt es sich um ein SGB II/ SGB VIII-Schnittstellenprojekt, das seit April 2008 in Trägerschaft des SOS-Ausbildungs- und Beschäftigungszentrums (AuB) Saarbrücken durchgeführt wird.

Die Zielgruppe besteht aus jugendlichen Stabil-Teilnehmern (arbeitslose und sozial benachteiligte, ausgegrenzte Jugendliche U25 mit multiplen Integrationshemmnissen im Zuständigkeitsbereich der Arge Regionalverband Saarbrücken), die wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht sind und bei denen die aktuelle Wohnsituation eines der bedeutsamsten Hindernisse auf dem Weg zur (Berufs-) Ausbildung ist.

Stabil Wohnclearing gewährleistet den Jugendlichen sowohl den beruflichen Einstieg als auch die persönliche Förderung als Voraussetzung zur sozialen Integration durch zusätzliche Betreuung im Bereich Wohnen. Die Jugendlichen haben zuvor viele negative Erfahrungen gesammelt. Sie haben mit wenig Erfolg SGB II-/ SGB VIIIMaßnahmen durchlaufen oder abgebrochen.

Stabil Wohnclearing ist ein zeitlich begrenztes Angebot (Dauer rund 6 ­ 8 Monate) zur Unterstützung und Betreuung (U25/ U21) mit dem Schwerpunkt der sozialen Integration und dem Ziel der Erarbeitung neuer Ansätze für eine individuelle Wohn- und Lebensperspektive und Aneignung der zur Zielerreichung erforderlichen Sozialkompetenz. Es wird versucht, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins frühere häusliche Umfeld zurückzuführen, sie in einer eigenen Wohnung unterzubringen oder in einer WG mit oder ohne Betreuung oder in einer betreuten Wohnform oder in eine ambulante oder stationäre Therapie zu vermitteln.

Die Zuständigkeit für solche Hilfen wie das beschriebene Projekt liegt bei den örtlichen Trägern der Jugendhilfe, d.h. bei den Jugendämtern der Kreise bzw. beim Jugendamt des Regionalverbands Saarbrücken.

Zur Beantwortung der Anfrage aus Sicht der Jugendhilfe wurden deshalb alle Jugendämter der fünf Landkreise und des Regionalverbands Saarbrücken angefragt.

Gibt es in anderen Landkreisen vergleichbare Projekte, um betroffene Jugendliche und junge Erwachsene vor Obdachlosigkeit zu schützen oder diese zu beenden?

Wenn ja, welche? Wie heißen die freien Träger?

Wenn nein, warum fehlen derlei Projekte? Welche Lösungskonzepte sind bzw. werden entwickelt, um die Obdachlosigkeit junger Menschen zu verhindern bzw. zu beenden? Welche Auswirkungen hat dies auf den Regionalverband Saarbrücken bzw. auf die Arge des Regionalverbandes Saarbrücken?

Zu Frage 1: Nach einer erfolgreichen dreijährigen Modellerprobungsphase wird seit 1998 der SOSJugenddienst in der Saarbrücker Karcherstraße in Trägerschaft der SOS-Jugendhilfen Saarbrücken mit Landesmitteln in Höhe von 50.000,00 pro Haushaltsjahr gefördert.

Das Projekt hat Modellcharakter und besitzt eine hohe landesweite Bedeutung, weshalb es auch mit Landesmitteln gefördert wird.

Der SOS-Jugenddienst ist eine landesweite Anlaufstelle für wohnungslose Jugendliche und junge Erwachsene und Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in schwierigen Lebenssituationen. Ziel dieses Angebots ist es, gefährdete Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig zu erreichen, Verelendung zu vermeiden und der jeweiligen Problemlage entsprechende, bedarfsgerechte Formen der Hilfe anzubieten und an der Schnittstelle von offener, ambulanter und stationärer Jugendhilfe Maßnahmen der Jugendhilfe einzuleiten bzw. zu entwickeln.

Durch praktische und beraterische Hilfeleistungen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, durch Vermittlung in Therapien und stabilisierende Maßnahmen wird versucht, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen längerfristige Perspektiven der Lebensgestaltung zu entwickeln.

Der SOS-Jugenddienst ist ein niedrigschwelliges Angebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mit den bestehenden Jugendhilfeangeboten nicht erreicht werden. Durch aufsuchende Sozialarbeit erfolgen auch Analysen über SzeneEntwicklungen, um die Lebenswelt der Jugendlichen besser zu erfassen und entsprechend bedarfsgerechte Hilfsangebote zu entwickeln.

Das Projekt beruht auf einer bewährten Grundkonzeption, die sich je nach veränderten Bedarfslagen an den aktuellen individuellen und sozialen Problemlagen der betroffenen Kinder und Jugendlichen orientiert.

Es handelt sich hierbei um ein Projekt im Bereich aufsuchender Jugendsozialarbeit, das einen wirkungsvollen Ansatz zur Hilfe für gefährdete Kinder und Jugendliche mit fehlender Anbindung darstellt und durch landesweit vernetztes Arbeiten adäquate Lösungsmöglichkeiten für die Problemlagen der Betroffenen entwickeln kann. Die betreuten Jugendlichen kommen aus dem gesamten Landesbereich. Der SOS-Jugenddienst ist auf einen landesweiten Bedarf ausgerichtet und die Projektarbeit ist überregional organisiert.

Im Jahr 2010 sieht der SOS-Jugenddienst folgende Arbeitsschwerpunkte vor:

· Vermeidung von Obdachlosigkeit junger Menschen

· Aufsuchende soziale Arbeit

· Offener Treff

· Netzwerke

· Einzelfallhilfe

Im Jahr 2009 finanzierte das Land mit einmalig 13.000,00 aus Toto-Mitteln ein vergleichbar konzipiertes mobiles Projekt aufsuchender Jugendsozialarbeit in der Stadt Völklingen (einschließlich der Stadtteile), das auch in Trägerschaft der SOSJugendhilfen durchgeführt wird.

In den Stadtteilen der Mittelstadt Völklingen wird aktuell im Rahmen eines dreijährigen Modellversuchs ein niedrigschwelliges Angebot für Jugendliche entwickelt, das wichtige Impulse für die Jugendhilfelandschaft im Saarland setzen kann.

Mit Hilfe eines sogenannten „Mobilen Büros" in Form eines kleinen Busses soll ein flexibles und zeitnahes sozialarbeiterisches Handeln gewährleistet werden. Mit diesem mobilen Medium sollen primär Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen werden, die sich meist in größeren Gruppen und Cliquen im öffentlichen Raum aufhalten und den Anwohnern und der Polizei durch störendes und unangemessenes Verhalten auffallen.

Sozialpädagogische Fachkräfte sollen vor allem diejenigen Jugendlichen ansprechen, die das herkömmliche Angebot der Jugendhilfe nicht erreicht.