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Mai 2000 das Planfeststellungsverfahren für die Verlängerung der Straßenbahn vom Alexanderplatz durch die Leipziger Straße zum Potsdamer Platz und von dort durch die Potsdamer Straße zum Innsbrucker Platz einzuleiten.

Begründung:

Die ca. 7 km lange Straßenbahnführung vom Alexanderplatz durch die Potsdamer Straße zum Innsbrucker Platz ist nach allen Untersuchungen die wichtigste Straßenbahnlinie in Berlin. Sie würde Verknüpfungen mit der U 2 an mehreren Stellen, mit der U 6, mit der S 1, S 2, S 25, mit der U 1 und U 15, mit der U 7, mit der U 4 und der S 4, S 45 und S 46 bieten. Auch die BVG-Hauptverwaltung wäre an das Straßenbahnnetz angebunden. Zudem würde diese Straßenbahnlinie sehr stark frequentierte Buslinien wie z. B. den 148er Bus in der Potsdamer Straße entlasten. Das würde zu einer erheblichen Senkung des BVG-Defizits führen.

In den „Modellrechnungen zur Belastung verschiedener Varianten des ÖPNV-Schienennetzes der Region Berlin" kommt die IVU im Auftrag der BVG zu folgendem Ergebnis hinsichtlich dieser Streckenführung zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz: „Nach der Modellrechnung würde sich bis zum Jahr 2010 dieser Abschnitt zum höchstbelasteten Streckenabschnitt im Tramsystem entwickeln. Der Umsteigepunkt Tram/S- und U-Bhf.

Alexanderplatz weist das größte Ein- und Aussteigepotential auf. In der Weiterführung dieser Tramstrecke über Rathausstraße ­ Leipziger Straße/Potsdamer Platz wurde eine Belastung von 70 000 bzw. 80 000 Personen/Tag und Querschnitt ermittelt.

Dies würde einer Belastung in der Spitzenstunde von 6 250 Fahrgästen/Stunde in Lastrichtung entsprechen. Die bedeutende Funktion der Tram im Ostteil der Stadt ­ Führung von Verkehrsströmen über mittlere Entfernungen (Weißensee, Hohenschönhausen, Marzahn) ­ wird durch Weiterführung in den Bereich

City-Ost deutlich verbessert, da umfangreiche Umsteigevorgänge entfallen. Der Anteil des Kurzstreckenverkehrs wird auf dem gesamten Abschnitt auf 30 bis 40 % geschätzt, womit die Belastung in den zentralen Bereichen um rund 30 000 bis 40 000 Personen zusätzlich erhöht wird. Diese hohe Streckenbelastung zwischen Alexanderplatz und Potsdamer Platz vor allem in den Spitzenstunden erfordert eine Zugfolge von mindestens 2 Minuten (Einrichtungs-Niederflurstraßenbahn). Dieses Betriebsangebot (rund 20 bis 30 Züge/Std. in der HVZ) erfordert jedoch eine entsprechende Auslegung der Gleisanlagen und Organisation an den Straßenknotenpunkten (Bevorrechtigung der Tram). Dabei decken sich die Hauptrichtungen des Straßenverkehrs mit denen des ÖPNV."

Da die Leipziger Straße in den nächsten Jahren ohnehin umgebaut wird, empfiehlt es sich, jetzt unverzüglich das Planfeststellungsverfahren einzuleiten, so dass zeitgleich mit dem Umbau der Leipziger Straße die Straßenbahngleise eingebaut werden können. Es ist bedauerlich, dass die jetzt laufenden Bauarbeiten am westlichen Ende der Leipziger Straße ohne den Einbau von Straßenbahngleisen durchgeführt werden. Dies darf sich nicht wiederholen.

Wie das Gutachten und der Vortrag von Prof. Schnüll aus Hannover vor dem Verkehrsausschuss unter Beweis stellten, können durch eine intelligente Signalschaltung auch an den Engpässen Straßenbahn und Autoverkehr problemlos geführt werden. Da nach den Erfahrungen in Karlsruhe die Betriebskosten um 20 % gesenkt werden können, wenn eine Buslinie, die 5 000 Personen/ Tag befördert, durch eine Straßenbahn ersetzt wird, ist hier das Einsparpotential bei 70 000 bis 80 000 Personen/Tag enorm.

Im vergangenen Jahr hat sich der Senat darauf verständigt, die Pre? Metro unter der Leipziger Straße nicht mehr weiter zu verfolgen und eine oberirdische Straßenbahnführung zu favorisieren.

In der Koalitionsvereinbarung haben sich CDU und SPD darauf verständigt, dass „das notwendige Planfeststellungsverfahren für die Straßenbahn zügig vorangetrieben" wird. Den Worten müssen nun Taten folgen. Aus diesem Grunde ist die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für die Straßenbahnführung durch die Leipziger Straße bis spätestens zum 1. Mai 2000 dringend geboten, um diese wichtige Straßenbahnstrecke in 2001 in Betrieb nehmen zu können.