Spenden

3. Hospiz- und Palliativkonzept im Land Berlin - 2011

Der Humanistische Verband Deutschlands Landesverband Berlin e.V. berichtet, dass neben der finanziellen Absicherung der eigenen Arbeit zusätzlich beispielsweise auch Aktionen zur individuellen Unterstützung von Familien hinzukommen, die durch die Erkrankung eines oder mehrerer schwerstkranker Kinder verarmt sind. So konnten Mittel für individuelle Therapien, spezielles Spielzeug und für Veranstaltungen eingeworben werden.

Die Akquise von Mitteln für eine regelmäßige Aufwandsentschädigung scheint schon fast unmöglich, denn für beispielsweise 107 Ehrenamtliche des Berliner Herz würden allein schon ca. 35.000 Euro/Jahr benötigt.

Darüber hinaus wird festgestellt, dass es zunehmend schwieriger wird, Bewerberinnen bei Stellenausschreibungen für die hauptamtliche Arbeit als Koordinatorin eines Hospizdienstes zu finden, die über die erforderlichen Qualifikationen verfügen. So werden teilweise einzelne Bausteine des Palliative Care-Weiterbildungskurses zusätzlich aus Eigenmitteln des Trägers finanziert.

Erfolge hat der Humanistische Verband Deutschlands Landesverband Berlin e.V. beim „Gute-Tat-Marktplatz" ­ Gewinnung von Wirtschaftsunternehmen zur Unterstützung eigener Anliegen erzielt. So wurde z. B. ein Profi-Webmaster als Ehrenamtlicher für den Internetauftritt des Berliner Herz gefunden. Erfolge konnten ebenfalls durch die Aktion „Seitenwechsel" verzeichnet werden, in der Manager bei voller Bezahlung mehrere Wochen im Berliner Herz oder im VISITE ­Hospizdienst tätig werden (z. B. Freistellung eines Mitarbeiters durch Vodafone),

Das Ricam Hospiz konnte 2009 nahezu 240.000 Euro an Spenden und Zuwendungen einwerben. Neben den gesetzlich geforderten Eigenanteilen konnten so regelmäßig Angebote, wie Musiktherapie, Trauerberatung und -gruppe, das Hospizcafe, die Sprechstundentätigkeit und ehrenamtliche Begleitung in Krankenhäusern, das aufwändige Projekt „Hospiz macht Schule" und Vieles mehr ermöglicht werden.

Um die Erfahrungen der langjährigen Hospizarbeit zu teilen, aber auch, um einen eigenen Beitrag zur finanziellen Sicherung der Ricam gGmbH zu leisten, werden regelmäßig Fortbildungen in Palliativer Praxis, Palliative Care und zu einzelnen Themen der palliativen Versorgung angeboten.

Das Ambulante Caritas-Hospiz Berlin, das Ricam-Hospiz, Lazarus-Hospiz, WannseeHospiz und der Interkulturelle Hospizdienst Dong Ban Ja unterhalten, einige bereits seit vielen Jahren, einen Förderverein, der die Hospizarbeit begleitet, finanziell unterstützt und eigene Aktivitäten durchführt. Andere Hospizdienste haben vielfach neben den aktiven Mitgliedern auch fördernde Mitglieder in ihrem Verein.

Das UNIONHILFSWERK hat eine eigene Stiftung, die mit Sonderaktionen seine hospizlichen Strukturen unterstützt. Schwerpunkte der Förderung sind die Fachtagungen Palliative Geriatrie Berlin, der zweijährlich ausgelobte Journalistenpreis und das zweijährlich stattfindende Benefizkonzert sowie ein Charity-Diner.

h) Schirmherrschaft

Viele Hospize haben sich in den vergangenen Jahren bemüht, ihre Arbeit durch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begleiten zu lassen. Vielfach haben insbesondere die Ehrenamtlichen durch diese Persönlichkeiten öffentliche Anerkennung und Unterstützung erfahren.

Die Hospizidee konnte auf vielfältige Weise durch die Schirmherrinnen oder -herren in die Öffentlichkeit transportiert und damit ein wesentlicher Aspekt, nämlich Sterben, Tod und Trauer zu enttabuisieren und im Bewusstsein der Menschen zu verankern, wirksam unterstrichen werden. Zusätzlich zu einer Übernahme der Schirmherrschaft in Verbänden oder Hospizvereinen gibt es verschiedene Anlässe und Veranstaltungen, zu denen sich herausragende Persönlichkeiten oder Politiker bereit erklärten, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Dazu gehörten beispielsweise: die jährlich stattfindende Hospizwoche, zu der z. B. die für Soziales zuständigen Senatorin (Dr. Heidi Knake-Werner oder Carola Bluhm) die Schirmherrschaft übernahmen,

3. Hospiz- und Palliativkonzept im Land Berlin - 2011 die Benefizveranstaltung des ambulanten Hospizdienstes Berliner Herz im Jahr 2010 im Roten Rathaus, zu der Senatorin Carola Bluhm die Schirmherrschaft übernahm, die Benefiz- und Kulturveranstaltung des interkulturellen Hospizdienstes Dong Ban Ja „Am Lebensende fern der Heimat", zu der Frau Prof. Barbara John die Schirmherrschaft übernahm, die jährlich stattfindende Ricam Hospiz-Charity-Gala, die jeweils unter der Schirmherrschaft des Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky steht.2.2 Stationäre Hospize Quantitative Entwicklung Berlin verfügt zurzeit über insgesamt 12 stationäre Hospize mit insgesamt 175 Plätzen, davon steht ein Hospiz mit 12 Plätzen speziell für schwerstkranke und sterbende Kinder, Jugendliche aber auch für junge Erwachsene zur Verfügung (s. Anhang c). Deshalb gibt es in diesem Hospiz zwei unterschiedliche Bedarfssätze, da bei Kindern die Eigenbeteiligung des Hospizes bei 5% und bei Erwachsenen bei 10% liegt. In der weiteren Darstellung wird das Hospiz für schwerstkranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 3.3, den Strukturen für das Kindes- und Jugendalter aufgeführt.11.

Das Theodorus-Hospiz Tiergarten ist in den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf umgezogen.

Zur regionalen Verteilung lässt sich feststellen, dass es vier Bezirke ohne ein stationäres Hospiz gibt. Das sind: Kreuzberg-Friedrichshain, Reinickendorf, Tempelhof-Schöneberg und Treptow-Köpenick. Eines der derzeit geplanten Hospize wird die Lücke im Bezirk Reinickendorf schließen. Weitere Planungen sind für den südöstlichen Raum und CharlottenburgWilmersdorf bekannt.

Dank der Zuarbeit der bestehenden Hospize kann folgende Bilanz über die stationäre Hospizversorgung seit 2006 gezogen werden:

Das elfte Hospiz hat seine Arbeit gerade begonnen, so dass noch keine Leistungsbilanz gezogen werden konnte.

Bedarfseinschätzung

In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben: Forderte man früher 10 - 25 Betten auf 1 Mio. Einwohner, so spricht man heute von einem Bedarf von ca. 50 Hospizbetten pro 1 Mio. Einwohner, wobei die Zahl der Hospiz- und Palliativbetten addiert wird. Berlin verfügt demzufolge bei aktuell fast 3.500.000 Einwohnern mit seinen 175 Hospizbetten über eine sehr gute Versorgungssituation, wobei die Palliativbetten in den Berliner Krankenhäusern noch nicht einmal berücksichtigt sind.

Im ersten Hospizkonzept 1998 wurden noch 100 stationäre Hospizbetten begründet. Seitdem führten grundsätzliche Veränderungen in der Sozial- und Gesundheitspolitik unweigerlich zu veränderten Bedarfen:

Die Einführung der DRG (Fallpauschalensystem) in Krankenhäusern mit weitaus verkürzten Verweildauern hatte eine erhöhte Inanspruchnahme von stationären Hospizen zur Folge.

Die im Jahr 2009 beschlossenen, neuen Finanzierungsvoraussetzungen für die stationäre Hospizversorgung, durch die Hospizpatienten finanziell nicht mehr belastet sind, haben nach Aussagen der Träger bereits zu einem Anstieg der Nachfrage geführt.

Nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär" ist im Jahr 2007 die spezialisierte ambulante Palliativversorgung eingeführt worden. Wenn die damit beabsichtigte Stärkung der ambulanten Versorgung tatsächlich in der Praxis realisiert werden sollte, könnte möglicherweise die Inanspruchnahme stationärer Hospize wiederum sinken.

Andererseits ist aber vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung nicht damit zu rechnen, dass der Bedarf an stationärer Hospizversorgung in Berlin - als einem Ballungsgebiet mit vielen allein lebenden Menschen und einem hohen und stetig steigenden Anteil älterer Menschen - sinken wird.