Städtisches Grün Berlin ist eine grüne Metropole

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Abbildung 18 Kaltluftvolumenstrom Tegel vor und nach der Bebauung 61

Quelle: GEO-NET Umweltconsulting (2010): Flughafen Tegel. Fachbeitrag Stadtklima zum Änderungsverfahren für den Flächennutzungsplan Berlin. Hannover.

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6 Städtisches Grün Berlin ist eine grüne Metropole. Öffentliche Grünflächen, Wald, Wasser und Landwirtschaft nehmen zusammen fast 44 Prozent der Fläche ein. Die Wälder, Feldfluren und Gewässer, die vielen Parks und Grünanlagen, Klein- und Hausgärten und selbst Brachen und einzelne Bäume an Straßen und in Höfen erhöhen die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Sie stellen nicht nur Orte für Freizeit und Erholung bereit, sondern sorgen auch für einen bioklimatischen Ausgleich in den Siedlungsräumen der Stadt. Aspekte wie die Temperatursenkung durch Bäume und Grünflächen, Kaltluftproduktion und -leitung wurden deshalb im Handlungsfeld Bioklima behandelt.

Doch das städtische Grün ist selbst unmittelbar vom Klimawandel betroffen. Damit es seine Funktionen auch in Zukunft erfüllen kann, müssen die Grün- und Freiflächen per se an die anstehenden Veränderungen angepasst werden. Damit besteht ein grundlegender, flächendeckender Handlungsbedarf für alle Grünstrukturen der Stadt.

Status Quo und künftige Entwicklung Stadtklimatische Bedeutung

Der Berliner Umweltatlas 62 ordnet die Grün- und Freiflächen der Stadt nach ihrer Bedeutung für das Stadtklima in drei Kategorien (vergleiche Abbildung 19):

· Sehr hohe stadtklimatische Bedeutung besitzen Grün- und Freiflächen in der Innenstadt, weil sie nahe an bioklimatisch ungünstigen Siedlungsstrukturen liegen. Zu diesen Flächen zählen das Tempelhofer Feld, der Große Tiergarten, die Volksparke Friedrichshain, Humboldthain und Hasenheide, der Schlosspark Charlottenburg, der Viktoriapark, der Görlitzer Park, der Zoologische Garten, der Fritz-Schloß-Park und der Mauerpark. Außerhalb des S-Bahn-Rings haben eine sehr hohe stadtklimatische Bedeutung: der Flughafen Tegel, Teile des Grunewalds, die Flächen links und rechts des Blankenburger Pflasterwegs, Treptower Park und Plänterwald, Königsheide, Wuhlheide, die Volksparke Jungfernheide und Rehberge, die Schönholzer Heide, der Britzer Garten, das Schöneberger Südgelände, der Tierpark Friedrichsfelde, der Landschaftspark Wuhletal und die Kleingartenanlagen am Priesterweg, nördlich des Britzer Gartens, nördlich des Spandauer Damms und am Heckerdamm.

· Hohe bis mittlere stadtklimatische Bedeutung haben neben Parks in den Außenbezirken, die großen Wälder der Berliner Forsten sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen und Rieselfelder am Stadtrand (zum Beispiel in Gatow, Buch, Blankenfelde, Wartenberg und Falkenberg).

· Flächen mit geringer stadtklimatischer Bedeutung finden sich nur vereinzelt am Stadtrand. Sie beschränken sich auf die Pfaueninsel und Forstflächen im Nordteil Frohnaus.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2009): Digitaler Umweltatlas Berlin. Karte 04.11.2: Planungshinweise Stadtklima StEP Klima ­ Seite 64

Abbildung 19 Stadtgrün ­ Flächenanteile nach stadtklimatischer Bedeutung 63

Wie wirkt der Klimawandel aufs Stadtgrün?

Größere Neubauvorhaben können die Bedeutung einzelner Grünflächen für das Stadtklima verändern. Der Klimawandel indes wird die Kulisse auf breiter Front beeinflussen. Vier Phänomene sind es, die für das Berliner Stadtgrün relevant werden dürften:

· steigende Temperaturen

· höhere Verdunstungsraten

· weniger Niederschläge im Sommer

· und ein mögliches Absinken der Grundwasserspiegel

Alle vier Faktoren sind miteinander verzahnt und beeinflussen sich gegenseitig. Wie stark sie wo zum Tragen kommen, hängt zudem von einer Reihe anderer Größen ab ­ etwa von der stadträumlichen Bebauungsstruktur, von Standortbedingungen, von den spezifischen Verdunstungsraten unterschiedlicher Pflanzenarten aber auch von Schwankungen des Grundwasserspiegels, die durch nicht klimabedingte Faktoren beeinflusst werden.

Hinzu kommt, dass in vielen Bereichen verlässliche Daten fehlen. Mehr noch als auf anderen Gebieten wird es deshalb nötig sein, die künftige Entwicklung genau zu beobachten und den StEP Klima fortzuschreiben.

Quelle: TU Berlin Fachgebiet Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung/Herwarth + Holz (2010): Fachgutachten zum Stadtentwicklungsplan Klima Berlin. Berlin S. 49

Ein solcher Faktor ist beispielsweise die verbrauchsbedingte Entwicklung der Trinkwasserentnahme und die damit zusammenhängende Auflassung der Wasserwerke Altglienicke, Buch und Jungfernheide, wie sie das „Wasserversorgungskonzept 2040" der Berliner Wasserbetriebe vorsieht.

Wie das Grundwasser auf das komplexe Zusammenspiel der künftigen Entnahmeentwicklung mit veränderter Landnutzung, veränderten Verdunstungsraten und Niederschlagsverhältnissen reagieren wird, lässt sich kaum abschätzen. Modellrechnungen der Berliner Wasserbetriebe zeigen, dass die Grundwasserneubildung bis Mitte des Jahrhunderts gegenüber dem Zeitraum 1961 bis 1999 um bis zu 14 Prozent ab-, aber auch bis zu 30 Prozent zunehmen könnte.

Zeitz, J. u. Löschner, F. (2007): Berechnung der Grundwasserneubildung unter veränderten klimatischen Bedingungen. Berlin, S. 20

Möller, K. u. Burgschweiger, J. (2008): Wasserversorgungskonzept für Berlin und das von den BWB versorgte Umland. Entwicklung bis 2040.