Karte 07 zeigt den aktuellen Stand basierend auf dem Bewirtschaftungsplan für den Koordinierungsraum Havel nach der

StEP Klima ­ Seite 71

7 Gewässerqualität und Starkregen

Status Quo und künftige Entwicklung Gewässerqualität

Die Gewässer Berlins sind unterschiedlich stark durch Nähr- und Schadstoffe belastet.

Karte 07 zeigt den aktuellen Stand ­ basierend auf dem Bewirtschaftungsplan für den Koordinierungsraum Havel nach der EU-Wasserrahmen-Richtlinie.

Besonders die Stadtspree, Nordhafen, Westhafenkanal und Landwehrkanal, aber auch Untere Havel, Dahme und Spree, Teltow- und Hohenzollernkanal, Großer und Kleiner Wannsee, Griebnitzsee und Zeuthener See leiden unter zu hohen Nährstoffeinträgen und damit unter Eutrophierung. Die Stoffeinträge stammen aus Zuflüssen von Brandenburger Gebiet (vor allem aus der Landwirtschaft), aus den Berliner Kläranlagen und aus Einleitungen von Regen- und Mischwasser.

Wie wirkt sich der Klimawandel aus?

Ihre Vorbelastung macht die Gewässer empfindlich gegenüber weiteren Beeinträchtigungen, wie sie der anstehende Klimawandel mit sich bringen wird:

· Auf Berliner Gebiet, aber auch im Einzugsgebiet von Spree, Havel und Dahme werden im Sommer weniger Niederschläge fallen. Das verringert die ohnehin geringe Durchflussrate der Berliner Flüsse. Die Folge: Der Wasseraustausch wird verlangsamt; Nähr- und Schadstoffe reichern sich an, weil sie nicht mehr rasch genug abtransportiert werden können.

· Mit der Klimaerwärmung steigen zudem die Wassertemperaturen ­ vor allem in den Seen und stauregulierten Fließgewässern. Das verschärft die Probleme. Denn die höheren Temperaturen senken den mittleren Sauerstoffgehalt und beeinträchtigen die aquatische Flora und Fauna. Das kann dazu führen, dass sich im Sediment abgelagerte Nährstoffe wieder im Wasser lösen.

· Höhere Nährstoffkonzentrationen und höhere Wassertemperaturen sind zugleich ein idealer Nährboden für verstärktes Algenwachstum.

Damit drohen klimabedingte Prozesse die deutliche Abnahme der Nährstoffkonzentrationen in Spree und Havel aufzuzehren, die seit 1990 durch Maßnahmen an den Klärwerken und durch den Rückgang diffuser Einträge in Brandenburg erreicht worden sind.

Einige geschichtete Gewässer werden schon heute belüftet, um der Sauerstoffknappheit zu begegnen ­ etwa am Tegeler und am Groß-Glienicker See.

Badewasserqualität

Je heißer die Sommer werden, desto wichtiger wird das Baden in Gewässern, das den Berlinerinnen und Berlinern eine Möglichkeit verschafft sich abzukühlen und zu erholen.

Derzeit sind für Berlin 23 Badestellen offiziell bei der EU registriert.

Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Elbe (2009): Bewirtschaftungsplan nach Artikel 13 der Richtlinie 2000/60/EG für den deutschen Teil der Flussgebietseinheit Elbe. o. O. StEP Klima ­ Seite 72

Bei einem vermehrten Aufkommen von Keimen und leicht abbaubarem Material kann sich die Anzahl der Indikatorkeime in einem Badegewässer mit steigender Temperatur erhöhen. Ob es dazu kommt, hängt auch von der Uferstruktur, vom Seetyp und der Lage einer Badestelle ab.

Auch zunehmendes Algenwachstum und die Ansiedlung ursprünglich tropischer, ökotoxikologisch relevanter Arten (wie Cyanobakterien) können dazu führen, dass sich Badewasserqualitäten signifikant verschlechtern und die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Noch wenig bekannt ist zudem, wie sich möglicherweise einwandernde wärmeliebende Arten auf das aquatische Ökosystem auswirken. Sie könnten dieses System zusätzlich destabilisieren und damit indirekt die Wasserqualität verschlechtern.

Gefährdung durch Starkregen

Es gibt einen weiteren Aspekt des Klimawandels, der die Gewässerqualität Berlins über das aktuelle Maß beeinträchtigen oder zumindest geplante oder bereits durchgeführte Sanierungsbestrebungen kompensieren könnte: die häufiger werdenden Starkregenereignisse.

Diese Starkregenereignisse belasten nicht nur die Abwasserkanalisation. Sie gefährden auch die Verkehrsinfrastruktur von Straßen und Straßentunnelanlagen sowie die zahlreichen unterirdischen U- und S-Bahnstationen und deren Zugänge.

Versiegelungsgrad Starkregen verursacht besonders im Siedlungsraum bereits heute Probleme. Je höher der Versiegelungsgrad, desto mehr Wasser muss über die Kanalisation abgeleitet werden.

Karte 08 zeigt für alle Berliner Siedlungsräume den Anteil der unbebaut versiegelten Fläche an der Blockfläche.

Karte 07 weist gezielt alle Gebiete mit hohem Versiegelungsgrad aus.

Sie liegen schwerpunktmäßig in der inneren Stadt. Boxhagener Kiez, Neukölln-Nord, große Teile von Charlottenburg-Wilmersdorf, Moabit mit dem Turmstraßen- und dem Stephanskiez, Prenzlauer Berg, Friedrichstadt und Spandauer Vorstadt gehören dazu. Einige Wohngebiete (wie in Friedenau, in Westend, in Weißensee oder Rummelsburg), vor allem aber große Gewerbegebiete bilden Ausläufer außerhalb des S-Bahn-Rings.

Diese Siedlungsräume sind zum einen selbst empfindlich, weil starker Regen hier zu lokalen Überschwemmungen führen kann. Zum anderen fließt hier besonders viel Regenwasser in die Kanalisation. So kommt es häufig zu Überläufen aus dem Netz der Mischwasserkanalisation, bei denen mit Regenwasser verdünnte Abwässer aus der Kanalisation in die Gewässer gelangen.

Mischwasserkanalisation Verantwortlich dafür ist das historisch gewachsene Kanalisationssystem der Stadt. In der Innenstadt und einigen älteren Siedlungsteilen außerhalb des S-Bahn-Rings (wie zum Beispiel im Westend, in Friedenau und in Teilen Spandaus) dominiert bis heute Mischwas72

Basis: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2009): Digitaler Umweltatlas Berlin. Karte 01.02: Versiegelung StEP Klima ­ Seite 73 serkanalisation. Insgesamt betrifft das etwa ein Viertel der Berliner Siedlungsräume ­ und ausgerechnet die stark versiegelten.

In der Mischwasserkanalisation wird Regenwasser vermischt mit häuslichen Abwässern (Schmutzwasser) zu den Klärwerken geleitet. Regnet es intensiv, kann die Kanalisation die anfallenden Wassermengen nicht mehr bewältigen. Überschüssiges Wasser wird dann ungereinigt in die Gewässer eingeleitet und beeinträchtigt diese zumindest kurzzeitig massiv. 2008 flossen so rund 5,4 Millionen Kubikmeter ungeklärtes Mischwasser vor allem in die Spree.

Diese Überläufe sind eines der größten Probleme für die Qualität der innerstädtischen Gewässer in Berlin. Ihre Auswirkungen reichen bis in das Berliner Unterhavelbecken, das der Trinkwasserversorgung dient und als Badegewässer genutzt wird.

Trennkanalisation

In den meisten anderen Gebieten der Stadt werden Regen- und Schmutzwasser getrennt abgeleitet. In Siedlungsräumen ohne Regenwasserkanalisation versickert das Regenwasser vor Ort ­ ohne die Gewässer zu beinträchtigen. Gebiete mit Regenwasserkanalisation entwässern dagegen das unbehandelte Regenwasser in nahe Flüsse und Seen. Das zieht verschiedene negative Effekte nach sich:

· Seen werden langfristig mit Nähr- und Schadstoffen angereichert.

· In kleineren Fließgewässern wie Panke und Wuhle entstehen Abflussspitzen, die dem Ökosystem schaden (Drift von Organismen).

· Und die rückgestauten Bereiche der Spree, der Havel und der Kanäle werden ­ zusätzlich zu den innerstädtischen Einträgen ­ durch weitere Nähr- und Schadstoffe belastet.

Akute Folgen der Regenwassereinleitung häufen sich, wenn längere Trockenheit dazu führt, dass sich auf versiegelten Flächen (durch Laub, Hundekot, Schadstoffpartikel aus der Luft, Reifenabrieb, Öl oder ähnliches) überdurchschnittliche Stoffabtragspotenziale aufbauen.

In diesen Fällen werden mit dem Regenwasser kurzfristig hohe Mengen an Schad- und Nährstoffen in die Gewässer gespült, die dort zu einem starken Absinken des Sauerstoffgehalts führen ­ ein Phänomen, das unter anderem im Teltowkanal zu beobachten ist.

Solche Situationen können durch den Klimawandel an Bedeutung gewinnen.

Paradigmenwechsel in der Wasserwirtschaft

Das vor mehr als 100 Jahren eingeführte Prinzip, Niederschläge nur über die Kanalisation abzuleiten, verschlingt nicht nur enorme finanzielle Mittel für Bau und Unterhalt der Netze. Es hat auch erhebliche negative Auswirkungen auf Gewässerqualität, Wasserhaushalt und Mikroklima.

Zentrale Anlagen zur Regenwasserbehandlung sind teuer und scheitern oft daran, dass in der Stadt der Platz dafür fehlt.

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2009): Digitaler Umweltatlas Berlin. Karte 02.09: Art der Kanalisation

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (2009): Digitaler Umweltatlas Berlin. Kartenbeschreibung 02.09: Entsorgung von Regen- und Abwasser