Grün und Freiflächen führen auch auf physiologischer Ebene zur Abpufferung von Extremhitzeereignissen

Lokale Anpassung an den Klimawandel (Adaptation)

Die klimatisch entlastende Kühlwirkung von Grünflächen ist zu nutzen. Dies reicht vom Schutz und der Entwicklung von Kaltluftleitbahnen (also der Kaltluftzufuhr und -ventilation in bioklimatisch belastete Gebiete) über Sicherung und Entwicklung innerstädtischer Kaltluftentstehungsgebiete (z.B. Wiesen, die schnell abkühlen, aber auch Dachgärten) zu schattenspendenden Straßen- und Stadtbäumen.

Grün- und Freiflächen führen auch auf physiologischer Ebene zur Abpufferung von Extremhitzeereignissen. So gilt es zum Beispiel, saubere Wasserflächen, in denen man sich schwimmend abkühlen kann und nahegelegene, kleine PocketParks, in denen man sich erholen kann, bereitzustellen.

· Nachhaltiges Ressourcenmanagement

Dies betrifft vor allem das Wassermanagement in der Stadt. Es geht darum, das Niederschlagswasser im Raum zu halten, damit Kühlungseffekte durch Verdunstung entstehen und damit durch den verzögerten Abfluss zur Stabilisierung des Niedrigwasserabflusses in den Gewässern beigetragen wird. In Berlin ist dies für die Sicherung der Gewässergüte der Spree von besonderer Relevanz. Die Rückhaltung und Versickerung der Niederschläge in Grünflächen und Wald bieten eine wesentliche Voraussetzung für die Qualität und Quantität des Trinkwassers.

Wasserlandschaften, die die Selbstreinigungskraft der Gewässer erhöhen, die Rückhaltung und Zwischenspeicherung fördern und die Grundwasseranreicherung steigern, werden im Klimawandel einen erheblichen Bedeutungszuwachs haben.

· Struktur von Bepflanzung

In öffentlichen Grünanlagen und in Straßenräumen sind Gehölz- und Pflanzstrukturen vorteilhaft, die auf die veränderten Klimabedingungen reagieren, also z.B. weniger hitzeempfindlich sind und weniger Bewässerung benötigen als die aktuelle Bepflanzungsstruktur.

Demografische Entwicklung Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und altersgerechte Gestaltung von Grünflächen werden wichtige Gesichtspunkte von Grünflächengestaltung. Die dabei wünschenswerte Zunahme, Vernetzung und Qualifizierung von wohnungsnahen Grünflächen decken sich mit Anforderungen, die sich aus Fragen des Klimawandels ergeben. Die Qualifizierung von wohnungsnahen Grünflächen ist ein wichtiger Beitrag, um das Wohnen in den Berliner Stadtquartieren als Baustein einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu fördern.

· Begegnung

Bereits heute sind die Hälfte der Berliner Haushalte Einpersonenhaushalte. Damit entfällt für viele das alltägliche familiäre Küchengespräch. Dem nahen Lebensumfeld mit seinen Freiräumen kommt daher eine besondere Bedeutung als Interaktionsraum zu.

· Senioren Grünräume als soziale Begegnungsräume nehmen eine wichtige Bedeutung im Leben von alten Menschen ein und müssen in Zukunft auch für ihre Bedürfnisse geplant werden.

· Junge Familien

Für junge Familien ist die Stadt der kurzen Wege ein Qualitätsmerkmal, da sie die Organisation der alltäglichen Lebensabläufe zwischen Beruf, Kita, Schule, Einkauf und Freizeit bewältigen müssen. Grünräume mit ihren Spiel-, Sport- und Freizeitangeboten sowie mit sicheren Wegeverbindungen sind ein wichtiges Kriterium für die Erfüllung dieser Anforderung.

· Gesundheit

Eine hohe Bedeutung wird den Grün- und Freiräumen auch im Hinblick auf das Zukunftsthema Gesundheit beigemessen. Insbesondere naturbezogene Aktivitäten tragen wesentlich zur Gesunderhaltung und zum Wohlbefinden der Bevölkerung bei. Kulturelle Vielfalt Berlin zeichnet sich durch seine kulturelle Vielfalt und seine unterschiedlichen Lebensstile aus. Genau darin liegt die Qualität urbanen Lebens. Seit der Nachkriegszeit ist eine immer stärker werdende Diversifikation der Lebensstile erkennbar, eine Entwicklung, die sich vor dem Hintergrund von Globalisierung und verstärkter Migration zunehmend beschleunigt.

Unterschiedliche Lebensstile erfordern unterschiedliche Grünflächen, weil diese Unterschiede sich auch in ihren Anforderungen an öffentlichen Raum ausdrücken. Wo die einen Ruhe suchen, brauchen die anderen Raum zum Austoben und Krachmachen, wo die einen gestaltete Räume genießen wollen, möchten andere sich ausprobieren und Sachen selber machen.

Knappe Kassen

Seit Jahren sind die Mittel für die Grünflächenpflege in Berlin knapp. Mit dem kulturell bedeutsamen Grün soll die Stadt repräsentieren. Die Nutzungsintensität steigt in vielen Anlagen, das Nutzungsspektrum weitet sich aus. Immer neue Trends der Freizeitgestaltung werden im Grün ausprobiert. Der Vandalismus fordert vor allem in den sozial schwierigen Gebieten immer größere Aufwendungen.

Damit entsteht eine deutliche Diskrepanz zwischen Anspruch und dem Finanzierbaren. Da ein einfaches Zurückfahren der Pflegeintensität keine zukunftsfähige Lösung ist, werden neue, kreativere Strategien erforderlich, die von einer überlegten Planung und Gestaltung bis zur Gründung von neuen Allianzen reichen.

3.2.Megatrends

Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Entwicklungen kristallisieren sich drei gesellschaftliche Megatrends heraus, die in die Strategie Stadtlandschaft integriert werden müssen: Mobilitätskultur

In Berlin sinken erstmals die Anteile des PKW-Verkehrs. Auch gesamtgesellschaftlich verändert sich die Mobilitätskultur. Anstelle des Autobesitzers tritt ein unideologischer, flexibler Mobilist, der eine multimodale Infrastruktur nutzt. Manche Strecken legt er mit dem öffentlichen Personennahverkehr zurück, für andere Strecken leiht er sich ein Auto oder ein Fahrrad. Viele kurze Strecken legt er zu Fuß zurück.

Der prognostizierte Rückgang des Individualverkehrs lässt einen Rückgang der Lärm- und Abgasbelastungen erwarten. Zusätzliche intelligente Verkehrslenkung und Geschwindigkeitsbegrenzung sowie technische Neuerungen, insbesondere der E-Mobilität, werden den Straßenraum sauberer und leiser machen. Vor allem in den Innenstadtbereichen können die Straßenräume und großen Magistralen als Teil des öffentlichen Raumes neu interpretiert und in vielfältige urbane Aufenthaltsräume und repräsentative Boulevards umgestaltet werden.

Diese Entwicklung bietet gleichzeitig auch neue Qualitätsmerkmale für das Wohnen in der Innenstadt. Besonders für Ältere und Familien, für die das Erreichen der täglichen Zielorte auf kurzem Weg ein wichtiges Kriterium für die Lebensqualität ist, profitieren von diesem Trend. Wenn die Alltagswege und Alltagsorte nach den Prinzipien des Design for all gestaltet werden, hat die Stadt mit ihren Freiräumen auch für Menschen, die einen Rollator oder Kinderwagen nutzen, noch lange einen hohen Gebrauchswert.