Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin

Auf der Grundlage von Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Abteilung Jugend und Familie sowie der Abt. Ökologische Stadtentwicklung des Bezirksamtes Marzahn-Hellersdorf sind in Folge exemplarisch konkrete Arbeitsergebnisse benannt, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im oben genannten Zeitraum hinsichtlich der Verwirklichung des GPR erzielt haben.

1. Abt. Jugend und Familie:

Das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm ist im Jugendamt "angekommen" und die schrittweise Umsetzung wird über einen Masterplan realisiert, der durch und für das Jugendamt sehr konkrete Untersetzungen enthält und regelmäßig fortgeschrieben wird.

Für die einzelnen Leistungsbereiche der Jugendhilfe wird die geschlechtsspezifische Ausrichtung der Angebote im Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes Rechtsverbindlich verankert. Mit den Leitlinien zur Verankerung geschlechtsbewusster Ansätze in der pädagogischen Arbeit mit Mädchen und Jungen in der Jugendhilfe sind grundlegende pädagogische und strukturelle Standards formuliert.

Das Kitaförderungsgesetz verpflichtet die Träger von Einrichtungen, für gleiche Entwicklungsmöglichkeiten bei Mädchen und Jungen Sorge zu tragen. Insgesamt werden gleichstellungspolitische Aufgaben in der Jugendhilfe als fester Bestandteil und Querschnittsaufgabe in der täglichen Arbeit verstanden und gelebt.

Die über den Masterplan erfolgte Strukturierung ist eine gute Methode, um diesen Prozess zu steuern und Gender Budgeting ist in den Leistungsbereichen der Jugendhilfe Praxis. Das bedeutet z. B. für die Kinder- und Jugendarbeit, bei der Auswertung der Sachberichte und der Formulierung von Zielvereinbarungen, den Einsatz von Mitteln auch unter dem Aspekt zu betrachten, welche finanzielle Mittel (Summen) Mädchen bzw. Jungen zur Verfügung stehen.

Es wurde thematisiert, dass Gender Budgeting nicht gleiche Teile im mathematischen Sinne, sondern - vergleichbar mit dem Unterschied von Gleichbehandlung und Chancengleichheit vielmehr die individuelle Förderung von Mädchen und Jungen in ihrer jeweiligen Identitätsphase und unter Beachtung tatsächlicher Bedarfe und Rahmenbedingungen meint.

Im Bereich Hilfen zur Erziehung ist eine geschlechtsbewusste Hilfebedarfsanalyse fachliche Voraussetzung für jegliche Hilfe- und Erziehungsplanung und den Wirksamkeitsdialog zwischen Jugendamt, den Trägern und Leistungserbringern. Darüber hinaus auch insbesondere in den Erziehungs- und Familienberatungsstellen, die MitarbeiterInnen verfügen inzwischen über Genderkompetenz, so dass sich Ihre Kenntnisse auch im Kontext von familienfördernden Maßnahmen auswirken.

Bei der Vergabe von Fördermitteln und Zuwendungen wurden Indikatoren herangezogen, die die Berücksichtigung von Genderaspekten verbessern.

Die Umsetzung des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms bedarf regelmäßiger Fortschreibung und kritischer Betrachtung der geplanten Maßnahmen.

Genderkompetenz macht sich in erster Linie in der Verbesserung der Qualität der Arbeit der AkteurInnen bemerkbar. Auf Grund der erfolgten Sensibilisierungsprozesse im Hinblick auf Genderaspekte erfolgt auch eine bewusstere Auseinandersetzung und Betrachtung der erzielten Arbeitsergebnisse.

Eine Erreichung von Mehrwert ergab sich insbesondere da, wo es gelang, Mittel aus entsprechenden Programmen und Stiftungen für den Bezirk bzw. für eine Region zu akquirieren sowie über Austausch und Netzwerkbildung im Regionalbereich und im internationalen Bereich.

Die AG Geschlechterdifferenzierte Arbeit ist ein Fachgremium, welches das Vorankommen der Abteilung Jugend im Genderprozess maßgeblich mit gestaltet. Jährlich werden über die AG Fortbildungen für MitarbeiterInnen des Jugendamtes organisiert und auf Entwicklungen und Fortschreibungen in Genderfragen aufmerksam gemacht.

Wir haben gute Erfahrungen damit gesammelt, das große Thema Gender in "kleine", praxisnahe Fragestellungen aufzusplittern und in den Teams zu thematisieren. Je unmittelbarer der Bezug zu Alltagsaufgaben und Erfahrungen der MitarbeiterInnen ist, umso effizienter gestaltet sich ihre Mitwirkung beim Aufspüren von Reserven und neuen Handlungsansätzen im gleichstellungspolitischen Sinne. Beispiele dafür sind in den Jahresberichten festgehalten.

Im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung werden mittlerweile 48 Produkte auch unter Genderaspekten bewertet.

2010 wurde die Verantwortlichkeit für Genderfragen im Jugendamt geändert und der Referentin der Bezirksstadträtin übertragen. Deren Teilnahme an der Konferenz Gender Budgeting im August 2010 war ein erster und wichtiger Schritt, um in die aktuelle Diskussion einzusteigen.

Gemeinsam mit der Leitung des Jugendamtes geeignete Strukturen für die "Alltagsarbeit der Genderbeauftragten" zu entwickeln, ist Aufgabenstellung für 2011.

Praxisbeispiele aus dem Jugendamt Auszüge aus dem Bericht 2007 zu den Aktivitäten 2006

Projekte/Maßnahmen/Fortbildungen im Bereich des Jugendamtes Weiterführung der vier Beratungsprozesse in Jugendfreizeiteinrichtungen, Vorbereitung der Auswertung und Veröffentlichung durch die externen Gender-ExpertInnen von Dissens e. V. Einbringen einer Beschlussvorlage zur Umsetzung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting in den Jugendhilfeausschuss durch die AG „Geschlechterdifferenzierte Kinder- und Jugendarbeit in Marzahn-Hellersdorf" Durchführung des Bildungsprojektes im EU-Programm Grundvig 1 „Dialog between the Genders" mit Kooperationspartnern aus Spanien, Großbritannien und Polen, von deutscher Seite kooperierten Dissens e.V. / genderWerk, die Katholische Hochschule Berlin und MitarbeiterInnen des Jugendamtes Marzahn-Hellersdorf Realisierung weiterer Projekte, Befragungen und Fortbildungen in den Regionen sowie bezirksübergreifend, wie „Lebenslagen ­ Lebensfragen junger Familien", „Fremdbilderkundung", Beteiligungsverfahren „Clara-Zetkin-Park", Projekte im Rahmen des Programms „Soziale Stadt", Fortsetzung des Projektes „Unser Platz" (Aktion Mensch), Fortbildungsreihen „Geschlechtsspezifische Jungenarbeit" und „Geschlechtsspezifische Sexualpädagogik mit Mädchen und Jungen" Auszüge aus dem Bericht 2008 zu Aktivitäten 2007

Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen:

In allen Jugendfreizeiteinrichtungen (außer „Hella") wird koedukativ, mit Blickwinkel auf die Interessen beider Geschlechter gearbeitet.

Als Ziel wird beschrieben: Mädchenarbeit, um die Mädchen zu qualifizieren und ihre Kompetenzen zu erkennen, diese auch für sich anzunehmen, weiterzuentwickeln und neu zu bewerten; Jungenarbeit verläuft stark projektorientiert, das Finden eines eigenen Rollenverständnisses und das Erproben neuer Verhaltensweisen werden gefördert und unterstützt.

In einigen Jugendfreizeiteinrichtungen finden thematische Projekte/Angebote geschlechterdifferenziert (zeitlich und/oder räumlich getrennt nach Mädchen und Jungen) statt.

In mehreren Jugendfreizeiteinrichtungen finden jährliche Mädchen- und Jungentage statt.

Fast alle Mitarbeiter/innen der kommunalen Jugendfreizeiteinrichtungen und Mitarbeiter/innen der geförderten Kinder- und Jugendprojekte freier Träger nahmen Ende 2007 an der Fortbildung zum Thema „Gender Mainstreaming und Arbeit mit Jungen" teil, konnten so ihr Wissen über Gender Mainstreaming auffrischen und am aktuellen Thema „Arbeit mit Jungen" methodisch weiterarbeiten.

Die Aktivitäten 2010-2011 sind im Masterplan aufgeführt und bisher auch so umgesetzt worden.

2. Abt. Ökologische Stadtentwicklung:

Seitens der Abteilung Ökologische Stadtentwicklung wurden im Zeitraum der Berichtsperiode erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Gender-Kriterien besser und vor allem umfassender in die Planungs- und Gestaltungsprozesse des Natur- und Umweltamtes sowie des Stadtentwicklungsamtes zu integrieren. Insbesondere im Bereich der Planung der Spiel- und Stadtplätze wurden die Aspekte der Generations- und Geschlechtergerechtigkeit verstärkt in den Planungsprozessen berücksichtigt.

Im Dezember 2009 wurde mit den Planerinnen und Planern des Natur- und Umweltamtes sowie des Stadtentwicklungsamtes ein Workshop zu Aspekten von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting durchgeführt.

Hierzu wurden externe Genderprozess-BeraterInnen engagiert, die Mittel waren über Sen WTF im Vorfeld beantragt und bewilligt worden (externe Gender Prozessberatung /GPRMittel). Der Workshop diente vorrangig zur Sensibilisierung der TeilnehmerInnen in Hinsicht auf die bestehenden Möglichkeiten der Einbeziehung von Genderaspekten im Natur- und Umweltamt sowie dem Stadtentwicklungsamt. Dabei ging auch darum, auf die bestehenden Defizite aufmerksam machen und Strategien zu entwickeln Gender Aspekte und die Einbeziehung von GM und GB in laufende Arbeitsprozesse sowie Planungsprozesse zu etablieren und als bedeutende Bezugsgröße den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Arbeit zu vermitteln.

Über einen theoretischen Input wurde den TeilnehmerInnen ein Basiswissen zum Thema Gender Mainstreaming sowie die Gender Mainstreaming-Strategie vermittelt.

Besonders im Bereich der Gestaltung von Parkanlagen, Spiel- und Stadtplätzen lagen hier schon umfangreiche Erfahrungen vor. So wurde bereits 2006 die planerische Gestaltung des Altlandsberger Platzes gemeinsam mit den anwohnenden Bürgerinnen und Bürgern aller Generationsstufen und den Kindern der Kindertagesstätte besprochen und die Wünsche und Anregungen aller Beteiligten in die Planung im Rahmen des Machbaren übernommen. Im Ergebnis entstand ein Platz, der allen Generationen und Geschlechtern gerecht wird. Bei allen nachfolgenden Planungsverfahren wurden Strukturen entwickelt, die dazu beitrugen, dass in einem breiten Umfang die betroffenen BewohnerInnen und somit möglichst alle Interessenund Betroffenengruppen in die Planungsverfahren einbezogen wurden.