In den übrigen Teilen des Gebietes gibt es nur punktuell höheren Sanierungsbedarf an

Der Leerstand im Gebiet ist mit rund 4 - 11 % (Stand 07/08)1 unterschiedlich. Die höchste Leerstandsquote ist mit 11 % im nördlichen Bereich um die Friedrichstraße zu verzeichnen (Leerstand > 6 Monate: 6,5 %). Im Bereich Mehringplatz ist der Leerstand mit 3,7 % am geringsten. Der längerfristige Leerstand über 6 Monate beträgt hier nur 1,5 %. Der Sanierungsbedarf hingegen ist gerade in diesem Bereich überwiegend hoch. Die hohe Zahl der (früheren) Sozialbauwohnungen rund um den Mehringplatz, die vielfach noch im Bauzustand der Entstehungsjahre sind, erfordert nach Informationen der Wohnungsunternehmen sowie nach eigener Einschätzung (Augenschein) aus wirtschaftlichen, sozialen und energetischen Gründen überwiegend erheblichen Erneuerungsaufwand. Überlagert wird dieser flächenhaft auftretende Missstand von Defiziten und Mängeln im öffentlichen und privaten Freiraum sowie Konflikte durch die verkehrlichen Belastungen.

In den übrigen Teilen des Gebietes gibt es nur punktuell höheren Sanierungsbedarf an den Wohngebäuden.

Wirtschaftsstruktur

Die Potenziale, die sich aus der hohen Zentralität und Erreichbarkeit sowie der Nachbarschaft zu Kultureinrichtungen und Kulturwirtschaft ergeben, sind noch nicht voll ausgeschöpft. Manche gewerbliche Nutzung bildet noch die zeitgeschichtlich bedingte frühere Randlage Kreuzbergs "im Schatten der Mauer" ab, wie bis vor kurzem der Blumengroßmarkt oder Teile der Einzelhandelsstruktur. Auch in der Tourismuswirtschaft stecken für das Gebiet noch ungenutzte Entwicklungspotenziale.

Allerdings resultieren aus der Zunahme einer touristisch orientierten Nutzung möglicherweise auch Verdrängungseffekte für die Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Es besteht auch das Risiko, dass die verstärkte Nachfrage nach Büroflächen das günstige Gewerberaumangebot für "Pioniernutzerinnen und Pioniernutzer" aus der Kreativwirtschaft reduziert, wofür es aktuell einige Anzeichen gibt. Mit dem Ziel des Erhalts und der Schaffung von Nutzungsvielfalt ist hier gegenzusteuern. Zugleich können Maßnahmen im öffentlichen Raum die Attraktivität und Erreichbarkeit der Einrichtungen erhöhen.

Soziale und kulturelle Infrastruktur

Im Bereich der Schulversorgung gibt es im Gebiet und in dessen Einzugsbereich derzeit laut Aussage des zuständigen Fachamtes ein quantitativ ausreichendes Angebot. Da Schulsozialarbeit zurzeit mehr und mehr in den Vordergrund rückt, wird hierfür in Zukunft zusätzlicher Raumbedarf erwartet -beispielsweise für Elterncafes oder Ähnliches. Für die Standorte der weiterführenden Schulen liegt ein Planungsschwerpunkt im Ausbau des Ganztagesbetriebs, der ebenfalls zu Raumveränderungen innerhalb der Schulgebäude, aber auch zu veränderten Anforderungen bei den Schulfreiflächen führen wird. Die Schaffung der Barrierefreiheit bildet einen investiven Schwerpunkt.

Bei den Schulen besteht unabhängig von der Anpassung an neue pädagogische Aufgaben ein erheblicher Bedarf an Modernisierung und Instandsetzung sowohl der Gebäude als auch der Außenbereiche. Die notwendigen Maßnahmen umfassen sowohl baulichen Handlungsbedarf (z. B. Dächer, Räume, Flure) wie auch die Instandsetzung/Erneuerung der Infrastruktur (Sanitär, Beleuchtung, Elektro). Hierzu liegen Kostenschätzungen vor.

Eine besondere Problematik stellen die Lenau- und die Reinhardswald-Grundschule dar.

Dort besteht neben Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf auch die Notwendigkeit einer umfassenden Asbestsanierung.

Die Schulfreiflächen im Gebiet sind größtenteils gut ausgestattet. Erneuerungsbedarf weisen die Flächen der Kurt-Schumacher-Grundschule, der Kita Kochstraße und des Oberstufenzentrums Bekleidung und Mode im Block Kochstraße/Wilhelmstraße auf (Zugänglichkeit/Öffnung, Campusgestaltung). Am Standort der Clara-Grunwald-Schule sind - neben dem Neubau einer 1-Feld-Sporthalle - der Umbau des vorhandenen Spielplatzes und die Erneuerung des Schulhofes erforderlich.

Quelle Zahlen: Vattenfall (Grundlage: Stromzähler)

Im Gebiet gibt es neun Kitas, weitere drei Standorte befinden sich außerhalb in unmittelbarer Nähe. Aus den Belegungs- und Auslastungszahlen ergeben sich noch freie Kapazitäten in einzelnen Kitas. Nach Berechnungen der zuständigen Fachverwaltung wird perspektivisch der Bedarf eines zusätzlichen Kitastandortes prognostiziert. Das Jugendamt sieht deshalb den Bedarf an zusätzlichen Angeboten. Kleinräumige Versorgungslücken werden im Bereich Mehringplatz und im südlichen Bereich des Gebiets festgestellt.

Bei fast allen Infrastruktureinrichtungen, insbesondere bei den Grundschulen besteht erheblichen Instandsetzungs- und Sanierungsbedarf. Besorgniserregend ist der in den letzten Jahren zu beobachtende Abwärtstrend im Image und in dem äußeren Erscheinungsbild des Gebietes (vor allem am Mehringplatz). Dies gilt für öffentlichen Einrichtungen und den öffentlichen Raum.

Das Angebot vor allem für Jugendliche und Seniorinnen und Senioren sowie in den Bereichen Sport, Bildung und Integration im Gebiet ist quantitativ und qualitativ nicht ausreichend.

Grün- und Freiflächen, öffentlicher Raum

Die geplante überörtliche Ost-West-Grünverbindung ist nur fragmentarisch vorhanden, bei ihrem Ausbau sind der Museumscluster um das Jüdische Museum der Straßenraum der Lindenstraße gestalterisch zu entwickeln.

Es gibt ein quantitatives Defizit von Grünflächen im Süden des Gebiets, bei zusätzlicher Bebauung des Bereichs Mehringplatz ist auch dort ein Defizit zu prognostizieren.

Im Raum Mehringplatz gibt es ein Defizit an öffentlichen Spielplätzen, das derzeit durch private Spielplätze gemindert wird.

In den bestehenden Grün- und Spielplatzflächen gibt es enorme Mängel bei der Gestaltung und dem Pflegezustand.

Bei Umgestaltungsplanungen sind die Bewohnerinnen und Bewohner an der Gestaltung der Spielplätze zu beteiligen, damit die Spielplätze nach den Vorstellungen der zukünftigen Nutzer und Nutzerinnen gestaltet werden können.

Die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor sind durch die Eingriffe des Straßenbaus und mangelnde Pflege vieler Grabstätten in ihrer kulturhistorischen bedeutsamen Rolle kaum noch wahrnehmbar.

Zusätzliche Tore an der Nord- und Südseite des Friedhofs würden das Grün- und Freiflächenangebot und die Durchwegung im Gebiet verbessern. Sie gehen mit der Friedhofsentwicklungsplanung konform.

Verkehr

Insbesondere im nördlichen Teil des Gebietes gibt es aufgrund der Konzentration des überörtlichen Verkehrs auf wenige Achsen auch Räume mit geringen verkehrlichen Belastungen.

Das Untersuchungsgebiet ist jedoch insgesamt in besonderem Maß durch übergeordnete Verkehrsbeziehungen geprägt.

Aus städtebaulicher Sicht bestehen folgende Mängel und Missstände:

- Die in den 60er und 70er Jahren erfolgte Optimierung des Kfz-Verkehrs führt dazu, dass viele Straßen als Barrieren wirken. Der autogerechte Ausbau, insbesondere von Mehringdamm, Blücherstraße, Kanaluferstraßen und Lindenstraße, von Fahrbahnen und Übergangsmöglichkeiten der Knoten, beeinträchtigt die Aufenthalts- und Bewegungsqualität für Fußgänger und Fußgängerinnen und Radfahrer und Radfahrerinnen.

- Viele Teilräume sind nicht barrierefrei gestaltet.

- Die Gestalt- und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums (von Straßen, Wegen, Plätzen) ist gering.

- Die Verstärkung der Schulwegsicherung ist in diesem Gebiet von großer Bedeutung.

- Das Stadtbild ist durch die Verkehrstrassen beeinträchtigt, eine Raumbildung ist vielfach nicht gegeben. Durch den Verkehr entstehen darüber hinaus Umweltbelastungen (Schall- und Schadstoffemissionen).

- Mehrere Straßenzüge (Fahrbahnen, Seitenstreifen, Fuß- und Radwege) weisen umfangreiche Erneuerungs- und Aufwertungsbedarf hinsichtlich der geschilderten Bedeutung auf.

- Bauland wird für verkehrliche Zwecke verwendet, historisch bedeutsame Stadtstrukturen sind teilweise zerschnitten (beispielsweise im Bereich der Blücherstraße).

Es bestehen u. a. folgende Mängel bzw. Defizite:

- Die Gestaltung der Hallesches-Tor-Brücke mit einem für den real bestehenden Umfang des Busverkehrs überdimensionierten Busparkplatz und einer Wendekehre ist ein erheblicher Mangel in diesem bedeutsamen stadträumlichen Bereich. Eine Neuplanung, die die kurzen Wege für Fahrgäste ebenso berücksichtigt, wie die stadtgeschichtliche Bedeutung der Brücke, ist erforderlich.

- Fehlen von Behindertenaufzügen an den Stationen Hallesches Tor und Mehringplatz.

(Der Einbau von Aufzügen am U-Bf. Hallesches Tor ist laut BVG-Auskunft in Planung.)

- Schlechter Bau- und Gestaltungszustand der denkmalgeschützten Station Hallesches Tor.

Der schlechte Bauzustand der Uferwand erfordert umfassende Erneuerungsmaßnahmen.

Zur Abstimmung der Planung für die Ufererneuerung einschließlich der angrenzenden Zone mit Vegetationsbestand ist ein Mediationsverfahren "Zukunft Landwehrkanal " eingerichtet worden.

Umwelt und Natur

Die Nutzungsintensivierung oder Bebauung von bisherigen Freiflächen ist aus klimatischer Sicht kritisch. Der Bereich der Grünfläche am Waterloo-Ufer und auf der gegenüberliegenden Seite des Landwehrkanals für die mögliche Überschreitung der Grenzwerte der NO2 Konzentration bei austauscharmen Wetterlagen mit einzubeziehen. Außerdem sind bei einer Bebauung oder baulichen Umstrukturierung am Mehringplatz die besonders intensiven Windverhältnisse zu berücksichtigen.

Für den weiteren Planungsverlauf ist im Hinblick auf eine nachhaltige Umsetzung vorgeschlagener Maßnahmenempfehlungen des Luftreinhalte- und Aktionsplans sowie der im Aktionsplan 2008 vorgeschlagenen Maßnahmen die fachliche Unterstützung der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz zweckmäßig.

Technische Infrastruktur

Die Abfrage der Medienträger hat keinen größeren Erneuerungsbedarf oder die Notwendigkeit zur Freihaltung von zusätzlichen Standorten oder Trassen ergeben.

2. Ergebnisse der Stärken/Schwächen-Analyse Städtebauliche Struktur

Die herausragenden Potenziale im Gebiet sind die unterschiedlichen städtebaulich-historischen Schichten, die die Zeit hier hinterlassen hat. Dadurch besitzt das Gebiet eine Reihe wertvoller Bau- und Gartendenkmale sowie denkmalwerte Strukturen, Einzelgebäude und Gebäudeensembles, die ihm eine besondere Prägung verleihen.

Das Gebiet erfüllt eine wichtige Rolle bei der Wohnversorgung. Daneben lassen zahlreiche Gebäude mit kultureller Nutzung, die teilweise von stadtweiter Relevanz sind und zum Teil als Tourismusmagneten bezeichnet werden können, das Gebiet in einen gesamtstädtischen Focus rücken. In der Gesamtheit macht die Kombination aus Wohn-, Wirtschafts- und Kulturstandort einerseits und dem Erscheinungsbild als "Städtebaumuseum" andererseits die Einzigartigkeit des Ortes aus.

Diesen Besonderheiten stehen Mängel und Defizite gegenüber, die in erster Linie den öffentlichen Raum und die Versorgungsstruktur betreffen. Insbesondere der Mehringplatz ist ein Schwerpunkt der Mängel in baulicher, gestalterischer und verkehrsstruktureller Hinsicht sowie mit Defiziten in der Versorgung sozialer Infrastruktur.