Rehabilitation

Psychiatrische Versorgung in Hamburg

Psychische Erkrankungen können jeden treffen und stellen eine schwere Belastung für Betroffene und ihre Familien dar mit oftmals beträchtlichen sozialen und ökonomischen Folgen.

In Hamburg hat seit der Psychiatriereform 1975 eine umfassende Reform der psychiatrischen Versorgung stattgefunden. Für die SPD-geführten Senate war die gute und umfassende Versorgung der psychisch Kranken ein Schwerpunkt der Hamburger Gesundheits- und Rehabilitationspolitik.

Die Entwicklung und die Verbesserungen bei der Versorgung psychisch Kranker wurde im Psychiatriebericht dargestellt. Der letzte Bericht ist schon fünf Jahre alt. Eine Aktualisierung des Themas durch Selbstbefassung in den Ausschüssen wurde von den Koalitionsfraktionen abgelehnt. Die Große Anfrage soll daher die aktuelle Situation in der Psychiatrie darstellen.

Unter Berücksichtigung von Stellungnahmen der Krankenhäuser, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft und der Krankenkassen beantwortet der Senat die Fragen wie folgt.

A. Allgemeine Entwicklung

1. Wie hat sich die Morbidität der psychisch Kranken in den letzten Jahren generell entwickelt? Welche Krankheitsbilder wurden wie häufig bei den psychischen Patientinnen und Patienten festgestellt?

Aussagekräftige Daten zur Morbidität der Hamburger Bevölkerung liegen nicht vor.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) tragen die zunehmenden psychischen Gesundheitsprobleme entscheidend zur globalen Krankheitslast bei. Weltweit sind 11,5 Prozent aller Krankheiten neuropsychiatrischen Ursprungs. An dieser Krankheitsgruppe sind allein die Depressionen mit 36,5 Prozent beteiligt. 11,3 Prozent entfallen auf Alkoholabhängigkeit, 8,7 Prozent auf Psychosen und 3,5 Prozent auf Epilepsie. Fachleute erkennen eine Zunahme an Erkrankten mit den Diagnosen Depression, Angststörung und Persönlichkeitsstörungen.

Gemäß der Hamburger Krankenhausdiagnosestatistik, die fallbezogen ­ d.h., ein Rückschluss auf die Zahl der behandelten Personen ist nicht möglich ­ einen Überblick über die häufigsten stationär behandelten psychiatrischen Diagnosen gibt, wurden im Jahr 2000 in den Krankenhäusern auf Hamburger Staatsgebiet 12 702 Behandlungsfälle gezählt. Die Verteilung der jeweiligen Diagnosen ist in Tabelle 1 dargestellt.

A. 2. Welche Ursachen gibt es für diese Entwicklung?

Psychische Gesundheit kann durch verschiedene Faktoren gefährdet werden: unter anderem durch Traumata in der frühkindlichen Entwicklung, durch zu viel Stress in Beruf und Schule, durch mangelnde Anerkennung, Mobbing, Diskriminierung und sexuelle Gewalt. Die genetische Präposition spielt ebenso eine Rolle wie die Umwelt und Kommunikations- und Organisationsstrukturen. Weniger Wohlbefinden, im schlimmsten Fall psychische Erkrankungen können die Folge sein.

Als mögliche Gründe für die Zunahme psychischer Erkrankungen werden von Fachleuten unter anderem die zunehmende soziale Verunsicherung, die Häufungen von Krisen und Konflikten in der Lebensmitte (so genannte Midlife-Crisis) und Überlastungssymptome („Burn-out") genannt.

3. Wie hat sich die Zahl der im Krankenhaus und in den außerklinischen Einrichtungen behandelten psychisch Kranken in den letzten fünf Jahren entwickelt?

4. Wie hat sich der Anteil von Frauen und Männern in den stationären und ambulanten Einrichtungen für psychisch Kranke in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Die Zahl der stationär behandelten Fälle in den psychiatrischen Abteilungen der Hamburger Krankenhäuser (einschließlich der Plankrankenhäuser außerhalb Hamburgs: Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus, Psychiatrisches Zentrum Rickling und Fachklinik Bokholt) stieg im Zeitraum 1998 bis 2002 von 15 427 Fällen auf 15 900 Fälle, vgl. nachstehende Tabelle 2.

Die Zahl der Fälle nach der Hamburger Krankenhausstatistik weicht von der Zahl der Fälle nach der Krankenhausdiagnosestatistik (vgl. Tabellen 1, 3 und 5) ab, da es sich hierbei um unterschiedliche Datenquellen handelt.

Der Anteil von Frauen und Männern an den Behandlungsfällen in den Krankenhäusern im Zeitraum von 1998 bis 2000 (aktuellstes vorliegendes Jahr) ist der Tabelle 3 zu entnehmen.

Tabelle 3

Angaben über die im ambulanten Versorgungsbereich behandelten psychisch kranken Patientinnen und Patienten können nur über eine datenschutzrechtlich nicht zulässige personenbezogene Auswertung ärztlicher Unterlagen getroffen werden. Daten liegen daher nicht vor.

Angaben zu den in außerklinischen Einrichtungen betreuten Personen liegen erst seit 1999 vor, siehe folgende Tabelle 4.

A. 5. Wie hat sich die Altersstruktur der psychisch Kranken im stationären und ambulanten Bereich in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Die Altersstruktur in den Krankenhäusern im Zeitraum 1998 bis 2000 (aktuellstes vorliegendes Jahr) ist der Tabelle 5 zu entnehmen.

Anmerkung: Bzgl. der Krankenhäuser außerhalb Hamburgs, von denen Teilkapazitäten im Krankenhausplan 2005 der Freien und Hansestadt Hamburg ausgewiesen sind, werden nur Hamburger Behandlungsfälle berücksichtigt.