Aussiedlerinnen und Aussiedler und ihre Familien in Hamburg

Der Prozess der Aussiedlerzuwanderung ist über lange Zeit recht positiv verlaufen. Erst in den letzten Jahren gestaltet sich die Integration der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler ­ trotz rückläufiger Zuzugszahlen ­ zunehmend schwieriger, weil sich die Struktur der Aussiedler stark verändert hat.

Während in den achtziger Jahren die meisten Aussiedler aus Polen und Rumänien (Siebenbürgen) mit guten deutschen Sprachkenntnissen kamen, sind es seit Anfang der neunziger Jahre überwiegend Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion sowie mitreisende Familienangehörige anderer Nationalität.

Mit der veränderten Herkunft verbunden sind geringere Deutschkenntnisse im Vergleich zu früheren Aussiedlern, veränderte Berufsqualifikationen, die in Deutschland meist nicht anerkannt oder wenig nachgefragt werden, und ein größerer kultureller Abstand zur einheimischen Bevölkerung wegen der steigenden Zahl gemischtnationaler Familien aus Russland und Mittelasien. Nach Angaben des Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung, Jochen Welt, sind heute nur noch ein Viertel der Zuwandernden anerkannte Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, während 75 % miteinreisende, überwiegend nichtdeutsche Familienangehörige sind. Diese Relation war 1993 noch umgekehrt.

Nach Angaben des Aussiedlerbeauftragten sind rund ein Drittel der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Ihre Integration ist besonders schwierig. Die sozialen und psychischen Folgen der Zuwanderung sind für die Jugendlichen erheblich. Sie haben ihre Heimat oft unfreiwillig verlassen, haben ihre Freunde verloren und fühlen sich bei uns als Fremde. In Russland galten sie oft als „Deutsche", in Deutschland gelten sie als „Russen". Sie kommen in ein neues Land, ohne unsere Sprache zu beherrschen und ohne unsere Strukturen zu kennen, und es ist schwer für sie, neue, einheimische Freunde und eine persönliche Perspektive zu finden. Sie sind in besonderer Weise gefährdet, die Integration nicht zu schaffen und dauerhaft ausgegrenzt zu sein. Die Herausbildung von jugendlichen Subkulturen mit auffälligem Verhalten ist die Folge.

Zur Erarbeitung von Handlungskonzepten für eine verbesserte Integration ist eine Datenerhebung hinsichtlich der Situation der Aussiedler und ihrer Familien unerlässlich. Die Datenerfassung ist gegenwärtig von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: l. Allgemeines

Seit Anfang der neunziger Jahre geht die Zuwanderung von Aussiedlern kontinuierlich zurück und stagniert seit 1998 auf einem Niveau von rd. 100 000. Wie hat sich die Zahl der in Hamburg aufgenommenen Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler seit 1998 entwickelt?

2. Wie viele Aussiedler beantragen einen Reisepass, ohne aus der bisherigen Staatsangehörigkeit entlassen zu sein?