Das Gespräch mit den Hamburger Parlamentariern stieß in der Geschäftsleitung auf großes Interesse

Dabei erläuterten die Hamburger die Struktur der Metropolregion Hamburg und betonten die Bedeutung einer engen Kooperation der Hansestadt mit den Nachbarländern in Fragen der Wirtschafts- und Strukturpolitik.

Das Gespräch mit den Hamburger Parlamentariern stieß in der Geschäftsleitung auf großes Interesse. Neben dem Präsidenten und CEO (Vorstandvorsitzender/Geschäftsführer) von Sysmex Corporation, Hisashi Ietsugu, standen folgende Gesprächspartner zur Verfügung: Kenichi Yukimoto (Senior Managing Director), Koji Tamura (Executive Vice President International Headquarters, CEO Health IT Systems), Eichi Heki (Executive Vice President Administration). Ph.D. Koichi Nakano (Chief Researcher).

Die Firma Sysmex zählt weltweit 1600 Mitarbeiter. Das Hauptgeschäftsfeld ist die Entwicklung und Produktion von Geräten zur Blutanalyse für Forschungsinstitute, Universitäten oder Kliniken. Der Umsatz betrug im Jahr 2004 66 Mrd. Yen (rd. Mio. Euro). 52 % des Umsatzes erwirtschaftet Sysmex in Europa.

IV. Hamamatsu

Die Stadt Hamamatsu ­ zwischen Kobe und Tokyo gelegen ­ ist geprägt von der Firma Yamaha, die hier 1887 gegründet wurde. Hamamatsu ist mit 3000 Mitarbeitern der zentrale Standort für die Produktion von Musikinstrumenten der Yamaha Cooperation.

Mit 23 000 Mitarbeitern weltweit produziert Yamaha neben Pianos auch Audio- und Video-Geräte, Möbel, Küchen, Bäder, Sound Chips für Mobiltelefone oder Golfschläger. Sitz der Yamaha Music Central Europe GmbH ist Rellingen. In der Europazentrale zählt Yamaha 220 Mitarbeiter. Der Umsatz lag 2002 bei 201 Mio. Euro.

Bei einer Besichtigung des Yamaha-Werkes in Hamamatsu informierten sich die Parlamentariern über den Bau von Flügeln und Pianos. Der Senior Executive Manager der Musical Instrumental Group der Yamaha Corporation, Mitsuru Umemura, stellte das Unternehmen und seine Aktivitäten in Europa vor.

V. Tokyo

1. Deutsche Repräsentanten in Tokyo

Der deutsche Gesandte Jörg Zimmermann, der Kulturreferent der deutschen Botschaft, Gerhard Thiedemann, der Leiter des Politischen Referats, Rolf Mafael, und weitere Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Tokyo, die die Delegation aus Hamburg bei allen Terminen in der japanischen Hauptstadt begleiteten, informierten über die aktuelle wirtschaftliche, politische und soziale Situation in Japan und über ihre Tätigkeit vor Ort. Diese Briefings wurden ergänzt durch die Informationen von Yuko Ikeda, Repräsentantin der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) in Japan sowie dem Vertreter der Deutschen Industrie und Handelskammer in Japan, Marcus Schürmann. Der Vertreter der DIHK ging auf die Perspektiven und praktischen Erfahrungen der deutsch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen ein.

2. Deutschland-Jahr in Japan Zentrales Thema bei den Gesprächen mit Vertretern der deutschen Botschaft in Tokyo war das Deutschland-Jahr 2005/2006 in Japan. Dabei stand vor allem die Frage im Mittelpunkt, wie sich Hamburg in Japan präsentiert.

Der Ruf der Deutschen in Japan ist „zuverlässig, aber zu langsam", schilderte der deutsche Gesandte Jörg Zimmermann. Zentraler Bestandteil des Deutschland-Jahres in Japan ist deshalb eine Imagekampagne, um klar zu machen: Deutschland hat eine ausgeprägte Lifestyle- und Mode-Szene. „Wir sind hip. Wir sind jung. Wir sind in", laute die zentrale Botschaft der Kampagne. Dazu sind mehr als 300 Veranstaltungen in Japan geplant. Die 1,5 Mio. Euro teure Dachkampagne des Auswärtigen Amtes soll möglichst durch Aktivitäten der Bundesländer in der Fläche ergänzt werden, um eine entsprechend breite Medienpräsenz zu gewährleisten. So die Vorstellungen des Auswärtigen Amtes.

Erforderlich sei es jedoch, die aus japanischer Sicht verwirrenden Aktivitäten von 16 Bundesländern zu bündeln. Föderale Strukturen und damit auch das Amt und die Funktion von Ministerpräsidenten seien im zentralistischen Japan eine unbekannte Größe.

3. Der japanische Arbeitsmarkt

Die wirtschaftliche Situation in Japan stimmt nach Erläuterungen des deutschen Gesandten optimistisch. Bei einer ­ zumindest für japanische Verhältnisse ­ eher hohen Arbeitslosenquote von 4,9 % verzeichne das Land eine aktuelle Wachstumsrate von 3 %. Die Jugendarbeitslosigkeit betrage 10 bis 12 %. Bemerkenswert sei der vergleichsweise hohe Anteil von Teilzeitarbeitsplätzen, der bei 15 bis 20 % liege. Die Tradition des „life-long-employments" präge den Arbeitsmarkt nach wie vor. Arbeitnehmer würden auch in der Flaute weiterbeschäftigt, dann allerdings mit Teilzeitverträgen. Charakteristisch für Japan sei, dass 40 % der Frauenarbeitsplätze Teilzeitstellen seien. Die Wochenarbeitszeit steige seit rund fünf Jahren wieder an, während die Gehälter sänken. Arbeitsnehmer verzichteten freiwillig auf einen Teil des Urlaubs. 20 % der Überstunden würden unbezahlt geleistet. Gewerkschaften würden nicht als Gegner, sondern als Partner der Unternehmensführung betrachtet.

4. Die Hamburger Firma Illies in Japan Einblicke in das Japan-Geschäft vermittelten der Geschäftsführer des Hamburger Handelshauses C. Illies & Co in Tokio, Michael Spatz, und der Verkaufsleiter Peter Korn. Die Firma Illies wurde 1859 in Nagasaki gegründet. Als ältestes deutsches Unternehmen exportiert sie seit fast 145 Jahren Investitionsgüter und Anlagen nach Japan. Das renommierte Familienunternehmen befasst sich nicht nur mit dem Export, sondern übernimmt auch die Projektierung, Finanzierung, Installation und die technische Betreuung und Ersatzteillieferung. In Japan beschäftigt Illies 65 Mitarbeiter, weltweit sind es 450.

Die Firma liefert beispielsweise Druckmaschinen, Metallbearbeitungsmaschinen, Papierverarbeitungsmaschinen, Textilmaschinen, Verpackungsmaschinen, Maschinen für die Herstellung von Mikrochips oder Keramik. Darüber hinaus Anlagen im Bereich Chemie, Elektrotechnik, Farben und Baustoffe, Oberflächen- und Vakuumtechnik, Schlachthofeinrichtungen und Fleischverarbeitung, Umweltschutz und Verfahrenstechnik.

Die Schwerpunkte liegen in der Lieferung von Sondermaschinen, die den Bedürfnissen des japanischen Marktes angepasst werden. Vor allem der „After Sales Service" hat in Japan einen unvergleichlichen Stellenwert.

Nach Schilderungen von Michael Spatz, ziehe der lokale Konsum in Japan deutlich an. Dabei komme der Kansai-Region um Osaka eine besondere Bedeutung zu. Der traditionell starke Mittelstand in Osaka und ein veralteter Maschinenpark gäben berechtigen Anlass zur Hoffnung. Problematisch für den deutschen Export seien die extrem hohen Hafengebühren in Osaka und Kobe. Bei Schwergütern entfielen rund ein Drittel auf den Transport von Deutschland nach Japan, aber zwei Drittel auf den Transport im Land selbst. Die Kansai-Region, die flexibel auf die Erfordernisse des Marktes reagiere, stelle das wirtschaftliche Rückgrat Japans dar.

5. Parlamentarische Begegnungen in Tokyo

In Tokyo führte die Delegation aus Hamburg auf parlamentarischer Ebene Gespräche mit dem Generalsekretär der Japanisch-Deutschen Parlamentariergruppe im Unterhaus, Jiro Kawasaki, und dem in Hamburg geborenen Abgeordneten Yoshitsugu Harada von der Liberal Demokratischen Partei Japans. Sie erläuterten das parlamentarische System und berichteten von aktuellen politischen Diskussionen. Parallelen sahen die Gesprächspartner vor allem in der japanischen Innenpolitik, für die angesichts der demographischen Entwicklung die Rentenreform und die Hochschulreform herausragende Themen sind.

6. Politische Gespräche auf Regierungsebene

Der Leiter der Europaabteilung im japanischen Außenministerium, Junichi Maruyama, lobte die guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland. Die Hamburger Gäste traten erfolgreich dem Eindruck entgegen, die wirtschaftlichen Beziehungen Hamburgs hätten sich einseitig zugunsten der Kooperation mit China entwickelt. Der Besuch von Senator Dr. Freytag und der für 2005 geplante Besuch des Ersten Bürgermeisters belegten ebenso das Gegenteil wie die deutlichen Zuwächse des Umschlags japanischer Güter im Hamburger Hafen.

Aus japanischer Sicht sei China ein interessanter Markt als Billiglohnland und sehr beliebt bei Investoren, meinte Maruyama. Zudem sei China ein bedeutender Absatzmarkt für japanische Konsumprodukte z. B. im Bereich der Heimelektronik.

Der stellvertretende Kabinettssekretär Masaaki Yamazaki zeigte Interesse an der Föderalismusdebatte in Deutschland und berichtete über die vom japanischen Kabinett beschlossene Dezentralisierungsreform, die so genannte „Trinitätsreform": Höherer Steuertransfer an die Kommunen, dafür eine Kürzung der zweckgebundenen Subventionen der Zentralregierung, erweiterte Steuerautonomie und mehr finanzielle Selbständigkeit der Kommunen.

7. Die Dokkyo Junior und Senior High School 16 % der Schülerinnen und Schüler in Tokyo besuchen eine Privatschule. Am Beispiel der Dokkyo Junior und Senior High School informierte sich die Delegation über das japanische Schulsystem in der Praxis. Der Direktor, Prof. Dr. Shin-ichi Nagai, erläuterte den Hamburgern den Lehrplan und den Alltag an der Dokkyo-Schule. Deutsch wird an dieser Schule für Jungen als zweite Fremdsprache unterrichtet. Das ganzheitliche Konzept der Schule diene der Charakterbildung seiner Schüler. Ethisches Denken zum Beispiel durch Umwelterziehung sei einer der Lehrinhalte. Der Unterricht dauert täglich von 8.30 bis 15 Uhr, anschließend nehmen die Schüler an Arbeitsgemeinschaften teil. 90 % der Absolventen besuchen eine Universität.

VI. Yokohama Anregungen für die politische Arbeit in Hamburg sammelten die Parlamentarier bei einem Besuch der Stadt Yokohama, die eine Hafenpartnerschaft mit Hamburg verbindet. Auch in Yokohama lag der Schwerpunkt des Interesses auf den Konzepten für Hafenkonversionsflächen. Im innerstädtischen ehemaligen Hafen von Yokohama entstand ein attraktives Wohngebiet für 50 000 Menschen. Der Boulevard am Hafenrand wird geprägt durch architektonische Akzente, die Hochäuser wie der „Landmark Tower" setzen. Die Flaniermeile geht in einen Vergnügungspark mit Riesenrad und maritimen Shops über.

Die restaurierten Lagerhäuser („Redbrick Warehouses") und das 2001 fertiggestellte Kreuzfahrtterminal wurde den Parlamentariern vom Direktor der Hafenbehörde, Takashi Nagata, präsentiert. Das 450 m lange Terminal, an dem pro Jahr mehr als 100

Fahrgastschiffe festmachen, hat auf zwei Etagen 22 000 qm Nutzfläche für eine Mehrzweckhalle, ein Passagierterminal und eine Lobby mit Gastronomie und Geschäften.

V. Fazit

Die Delegation der Bürgerschaft ist in Japan mit offenen Armen empfangen worden.

Der Besuch hat der Städtepartnerschaft neue Impulse gegeben und die parlamentarischen Beziehungen auf eine neue Grundlage gestellt.

Im Verlauf der Reise wurde immer wieder deutlich, dass die Delegationsreise ebenso wie die Aktivitäten des Senats von japanischer Seite positiv aufgenommen wird. Die These, dass sich wirtschaftliches Engagement in Japan und China gegenseitig im Wege stehen, wurde nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Aktivitäten, die die japanische Seite in China entwickelt hat, widerlegt. Die Delegation konnte deutlich machen, dass Hamburg trotz der intensiven Beziehungen zu China Japan nicht aus dem Blick verloren hat. Das Signal sei in der japanischen Gemeinschaft angekommen, betonte der japanische Generalkonsul Tatsuya Miki nach der Rückkehr der Delegation bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Die Stimmung habe sich sehr positiv entwickelt.

Die japanischen Unternehmen seien sehr zufrieden in Hamburg. Die Zahl der japanischen Firmen werde weiter wachsen. Derzeit hätten rund 120 japanische Unternehmen mit etwa 3500 Mitarbeitern ihren Sitz in der Hansestadt.

Allerdings wurde bei der Reise auch deutlich, dass die japanischen Partner konkrete Vorhaben deutlich ansprechen und einfordern. Im Bezug auf das Deutschland-Jahr in Japan klang an, dass die Aktivitäten Hamburgs noch akzentuierter dargestellt werden müssten.

Viele der Erfahrungen ­ vor allem in der Stadtentwicklungspolitik und in der aktuellen Reformdiskussion, die in beiden Ländern parallel geführt wird ­ werden sicherlich als Anregungen in politische Entscheidungsprozesse einfließen. Das Besuchprogramm bietet Anknüpfungspunkte für konkrete Aktivitäten. Das Thema Schüleraustausch sollte vertieft und umgesetzt werden. Es ist geplant, die in Japan besuchten Unternehmen, auch an ihrem Standort Hamburg aufzusuchen, um den Besuch abzurunden und den Kontakt zu den japanischen Partnern in Hamburg weiter zu pflegen.