Entgiftungsplätze und Wartezeiten im Drogen- und Suchtbereich

Betreff: Entgiftungsplätze und Wartezeiten im Drogen- und Suchtbereich. Informationen folgend stehen Drogenabhängigen in Hamburg im stationären und ambulanten Entgiftungsbereich immer noch nicht genügend Plätze zur Verfügung, so dass die Suchtkranken mit zum Teil erheblichen Wartezeiten rechnen müssen.

Für Suchtkranke stehen über die im folgenden benannten speziellen Angebote hinaus auch Behandlungsmöglichkeiten in den anderen psychiatrischen Abteilungen und in den übrigen Hamburger Krankenhausabteilungen zur Verfügung. Insbesondere Alkohol- und Medikamentenabhängige werden wegen ihrer Sucht oder wegen körperlicher und/oder neuropsychiatrischer Begleit- und Folgeerkrankungen in nicht unerheblicher Zahl z. B. in den allgemeinpsychiatrischen Abteilungen und in Abteilungen der Inneren Medizin behandelt und entzogen.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt.

1. Welche Einrichtungen in Hamburg bieten wie viele Entgiftungsplätze an? (Bitte jeweils differenziert nach ambulantem und stationärem Entzug sowie für legale und illegale Drogen.)

Spezialangebote für den qualifizierten Entzug von Abhängigen legaler und illegaler Drogen stehen für die Hamburger Bevölkerung in folgenden Krankenhäusern und Einrichtungen zur Verfügung:

Legale Drogen (Alkohol- und Medikamentenabhängige):

Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll 30 Betten und 24 teilstationäre Behandlungsplätze, ambulante Entgiftung über die Suchtambulanz ohne feste Platzzahl Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus 20 Betten (zuzüglich fünf Betten für die Bevölkerung Schleswig-Holsteins)

Innere Abteilung des Ev. Krankenhauses Alsterdorf 20 Betten Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf 21 Betten Illegale Drogen:

Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll 60 Betten Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus 18 Betten (zuzüglich zwei Betten für die Bevölkerung Schleswig-Holsteins)

Fachklinik Bokholt der Therapiehilfe e.V. zehn Betten (zuzüglich fünf Betten für die Bevölkerung Schleswig-Holsteins)

Drogenambulanzen GmbH (drei Drogenambulanzen in Trägerschaft des LBK Hamburg) ambulante Entgiftung, keine feste Platzzahl VIVA Rahlstedt 15 ambulante Entgiftungsplätze.

2. Wie hoch ist in den einzelnen Einrichtungen die Auslastung der Plätze? (Differenziert nach männlichen und weiblichen Personen.)

Legale Drogen: Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll

Die Auslastung der Stationen betrug für die Zeit von Januar bis Juni 1998 81,7 Prozent, im Juli und in der ersten Augustwoche 96 Prozent; in der Tagesklinik beträgt die durchschnittliche Auslastung in 1998 93,26 Prozent; im stationären Bereich beträgt der Anteil an Frauen 25 Prozent, in der Tagesklinik 50 Prozent.

Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus

Die Auslastung der Station für den qualifizierten Entzug von Abhängigen legaler Drogen beträgt ­ bezogen auf die Gesamtbettenzahl von 25 Betten ­ durchschnittlich 85 bis 90 Prozent, davon sind zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen.

Innere Abteilung des Ev. Krankenhauses Alsterdorf

Die Auslastung beträgt 100 Prozent, davon sind ca. 30 Prozent Frauen.

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf

Die Auslastung beträgt in 1998 durchschnittlich 95 Prozent, davon sind im Jahresdurchschnitt 32 Prozent Frauen.

Illegale Drogen: Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll

Die Auslastung der Stationen für die Behandlung Abhängiger illegaler Drogen betrug für die Zeit von Januar bis Juni 1998 87,1 Prozent, im Juli und in der ersten Augustwoche 86 Prozent; durchschnittlich beträgt der Anteil an Frauen 25 Prozent.

Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus

Die Auslastung der Station für den Entzug von Abhängigen illegaler Drogen beträgt ­ bezogen auf die Gesamtstation mit 20 Betten ­ durchschnittlich 90 Prozent, davon sind drei Viertel Männer und ein Viertel Frauen.

Fachklinik Bokholt

Die Auslastung liegt bei ca. 90 Prozent, der Frauenanteil beträgt rund 30 Prozent.

Drogenambulanzen GmbH

Die 1997 durchgeführten Entzüge verteilen sich wie folgt: Drogenambulanz I: 23 Patienten/innen davon männlich 16 Patienten weiblich 7 Patientinnen Drogenambulanz II: 08 Patienten/innen davon männlich 4 Patienten weiblich 4 Patientinnen Drogenambulanz III: 06 Patienten/innen davon männlich 4 Patienten weiblich 2 Patientinnen.

VIVA Rahlstedt

Die Auslastung der Plätze entspricht im Jahresdurchschnitt dem Angebot. Dabei kommt es temporär zu Engpässen ebenso wie zu Phasen der Unterauslastung.

Im Jahr 1997 wurden 165 Entzüge begonnen. Davon entfielen 134 auf Männer und 31 auf Frauen.

3. Welche Behandlungsmethoden werden in den einzelnen Einrichtungen, insbesondere im AK Ochsenzoll, angeboten?

Im Rahmen der Spezialangebote für den qualifizierten Entzug wird in allen Einrichtungen ein breites Spektrum therapeutischer Behandlungsmethoden angeboten. Hierzu gehören neben den Maßnahmen der medikamenten- und/oder akupunkturgestützten Entgiftung und der Behandlung ggf. vorhandener somatischer und/oder neuropsychiatrischer Begleit- und Folgeerkrankungen psychotherapeutische (Einzel- und Gruppengespräche, Verhaltenstherapie), soziotherapeutische, bewegungstherapeutische und kreativtherapeutische Angebote. Darüber hinaus werden Gruppen zur gesundheitlichen Aufklärung und frauenspezifische Gruppen angeboten.

4. a) Wie hoch sind die derzeit durchschnittlichen Wartezeiten der einzelnen Einrichtungen im ambulanten und stationären Entzug? (Bitte differenziert nach legalen und illegalen Drogen sowie nach Behandlungsmethoden.)

b) Welchen Stand haben derzeit die einzelnen Wartelisten? (Bitte differenziert nach ambulantem und stationärem Entzug, legalen und illegalen Drogen sowie nach Behandlungsmethoden.)

Für alle Einrichtungen, die klinischen qualifizierten Entzug für Abhängige illegaler Drogen anbieten, gilt, dass Patientinnen und Patienten über unterschiedlichste Wege, je nach Dringlichkeit zum Entzug, aufgenommen werden. Neben der Aufnahme über sogenannte Wartelisten erfolgen auch Aufnahmen direkt als Notfälle z. B. bei Krisen oder bestehender Suizidalität. Weitere Indikationen für eine unmittelbare Aufnahme sind z. B. schwere körperliche Erkrankungen, Schwangerschaft, zu betreuende Kinder, Rückfälle zuvor behandelter Patientinnen und Patienten. Minderjährige werden in der Regel innerhalb von wenigen Tagen aufgenommen. Die sogenannten Wartelisten bilden keine verwertbaren Aussagen über Bedarfe, da es aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich ist, die Wartelisten abzugleichen, und somit nicht auszuschließen ist, dass Anmeldungen in verschiedenen Einrichtungen gleichzeitig erfolgen. Ebenso kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Patientinnen und Patienten anmelden, ohne die Entzugsbehandlung wirklich beginnen zu wollen; so nehmen beispielsweise ca. 30 bis 40 Prozent der Patientinnen des Klinikums Nord ­ Ochsenzoll bei Einbestellung wieder Abstand von einer stationären Aufnahme.

Hinsichtlich Wartezeiten und -listen (nach Behandlungsmethoden differenzierte Daten liegen nicht vor) können vor diesem Hintergrund die nachfolgenden Angaben gemacht werden:

Legale Drogen: Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll

Die Wartezeit beträgt für die stationäre Aufnahme bis zu einer Woche; in der Tagesklinik sechs bis acht Wochen. In der Suchtambulanz ist eine sofortige Beratung möglich. Für den stationären Bereich sind unter zehn Patientinnen und Patienten auf der Warteliste, für die Tagesklinik zur Zeit 33 Patienten/innen.

Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus

Die Wartezeit für Abhängige legaler Drogen beträgt durchschnittlich eine Woche, eine Warteliste wird nicht geführt.

Innere Abteilung des Ev. Krankenhauses Alsterdorf

Die Aufnahme kann innerhalb weniger Tage erfolgen. Eine Warteliste besteht nicht.

Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf

Die Wartezeit beträgt zur Zeit vier bis sieben Tage; eine Warteliste wird daher nicht geführt.

Illegale Drogen: Klinikum Nord ­ Betriebsteil Ochsenzoll

Die Wartezeit beträgt zur Zeit zehn bis zwölf Wochen, wobei die Aufnahme zum Teil auch deutlich schneller erfolgen kann (siehe oben). Drogenabhängige Patientinnen und Patienten, die einen Therapieplatz und eine gültige Kostenzusage vorweisen können, werden innerhalb von wenigen Tagen bis spätestens nach zwei Wochen aufgenommen.

Heinrich-Sengelmann-Krankenhaus

Nur ca. 60 Prozent der Patientinnen und Patienten werden über die Warteliste aufgenommen. Die Wartezeit für diese beträgt durchschnittlich drei Monate. Auf der Warteliste befinden sich zur Zeit 130

Personen.

Fachklinik Bokholt

Die durchschnittliche Wartezeit beträgt ca. drei Wochen. Der Klient/die Klientin erhält in der Regel bereits bei der ersten Meldung einen vorläufigen Termin und soll sich dann wöchentlich melden. Eine Warteliste besteht nicht.

Drogenambulanzen GmbH

In den drei Hamburger Drogenambulanzen in der Trägerschaft des LBK Hamburg besteht für jeden Drogenabhängigen kurzfristig die Möglichkeit des ambulanten Drogenentzuges.

VIVA Rahlstedt

Es besteht zur Zeit keine Warteliste. Vier Plätze ­ zwei für Männer und zwei für Frauen ­ stehen aktuell zur Verfügung.

5. Plant der Senat, die ggf. vorhandenen Wartezeiten und Wartelisten durch den Ausbau von Kapazitäten in den o.a. Bereichen abzubauen? Wenn ja, in welchem Umfang und wann ist mit der Realisierung zu rechnen? Wenn nein, warum nicht?

Geplant ist der Ausbau des Angebotes für den qualifizierten Entzug von Abhängigen illegaler Drogen von derzeit 88 auf insgesamt 100 Plätze. Diese zwölf zusätzlichen Betten sollen durch die Therapiehilfe e.V. in Anbindung an die Fachklinik Bokholt für Kinder und Jugendliche eingerichtet werden. Mit ihrer Inbetriebnahme ist voraussichtlich Ende des ersten Quartals 1999 zu rechnen.

Für den Bereich der legalen Drogen sind zur Zeit keine zusätzlichen Kapazitäten für die qualifizierte Entgiftung geplant. Im Zuge der Fortschreibung des Krankenhausplans 2000 wird auch die Versorgung von Abhängigen legaler Drogen einer erneuten Überprüfung unterzogen werden.