Hamburger Verkehrsverbund HVV die Installation von mehrsprachigen Hinweis und Informationstafeln einschl

1. Anlass

Die Bürgerschaft hat in ihrer Sitzung am 24. September 2004 folgendes Ersuchen beschlossen: „Der Senat wird ersucht,

­ zeitnah ein Konzept vorzulegen, das die Installation von mehrsprachigen Hinweis- und Informationstafeln an zentralen Plätzen, Einrichtungen und Gebäuden unter Hinzuziehung von Sponsoren vorsieht bzw. erweitert.

­ beim Hamburger Verkehrsverbund (HVV) die Installation von mehrsprachigen Hinweis- und Informationstafeln (einschl. FIMS) sowie mehrsprachige Lautsprecheransagen bzw. elektronische Anzeigen in den öffentlichen Verkehrsmitteln anzuregen."

Zu dem Ersuchen gemäß 1. Spiegelstrich hat die Bürgerschaft am 13./14./15. Dezember 2004 ergänzende Beschlüsse zur Entwicklung eines Fußgängerleit- und Stadtinformationssystems gefasst (Drucksachen 18/1299 und 18/1478).

Zu diesen beiden Ersuchen wird unter externer Mitwirkung zurzeit ein gemeinsames Konzept entwickelt. Die vorliegende Mitteilung beschränkt sich daher zunächst auf das Ersuchen gemäß 2. Spiegelstrich und einen Teilbereich des Ersuchens gemäß 1. Spiegelstrich im Hinblick auf Informationstafeln an Gebäuden, Denkmalen und Plätzen.

2. Stellungnahme zu Maßnahmen im Bereich des HVV

Mit dem Leitbild der wachsenden Stadt verfolgt der Senat das Ziel, Hamburg zu einer international attraktiven, spannenden und lebenswerten Metropole zu machen. Hamburg will junge qualifizierte Menschen, Investoren und Touristen verstärkt aus dem Ausland anziehen. Der ausländische Gast soll sich u. a. im öffentlichen Personennahverkehr problemlos orientieren können und auf für ihn wichtige Ziele sowie Tarife mehrsprachig hingewiesen werden.

Rund 21 % der nicht deutsch sprechenden ausländischen Besucher Hamburgs haben Englisch als Muttersprache.

Weitere nennenswerte Anteile haben nur Französisch, Dänisch, Schwedisch und Niederländisch mit jeweils zwischen 5 % und 7 %. Zudem ist Englisch die am meisten gelehrte Fremdsprache der Welt und sowohl im Internet als auch im internationalen Verkehr dominierend. Aus diesem Grund wird immer dann, wenn nur eine zweisprachige Information möglich ist, Englisch neben Deutsch eingesetzt.

Bei der Gestaltung der Fahrgastinformation im Hamburger Verkehrsverbund werden seit vielen Jahren die besonderen Anforderungen nicht deutsch sprechender Kunden durch allgemein verständliche Zeichen- und Signetsprache (Piktogramme), Farbcodierung z. B. der Linien im Schnellbahnnetz, sowie die englischsprachige Ausführung wichtiger Hinweise (z. B. Ausgang = Exit) berücksichtigt.

Zusätzliche Möglichkeiten bieten die neuen, verstärkt eingesetzten elektronischen Medien. Durch eine Menüsteuerung, die eine Sprachauswahl ermöglicht, z. B. im Internet, bei Fahrkartenautomaten oder den Selbstbedienungsterminals des Fahrplanauskunftssystems, ist grundsätzlich jeder Inhalt in großer Sprachenvielfalt anzubieten. Diese Möglichkeiten sollen in Zukunft stärker ausgebaut werden. Die Mehrsprachigkeit in den neuen Medien wird vom HVV auch im Hinblick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 und die Anforderungen der FIFA (FIFA-Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch) forciert.

Dagegen erreichen mehrsprachige Informationen auf statischen Informationstafeln schnell ihre Grenzen auf Grund des zur Verfügung stehenden Platzes, der damit verbundenen Informationsfülle und unter Berücksichtigung der BÜRGERSCHAFT Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft Stellungnahme des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft vom 22./23. September 2004 (Drucksache 18/521)

­ Die multilinguale Metropole ­ erforderlichen Schriftgrößen. Sie müssen deshalb sehr überlegt angewendet werden.

Ähnliche Überlegungen sind bei akustischen Informationen zu berücksichtigen, um eine Überfrachtung zu vermeiden.

Nachfolgend sind auf der Grundlage von Auskünften des HVV und der betroffenen Unternehmen der Stand und die schon absehbaren weiteren Entwicklungen in den einzelnen Informationsbereichen dargestellt.

a) Erreichter Stand Prospektinformationen

­ Schnellbahn-/MetroBus-Folder (HVV) in deutsch/englisch

­ Prospekt „Hamburg von A­Z" (Hamburg Tourismus GmbH) in mehreren Sprachen und in hoher Auflage.

Der HVV ist redaktionell stark vertreten und beteiligt sich an der Finanzierung und Distribution.

­ Prospekt „Taxifahren in Hamburg" der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Deutsch/Englisch mit Nutzungshinweisen, Adressen und Preisen.

Internet

­ Website des HVV (Deutsch und Englisch); die englische Version bietet ein für den internationalen Nutzerkreis zugeschnittenes (reduziertes) Informationsangebot.

­ HVV-Fahrplanauskunft (Deutsch und Englisch). Der „persönliche Fahrplan" ist darüber hinaus in Polnisch abrufbar.

Telefonauskunft

Die zentrale Telefonauskunft des HVV (Nummer 040 19449) hat nur einen sehr geringen Anteil an fremdsprachigen Anrufen. Englischsprachige Anrufer können jedoch in der Regel bedient werden.

Informationen in/an Haltestellen Orientierung im Haltestellenumfeld Wegweisungen zu Haltestellen: Bisher nur in begrenztem Umfang vorhanden. Grundsätzlich werden die bekannten U- und S-Bahn-Symbole ­ wie auf den Haltestellen ­ verwendet.

Allgemeine Informationen

­ Aushänge: nur in Deutsch, wenn für Besucher ohne große Bedeutung.

­ Sicherheitshinweise: sind bei der Hochbahn zweisprachig ausgeführt.

­ Rufsäulen: bislang nur in Deutsch.

­ Fluchtwege: internationales Piktogramm.

Fahrplaninformationen Aushangfahrpläne: zurzeit nur in Deutsch, da Zeitangaben weitgehend selbsterklärend sind.

Tarifinformationen

­ Basis-Tarifinformationen (Aushänge): aus Platzgründen derzeit oft nicht in weiteren Sprachen ausführbar.

Zusätzliche englischsprachige Tarifinformationen an zentralen Orten (Fernbahnhöfe, touristische Schwerpunkte, Messegelände, Flughafen) werden geprüft.

­ Fahrkartenautomaten der Hochbahn: in jedem U-Bahnhof mindestens ein zweisprachiger Fahrkartenautomat (Englisch).

­ Fahrkartenautomaten der S-Bahn Hamburg: zweisprachige Menüführung (Deutsch, Englisch).

­ DB-Nahverkehrsautomaten: bereits jetzt fünfsprachig (Englisch, Französisch, Dänisch, Schwedisch, Türkisch).

­ Informationen zu Fahrkarten und Preisen auf Automaten: bisher nur in Deutsch. Eine Änderung ist kaum möglich, weil sonst für die große Mehrheit der Kunden der Informationswert deutlich eingeschränkt würde.

­ Touch-Screen-Automaten: die Informationen zur Wahl der Fahrkarte können im Menü mehrsprachig angelegt werden. Zurzeit wird außer Deutsch nur Englisch angeboten. Vorrang haben zusätzlich Französisch und Spanisch.

Räumliche Information zum ÖPNV-System

­ Linientafeln am Kopf der Schnellbahn-Haltestellen: sind weitgehend selbsterklärend.

­ Geografischen Verkehrsnetzpläne: weitgehend selbsterklärend, im Übrigen auch kaum mehrsprachig darstellbar.

­ Schnellbahnpläne: zweisprachig (Deutsch/Englisch). Orientierung in der Haltestelle (Haltestellen-Leitsystem)

­ Wegeleitsystem in Haltestellen: im Wesentlichen allgemein verständliche Piktogramme und Linienkennzeichen. Die Ausschilderung „Tickets" zusätzlich zu dem Begriff „Fahrkarten" soll geprüft werden.

­ Sicherheitshinweise und Fluchtwege: bei der Hochbahn zweisprachig ausgeführt.

Informationen in den Fahrzeugen Allgemeine Informationen

Siehe Hinweise zu den Informationen in Haltestellen.

Tarifinformationen Bedingt dadurch, dass im HVV Fahrkarten vor Fahrtantritt zu erwerben sind, sind keine Tarifinformationen in den Fahrzeugen erforderlich. Lediglich der Tarifplan für Schnellbahnen ist in den Schnellbahnfahrzeugen ausgehängt und wie alle anderen Pläne deutsch/englisch ausgeführt.

Räumliche Orientierung im ÖPNV-System

­ Linienübersichtspläne für Schnellbahnen und MetroBusse: zweisprachig.

­ Haltestellenansagen in U-Bahnen: englischsprachige Hinweise an den Haltestellen Hauptbahnhof, Jungfernstieg, Rathaus, Landungsbrücken, Stephansplatz, Ohlsdorf und bei Bedarf Messehallen. Ferner wird an den Endbahnhöfen das Ende der Zugfahrt mitgeteilt.

In Zukunft wird die Ansage von einem Muttersprachler gesprochen.

­ Haltestellenansagen in S-Bahnen: Bislang nur in Deutsch.

­ Dynamische Haltestellenanzeigen: Information lediglich über Liniennummer und nächste Haltestelle.

Orientierung am/im Fahrzeug

­ Linienkennzeichnung und Fahrtzielanzeige: Übersetzung nicht erforderlich.

­ Hinweise auf Sicherheitseinrichtungen: zweisprachig.

b) Weitere Maßnahmen

Bei der Hochbahn ist für Ende 2006 und bei der S-Bahn für Ende 2007 die Anschaffung moderner Touch-ScreenAutomaten geplant. Außer der Mehrsprachigkeit beim direkten Kauf können hier auch Tarifinformationen und Bedienungshinweise mehrsprachig abgebildet werden.

Bei den Automaten ist die Kostentragung für eine Umstellung auf weitere Sprachen neben Englisch noch zu klären.

Das Wegeleitsystem in von auswärtigen Gästen stark frequentierten Haltestellen soll durch eine englischsprachige Ergänzung auf Umgebungshinweise ergänzt werden (touristische Informationen): Hauptbahnhof, Dammtor, Altona, U/S Landungsbrücken, U/S Jungfernstieg, U Rathaus, U/S Ohlsdorf (Airport-Express), U-Stephansplatz, U-Messehallen, U/S Sternschanze (Messe), Hadag-Fähranleger. Der HVV klärt die Details mit den Verkehrsunternehmen.

Englischsprachige Haltestellenansagen in Zügen der S-Bahn sind in Planung, die Umsetzung erfolgt bis spätestens zur Fußballweltmeisterschaft 2006 (einschl. Ansagen für die WM Spiele und für Veranstaltungen in der ColorLine-Arena).

An den variablen Feldern der Fahrtzielanzeiger auf den Bahnsteigen ist die Aufnahme anderssprachiger Felder technisch möglich. Über eine Umsetzung ­ insbesondere im Hinblick auf die WM 2006 ­ werden Gespräche mit dem HVV geführt.

Für die Busfahrer der Hochbahn findet derzeit eine Schulung in englischen Grundkenntnissen statt.

Es wird geprüft, ob auf Aushangfahrplänen die Angabe der Tagesart auch ins Englische übersetzt werden sollte und dargestellt werden kann.

Der HVV ist mit der DB in einer Arbeitsgruppe in Verhandlungen, die Sicherheitshinweise im Bereich der Bahnunternehmen ergänzend in Englisch aufzunehmen.

Zugleich wird für die S-Bahnhöfe die Möglichkeit der Umsetzung der Mehrsprachigkeit im Wegeleitsystem geklärt. Die Hinweise auf Rufsäulen der Hochbahn sollen in Zukunft ebenfalls zusätzlich englischsprachig gekennzeichnet werden.

c) Fazit

Die Zweisprachigkeit Deutsch/Englisch ist teilweise gut erreicht. Sie entspricht internationalem Standard anderer großer Städte. Gem. den Anforderungen der FIFA für die WM 2006 werden bei der Fahrplanauskunft weitere Sprachen umgesetzt. Die Anbringung mehrsprachiger Hinweise aus touristischen Erwägungen an bestimmten Orten wird geprüft.

3. Stellungnahme zu Informationstafeln an Gebäuden, Denkmalen und Plätzen

Als internationale Metropole und auch im Hinblick auf den internationalen Tourismus wird Hamburg auch historische Informationen international gestalten. Dazu gehören auch Informationstafeln, die aus dem Bereich Denkmalschutz an sehenswerten Gebäuden zur Kennzeichnung angebracht werden (blaue Tafeln) und Tafeln, die an Stätten der Verfolgung und des Widerstands erinnern (schwarze Tafeln). Künftig werden diese Tafeln an touristisch interessanten bzw. historisch interessanten Orten in Deutsch und Englisch ausgeführt und, sofern der Ort entsprechenden Anlass bietet, auch in anderen Sprachen.

Darüber hinaus sollen schrittweise auch bereis vorhandene Informationstafeln, soweit diese sich dazu eignen, in der genannten Weise internationalisiert werden. Wenn ausnahmsweise ein besonderer Anlass oder die Bedeutung es gebietet, wird auch die Abfassung in einer weiteren Sprache geprüft.

In einem ersten Schritt werden 30 dieser Tafeln im Innenstadtbereich und an touristisch besonders attraktiven Orten um einen englischen Text ergänzt.

Mit diesen Maßnahmen werden zahlreiche Tafeln, die in Hamburg an besondere Personen und Ereignisse unserer Geschichte erinnern oder unter Denkmalschutz stehende Gebäude beschreiben, für viele unserer ausländischen Gäste lesbar und damit ist die historische und kulturelle Bedeutung des jeweiligen Ortes und Gebäudes zu erkennen.

4. Petitum:

Die Bürgerschaft wird gebeten, von der vorstehenden Mitteilung des Senats Kenntnis zu nehmen.