Modellaufbau

Dem Modell zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit liegt die Frage zu Grunde, welchen Zuschussbetrag ein Investor von der FHH benötigt, um das Gesamtprojekt Elbphilharmonie (also Mantelbebauung, Philharmonie und besondere Erschließungskosten) im vorgegebenen Rahmen zu errichten. Es wurde davon ausgegangen, dass ein Investor in einem Wettbewerb mit anderen Investoren der FHH einen festen Preis, also den von ihm benötigten Zuschussbetrag, für die Projektrealisierung anbieten wird. Zur Ermittlung des aus der Sicht eines Investors zur Realisierung notwendigen Zuschussbetrages wurde die Barwertmethode (Discounted Cash Flow Methode) angewandt. Dabei werden die aus dem Projekt erzielbaren Zahlungsströme aus dem Eigenkapital des Investors und an das Eigenkapital des Investors über einen bestimmten Zeitabschnitt prognostiziert und auf einen Stichtag hin bewertet.

Die Nutzungen Parken, Hotel und Wohnen der Mantelbebauung erwirtschaften zusammen einen Projektwert. Dieser kann bei positivem Vorzeichen als der Betrag interpretiert werden, den ein Investor bereit wäre, unter den Annahmen des Modells zur Quersubventionierung der Baukosten der Philharmonie und der Position „besondere Erschließungskosten" einzusetzen.

Es wird unterstellt, dass der Investor den ermittelten Zuschussbetrag (Baukosten von Philharmonie und Position „besondere Erschließungskosten" unter Berücksichtigung der Quersubventionierung durch die Mantelbebauung) zur sukzessiven Begleichung der Baukostenrechnungen verwendet. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wurde unterstellt, dass die Beträge zur Begleichung der Baukosten dem Investor von der FHH zeitnah zufließen, so dass keine Zwischenfinanzierung in Ansatz gebracht wurde. Es ferner ist unterstellt worden, dass der Investor, nachElbphilharmonie Hamburg Machbarkeitsstudie dem der Zuschuss der FHH aufgebraucht wurde, die letzten Baukostenrechnungen aus seinem Eigenkapital begleicht. Der Barwert dieser Zahlungen entspricht dem Projektwert der Mantelbebauung.

Unter den o.g. Modellannahmen errechnet sich insgesamt ein positiver Projektwert für die Mantelbebauung. Mit diesem Projektwert kann der Investor die Kosten der Elbphilharmonie und denjenigen Kosten, die den Besonderheiten des Projektes geschuldet sind („Besondere Erschließungskosten"), mit einem nach Berechnungen der Gutachter 2-stelligen Millionenbetrag quersubventionieren, d.h. der auf die FHH entfallende Investitionsanteil wird signifikant entlastet. Dieses Ergebnis wurde in den nachfolgenden Betrachtungen zur Finanzierung eingearbeitet. Einzelheiten der Wirtschaftlichkeitsberechnungen können wegen des Investorenwettbewerbs um die für die FHH günstigste Quersubventionierung nicht bekannt gegeben werden.

Prognose voraussichtlicher Fundraisingbeiträge (Mäzene, Spender, Sponsoren)

Zur Abschätzung der Potenziale für erreichbare Fundraising-/Sponsoringvolumen für das Projekt Elbphilharmonie wurden durch Roland Berger und METRUM ein Fundraising und Vermarktungskonzept erarbeitet. Des Weiteren wurde eine Kampagnenstruktur und Produktentwicklung für die Realisierung der Mitteleinwerbung unter Berücksichtigung der besonderen Ausgangslage (enger Zeitrahmen, keine bestehende Organisation „Elbphilharmonie", regionale Besonderheiten) erstellt und Vorschläge für eine kreative Leitidee des Fundraising-/Sponsoringkonzeptes sowie erste Vermarktungsideen unterbreitet. Schließlich wurden Szenarien für die organisatorische Umsetzung des Fundraising und Marketing ausgearbeitet.

Damit liegen für die Entscheidung über eine erfolgreiche Realisierung und Vermarktung der privaten Unterstützung für Bau und Betrieb der Elbphilharmonie alle erforderlichen Vorarbeiten vor.

Potenzialschätzung und Zielwerte - Kombination von Top down und Bottom up Ansätzen

Für die Ermittlung des Potenzials privater Finanzierungsbeiträge für Bau und Betrieb der Elbphilharmonie wurde eine kombinierte Vorgehensweise gewählt. Als Basis wurde Top down das private Finanzierungspotenzial in vergleichbaren Projekten (internationale und nationale Benchmarks) als Bandbreite ermittelt. Zusätzlich wurden im Rahmen der Entwicklung von unterschiedlichen Kampagnen und der Definition von Produkten Zielwerte für eine marktbezogene Kampagne validiert (Bottom up-Ansatz).

In den beiden Vorgehensweisen wurde zwischen drei Einnahmefeldern unterschieden:

· Sponsoring richtet sich an Unternehmen, die mit ihrem materiellen oder finanziellen Engagement unternehmensbezogene Marketing- und Kommunikationsziele verfolgen.

· Fundraising bezeichnet ein breites Maßnahmenspektrum zur Beschaffung von Mitteln (insb. Spenden) von Bürgern und Unternehmen für gemeinwohlorientierte Zwecke.

· Mäzenatentum wurde als signifikante Einzelbeiträge von Privatpersonen definiert, deren Beiträge eine Höhe von 2 Mio. überschreiten.

Potenzialschätzung auf Basis Benchmarks (Top down)

Für die Potenzialabschätzung wurde ein mehrstufiges Vorgehen auf Basis von internationalen Benchmarks gewählt.

Schritt 1 - Identifizierung Benchmarks.

Identifizierung der vergleichbaren nationalen und internationalen Institutionen (Good/BestPractices für erfolgreiches Fundraising und Sponsoring in Kultur/Musik) Schritt 2 - Auswahl der relevanten Benchmarks Bewertung der spezifischen Ausgangssituation für Fundraising und Sponsoring für jede Benchmarkinstitution anhand von fünf gewichteten Kriterien. Für jedes Benchmark und die geplante Elbphilharmonie wurde im Rahmen dieser Kategorien eine Bewertung vorgenommen, die Bewertung erfolgte im Rahmen von Schulnoten (1 - 6). Schritt 3 - Ableitung der Bandbreite generierter Fundraising- und Sponsoringmittel Identifizierung der Benchmarks mit vergleichbarem Ausgangswert im Vergleich zur Elbphilharmonie auf Basis der Schulnoten zur Abschätzung der erreichbaren Bandbreite privater Finanzierungsbeiträge in Bau und Betrieb (in % an den Gesamtkosten). Schritt 4 - Validierung anhand der regionalen Wettbewerbslandschaft als Indikator für Bandbreite Zusätzlich wurden zur Validierung der ermittelten Bandbreiten privater Finanzierungsbeiträge weitere Analysen zu Einzelbereichen vorgenommen: