Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg

I. Vorbemerkungen:

Die Drucksache war dem Schulausschuss am 19. Januar 2005 entsprechend der Empfehlung des Kulturausschusses (s. Drs. 18/1551) nachträglich von der Bürgerschaft überwiesen worden. Der Schulausschuss befasste sich in seiner Sitzung am 14. Juni 2005 mit der Vorlage.

II. Beratungsinhalt:

Die Senatsvertreterinnen und -vertreter hoben einleitend den hohen Stellenwert der kulturellen Bildung besonders im Kinder- und Jugendbereich hervor und dass mit einem entsprechenden Angebot auch die Attraktivität Hamburgs stark gesteigert werden könne. So begrüßten sie, dass mit dem Rahmenkonzept eine sehr umfassende Darstellung vorgelegt werde, wie man die verschiedenen Aspekte der kulturellen Bildung miteinander verbinden und Synergien schaffen könne. Sie bilde eine gute Grundlage für weitere Arbeiten. Für die Verbindung zwischen den vielfältigen Initiativen stelle das Jugendinformationszentrum eine wichtige Institution dar. Hinsichtlich der Verzahnung von Schule und Kulturbereich fügten sie hinzu, dass inzwischen die Ansprechpartner in den Schulen benannt und die Pilotschulen Kultur ausgewählt worden seien. In Kooperation zwischen der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkulturarbeit und der Kulturbehörde sei zudem die Datenbank Kulturnetzwerk Hamburg mit 300 Angeboten von 200 Anbietern aufgebaut worden, in der Schulen sich zur Realisierung ihres kulturellen Profils Angebote aussuchen und buchen können. Seit der öffentlichen Vorstellung der Datenbank am 6. Mai 2005 sei auf sie bereits 11 000 Mal zugegriffen worden. Daneben liefen weitere prioritäre Maßnahmen, wie z. B. die Ausweitung von Theater und Schule (TuSch) sowie das Projekt Orchestermusiker an Schulen. Für letzteres würden derzeit die Schulen ausgewählt, sodass die Projekte ab August beginnen könnten. Die Senatsvertreterinnen und -vertreter ergänzten, dass die Kulturbehörde ab September außerdem 24 Einsatzorte für das Freiwillige Jahr in der Kultur fördere und in Zusammenarbeit mit den Bezirken die kulturellen Angebote im Rahmen der Jugendhilfe bilanziert habe. Diese würden zur Zeit so aufbereitet, dass sich die Schulen über die Angebote in der Region informieren könnten. Positive erste Effekte seien schon festzustellen, denn die kulturelle Bildung habe in den Schulen einen höheren Stellenwert bekommen, viele Anbieter seien bekannter und Kooperationen eingegangen worden.

Die GAL-Abgeordnete begrüßte die Idee der Pilotschulen Kultur, doch stelle sich für sie die Frage, ob die Umsetzungspläne bei einer Ausstattung jeder Schule mit nur 10 000 Euro nicht halbherzig seien, zumal für die Kinder-Kultur-Zeitung im Hamburger Abendblatt 40 000 Euro aufgewendet würden.

Darauf entgegneten die Senatsvertreterinnen und -vertreter, dass die beiden Aktionen sich in ihrem Ansatz deutlich unterschieden. Die Kinder-Kultur-Zeitung solle Informationen an ein breites Publikum bringen, das man bislang auf digitalem Wege noch nicht erreiche. Das den Pilotschulen zur Verfügung gestellte Geld solle dazu dienen, Maßnahmen zu entwickeln und auszuprobieren, die anschließend in der Fläche umgesetzt werden können. Zum Projekt Orchestermusiker an Schulen erläuterten sie, dass die dafür zur Verfügung gestellte Summe von 55 000 Euro für sechs Schulen gedacht seien. Wie die Bezahlung im Einzelnen aussehe, sei eine Frage der Organisation im Rahmen des Projekts.

Die SPD-Abgeordneten sahen den genannten Betrag für die geringe Anzahl an Schulen als sehr hoch an und machten hinsichtlich der Kinder-Kultur-Zeitung deutlich, dass die dafür aufgewandte Summe besser für die grundlegende Förderung in den Schulen eingesetzt werden könne, statt nur wenige Schulen mit effektvollen Angeboten auszustatten. Zu den Pilotschulen Kultur nahmen sie Bezug darauf, dass diese für die Auswahl als Pilotschule auch 10 000 Euro haben selbst aufbringen müssen, und fragten, wie weit dies gelungen sei. Außerdem baten sie um Auskunft, was in den Schulen derzeit passiere und wie viele Kulturlehrer es jetzt gebe.

Die Senatsvertreterinnen und -vertreter betonten, dass mit dem Projekt Orchestermusiker an Schulen Kinder der 1. bis 6. Klasse an die Instrumentalmusik herangeführt werden sollten, nachdem man den früher verbreiteten Blockflötenunterricht dafür nicht mehr für geeignet gehalten und keine neuen Maßnahmen in dieser Richtung entwickelt habe. Alle Schulen von vornherein mit einer Basisausstattung zu versehen, scheitere an finanziellen Gründen. Daher sollten die Pilotschulen Modelle für einen flächenhaften Einsatz finden. Sie könnten auch die Möglichkeit prüfen, Drittmittel zu akquirieren. Bei der Konzepteinreichung hätten alle Schulen den Nachweis von 10 000 Euro Beteiligung erbracht. Sie stammten aus Eigenmitteln, von Sponsoren oder regionaler Unterstützung. Umsetzungsprobleme seien in dem Zusammenhang derzeit nicht erkennbar.

Im Hinblick auf die Bestrebungen zu einer breiten kulturellen Bildung interessierte die SPD-Abgeordneten, was die BBS angesichts der angekündigten Gebührenerhöhungen der Staatlichen Jugendmusikschule tun werde und wie es mit den Kooperationen zwischen dieser und den Schulen aussehe.

Die Senatsvertreterinnen und -vertreter antworteten, dass die Jugendmusikschule ein Konzept für die Zusammenarbeit mit den Schulen erarbeitet und festgestellt habe, dass entgegen ihrer vorherigen Einschätzung auch mehr im Gruppenunterricht gelehrt werden könne. Sie betonten, dass das nun erwähnte Pilotprojekt nicht auf ein konkurrierendes, sondern auf ein zusätzliches Angebot ziele.

Die SPD-Abgeordneten erkundigten sich sodann, wie viele Schulen ­ und mit welchen konzeptionellen Schwerpunkten ­ sich für dieses Pilotprojekt beworben hätten. Weiterhin interessierten sie die Anforderungskriterien sowie, ob Schulen ausgewählt worden seien, die bereits in dieser Richtung gearbeitet hätten, und ob erkennbar gewesen sei, dass es Schulen zu einem Engagement in dieser Richtung motiviert habe. Hinsichtlich des Unterrichtspersonals wollten sie wissen, wie viele der im Musikunterricht der Grundschulen eingesetzten Lehrkräfte ausgebildete Musiklehrkräfte seien und ob die BBS Maßnahmen treffe, Musikstudenten zur Arbeit an der Grundschule zu animieren oder diese für sie attraktiv zu machen.

Die Senatsvertreterinnen und -vertreter gaben daraufhin an, dass sich zehn Schulen als Pilotschulen beworben hätten, in den Konzepten alle Kultursparten vertreten gewesen seien und die BBS sowohl in diesem Bereich erfahrene als auch andere Schulen ausgewählt habe. Zu den Anforderungskriterien und der Anzahl der Musiklehrkräfte sagten sie Protokollerklärungen zu.

Folgende Kriterien lagen der Auswahl der Schulen zugrunde:

· Berücksichtigung verschiedener Schulformen (Bei Vorliegen geeigneter Bewerbungen sollen verschiedene Schulformen berücksichtigt werden.)

· Berücksichtigung verschiedener Bezirke (In welchem Stadtteil liegen die Bewerberschulen?)

· Kooperation mit außerschulischen Kultureinrichtungen bzw. Kulturpartnern (Von welcher Qualität ist die Kooperation? Wird aus der Bewerbung sichtbar, in welcher Weise die Kooperationspartner in die schulische Lernorganisation einbezogen werden?)

· Qualität der kulturellen Angebote (Die Kulturangebote müssen über das Regelangebot der Schulen hinausgehen.)

· Form der Verankerung der Kulturprojekte bzw. der kulturellen Angebote im System Schule (Auswirkungen auf die innerschulische Kooperation und auf den Unterricht in verschiedenen Fächern, Veränderung der Lernorganisation, Einbindung aller bzw. möglichst vieler Lehrkräfte)

· Vernetzung mit dem Stadtteil (Welche Form der Zusammenarbeit mit außerschulischen Kultureinrichtungen, Nachbarschaft und bezirklichen Angeboten ist geplant? In welcher Weise öffnet sich die Schule gegenüber dem Stadtteil?)

· Umfang der kulturellen Angebote (Werden mehrere Kultursparten einbezogen? Wo werden Schwerpunkte gesetzt?)

· Langfristige Wirksamkeit (In welcher Form bleiben die vorgestellten Impulsprojekte über den Rahmen der drei Jahre hinaus wirksam?)

· Konzept zur Entwicklung des Kulturprofils (In welcher Weise wird das Kulturprofil entwickelt und verwirklicht? Welche Wege der Profilentwicklung sind geplant?)

· Qualität der Projektplanung (Enthält die Bewerbung eine klare Zeit- und Arbeitsplanung sowie ein Finanzierungskonzept? Sind die Planungsschritte in sich schlüssig?)

Die nachstehende Tabelle gibt Auskunft über die in den Schulformen beschäftigten ausgebildeten Lehrkräfte: Behörde für Bildung und Sport Lehrkräfte (mit akademischem Abschluss) an staatlichen Schulen nach Schulkapiteln mit Fakultas im Fach.

In den Augen der GAL-Abgeordneten vermittle das Projekt Orchestermusiker an Schulen den Eindruck, dass der Senat immer Maßnahmen mit großem Namen anstrebe. Verglichen mit der Vergütung anderer Anbieter, die mit den Ganztagsschulen zusammenarbeiteten, wirke der vorgesehene Betrag irritierend und absolut überzogen, zumal Grundschüler zumeist gar nicht besonders zum Musik Machen motiviert werden müssten. Erst mit der beginnenden Pubertät nach Klasse 6 sei dies erforderlich. Auch scheine die Zusammenarbeit mit Orchestermusikern erst dann sinnvoll, wenn musikalische Grundkenntnisse vorhanden seien. Zu Protokoll wünschten sie eine Übersicht, welche Schulen sich als Pilotschulen Kultur beworben hätten und welche mit Orchestermusikern arbeiteten. Diese wurde von den Senatsvertreterinnen und -vertretern zugesagt.