Auszubildenden

Zu TOP 1: Vorsitzender: Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zur heutigen Schulausschusssitzung. Ich begrüße meine Kolleginnen und Kollegen aus der Bürgerschaft, die Sachverständigen, die heute eingeladen sind, und natürlich auch das Publikum, interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Einladung, so gehe ich davon aus, ist pünktlich herausgegangen.

Als einzigen Tagesordnungspunkt haben wir zunächst „Reform der gymnasialen Oberstufe".

Ich gehe doch davon aus, dass wir den heutigen Punkt auch wieder als Wortprotokoll aufnehmen. Danke schön, und ich würde Sie darum bitten, dass wir das dann auch als Wortprotokoll geliefert bekommen.

Ich darf zunächst von Seiten der Behörde begrüßen Frau Senatorin Dinges-Dierig, Herrn Staatsrat Dr. Schmitz und Herrn Rosenboom.

Die Sachverständigen, das sind diesmal neun, Frau Wagener, Herr Engel, Herr Reinhart, Frau Duppel-Breth, Frau Hartmann, Herr Professor Huber, Herr Dr. Kroeger sowie Frau Blütener und Frau Riekmann, die uns auch heute hier Informationen und Auskunft erteilen können.

Ich denke, es ist guter Brauch, wenn sich die Bürgerschaftskolleginnen und -kollegen noch einmal kurz vorstellen. Frau Goetsch, würden Sie beginnen bitte.

­ Die Abgeordneten stellen sich vor. ­ Vorsitzender: Danke schön. Dann würde ich Ihnen auch gerne das Wort geben.

Wenn ich vielleicht mit Ihnen, Frau Blütener, beginnen kann.

Frau Blütener: Mein Name ist Angelika Blütener, ich bin Schulleiterin des HeleneLange-Gymnasiums in Eimsbüttel und bin hier eingeladen, weil ich das Eimsbütteler Modell vertrete, das ist die gemeinsame Oberstufe der beiden Gymnasien HeleneLange und Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer.

Frau Riekmann: Mein Name ist Barbara Riekmann. Ich bin Schulleiterin der MaxBrauer-Schule in Hamburg-Altona, eine Gesamtschule der Langform, von der Vorschule bis zum Abitur. Seit 1993 praktizieren wir die besondere Form der Profiloberstufe. Und deswegen bin ich hier als Sachverständige.

Frau Wagener: Mein Name ist Dagmar Wagener. Ich bin die Vorsitzende der Gymnasialschulleitervereinigung in Hamburg und Schulleiterin am Heinrich-Heine-Gymnasium.

Herr Engel: Mein Name ist Jens Engel. Ich bin Personalentwicklungsleiter bei der Helm AG, ein Außenhandelsunternehmen in Hamburg, und gleichzeitig einer von sechs Sprechern des Arbeitskreises Kaufmännische Ausbildungsleiter in Hamburg.

Herr Reinhart: Mein Name ist Günter Reinhart. Ich leite das Gymnasialreferat am Kultusministerium in Stuttgart.

Frau Duppel-Breth: Ursula Duppel-Breth, Mitglied im Bundeselternrat, stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirates Baden-Württemberg, Sprecherin für Gymnasien.

Frau Hartmann: Eva-Maria Hartmann. Ich vertrete hier die GEW, Landesfachgruppenausschuss Gymnasien in Baden-Württemberg, bin aber gleichzeitig Bundesfachgruppenausschussvorsitzende der GEW und unterrichte an einem Gymnasium in Baden-Württemberg die Fächer Biologie und Chemie.

Herr Prof. Dr. Huber: Ludwig Huber, emeritierter Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld und ehemaliger wissenschaftlicher Leiter des Oberstufen-Kollegs.

Herr Dr. Kroeger: Hans Kroeger, Leiter des Oberstufen-Kollegs in Bielefeld, ehemaliger stellvertretender wissenschaftlicher Leiter von Ludwig Huber und auch ehemaliger

Kollegleiter. Man kann bei uns immer mal vier Jahre Kollegleiter sein, dann auch wieder in das normale Amt zurückgehen.

Vorsitzender: Ja, herzlichen Dank. Der Universitätsvertreter hat wegen Krankheit abgesagt.

Ich denke, wir sollten jetzt beginnen. Die Fraktionen haben Fragen eingereicht, und ich würde Sie bitten, wenn Sie jetzt der Reihe nach berichten, dass Sie vielleicht auf die erste Runde der Fragen, nämlich auch im Sinne der „Abnehmer", eingehen. Welche Qualifikationen erwarten „Abnehmer" zum Beispiel von Gymnasiasten ­ dass Sie darauf eingehen. Die Fragen liegen Ihnen ja vor.

Herr Dr. Kroeger, ich denke, wir könnten mit Ihnen beginnen, weil Sie jetzt als Letzter sich vorgestellt haben. Und dann würden wir der Reihe nach vorgehen. Also, von Bielefeld über Baden-Württemberg bis nach Hamburg.

Herr Dr. Kroeger: Zu den Fragen der „Abnehmer" soll ich jetzt Stellung nehmen?

Vorsitzender: Nein, Sie können zunächst auch natürlich Ihre Seite vorstellen, und dann würden natürlich bei den „Abnehmern", Sie, die sie hier schon angedeutet haben, dass Sie bestimmte Erwartungen haben, darauf eingehen.

Herr Dr. Kroeger: Wir würden es dann ­ wir beide hier aus Bielefeld ­ besser halten, wenn Herr Huber damit beginnen würde.

Abg. Herr Heinemann: Ich würde vorschlagen, dass wir wirklich nach dem Muster vorgehen, das heißt, als Erstes die „Abnehmer" auch wirklich zu Wort kommen lassen.

Das wäre jetzt für mich in dem Fall Herr Engel und Herr Prof. Huber.

Leider ist, wie gesagt, der Universitätsvertreter nicht dabei. Von daher passt das nicht ganz. Dass wir dann auf die Experten der anderen Bundesländer gehen und auf Hamburg, weil, ich glaube, wenn wir das immer dreimal durchmachen, dann kommen wir ein bisschen durcheinander.

Vorsitzender: Okay, dann schließe ich mich dem natürlich an. Dann würde ich bitten, dass Sie vielleicht beginnen.

Herr Engel: Ja, das tue ich gerne. Von Seiten der „Abnehmer", ich habe zwei, drei Folien vorbereitet. Wenn ich sie dort hinlegen dürfte, wäre das gut.

Um was geht es eigentlich bei den „Abnehmern" bzw. was ist eigentlich wichtig, wenn ich als Ausbildungsleiter einen jungen Menschen, der ein Abitur hat ­ wir stellen nur Abiturienten bei uns ein ­ einstellen? Also, es gibt diese Waagschale. Wir haben uns das mal so vorgestellt. Es gibt die Sozialkompetenz, und es gibt die klassische Bildung, also den klassischen Bildungskanon.

Ich habe schon auch den Ansatz und das Ansinnen, dass sowohl die Sozialkompetenz als auch der Bildungskanon, der klassische Bildungskanon, in der Oberstufe bzw. auch schon vorbereitend in der Mittelstufe unterrichtet werden muss. Also, klassische Wissensvermittlung im Gymnasium darf nicht zugunsten der Vermittlung von Sozialkompetenz nach hinten herüberkippen. Das ist sicherlich etwas ganz Entscheidendes.

Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade in dem Bereich doch erhebliche Wissenslücken bei den Abiturienten bestehen.

Wenn wir mal schauen, welche Erwartungen dazukommen, sind es diese ganz klassischen Dinge wie Wissensvermittlung und fachliche Kompetenz. Also, die grundlegende Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift. Das fängt an in der Mittelstufe, geht natürlich in der Oberstufe weiter. Was ich heute in der Oberstufe vermisse, wenn ich das so sagen kann, ist, dass Deutsch in Deutsch unterrichtet wird und viel mehr nicht mehr in den anderen Fächern. Das heißt also, die einzelnen Fachlehrer fühlen sich nicht mehr dafür verantwortlich, bestimmte Dinge dann auch zu machen.

Rechentechnik, naturwissenschaftliche Kenntnisse, Hinführung zur Arbeitswelt ­ ein entscheidendes Thema. Wir haben leider in Hamburg keine Fachwirtschaftskunde in die Gymnasien bekommen, sondern wir haben nur Schwerpunkte bekommen ­ ökonomische Bildung. Das ist sicherlich etwas, was wir uns als Ausbildungsleiter ge wünscht hätten. Aber dazu kommt dann natürlich auch, dass die Lehrer entsprechend qualifiziert und ausgebildet werden müssen.

Wichtig sind natürlich auch fremdsprachliche Kompetenz, und das ist auch etwas, was in der Mittel- und in der Oberstufe und primär auch in der Oberstufe leider zu wünschen übrig lässt. Das muss man so sagen. Am besten in Englisch sind die, die ein Jahr im Ausland gewesen sind, und alle anderen haben da durchaus das Nachsehen.

Und das ist ja durchaus etwas, was dann auch schon wieder zur Sozialauswahl beiträgt.

Wir haben sicherlich auch noch Themen, wie grundsätzliche Kenntnisse oder Verständnis über die Kulturtechniken. Also, Grundkenntnisse Deutsch und europäische Geschichte. Das gehört einfach dazu. Ich kann für unser Unternehmen sprechen. Wir uns ist es extrem wichtig, wenn ein Mitarbeiter unseres Hauses international unterwegs ist, dann ist er nicht nur ein Mitarbeiter unseres Hauses, sondern ist ja auch ein Deutscher und ein Träger unserer deutschen Kultur ins Ausland. Das heißt also, er muss bestimmte Dinge wissen und auch kennen. Gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Auch unter dem Blickwinkel der heute ja schon entschiedenen Reform der gymnasialen Oberstufe, nämlich nun doch nach zwölf Jahren Abitur zu machen, hat man sicherlich die grundsätzliche Frage, kann ich mit 15- oder 16-Jährigen grundsätzliche gesellschaftliche oder auch politische Rahmenbedingungen überhaupt noch diskutieren und zum Abitur führen? Sind sie nicht vielleicht doch auch zu jung? Die Frage haben wir sicherlich auch zu fragen.

Ethische Anforderungen, religiöser Inhalt unserer Kultur, auch das ist etwas, was für uns heute als Bewohner dieses Landes etwas zu unserer Kultur eben einfach beiträgt.

Aber auch diese klassischen Dinge, wie Werteerziehung. Ich muss das nicht alles wiederholen, Sie sehen das hier. Zuverlässigkeit ­ das geht bis zu Konzentrationsfähigkeit und Fähigkeit zur Kritik und Selbstkritik. Also auch selbstkritisch mit sich umzugehen. Das sind Dinge, die es heute in den Schulen noch viel zu wenig gibt. Es gibt an sehr vielen Schulen mittlerweile Ansätze, aber das ist zu wenig. Das ist das Thema jetzt weg vom klassischen Bildungskanon hin zur Sozialkompetenz. Das ist entscheidend und wichtig für uns, denn wir brauchen Mitarbeiter, die alle diese Dinge zumindest im Ansatz können. Ich erwarte nicht den Superauszubildenden oder den Supermitarbeiter, sondern er muss die Ansätze erkennbar haben, dass er sich in bestimmten Dingen auch entwickeln kann.

Dann haben wir hier noch das klassische Thema: soziale Kompetenzen. Also Handlungsorientierung, Handlungskompetenz, Konfliktbearbeitung ­ auch etwas Entscheidendes und Wichtiges. Also auch wirklich konfliktfrei mit Meinungsverschiedenheiten umgehen zu können, ohne gleich in die Luft zu gehen. Höflichkeit, Freundlichkeit.

Bestimmte Dinge, die im Elternhaus nicht vermittelt worden sind, kann man sicherlich in der Schule nicht vermitteln. Auch das ist völlig klar. Die Schule ist keine Erziehungsanstalt im klassischen Sinne. Aber an der Stelle muss man auch sagen, es gibt auch so etwas wie Vorbildfunktion etc. Das heißt also, auch da können Lehrer eine ganze Menge bewirken.

Vielleicht noch die eine oder andere Anmerkung zu der Einladung, die ich heute bekommen habe. Ich war überrascht über die Fülle der Fragen. Also, sich dezidiert auf eine solche Anzahl von Fragen vorzubereiten, ist nahezu unmöglich. Das muss man deutlich sagen. Es hätte vielleicht zu der ganzen Sache ein bisschen beigetragen, wenn man das auf ein Minimum reduziert hätte, dass man sich auf kleine Dinge hätte beschränken können. Vielen Dank.

Vorsitzender: Danke schön, Herr Engel. Gibt es kurzfristig Rückfragen dazu, sonst würde ich zu Herrn Prof. Huber übergehen, weil er ja auch sicherlich die Perspektive der Universität noch mit hier vertritt.

Herr Prof. Dr. Huber: Ja, aus der Einleitung war das nicht ganz ersichtlich, und eigentlich hatte ich mehr subsumiert unter die Vertreter anderer Länder, aber da die Hochschulseite jetzt so schwach vertreten ist und ich hier lange Jahre in Hamburg Leiter des Hochschuldidaktischen Zentrums an der Universität war und mich viel mit