Strukturwandel

Die Nahversorgungszentren sind erstmalig im Rahmen des in Arbeit befindlichen kommunalen Zentren- und Nahversorgungskonzepts für die Stadtgemeinde Bremen abgegrenzt worden. Dies geschah, um unter Berücksichtigung neuerer Rechtsprechung alle zentralen Versorgungsbereiche im Sinne des Baugesetzbuches zu definieren.

Für die Förderung der Innenstadt, von Vegesack und der übrigen Stadtteilzentren wurde eine Vielzahl von Programmen genutzt, die überwiegend von den Senatsressorts Umwelt, Bau, Verkehr und Europa sowie Wirtschaft und Häfen entwickelt, finanziert und verantwortet werden und mit Mitteln des Landes Bremen und der EU unterstützt wurden. Zur Innenstadt und zum Zentrum Vegesack liegen detaillierte Berichte vor.)

Im Einzelnen sind folgende Programme zu nennen:

· IBZ ­ Wirtschaftsstandort Innenstadt ­ Infrastrukturprogramm zur Stärkung des Bremer Zentrums 1994 bis 2004,

· WAP ­ Wirtschaftsstrukturpolitisches Aktionsprogramm, insbesondere das WAP III 1994 bis 2000,

· Programmplanung Mittelzentrum Vegesack,

· Sofortprogramm Innenstadt und Nebenzentren 1999 bis 2004,

· Aktionsprogramm 2010 ­ Innenstadt- und Stadtteilentwicklung in Bremen (2004/2005, 2006/2007, 2008)10),

· ­ Experimenteller Wohnungs- und Städtebau,

· Investitionssonderprogramm/Anschlussinvestitionsprogramm Hemelingen,

· Soziale Stadt,

· Städtebauförderung,

· Stadtumbau West,

· ­ Wohnen in Nachbarschaften,

· LOS ­ Lokales Kapital für soziale Zwecke,

· URBAN ­ Operationelles Programm der Gemeinschaftsinitiative URBAN im Land Bremen für die Jahre 1994 bis 1999 (Gröpelingen),

· Ziel 2 Phase III 1994 bis 1996, Phase IV 1997 bis 1999 und Phase V 2000 bis 2006 (hier insbesondere städtisches Problemgebiet Hemelingen), Ziel 2 2007/2013 (sogenanntes EFRE-Programm).

Hinzu kommen weitere Programme anderer Ressorts wie das Impulsprogramm für lebenswerte Städte sowie die Förderung von Projekten mit Mitteln der Stiftung Wohnliche Stadt im Bereich Freiraum, Kultur bzw. kulturelles Erbe.

Weiterhin wurden diverse Verkehrsprojekte durchgeführt, die mit einzelnen Teilmaßnahmen indirekt den Zentren zugute kamen. Beispielhaft sei die Gleisverlegung der Straßenbahn mit anschließender Umgestaltung der Wachmannstraße genannt. Aber auch die Sonderstandorte profitieren von Verkehrsprojekten, beispielsweise der Sonderstandort Duckwitzstraße im Zusammenhang mit der A 281, der Weserpark vom Umbau der Knotenpunkte oder der Sonderstandort Schragestraße vom Neubau des Autobahnanschlusses. Aus nachvollziehbaren Gründen können diese Teilmaßnahmen nicht ohne hohen Aufwand erfasst und anteilig zugeordnet werden.

Anders verhält es sich bei Maßnahmen, die prioritär eine gezielte Umgestaltung des öffentlichen Raums und von Straßenflächen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und zur funktionalen Verbesserung des Zentrums bezwecken. Diese Maßnahmen werden in der Anlage nachgewiesen.

Einen Überblick über die Fördersummen gibt die Tabelle in der Anlage.

Siehe Rückblick auf zehn Jahre Innenstadtentwicklung, unter www.wirtschaft.bremen.de: Publikationen/Informationsmaterial/Publikationen; siehe Wohnen und Arbeiten in Bremen-Nord unter www.wirtschaft.bremen.de: Publikationen/Informationsmaterial/Publikationen. Ausfinanzierung der bereits begonnenen Projekte. grammen diejenigen Maßnahmen auszuwählen, die in unmittelbarem oder mittelbarem Bezug zur Zentrenentwicklung stehen. Da die Programmlisten der Fördermaßnahmen diese Differenzierung als Sortiermerkmal in der Regel nicht enthalten, war es nicht immer möglich, eine entsprechende räumlich-funktionale Zuordnung der Fördersummen zu erhalten. Es war deshalb nicht zu vermeiden, dass die zentrenbezogenen Fördersummen gewisse Unschärfen aufweisen. Auch reichte die Zeit nicht, Maßnahmen städtischer Gesellschaften daraufhin auszuwerten, ob Teilmaßnahmen mit noch zu ermittelnden Finanzierungsanteilen letztlich positive Effekte und Synergien für die Standortqualität der Zentren gezeitigt haben (siehe oben).

3. Wie bewertet der Senat in den verschiedenen Zentren und Nahversorgungsbereichen die Relation von Förderhöhe und Aufwertungserfolg, gemessen u. a. an Einwohnerstruktur, Frequenz und Umsatz?

Die Stärkung der Zentren zielt darauf ab, sie als Standorte für die lokale Wirtschaft (Einzelhandel, private Dienstleistungen) und als Standorte für nicht ökonomische zentrale Einrichtungen und Angebote der Daseinsvorsorge abzusichern und zukunftsfähig zu machen. Gleichzeitig sind Zentren mit ihren öffentlichen Räumen zugleich auch Orte der Identifikation im Stadtteil. Sie bedürfen bei uneingeschränkter Zugänglichkeit einer Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes für Jung und Alt und setzen auch soziale Kontrolle voraus. Der Erfolg von Aufwertungsmaßnahmen ist deshalb nicht ausschließlich mit ökonomischen Kriterien zu messen.

Einwohnerstruktur, Frequenz und Umsatz sagen zwar etwas über die Qualität der Zentren und der Nahversorgungsbereiche aus, sind aber als Maßstab für die Relation von Förderhöhe und Aufwertungserfolg von Programmen nur bedingt geeignet. Ein Programm setzt sich aus verschiedenen Förderbereichen mit einer Vielzahl von Einzelprojekten zusammen, die als Ganzes und im Zusammenspiel mit privaten Investitionen wirken. Dabei können die in der Fragestellung vorgeschlagenen Bewertungskriterien keine Rückschlüsse auf die Erfolgsrelation der öffentlichen Einzelmaßnahmen geben. Im Rahmen der Umsetzung der Förderprogramme wurden punktuell Frequenz, Umsatz und Daten im Großstadtvergleich ermittelt. Dazu gehören die Passantenzählungen und Besucherbefragungen in der Bremer Innenstadt, im Zentrum Vegesack und auch im Stadtteilzentrum Ostertor/Steintor, regelmäßige Analysen in der Bremer Fußgängerzone durch private kommerzielle Beratungsinstitute sowie eine im Oktober 2008 stattfindende Passantenbefragung in der Bremer Innenstadt.

Die Passantenzählungen und Besucherbefragungen in der Bremer Innenstadt, punktuell im Ostertor/Steintorviertel und in Vegesack, hat das Institut für Geographie der Universität Bremen aufbauend auf einer ersten Untersuchung 199611) in dem Zeitraum 2001 bis 2004 durchgeführt. Im Ergebnis ist für die Bremer Innenstadt die Anzahl der Besucher in etwa konstant geblieben. Der Einzugsbereich der Bremer Innenstadt hat sich geringfügig vergrößert. Es kommen mehr Gäste aus der weiteren Region (30 bis 75 km). Die Bedeutung des Umlandes (bis 30 km) schwächt sich kontinuierlich ab. Es gibt eine zunehmend klare Präferenz für den Besuch am Samstag.

Für das Stadtteilzentrum Ostertor/Steintor sind die Besucherzahlen konstant geblieben. Das Steintor wird am Samstag eher um die Mittagszeit und das Ostertor eher am Nachmittag aufgesucht.

Die Besucherzahlen der Fußgängerzone Vegesack stabilisierten sich zwischen 2000 und 2004 auf einem niedrigen Niveau, ab 2003 zugunsten des neuen Standorts Haven Höövt. Am Samstagnachmittag ist das Haven Höövt als Einkaufs- und Aufenthaltsort praktisch ohne Konkurrenz vor allem für jüngere Besucherinnen und Besucher aus einem erweiterten Einzugsgebiet. Demnach ist eine alterspezifische Polarisierung der Besuchergruppen in ihrer Präferenz für die Vegesacker Fußgängerzone bzw. das Haven Höövt zu beobachten. Die aktuelle Lage im Zentrum Vegesack hat sich in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Betrug der Leerstand in der Fußgängerzone und den Seitenstraßen Anfang 2005 noch 27 Ladenlokale, so reduzierte sich dieser Wert bis Oktober 2008 auf nur noch acht Leerstände. Schwierig ist die Situation weiterhin am Sedanplatz.

Für die Bremer Innenstadt kann man feststellen, dass sich das Bild der Bremer Innenstadt nach intensiven öffentlichen und privaten Investitionsmaßnahmen grundlegend verändert hat. Durch die Vernetzung innerstädtischer Quartiere im Rahmen neuer Wegebeziehungen und die Erweiterung der Einzelhandelsflächen ist der Altstadtbereich in seiner Ganzheitlichkeit erlebbar geworden.

Neue Attraktionen wie die Weserpromenade Schlachte sowie Kultureinrichtungen wie Glocke und Kunsthalle mit attraktiven Angeboten haben den Erlebnischarakter der Innenstadt weiter gestärkt und ziehen zusätzliche Kunden und Besucher in die Bremer Innenstadt. Neue Passagenviertel ermöglichen ein wettergeschütztes Einkaufen und neue Wegeführungen zwischen dem City-L Obernstraße/Sögestraße, neu gestaltete Haupteinkaufsstraßen vermitteln großstädtisches Flair beim Bummeln und vonseiten des Einzelhandels präsentiert sich das Bremer Stadtzentrum mit einem insbesondere im hochwertigen Warensortiment erweiterten Angebot.

Diese Entwicklungen lassen sich jedoch auch nicht losgelöst von den konjunkturellen und strukturellen Rahmenbedingungen bewerten. Stagnierende Einzelhandelsumsätze, schrumpfende Erträge und Preiskämpfe haben in den letzten Jahren zu einem tiefgreifenden Umbruch im deutschen Einzelhandel geführt, der sich auch auf die Bremer Innenstadt in Form eines relativ rückläufigen Flächenwachstums und unsteten Zwischennutzungen durch Verkaufsformen im unteren Preissegment niedergeschlagen hat. Die gemeinsamen Anstrengungen öffentlicher und privater Akteure zur Stärkung der Innenstadt haben jedoch dazu beigetragen, die negativen Auswirkungen des Strukturwandels auf die Bremer Innenstadt zu begrenzen. Gleichwohl ist der relative Anteil des Verkaufsflächenangebots in der Bremer Innenstadt mit 16 % an der bremischen Gesamtverkaufsfläche aufgrund der Vielzahl großer Sonderstandorte vergleichsweise gering. Andererseits ist diese Tatsache auch der polyzentrischen Stadtstruktur geschuldet, die positiv bewertet wird, da sie eine verbrauchernahe Versorgung in den Stadtteilen sicherstellt.

Für die Stadtteile insgesamt ­ zentrenbezogen ist ein solcher Vergleich ohne aufwändige Sondererhebungen nicht möglich ­ geben die Umsatzveränderungen aus dem Vergleich der Handels- und Gaststättenzahlung 1993 und der Sondererhebung Einzelhandel des Statistischen Landesamtes in 200612 Hinweise auf außergewöhnliche Entwicklungen, die allerdings nicht unbedingt allein den Wirkungen der genannten Programme zuzuordnen sind, sondern eher massiven Privatinvestitionen. In den Zentren waren Aufwertungserfolge häufig erst als Kombination öffentlicher und privater Investitionen erreichbar. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Umsatzentwicklung. Statisches Landesamt: Einzelhandel in der Stadt Bremen ­ Ergebnisse der Sonderbefragung im Handel 2006. Statistische Mitteilung, Heft 109.