Die größte Veränderung für Nachwuchswissenschaftlerinnen in den letzten Jahren war die Einführung der Juniorprofessur 2002 Seither stellt sie eine Alternative zur Habilitation dar

Betreff: Situation junger Wissenschaftler/-innen in Hamburg Junge Wissenschaftler/-innen sind die Zukunft der Forschung und Lehre in Deutschland. Insbesondere in Hamburg als der „Metropole des Wissens" haben sie deshalb einen hohen Stellenwert.

Die größte Veränderung für Nachwuchswissenschaftler/-innen in den letzten Jahren war die Einführung der Juniorprofessur 2002. Seither stellt sie eine Alternative zur Habilitation dar. Ziel ist mehr Selbständigkeit in Forschung und Lehre direkt nach der Promotion, die Erhöhung des Frauenanteils und der Internationalität, die Senkung des Erstberufungsalters sowie eine bessere Planbarkeit der wissenschaftlichen Karriere.

Die Situation der jungen Wissenschaftler/-innen in Deutschland weist jedoch weiterhin verschiedene Probleme auf. Dazu zählt vor allem ein Mangel an „tenure-track"-Stellen (mit der Aussicht auf einen unbefristeten Vertrag bei Bewährung auf der befristeten Stelle), was zu einer lange währenden Unsicherheit über den Verlauf der wissenschaftlichen Karriere führen kann. Folgen sind u. a. eine weiterhin hohe Abwanderung der deutschen Nachwuchswissenschaftler/-innen ins Ausland („brain drain"), vor allem in die USA, sowie eine zunehmende Kinderlosigkeit bei Hochschulangehörigen (so hatten 2004 % der Männer und 58,2 % der Frauen der 37- bis 42-Jährigen keine Kinder; Quelle: Studie der Universität Dortmund).

Wir fragen den Senat:

Die folgenden Antworten beruhen im Wesentlichen auf Angaben der Hochschulen.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

A. Juniorprofessur

1. Wie viele Juniorprofessorinnen und -professoren (W 1) gibt es in Hamburg?

Juniorprofessuren werden in Hamburg mit Anlaufen des Förderprogramms des BMBF seit 2002 besetzt, und zwar bis zum Wirksamwerden der besoldungsrechtlichen Vorschriften der W-Besoldung in Hamburg zuerst mit Angestelltenverträgen und seit 2005 durch Ernennungen zur Juniorprofessorin bzw. zum Juniorprofessor in der Besoldungsgruppe W 1.

a) In den einzelnen staatlichen Hochschulen unterschieden nach Fakultäten.

b) Differenziert nach Männern und Frauen.

c) Differenziert nach Nationalität (deutsch, Ausländer).

d) Differenziert nach dem Jahr der Einführung.

Zur Universität Hamburg siehe Anlage 1.

Die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) hat derzeit fünf ­ zwei Frauen und drei Männer ­ besetzte Juniorprofessuren. Darunter ist kein Ausländer. Die Besetzungen erfolgten 2003 (zwei Fälle) und 2004 (drei Fälle).

An den anderen staatlichen Hochschulen gibt es keine Juniorprofessuren.

2. Wie viele zusätzliche Stellen sind bis 2010 geplant? Gibt es konkrete Bemühungen zur quantitativen Steigerung der Anzahl der Juniorprofessuren?

Wenn ja, wie sehen diese aus?

Universität Hamburg

Die Universität sieht in ihrem Struktur- und Entwicklungsplan im Jahr 2012 für Juniorprofessuren 110 Stellen vor. Um das zu ermöglichen, soll nur ein Teil der bis 2012 freiwerdenden Professuren wiederbesetzt werden, der andere Teil wird in Juniorprofessuren und Nachwuchsstellen umgewandelt.

Die Fakultät für Medizin sieht in ihrer Entwicklungsplanung bis 2010 nur bis zu vier Stellen für Juniorprofessuren vor. Die Juniorprofessur stellt nach Auffassung dieser Fakultät insbesondere für die klinische Medizin kein passendes Modell dar, dort werde weiter habilitiert.

Technische Universität Hamburg-Harburg

Es können bis zu drei weitere Stellen besetzt werden.

HafenCity Universität Hamburg ­ Universität für Baukunst und Raumentwicklung Gegenwärtig befindet sich zunächst eine Juniorprofessur im Ausschreibungsverfahren.

3. Wie hoch liegt das Durchschnittsalter bei Antritt der Stelle?

Das Durchschnittsalter bei Dienstantritt liegt an der Universität Hamburg bei 35 Jahren, an der TUHH bei 36,6 Jahren.

4. Ausstattung der Juniorprofessuren:

a) Verfügen die Juniorprofessuren über ein festgelegtes eigenes Budget, das selbständig verwaltet werden kann? Wenn ja, wie hoch ist dieses durchschnittlich?

Bislang konnten die Juniorprofessuren jeweils über ein vom BMBF einmalig zur Verfügung gestelltes Budget in Höhe von 60 000 Euro verfügen.

Universität Hamburg

Im Anschluss an diese BMBF-Finanzierung verfahren die Fakultäten der Universität mit Juniorprofessuren unterschiedlich: In einigen Departments der Fakultäten verfügen die Juniorprofessuren nicht über ein eigenes Budget, partizipieren aber an den Mitteln der jeweiligen Departments/Institute/Abteilungen. Andere Departments weisen den Juniorprofessuren eigene Budgets zu, die je nach Department/Fakultät von 750 Euro für studentische Hilfskräfte über 2000 Euro bis zu 12 500 Euro betragen.

Teils handelt es sich um einmalige Zuweisungen, teils um laufende Mittel. In einigen Fällen verfügen die Juniorprofessuren zusätzlich über weitere Mittel, die im Rahmen von Berufungszusagen und/oder Sonderzuweisungen durch die Universitätsleitung oder die Institute gewährt werden oder auch in selbst eingeworbenen Drittmitteln bestehen. Darüber hinaus werden in einigen Fällen einmalige Investitionen z. B. für den Aufbau von Laboren oder die Beschaffung spezieller Rechner getätigt.

Technische Universität Hamburg-Harburg

An der TU HH erhalten sie von dem Institut, dem sie zugeordnet sind, die erforderlichen Sachmittel.

b) Über welche personelle Ausstattung verfügt der Lehrstuhl eines Juniorprofessors/einer Juniorprofessorin in der Regel? Bitte nach Hochschulen getrennt darstellen.

Universität Hamburg Grundsätzlich gilt, dass Juniorprofessorinnen und -professoren keine eigenen Lehrstühle bekleiden und somit auch nicht über eine eigene personelle Ausstattung verfügen.

Eine Ausnahme bildet hierbei die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften (MIN), welche ihre Juniorprofessuren in der Regel mit einer halben BAT IIa (Promotionsförderstelle) ­ in Ausnahmefällen mit einer ganzen BAT IIaStelle ­, in der Physik sogar in einem Einzelfall mit drei Post-Doc-Stellen ausstattet.

Darüber hinaus werben einige Juniorprofessuren erfolgreich eine Personalausstattung über Drittmittel ein.

Daneben haben die Juniorprofessuren wie alle Professorinnen und Professoren Zugriff auf Serviceleistungen in den Fakultäten wie Sekretariat, technischer Service und IuK-Dienste.

Technische Universität Hamburg-Harburg

Die Juniorprofessoren erhielten auch hier zur Ersteinrichtung ihrer Professur die vom BMBF zur Verfügung gestellten 60 000 Euro. Im Übrigen erhalten sie von dem Institut, dem sie zugeordnet sind, die erforderlichen Sachmittel.

5. Wie hoch ist die Lehrverpflichtung der Juniorprofessoren und Juniorprofessorinnen an den einzelnen Hochschulen?

Die Lehrverpflichtung richtet sich nach § 10 Abs. 1 Hamburger Lehrverpflichtungsverordnung (LVVO) vom 20.02.2006. Sie beträgt in der ersten Anstellungsphase, also für sechs Semester, 4 SWS, in der zweiten Phase, wiederum für sechs Semester, 6

SWS, kann aber auf Antrag auf 4 SWS abgesenkt werden.

6. Wie hoch ist die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen pro Juniorprofessur in einem Jahr? (Bitte untergliedert nach Fachbereichen.) Universität Hamburg

Die Publikationsleistungen werden nach Fakultäten gegliedert aufgeführt (ohne die Fakultäten Rechtswissenschaft und Medizin, da dort bisher keine Juniorprofessuren eingesetzt sind ­ vgl. Anlage 1). Aus den Departments der Fakultät für Geisteswissenschaften gibt es nur Angaben für einen Einzelfall.

Es werden solche Juniorprofessoren nicht erfasst, die beurlaubt sind, soweit sie in einem Jahr ihr Amt erst spät angetreten haben und ähnliche Fälle. Bei der Bewertung besonders der Juniorprofessoren mit kleiner Publikationszahl ist ggf. zu berücksichtigen, dass sie an dem zweiten ­ „großen" ­ Buch arbeiten.

Fakultät Jährliche Publikationen Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 3­5

Fakultät für Geisteswissenschaften 8­10

Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft 5­8

Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften 2­10