Kulturelle und touristische Sondernutzungen und Angebote bei der Hamburger Hochbahn AG

Betreff: Kulturelle und touristische Sondernutzungen und Angebote bei der Hamburger Hochbahn AG (HHA) ausbauen: Werden u. a. U-Bahn-»Cabrio«-Fahrten wie in Berlin bald auch in Hamburg zum Angebot gehören?

Die Hamburger U-Bahn feierte im Jahr 2002 ihr 90-jähriges Bestehen. Dieser Umstand ist eine gute Gelegenheit der Frage nachzugehen, inwieweit Kulturelles und Geschichtliches bei der HHA touristisch derzeit schon genutzt wird bzw. effektiver genutzt werden kann, um dieses zum einen einem nicht zu unterschätzenden Potenzial an interessierten Personen bestmöglich zugänglich zu machen, und zum anderen die Attraktivität der HHA als Betreibergesellschaft der Hamburger U-Bahn auch in diesem speziellen Segment zu steigern. Der Bedarf dafür scheint offenkundig gegeben zu sein, wie regen Diskussionen auf U-Bahn-Fan-Foren im Internet wie beispielsweise www.u-bahn-hamburg.com oder www.bahninfo.com zu entnehmen ist.

In Berlin erfolgt dies beispielsweise schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich durch stets ausgebuchte nächtliche Tunnelfahrten in »Cabrio-Wagen« der BVG, bei denen jeweils 150 Personen ­ die teilweise nur wegen dieser Fahrten nach Berlin anreisen ­ für 40 Euro pro Person ca. drei Stunden nachts durch die Tunnel der Berliner U-Bahn gefahren werden und während der Fahrt historische Besonderheiten, ehemalige Grenzverläufe zwischen Westund Ost-Berlin, Zivilschutzmaßnahmen anhand von Bunkern in U-Bahnhöfen, Architektur ausgewählter Bahnhöfe, Gleissperrwerke unter der Spree und andere für Interessierte wissenswerte Dinge erklärt bekommen. Der Fragesteller konnte sich bereits am 9. März 2002 selbst durch Teilnahme an einer solchen »Cabrio-Tunnel-Tour« mit der BVG in Berlin von der sehr beeindruckenden praktischen Umsetzung einer solchen Idee überzeugen.

In Hamburg gab es in den 1990er Jahren Pläne, ebenfalls zwei Loren-Fahrzeuge aus dem Bestand der Arbeitswagen für ein ähnliches Projekt nächtlicher Touristik-Fahrten durch Strecken- und Verbindungstunnel umzurüsten, dieses ist aber bis jetzt nicht realisiert worden. Die einzigen in Hamburg fahrenden touristisch genutzten Wagen sind die TU2 (Wagennummern 11, 18, 220, 8040, 8762 und 8838) als Museumswagen für die Ringlinie und der zum Party- und Salonwagen »Hanseat« umgebaute »Alstermilch«-DT 1 (jetzige Wagennummer 9030/31).

Das U-Bahn-Netz in Hamburg hat ­ verglichen mit Berlin ­ jedoch auch eine Reihe lokaler (historischer) Besonderheiten zu bieten: Beispielsweise alte Tunnelanlagen wie den bis 1936 genutzten Tunnel Jungfernstieg oder den Tunnel der in den 1970ern geplanten Linie U 4 und ihre halbfertigen Anlagen (Bahnsteig und Gleis Sengelmannstraße, EKZ Osdorfer Born, Altona, EKZ Steilshoop), die 1964 aufgegebene Haltestelle Hellkamp auf der Linie U 2, die Zivilschutzanlage im U 2-Bahnhof Niendorf-Nord, die 1943 nach Zerbombung aufgegebene U-Bahn-Linie nach Rothenburgsort mit einem heute noch gut erhaltenen 350 Meter langen Tunnelstück zwischen Hauptbahnhof und Besenbinderhof, die Planungen für die U 3-Haltestelle Lindenplatz zwischen Berliner Tor und Hauptbahnhof oder die Architektur der Ruine der U 1-Haltestelle »Beimoor« der nie fertig gestellten Walddörferbahn nahe Großhansdorf.

Dies vorausgeschickt, frage ich den Senat:

1. Werden in Hamburg historische und sonstige Besonderheiten des U-Bahn-Systems bisher kulturell und/oder touristisch genutzt? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

Ja. Im Bereich der U-Bahn werden Fahrten mit dem historischen Gesellschaftswagen "Hanseat" angeboten. Dieser kann von jedermann für geschlossene Gesellschaften angemietet werden. Kunden kommen dabei häufig aus ganz Deutschland, gelegentlich sogar aus dem Ausland. Zudem werden mehrmals im Jahr zu bestimmten Terminen in Zusammenarbeit mit der ATG Alster-Touristik GmbH und dem Museum für Arbeit Kombiveranstaltungen angeboten. Kunden können dann mit einem Ticket alle drei Einrichtungen nutzen. Weiterhin ist bei vielen auch touristisch interessanten Veranstaltungen das Fahrticket in die Eintrittskarte integriert, z. B. Reeperbahnfestival, Nacht der Theater, etc.

In geringerem Umfang wird der historische T-Wagen für Sonderfahrten gemietet.

Einmal im Jahr verkehrt der "Jazz-Train". Dabei handelt es sich um einen Zug vom Typ DT 4, in dem während der Fahrt Livemusik (Jazz) dargeboten wird.

Neben den Angeboten auf der Schiene werden u. a. Sicherheitseinrichtungen der Haltestellen und Züge erklärt. Das Programm beinhaltet auch den Besuch einer Streckenzentrale. Dies gewährt Besuchern Einblick hinter die Kulissen der U-Bahn.

2. Gibt es Planungen bei der Betreibergesellschaft HHA, künftig auch in Hamburg Tunnelfahrten oder vergleichbare touristische Fahrten wie in Berlin anzubieten? Wenn ja, bitte detailliert beschreiben welcher Art und wann mit der Umsetzung zu rechnen ist. Wenn nein, warum nicht?

Derzeit bestehen bei der Hamburger Hochbau (HHA) neben den bereits erwähnten Angeboten keine Pläne in Hamburg Tunnelfahrten wie in Berlin anzubieten. Dieser Umstand ist vor allem auf das vorhandene U-Bahn Schienennetz zurückzuführen. In Hamburg verläuft ein Großteil der U-Bahnwege überirdisch mit nur kurzen Tunnelstrecken. Somit wären die Fahrgäste Witterungseinflüssen ausgesetzt. Zudem ist die Umrüstung von Loren zu „Cabrio-Fahrzeugen" u. a. aufgrund zu berücksichtigender Sicherheitsaspekte mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden.

3. Gibt es neben kommerziellen Publikationen seitens der Betreibergesellschaft HHA ggf. schriftliches Informationsmaterial zu historischen und sonstigen Besonderheiten des Hamburger U-Bahn-Systems, beispielsweise »Geistertunneln« und inzwischen aufgegebenen oder nicht fertig gestellten U-Bahn-Haltestellen? Wenn ja, welches und wie kann dieses bezogen werden? Wenn nein, warum nicht?

Neben kommerziellen Publikationen wie beispielsweise einem Informationsblatt zum Hanseat bietet die HHA schriftliche Informationsmaterialien zu einem breiten Themenspektrum von einer Publikation zu denkmalgeschützten Haltestellen bis hin zu einer Sicherheitsbroschüre, die Fahrgäste über die Sicherheitseinrichtungen auf Haltestellen und in Fahrzeugen der HHA aufklären soll, an. Das Informationsmaterial ist kostenfrei über die HHA erhältlich oder wird alternativ auch von den HHA-Stewardessen direkt an die Kunden übermittelt.