Börse
1. Einführung
Anlass und Auftrag
Leitziele zur Kinder- und Jugendkulturarbeit
Behörden übergreifende Projektgruppe Kinder- und Jugendkultur
Vernetzung von Praxisprojekten LAG Kinder- und Jugendkultur
2. Sicht auf die Handlungsfelder des Fachkonzepts
Kulturelle Bildung als Schlüsselkompetenz
Transkulturelle Dynamik
Schule und kulturelle Bildung 2. Juli 2004 der Bürgerschaft zur Kenntnis gegeben. In der Anlage zum Rahmenkonzept wurde auf das vertiefende „Fachkonzept Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg" der Kulturbehörde verwiesen. Grundzüge und Empfehlungen dieses Fachkonzeptes sind in das Rahmenkonzept übernommen worden. Das Rahmenkonzept betont auch die Notwendigkeit, jenseits des Etats der Kulturbehörde zusätzliche Mittel zu gewinnen durch Vernetzung mit anderen Einrichtungen und durch das Einwerben von Beiträgen von Mäzenen und Stiftungen.
Leitziele zur Kinder- und Jugendkulturarbeit
Mit der Vision, Hamburg als Modellregion für Kinder- und Jugendkultur zu entwickeln, wurden Leitziele benannt, die auf der Ebene von Handlungsfeldern in konkreten operativen Maßnahmen und Strukturen aufgegriffen und umgesetzt worden sind. Die Leitziele des Rahmenkonzepts sind:
1. Kräfte der verschiedenen Akteure bündeln und Synergien schaffen,
2. neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln und fördern,
3. die öffentliche Aufmerksamkeit auf Kinder- und Jugendkultur lenken, BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache18/5745 Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft Stand der Umsetzung der in der Drucksache 18/649 „Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg" angekündigten Maßnahmen für den Zeitraum Juli 2004 bis Dezember 2006
4. den Zugang zu Kunst und Kultur für Kinder- und Jugendliche erleichtern,
5. die Vielfalt der Angebote und Trägerstrukturen pflegen und
6. die Qualität der Angebote sichern.
Diesen Zielen folgend sind bis zum Datum dieser Berichtsdrucksache seitens der Kulturbehörde ca. 100 Projekte im Sinne von Fördermaßnahmen, neuen Serviceangeboten oder Netzwerkimpulsen und -strukturen auf den Weg gebracht worden. In den folgenden Abschnitten werden diese mit ihren Ergebnissen und Wirkungen vorgestellt und darauf befragt, welche künftigen Schritte als Empfehlungen oder Anregungen formuliert werden können.
Behördenübergreifende Projektgruppe Kinder- und Jugendkultur
Die Projektgruppe Kinder- und Jugendkultur bestehend aus Mitgliedern der Kulturbehörde (Federführung), der Behörde für Bildung und Sport, der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz, der Behörde für Wissenschaft und Forschung, der Senatskanzlei, Vertretern aus den Bezirken hatte die Aufgabe, die Umsetzung des Rahmenkonzeptes in den beteiligten Behörden zu begleiten. Zur Erhöhung der Abstimmungsqualität und Verzahnung der Behördeninitiativen mit Praxisprojekten nahmen auch drei Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkultur an den Sitzungen teil. Zu den Aufgaben der Projektgruppe zählen: Evaluation der bisherigen Arbeit, Information über Fördermittel, Definition und Förderung von Kooperationsprojekten, Fortschreibung des Rahmenkonzeptes, Erstellung von Berichten für die Präsides der Behörden.
Die Kulturbehörde setzte damit auf Ebene der Behördenkooperation den Senatsauftrag zur Verzahnung der Arbeitsfelder Kultur, Bildung und Jugendhilfe und nahm darüber hinaus zur Fortschreibung des Rahmenkonzeptes Anregungen und Impulse aus Praxisprojekten auf. Diese Durchlässigkeit ist auch im Rahmen der Evaluation von Seiten der Praxisprojekte angeregt worden und erhöhte aus Sicht aller Beteiligten die Diskursqualität. Die Projektgruppe traf sich regelmäßig im Abstand von ca. zwei Monaten in der Kulturbehörde und war dabei offen für die Mitarbeit weiterer Behördenvertreter.
Vernetzung von Praxisprojekten LAG Kinder- und Jugendkultur
Die im Rahmenkonzept geforderte Vernetzung initiativer Kulturarbeit hat sich über das erste Fachgruppenkonzept hinaus (ursprünglich dachte man im Sinne eines Beirates an einen Kreis von sechs bis acht Personen) deutlich weiterentwickelt. Aus dem offenen Verbund einer Arbeitsgemeinschaft von Vertretern aus Praxisprojekten und Einrichtungen, die schon die Vorarbeiten zum Rahmenkonzept konstruktiv begleitete, ist mit Gründung im September 2004 die „Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendkultur e.V." (LAG) entstanden. Als zentraler Ansprechpartner für die Belange der Kinder- und Jugendkultur förderte die LAG die Vernetzung, den fachlichen Austausch der unterschiedlichsten Bereiche: Theater, Musik, Literatur, Medien, Kunst und Interkultur, und setzte sich für die qualitative Weiterentwicklung der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche ein insbesondere im schulischen Kontext. Sie war darüber hinaus in der Umsetzung einzelner Projekte auch Partner Hamburger Fachbehörden (z. B. im „Netzwerk kulturelle Bildung" und bei Veröffentlichung eines Newsletters als Partner der Kulturbehörde).
So schloss auch die Behörde für Bildung und Sport im Juni 2006 mit der LAG auf Grundlage der verbindlicheren Form des eingetragenen Vereins eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit an Hamburger Ganztagsschulen ab. Diese Vereinbarung wurde von dem gemeinsamen Willen getragen, kulturelle Bildung an Ganztagsschulen zu stärken und dabei insbesondere die Potenziale außerschulischer Anbieter einzubinden. In der Perspektive eines Gesamtkonzeptes Bildung wollten die Vertragspartner Schülerinnen und Schüler in ihren Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten sowie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und stärken. Mustervereinbarungen sollten Schulen und Akteuren aus Praxisprojekten bei der Umsetzung ihrer Konzepte helfen.
Einzelne Behördenvertreter nahmen regelmäßig an den Arbeitssitzungen der LAG teil.
Quantitative Zwischenbilanz
In den Jahren 2004 bis 2006 wurden aus dem Haushalt der Freien und Hansestadt Hamburg insgesamt 375.000 Euro bereitgestellt. Darüber hinaus konnten durch die Kulturbehörde in 2005 und 2006 weitere Mittel in Höhe von 1.064.000 Euro eingeworben werden. Dadurch standen im Berichtszeitraum letztlich 1.439.000 Euro für die Maßnahmen zur Verfügung. Insgesamt wurden im Bereich Kinder- und Jugendkultur auf elf Handlungsfeldern 23 Projekte abgeschlossen. 71 Projekte sind noch laufende Projekte und werden weiter begleitet.
2. Sicht auf Handlungsfelder des Fachkonzeptes
Das Rahmenkonzept hat einzelne Maßnahmen benannt, die prioritär gefördert werden sollten:
Die Angebotstransparenz im Kooperationsfeld schulischer und außerschulischer Kultureinrichtungen und Projekte sollte erhöht werden.
Drei Ganztagsschulen sollten als „Pilotschule Kultur" gefördert werden.
Das Projekt Tusch Theater und Schule sollte ausgeweitet werden.
Das Projekt „Orchestermusiker an Schulen" (MOMS) sollte initiiert werden.
Ein Impulsfonds zum freiwilligen Sozialen Jahr/ Kultur sollte mehr Einsatzstellen mobilisieren.
Im Kooperationsfeld der Jugendhilfe sollten neue Maßnahmen entwickelt werden.
Zur besseren Lesbarkeit wurde die Darstellung dieser Projekte den nachfolgend beschriebenen Handlungsfeldern zugeordnet.
Mit elf Handlungsfeldern markiert das Fachkonzept Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg ein Bezugssystem zur Abstimmung konkreter Maßnahmen im Zusammenspiel der unterschiedlichen Fachbehörden aber auch der in Praxisfeldern tätigen Akteure. Die Handlungsfelder helfen, über Organisationskulturen, berufständische Abgrenzungen und künstlerische Disziplinen hinweg Kooperationen zu initiieren. Dabei darf die nachfolgende Zuordnung einzelner Vorhaben nicht eindimensional verstanden werden. Die Vorhaben weisen im Regelfall über ein Kernthema hinaus auch Bezüge zu parallelen Handlungsfeldern auf.
Als Handlungsfelder wurden benannt:
Kulturelle Bildung als Schlüsselkompetenz
Transkulturelle Dynamik
Schule und kulturelle Bildung
Lokale Vernetzung, globaler Horizont: Stadtteilkultur
Demokratie: Mitgestaltung und Verantwortung
Mediale Initiativen
Bewegungskultur
Kulturelle Traditionen
Öffentlichkeitsarbeit
Ausbildung, Fortbildung, Forschung
Koordination, Schnittstellen, Netzwerke Erst im Zusammenspiel einer Vielzahl von kleineren und größeren Projekten und Strukturimpulsen auf Ebene der Handlungsfelder entfaltete sich in Hamburg die Wirkung des Rahmenkonzepts Kinder- und Jugendkulturarbeit und begründete den Ruf der Stadt als Modellregion. Mit den nachfolgenden Ausführungen werden einzelne Projektbeispiele im Kontext des jeweiligen Handlungsfeldes dargestellt.
Kulturelle Bildung als Schlüsselkompetenz
Das Fachkonzept fokussiert in diesem Handlungsfeld sowohl die Auseinandersetzung mit traditionellen Kulturformen als auch die Öffnung der klassischen Kunstbereiche für spartenübergreifende und integrative Projekte. Für dieses Handlungsfeld sollen beispielhaft drei gelungene Projekte dargestellt werden:
So entwickelte das Fundus-Theater auf Grundlage einer Projektförderung der Kulturbehörde den neuen und bundesweit sehr beachteten Ansatz des Kindertheaters als Forschungsprozess weiter. Die Produktion „Spieluhr und Zeitmaschine" wurde 2004 auf Bundesebene im Rahmen der Deutschen Kinder- und Jugendtheater-Biennale ausgezeichnet. Die Theaterarbeit des Fundus-Theaters erreicht insbesondere Kinder aus Grundschulen und Kindergärten bzw. Kindertageseinrichtungen aus unterschiedlichen Stadtteilen Hamburgs.
Das Fundus-Team entwickelt dabei mit den Kindern ein Versuchsszenario in der jeweiligen Schule/Kindergarten (z. B. Thema „Weltall"). Die Ergebnisse der in den Einrichtungen realisierten Forschungsarbeit fanden im Anschluss daran als Material im szenischen Prozess des Theaters Verwendung. Schulen/Kindergärten erlebten Teile ihrer eigenen Forschungsarbeit beim Besuch des Fundus-Theaters auf der Bühne wieder. Jede Aufführung nahm dabei neu Bezug auf die wechselnden, beteiligten Akteure. In 2005 waren ca. 20 Schulen und Kindergärten in entsprechende Kooperationsprojekte eingebunden.
Innovative Produktions- und Vermittlungsformen bzw. Kooperationsformen von Schulen, Theatern und anderen Kultureinrichtungen wurden entwickelt und im Sinne von „good practice" an andere Akteure und Institutionen im Kindertheaterbereich weitergereicht.
Das „Windprojekt" war als Schlüsselprojekt zur Verbreiterung kultureller Projektarbeit im Bereich der bildenden Künste angelegt worden. Im Rahmen einer Ausschreibung wurden zum Herbst 2005 Hamburger Künstlerinnen und Künstler geworben und nach Bewertung durch eine Jury im Rahmen eines „Ideenforums" im Frühjahr 2006 an kooperationsbereite Einrichtungen vermittelt. 21 Projektpartnerschaften („Windehen") mit Einrichtungen aus ganz unterschiedlichen Stadtbereichen und Arbeitsfeldern (z. B. Kindertageseinrichtungen, Schulen, Stadtteilkulturzentren) konnten auf diesem Wege gestiftet werden. Die konkrete, individuelle Projektarbeit erstreckte sich bis in den Sommer 2006 hinein. Am 16./17. September 2006 fand die gemeinsame Abschlusspräsentation mit guter Resonanz auf dem Freigelände am Viewpoint in der HafenCity statt. Aus allen Projektpartnerschaften sind Beiträge eingebracht worden. Die Reibung zwischen Künstlern und Kindern hat sich als fruchtbares und anregendes Spannungsverhältnis dargestellt. Die Kulturbehörde sieht sich mit dem Erfolg dieses Projektes darin bestärkt, künftig noch intensiver den Bereich der bildenden Künste bei der Ausgestaltung von Projektarbeit zu berücksichtigen.
Das Lesefest „Seiteneinsteiger" fand am 2. November 2005 erstmalig statt. An diesem neuen Aktionstag zur Leseförderung beteiligten neben der veranstaltenden Kulturbehörde und der Behörde für Bildung und Sport die Haspa Hamburg Stiftung, die PWC-Stiftung, die Verlage Carlsen, Oetinger, Rowohlt und Gruner + Jahr, Astra Zeneca, die Hamburgische Kulturstiftung, der Börsenverein des deutschen Buchhandels, Region Nord, die Carl-Töpfer-Stiftung der Deutsche Literaturfonds, die Hamburger Bücherhallen und das Jugendinformationszentrum sowie das Hotel Wedina. Für einen Tag rückte die Stadt ihre gesamten literarischen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche in das Zentrum der Öffentlichkeit. Die Hamburger Schulen konnten den Projekttag durch Aktivitäten innerhalb der Schulen nutzen und so die Stadt gemeinsam als Literaturstadt entdecken und kennen lernen. Vormittags wurden die Schulen mit literarischen Aktionen aktiv, am Nachmittag konnten die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien die Literaturangebote ihrer Stadt entdecken: Workshops, Vorträge, Literatur-Verfilmungen, literarische Spaziergänge, Führungen (durch Verlage, Druckereien u.ä.), Wettbewerbe, Lesungen und vieles mehr. Man traf in der Stadt lebende Autoren und Illustratoren, lernte neue und bewährte literarische Orte kennen und machte sich auf die Suche nach Spuren von Hamburger Dichtern und Autoren. Jugendliche erfuhren, wie ein Buch entsteht und ob sich damit ein neues Berufsfeld erschließt. An mehr als 135
Veranstaltungen in Schulen, Bücherhallen, Kulturzentren und anderen Orten beteiligten sich über 50 Hamburger Autoren, Illustratoren und Schauspieler. Mehrere tausend junge Leserinnen und Leser konnten erreicht werden.
Hamburger und überregionale Medien begleiteten den Aktionstag mit besonderer Aufmerksamkeit. Die erfolgreiche Veranstaltung fand am 7. November 2006 mit 150 ausverkauften Veranstaltungen statt und soll auch in 2007 ihre Fortsetzung finden.
Die Kulturbehörde war für nachfolgend benannte Projekte der Impulsgeber oder Partner: Abgeschlossene Projekte:
SISTARS Das Mädchenband-Coaching (2004/2005): Sistars war ein bundesweites Projekt zur musikalischen Förderung von Mädchenbands unter Beteiligung der KSL sowie weiterer Bundesländer.
Festival „Mädchen rocken Barmbek" (2005/2006):
In 2005 wurde dieses Mädchenband-Festival erstmals erfolgreich gestartet, um den Mädchen Auftrittserfahrungen zu ermöglichen.
Klangperformance „Wie die Orgelpfeifen" (2006) Schülergruppen des Helene-Lange-Gymnasium erarbeiteten mit dem Künstler Andreas Oldörp eine innovative Orgelperformance auf einzelnen Orgelpfeifen.