Feuerwehr

Die Begeisterung weicht der Unlust, die quälende Sinnfrage zersetzt die Loyalität und damit die Motivation. Die Sorge um die Zukunft verschärft zusätzlich den Stress ­ bis hin zum sogenannten Burn-out. Das neue Dienstplanmodell bedingt eine Wochenarbeitszeit von mindestens 60 Stunden, wobei ich kaum noch eine Möglichkeit habe, geleistete Mehrarbeit abzubauen. An personalreduzierten Wachen mit Nachtausdünnung dürfen Überstunden nur in den Nachtdiensten und an den Sonn- und Feiertagen genommen werden, wobei der Urlaubsanspruch für das darauf folgende Jahr geschmälert und die Schichtdienstzulagen gekürzt werden.

Damit Sie einen Vergleich haben, möchte ich Ihnen meinen Dienstplan, nsere Geduld ist am Ende. Wir fragen nicht nur, sondern wir erwarten orsitzender: Ganz herzlichen Dank für Ihren Vortrag. ­ Frau Goldrau Goldbaum: Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren. Mein wie er war und den Dienstplan, wie er kommen soll, zur weiteren Verdeutlichung vorstellen ­ den hatte ich Ihnen eben vorne hingelegt. Sie werden feststellen, dass wir zwischen den einzelnen Dienstschichten kaum noch Uhrzeiten haben, geschweige denn in der Lage sind, um ein ausgeglichenes und planbares Familienleben führen zu können ­ wobei gerade in diesem Beruf die Familie und der soziale Kontakt einen ruhenden Pol darstellen.

U eine verbindliche Antwort. Nicht gegen uns, sondern nur mit uns lässt sich der Sicherheitsstandard der Hamburger Bürger erhalten und wohlmöglich noch verbessern. Ich danke Ihnen.

V baum, bitte.

F Name ist Gundel Goldbaum, und ich spreche hier als Ehefrau eines Feuerwehrbeamten, die selbst Vollzeit im Schichtdienst beschäftigt ist, und als Partnerin eines Mannes, der trotz Scheidung der ersten Ehe und dem daraus hervorgegangenen Kind seiner Pflicht als Vater intensiv nachkommt, da der bisherige Schichtdienst dieses zuließ. Im Hinblick auf den neuen Schichtdienstplan habe ich wirklich Angst, meinen Mann als aktiven Lebenspartner zu verlieren. Bisher konnte ich mich darauf verlassen, dass mein Mann nach seinen 16- oder 24-StundenDiensten eine Erholungsphase von mindestens 24 Stunden hatte. Dadurch war gewährleistet, dass er nach einer notwendigen Ruhephase 16 Stunden Zeit hatte, somit 16 Stunden für die Familie einsatzbereit war. Wenn ich es richtig verstanden habe, werden die 24-StundenDienste abgeschafft, weil sie laut Aussage der Amtsleitung und der Innenbehörde gemäß einer EU-Richtlinie nicht mehr zulässig seien. Begonnen werden sollte der neue Dienstplan bereits letztes Jahr nach der WM. Da frage ich mich, wie es angehen kann, dass für vier Wochen, während der WM, angeordnet werden konnte, ausschließlich 24 Stunden-Dienste zu leisten, denn um einen Katastrophenfall hat es sich doch wohl definitiv nicht gehandelt. Bei den nun angestrebten Zwölf14 stunden-Diensten wird mein Mann effektiv 14 Stunden für die Familie ausfallen, wenn ich davon ausgehe, dass er jeweils eine Stunde benötigt, um sich auf den Dienst vorzubereiten und, die Verkehrslage berücksichtigend, rechtzeitig zum Dienst fährt. Diese ZwölfstundenDienste erfolgen an der Wache Wandsbek vier Tage hintereinander, sodass es zwischendurch teilweise nur zu Erholungsphasen von zehn Stunden kommt. Wenn ich hiervon noch eine Ruhephase abziehe, bleiben noch drei bis vier Stunden für die Familie.

Wie ich eingangs bereits erwähnte, arbeite auch ich im Schichtdienst. er Sohn meines Mannes, Florian, ist jetzt zwölf Jahre alt und lebt bei mindestens ir haben mit dem Gedanken gespielt, dass mein Mann in Teilzeit

Dieses gilt für diverse Partnerinnen von Hamburger Feuerwehrbeamten. Bisher ergänzten sich unsere Dienstzeiten so, dass wir ausreichend Zeit miteinander verbringen konnten. Dieses war zumindest ein kleiner Ausgleich dafür, dass wir als Schichtdienstler andere soziale Kontakte schwer pflegen können, da wir an Wochenenden und Feiertagen ebenfalls arbeiten müssen. Mit dem neuen Dienstplan wird es häufig darauf hinauslaufen, dass wir uns die Klinke in die Hand geben. Im Durchschnitt werden wir circa jeden fünften Abend gemeinsam zu Hause sein und jeden dritten Tag drei bis vier Stunden Dinge gemeinsam erledigen können. Hinzu kommt, dass die angedachten Freischichten meines Mannes nicht für ihn frei planbar sind, sondern von der Dienststelle vorgegeben, jedoch nicht garantiert werden. So kann es also vorkommen, dass mein Mann eine Freischicht hat, obwohl ich arbeiten muss.

D seiner Mutter. Damit ist mein Mann auch hier sicherlich kein Einzelfall in der Hamburger Feuerwehr. Bisher war es ihm immer möglich, dem gesetzlich festgelegten Besuchsrecht für jedes zweite Wochenende nachzukommen. Er hatte die Möglichkeit, die 24-Stunden-Dienste, die an einem Samstag, an einem „Florian-Wochenende" anfielen, durch Freischichten freizunehmen, sodass das Florian zwei gemeinsame Abende und Tage mit seinem Vater verbringen konnte. In Zukunft hat mein Mann nur noch jedes sechste Wochenende frei, wobei er dann freitags aus dem Nachtdienst kommt und nach einer notwendigen Ruhephase lediglich anderthalb Tage Zeit für Florian hat. Dieses ist sowohl für meinen Mann als auch für Florian ein unzumutbarer Zustand.

Des Weiteren hat mein Mann es bisher geschafft, Florian einen Nachmittag die Woche zu treffen ­ was Florians ausdrücklicher Wunsch war. Florian befindet sich mitten in der Pubertät und braucht seinen Vater mehr denn je. Da mein Mann in Zukunft mehr Zeit an der Dienststelle verbringt als zu Hause, wird er diesen Wunsch von Florian nicht mehr erfüllen können. Dadurch wird meinem Mann die Möglichkeit genommen, trotz Trennung so intensiv am Leben von Florian teilnehmen zu können.

W geht. Jedoch ist dieses gesetzlich nicht erlaubt, da er Unterhaltszahler ist. Da entsprechend der Teilzeit auch das Gehalt verringert würde, würde auch die Höhe des Unterhaltes sinken, was jedoch die Exfrau nicht akzeptieren muss. Außerdem würde dieses auch für uns einen erheblichen finanziellen Einschnitt bedeuten.

Ich möchte noch auf das aktuelle Schreiben eingehen, in dem durch Herrn Rechenbach angeboten wird, im Jahr zwölf Doppelschichten an den Wochenenden zu leisten. Hierin bittet Herr Rechenbach, speziell auf die unerwarteten Nöte des Einzelnen einzugehen. Hier kann ich nur sagen, dass Florian keine unerwartete Not ist, sondern ein äußerst erfreuliches, lebhaftes und geliebtes Ereignis, das sich mindestens die nächsten sechs Jahre jedes zweite Wochenende geplant und regelmäßig wiederholt. Auch mein Schichtdienstplan steht bis in ferne Zukunft fest, sodass es sich auch hier um eine planbare Not handelt, dass mein Mann und ich uns in Zukunft kaum noch sehen werden. Diese planbaren Ereignisse sind von den Feuerwehrmännern mehrfach angesprochen worden und Grundlagen unserer Ängste. Hätte hierzu ein ausgiebiger Gedankenaustausch zwischen der Führung und den Kollegen aus dem Einsatzdienst stattgefunden, wäre vielleicht mehr Verständnis seitens der Führung zustande gekommen. Jetzt von unerwarteten Nöten zu sprechen, ist ein deutliches Zeichen dafür, die Lage der Feuerwehrmänner und deren Familien nicht ausgiebig und ernsthaft reflektiert zu haben. Ich hoffe nun, dass Sie, meine Damen und Herren, uns helfen können, dass erstens Florian seinen Vater nicht verliert, zweitens mein Mann seinen Sohn nicht verliert und drittens meine Ehe nicht auf der Strecke bleibt und zu einer reinen Zweckgemeinschaft wird. ­ Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Vorsitzender: Wir haben alle gut zugehört. Das ist sehr beeindruckend gewesen, Frau Goldbaum. Vielen Dank. ­ Dann ist Frau Barghahn dran.

(Zwischenruf Herr Schmidt: Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist die kleine Leonie, sie hat mich gebeten, dass sie ein paar Worte an Sie richtet. Das geht ganz schnell. ­ Was wolltest Du sagen?) Leonie Barghahn:... dass Papa nie Zeit hat für uns, wenn er den neuen Dienstplan kriegt, und dass er dann auch nicht mehr Zeit hat, mit uns zum Schwimmen oder so wegzufahren.

(Zwischenruf Herr Schmidt: Das ist keine Polemik, meine ­ Damen und Herren, das ist so! Ich werde selber ­ ich habe mich zu Wort gemeldet ­ gleich wieder erscheinen.) Vorsitzender: Danke schön. Dann ist jetzt Herr Torsten Schmidt an der Reihe, danach Herr Dirk Bockelmann und danach Herr Michael Scheel.