Leichtathletikhalle Hamburg

I. Vorbemerkungen:

Die Drs. 18/5170 wurde dem Sportausschuss auf Antrag der GAL-Fraktion durch Beschluss der Bürgerschaft vom 17. Januar 2007 überwiesen. Der Sportausschuss führte dazu in seiner Sitzung am 03. Juli 2007 eine Sachverständigenanhörung gemäß Paragraf 58 Absatz 2 der Geschäftsordnung der Hamburgischen Bürgerschaft durch und schloss seine Beratung in derselben Sitzung ab.

Vor Beginn der Sitzung führte der Sportausschuss in Begleitung der Sachverständigen sowie der Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter eine Begehung der Jahnkampfbahn und der Leichtathletikhalle Hamburg durch.

II. Beratungsinhalt:

Die CDU-Abgeordneten fragten, ob in der Jahnkampfbahn nur der organisierte Vereinssport betrieben werde oder ob dort auch Einzelsportler ihr Training absolvieren dürften und inwieweit eine Nutzung im Rahmen des Schulsports erfolge.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter berichteten von einer intensiven Nutzung der Jahnkampfbahn durch den Schulsport. Darüber hinaus würden die Polizei und die Feuerwehr ihren Dienstsport auf der Anlage betreiben. Anschließend ­ ab circa 16 Uhr ­ absolvierten die Vereinssportler bis in die Abendstunden hinein ihre Trainingseinheiten. Darüber hinaus könnten ohne eine besondere Anmeldung jederzeit die Kaderathleten ihr Training in der Jahnkampfbahn durchführen. Ansonsten sei eine Nutzung grundsätzlich nur durch Gruppierungen gestattet, die mit dem Bezirksamt Hamburg-Nord einen Überlassungs- und Nutzungsvertrag abgeschlossen hätten. Eine Wildnutzung sei ­ schon allein aus Mangel an Kapazitäten ­ unzulässig.

Die CDU-Abgeordneten fragten weiter, inwieweit es Vergabekriterien gebe, um eine gerechte Verteilung der zeitlichen Kapazitäten der Jahnkampfbahn an die Interessenten zu garantieren.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter antworteten, dass es schwer sei, alle diesbezüglichen Wünsche zu erfüllen. Im Schulsportbereich erfolge die Koordination für die Vergabe der freien Kapazitäten mit großer Unterstützung durch die Regionalbeauftragte für den Schulsport. Für den Dienstsport von Feuerwehr und Polizei seien zwar feste Zeiten vergeben, im Falle von Einsätzen erfolge aber auch eine spontane Einzelfallvergabe von Trainingszeiten. Die Wünsche der Vereine würden nach Möglichkeit alle befriedigt, notfalls durch Anbieten von alternativen Trainingszeiten.

Die SPD-Abgeordneten stellten grundsätzlich zur Diskussion, ob mit Steuergeldern finanzierte Sportanlagen zumindest zu bestimmten Zeiten für die Allgemeinheit geöffnet werden sollten. Dies sollte insbesondere für Sportarten mit geringerem medialem Interesse und weniger privaten Geldgebern ­ wie zum Beispiel der Leichtathletik ­ gelten. Besonders bedauerlich sei, dass in Hamburg im Gegensatz zu Berlin, München und Stuttgart keine Leichtathletik-Meisterschaften durchgeführt werden könnten und die Sportart seit dem Aus für das Sportfest am Hammer Park in Hamburg an Popularität verloren habe. Sie fragten deshalb nach dem zusätzlichen Aufwand, der nötig wäre, um die Jahnkampfbahn im Zuge der in zwei Jahren anstehenden größeren Sanierung auf Meisterschafts- oder Meetingniveau aufzurüsten.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter erklärten, ihnen sei bewusst, dass die Leichtathletik in Hamburg momentan eine Talsohle zu durchschreiten habe, was bei einer entsprechenden Bereitschaft aller Beteiligten auch gelingen dürfte. Sofern dafür bei allen der Wille vorhanden sei, werde dies auch gelingen. Die Aufwertung der Jahnkampfbahn sollte dabei als Möglichkeit weiter in Betracht gezogen werden, auch wenn die infrastrukturellen Gegebenheiten der Anlage und die zurzeit geltenden Vorschriften noch dagegen sprächen. Die Jahnkampfbahn habe eine Zuschauerkapazität von 1.500 Sitzplätzen auf der Tribüne sowie 1.100 Stehplätzen auf der Gegengeraden, die sich zu Sitzplätzen umfunktionieren ließen. Außerdem könnten weitere 800

Zuschauerplätze in den Kurven geschaffen werden. Eine Inanspruchnahme der Flächen über die vorhandene Buchenhecke hinaus würde denkmalschutzrechtliche Probleme nach sich ziehen. Deshalb sei davon auszugehen, dass eine Erhöhung der Zuschauerkapazität auf 20.000­25.000 Plätze ­ wie die Austragung von Meisterschaften es erforderte ­ nicht zu schaffen sei. Neben denkmalschutzrechtlicher Bedenken spräche außerdem dagegen, dass der Schaffung fester Zuschauereinrichtungen von mehr als 3.000 festen Plätzen die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung vorausgehen müsse und darüber hinaus vom Erfordernis weiterer bauplanungsrechtlicher Maßnahmen auszugehen sei. Bei Einzelveranstaltungen, zulässig sei es, bis zu 18-mal pro Jahr die Emissionsrichtwerte zu überschreiten, seien per Einzelfallgenehmigung Ausnahmen von den planungsrechtlichen Vorgaben ­ wie zum Beispiel auch dem Stellplatznachweis ­ möglich.

Herr Rixen vom Hamburger Leichtathletik-Verband (HLV) betonte zunächst, dass niemand in Erwägung ziehe, die Jahnkampfbahn aufzugeben. Dagegen spräche allein schon die optimale Nähe zur Leichtathletikhalle, die sehr kurzfristig eine wetterbedingte Verlegung des Trainings ermögliche. Eine Aufwertung der Jahnkampfbahn auf ein Meeting-Niveau oder für unterrangige internationale Meisterschaften halte er für vorstellbar. Auch eine Austragung der DLV-Gala könnte in Erwägung gezogen werden. Der Leichtathletik-Verband habe sich zur künftigen Gestaltung der Jahnkampfbahn jedoch noch nicht abschließend positioniert. Sicher sei jedoch schon jetzt, dass für die Austragung eines Meetings eine komplette Neugestaltung der Tribüne und der Zielgeraden Voraussetzung wäre. Auf jetzigem Ausstattungsniveau wäre allenfalls eine erneute Ausrichtung ­ wie 2002 bereits geschehen ­ der deutschen Juniorenmeisterschaften realisierbar.

Herr Krempin, Leichtathletik-Landestrainer, hielt es für sinnvoll, die internen Verbandsberatungen hinsichtlich der Anforderungen an die Jahnkampfbahn ­ zum Beispiel für ein Meeting vergleichbar mit dem im Hammer Park ­ kurzfristig abzuschließen und daraus ein Konzept zu entwickeln. Fest stehe schon jetzt, dass sowohl die vorhandene Zuschauerkapazität als auch die sanitären Einrichtungen die Durchführung eines Meetings oder von unterrangigen Meisterschaften nicht zuließen. Darüber hinaus sei der Aufwärmbereich eindeutig zu eng bemessen. Nicht zuletzt fehle auch der Platz für die unerlässliche Sponsorenmeile.

Die SPD-Abgeordneten zeigten sich verwundert, dass das Konzept in Hinblick auf diese Ausschussberatung noch nicht fertig gestellt sei und keine Vorschläge auf dem Tisch lägen, obwohl der Sportausschuss sehr frühzeitig den Wunsch signalisiert habe, ein Konzept des Leichtathletik-Verbandes präsentiert zu bekommen. Sie hätten inhaltlich mehr von den Sachverständigen erwartet. Sie fragten zudem, ob in die bisherigen

Gespräche und konzeptionelle Überlegungen auch die Zukunft des Planetariums einbezogen worden sei.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter erklärten, ihnen lägen keine Informationen hinsichtlich einer Einbeziehung des Planetariums in die Konzeption vor. Im Übrigen sollten hinsichtlich des in der Leichtathletik zu beschreitenden Weges zunächst die Zielvorstellungen Hamburgs und in Orientierung daran die Konzeption formuliert werden. Erst wenn im Anschluss daran der Hamburger Leichtathletik-Verband in Absprache mit dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV) die Strategie festgelegt habe, seien im letzten Schritt über Ausbaupläne für die Sportanlagen zu diskutieren.

Die SPD-Abgeordneten drängten wegen der sanierungsbedürftigen Tartanbahn hinsichtlich der Konzeption für die Jahnkampfbahn zur Eile und baten die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter, den Hamburger Leichtathletik-Verband entsprechend zu unterstützen.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter antworteten, es sei selbstverständlich für sie, die notwendige Unterstützung zu gewähren. Dennoch handele sich bei der Erarbeitung eines Sportkonzepts um keine öffentliche Aufgabe, sondern um eine der Vereine und Verbände.

Die CDU-Abgeordneten drängten den Hamburger Leichtathletik-Verband hinsichtlich der Erstellung einer Konzeption für die Jahnkampfbahn ebenfalls zur Eile, rieten aber vornehmlich auch dazu, die notwendige Sorgfalt nicht zu vernachlässigen.

Herr Rixen betonte, der Hamburger Leichtathletik-Verband habe in Zusammenhang mit der Leichtathletikhalle bereits ein Nutzungs- und Leistungssportkonzept erstellt, das derzeit in den ersten Schritten seine Umsetzung erfahre. Fortschritte seien zum Beispiel mit Einstellung eines neuen leitenden Landestrainers im Februar 2007 bereits jetzt sichtbar. Mit der Vorlage eines Konzepts zur Gestaltung der Jahnkampfbahn sei in circa drei Monaten zu rechnen.

Die CDU-Abgeordneten fragten, ob es anstelle des Wunsches, Olympische Spiele in Hamburg auszurichten, nicht sinnvoller wäre, durch kleinteilige Maßnahmen zunächst die Aufbauarbeit im Nachwuchsbereich in allen Hamburger Kampfbahnen zu forcieren.

Herr Krempin führte aus, dass die Leichtathletikhalle und die Jahnkampfbahn als Landesleistungszentrum vorrangig dem Leistungssport vorbehalten seien. Darüber hinaus müsse der Leistungssport aber auch in den Bezirken entwickelt werden, da das leichtathletische Leistungstraining bereits bei den Jugendlichen beginne, denen der Anfahrtsweg zur Jahnkampfbahn nur bedingt zuzumuten sei. Der Leichtathletikverband habe dazu im letzten Jahr zwei Sichtungstrainer eingestellt; weitere würden folgen. Voraussetzung für die Durchführung eines leistungsorientierten Trainings und der Entwicklung von Kadern sei selbstverständlich die Existenz adäquater Sportstätten.

Diese Infrastruktur sei in den einzelnen Bezirken qualitativ sehr unterschiedlich vorhanden. Nachholbedarf gebe es beispielsweise im Bezirk Bergedorf, aber um im Bereich des Südosten Hamburgs nachhaltige Strukturen aufbauen zu können, werde dort eigentlich ein neues Stadion benötigt. Möglicherweise wäre an einen Umbau des Billtalstadions zu denken, um dort unter leistungssportorientierten Gesichtspunkten Leichtathletik betreiben zu können. In recht vielen Sportstätten mangele es an Flutlichtanlagen, was insbesondere in den Wintermonaten die Durchführung des Trainings beeinträchtige. Zur Nachwuchsarbeit sei festzustellen, dass die Inbetriebnahme der neuen Leichtathletikhalle unmittelbar zu einer Steigerung der Hamburger Teilnehmer an den Deutschen Meisterschaften geführt habe.

Die SPD-Abgeordneten baten zu beschreiben, wie die Leichtathletikhalle von den Vereinen angenommen und genutzt werde und fragten nach den Gründen für die Mehrkosten, die für die Errichtung der Halle angefallen seien und warum es möglich sei, die Leichtathletikhalle ohne zusätzlichen Personalaufwand zu bewirtschaften.

Die Senatsvertreterinnen und Senatsvertreter berichteten, dass in der abgelaufenen Wintersaison 18 Vereine beziehungsweise Trainingsgruppen die Leichtathletikhalle genutzt hätten.