Tourismus

I. Ausgangslage

Das kulturelle Angebot der Freien und Hansestadt Hamburg zeichnet sich aus durch Vielfalt und hochwertige Qualität.

Eine umfassende Informationsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit aller Kultureinrichtungen ist für Hamburg als Kulturmetropole unverzichtbar. Dies gilt für die künftige Entwicklung in der HafenCity mit herausragenden Zukunftsprojekten wie der Elbphilharmonie, dem Internationalen Maritimen Museum Hamburg und auch dem vorgesehenen ScienceCenter ebenso wie für das attraktive Angebot der vorhandenen Kultureinrichtungen.

Darüber hinaus hat sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit der Elbphilharmonie für ein kulturelles Projekt entschieden, dessen Strahlkraft nicht nur die Metropolregion erfasst, sondern sich zweifelsfrei auch auf den Tourismus auswirken wird. Schon vor Fertigstellung des Gebäudes ist eine umfassende Informationsvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit über die Elbphilharmonie und die Musikmetropole im innerstädtischen Bereich für Hamburg und das Projekt dringend notwendig, um die spätere Besucherakzeptanz zu sichern. Als wesentliches Element einer umfassenden Vermarktung der Elbphilharmonie sowie aller Hamburger Kulturangebote soll daher eine zentrale Anlaufstelle geschaffen werden („KulturPunkt Hamburg"), die die Angebote aller Kultureinrichtungen sammelt, transparent darstellt und anbietet.

Bürger und Touristen der Stadt sollen im KulturPunkt Hamburg die kulturellen Aktivitäten Hamburgs kennenlernen, Lust auf Kultur bekommen und unkompliziert Eintrittskarten erwerben können. Geeigneter Standort für ein derartiges Kulturinformationszentrum ist die ehemalige Bücherhalle am Mönckebergbrunnen. Dieses 1914 von Fritz Schumacher zu Ehren des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Johann Georg von Mönckeberg errichtete Gebäude sollte nach der ursprünglichen Planung einer kulturellen Nutzung dienen.

Zur Sicherung dieses Zwecks hatte die damalige Denkmalstiftung das Gebäude zusammen mit dem davor liegenden Brunnen an den Senat mit der Maßgabe übergeben, es nicht zu veräußern. Zunächst wurde dort die Zentralbücherei der Hamburger Bücherhallen betrieben. Heute ist die Sprinkenhof AG Eigentümerin des Gebäudes. Pächterin ist noch bis Ende März 2009 eine Fast-Food Kette. Der Fritz-Schumacher-Pavillon auf der Mönckebergstraße ist sehr zentral gelegen, gut erreichbar und daher ein optimaler Standpunkt für das Kulturinformationszentrum. Durch die Nutzung als Kulturinformationszentrum würde das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Zweckbindung zugeführt werden und die Attraktivität der Innenstadt erhöhen.

II. Konzeption

Bei der Entwicklung einer entsprechenden Konzeption für den KulturPunkt Hamburg in der ehemaligen Bücherhalle wurden folgende Ziele entwickelt:

­ Eine möglichst umfassende Darstellung des Kulturstandortes Hamburg mit seinen kulturellen Einrichtungen.

­ Die Schaffung eines auch überregional wahrnehmbaren Zeichens für die Kulturmetropole Hamburg im Rahmen der Umsetzung der Strategie der Wachsenden Stadt.

­ Eine zentral gelegene Anlaufstelle für Öffentlichkeitsarbeit und Kartenvorverkauf für das Projekt mit der aktuell größten Außenwirkung, die Elbphilharmonie.

­ Ein wirtschaftlich vertretbares Engagement der Freien und Hansestadt Hamburg.

­ Eine denkmalgerechte Sanierung und Nutzung des Gebäudes.

­ Die Gestaltung eines attraktiven Angebotes für eine möglichst breite Öffentlichkeit, die dem historisch bedeutsamen Gebäude an diesem prominenten Standort gerecht wird.

1. Sponsoringkooperation

Die Überprüfung der ersten Ideen auf ihre wirtschaftliche Umsetzbarkeit machte deutlich, dass der laufende Betrieb eines Kulturinformationszentrums einen relativ hohen Finanzbedarf erfordert, der nicht durch die weitgehend gebundenen Mittel der Kulturbehörde gedeckt werden kann. Eine entgeltfreie, aber personalintensive Informationsvermittlung lässt sich in Anbetracht des hohen Mietniveaus in der Innenstadt nicht wirtschaftlich tragbar darstellen.

Einnahmen durch Kartenverkauf oder den Verkauf von Merchandising Artikeln (z. B. Museumsshop) sind nach allen vorliegenden Erfahrungen nicht in der Lage, einen nennenswerten Kostendeckungsbeitrag unter den genannten Prämissen zu erbringen. Auch eine finanzielle Beteiligung aller Kultureinrichtungen ist nach Erfahrungen in vergleichbaren Projekten weder tragfähig noch praktikabel. Insbesondere die vielen kleineren kulturellen Einrichtungen können es sich nicht leisten, einen nennenswerten Beitrag für eine solche Einrichtung zu erbringen. Dabei ist es gerade ein zentrales Ziel eines Kulturinformationszentrums, dass auch diese mit ihrem Angebot präsent sind.

Darüber hinaus erfordert die regelmäßige Einwerbung der Beiträge bei den Einrichtungen einen nicht vertretbaren administrativen Aufwand.

Ziel war es daher, im Rahmen einer Public-Private-Partnership einen Kooperationspartner zu finden, der zu der angestrebten kulturellen Nutzung passt, nicht mehr als 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Gebäudefläche für seine Zwecke in Anspruch nimmt und überdies noch einen jährlichen Unterstützungsbeitrag für den Betrieb des KulturPunkts zur Verfügung stellt. Mit dieser Vorgabe wurden Gespräche mit mehreren potentiellen Sponsoren geführt.

Ferner wurden sieben Hamburger Anbieter aus dem gastronomischen Sektor sowie der Trägerverbund Projekt Innenstadt angesprochen. Im Ergebnis erfüllte nur das Angebot der Starbucks Coffee Deutschland GmbH die gestellten Voraussetzungen. Daraufhin wurde im Mai 2007 zwischen der Sprinkenhof AG und Starbucks ein Mietvertrag sowie zwischen der Kulturbehörde und Starbucks ein Sponsoringvertrag mit folgenden Eckwerten unterzeichnet:

­ Starbucks mietet als Hauptmieter das komplette Gebäude von der Sprinkenhof AG zu einer marktüblichen Miete ab Juli 2009 für eine Laufzeit von zehn Jahren.

­ Starbucks wird 50 Prozent der Gebäudefläche dem Kulturinformationszentrum für zehn Jahre im Rahmen der Sponsoringvereinbarung zur Verfügung stellen und unterstützt den KulturPunkt Hamburg zusätzlich mit einem jährlichen Betrag von 60 Tsd. Euro zzgl. eventueller MwSt.

­ Die Raumaufteilung erfolgt entsprechend den in den Anlagen 1 und 2 beigefügten Zeichnungen.

­ Starbucks erhält im Gegenzug das Recht, in eigenen Publikationen, eigener Werbung und in den Medien die Sponsoringleistung werblich zu nutzen. Die Freie und Hansestadt Hamburg bzw. der künftige Betreiber des KulturPunktes Hamburg verpflichtet sich, im Rahmen der üblichen Sponsorennennung auf die Unterstützung durch Starbucks hinzuweisen.

­ Die Parteien gehen davon aus, dass sich die Angebote der an dem Projekt Beteiligten ergänzen und in ihrer Gesamtheit die Attraktivität des Starbucks Coffee House und des Kulturinformationszentrums deutlich erhöhen, wodurch eine optimale Besucherfrequenz für beide Einrichtungen erreicht werden kann.

­ Das Kulturinformationszentrum hat das Recht zur Untervermietung auf der Teilfläche der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen seines Betriebs.

­ Starbucks übernimmt im Rahmen der baulichen Gestaltung des Gebäudes die Kosten der gemeinsam genutzten Infrastruktur des Gebäudes (Klimaanlage, Sanitär, Treppenhausgestaltung etc.) sowie die hierfür entfallenden laufenden Kosten.

­ Die Kosten für anfallende Denkmalschutzmaßnahmen im Rahmen der Neugestaltung des Gebäudes werden von der Sprinkenhof AG, Starbucks und der Kulturbehörde zu gleichen Teilen übernommen. Zum Zeitpunkt der Unterschrift des Vertrages gehen die Parteien davon aus, dass diese Kosten 90 Tsd. Euro (brutto) nicht übersteigen werden.

­ Der Sponsoringvertrag ist an den Hauptmietvertrag zwischen der Sprinkenhof AG und Starbucks gekoppelt.

­ Der Hauptmietvertrag und der Sponsoringvertrag stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft zu einer entsprechenden Drucksache bis Ende 2007.

2. Weitere Kooperationspartner Hamburg Tourismus GmbH

Auf Grund des attraktiven Standortes ist zu erwarten, dass zahlreiche Besucher des KulturPunktes Hamburg touristische Informationen nachfragen werden. Im Rahmen des begrenzten Platzangebotes wird der KulturPunkt Hamburg kulturtouristische Basisinformationen vorhalten. Bei weitergehenden touristischen Anfragen wird an das nächstgelegene Informationszentrum der Hamburg Tourismus GmbH verwiesen.

Sponsoren

Die Attraktivität des Gebäudes und des inhaltlichen Konzepts ermöglichen nach den bisherigen Erfahrungen, dass in überschaubarem Maße weitere Sponsoren in Absprache mit dem Hauptsponsor Starbucks einbezogen werden können. Erste Gespräche dazu wurden in Hinblick auf die geplanten Veranstaltungen und gemeinsame Werbeaktionen geführt. Weitere Bereiche sind denkbar und werden geprüft.

3. Inhaltliche Konzeption Ziel der inhaltlichen Konzeption ist es, den Hamburger Bürgerinnen und Bürgern sowie Gästen der Hansestadt einen leichten Zugang zu dem vielfältigen kulturellen Angebot der Stadt zu ermöglichen. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt in der Darstellung der Musikmetropole Hamburg liegen, insbesondere der Elbphilharmonie Hamburg. Das Kulturinformationszentrum soll Interesse an Kultur wecken und auch über die vielen kleineren Einrichtungen und Veranstaltungen informieren, die nicht oder nur in geringem Umfang über klassische Werbung bekannt werden. Zudem soll eine Informationstiefe erreicht werden, die in vergleichbaren wirtschaftlich ausgerichteten Einrichtungen wie den klassischen Kartenvorverkaufsstellen nicht erreicht werden kann. Das Kulturinformationszentrum dient zudem in der Bau- und Eröffnungsphase als primäre Anlauf- und Kartenverkaufsstelle für die Elbphilharmonie.

Die Planung sieht folgende Angebote vor:

­ Umfangreiche Informationsvermittlung über das kulturelle Angebot der Stadt mit Schwerpunkt Elbphilharmonie/Musikmetropole,

­ Basisinformationen für die kulturtouristische Nachfrage.

­ Im Erdgeschoss ein Tresen mit 5 Arbeitsplätzen.

­ Hiervon sind zwei Arbeitsplätze für Kartenvorverkauf und drei Arbeitsplätze für Information und Beratung vorgesehen.

­ Im Obergeschoss sind ca. zehn Computerterminals an den Kaffeehaustischen zur Selbstinformation des Publikums über das kulturelle Angebot der Stadt geplant.

Vorgesehen ist, dass die Terminals Zugriff auf ein Kulturportal im Internet ermöglichen und von dort schnell auf die Internetseiten der Kultureinrichtungen verlinkt werden. Eine entsprechende Konzeption wurde bereits für Hamburg.de erarbeitet und soll parallel zu den Planungen für das Kulturinformationszentrum umgesetzt werden.

­ Eine kleine Bühne mit Klavier und Technik für kleinere kulturelle Veranstaltungen im Obergeschoss.

­ Flächen für Informationsmaterial zum Mitnehmen.

­ Bildschirmflächen, auf denen wechselnde Hinweise auf kulturelle Veranstaltungen eingespielt werden können.

Die Innengestaltung des „KulturPunkts Hamburg" erfolgt auf Grund der vorgesehenen fließenden Übergänge in enger Abstimmung mit dem Hauptmieter Starbucks. Für die Gestaltung der KulturPunkt-Flächen im Zusammenspiel zwischen Starbucks und KulturPunkt Hamburg konnte der Hamburger Designer und Bühnenbildner Prof. Peter Schmidt gewonnen werden. Er übernimmt diese Aufgabe pro bono, ersetzt werden müssen lediglich die Arbeitskosten seiner Mitarbeiter und die Sachkosten.

Diese sind im Rahmen der geplanten Investitionskosten budgetiert (s. Ziffer 7).

4. Öffnungszeiten

Die zukünftigen Öffnungszeiten des Kulturinformationszentrums hängen stark von der Publikumsresonanz ab.

Das Projekt ist sowohl inhaltlich, als auch bezüglich der örtlichen Lage und dem attraktiven Gebäude bundesweit einzigartig. Insofern liegen keine konkreten Erfahrungswerte über die mögliche Nutzung vor. Nach Hochrechnungen werden jedoch zwischen 500 und 1.000 Gäste pro Tag erwartet. Bis zum Vorliegen entsprechender Erfahrungswerte ist eine Kernöffnungszeit des Gebäudes von Montag bis Samstag von 9 bis 19 Uhr vorgesehen.

Sollte das Kulturinformationszentrum darüber hinaus zum Beispiel für Abendveranstaltungen geöffnet sein, wird Starbucks auch diese Öffnungszeiten gewährleisten. Starbucks ist zudem berechtigt, zu Zeiten zu öffnen, in denen unter Umständen eine Öffnung des Kulturinformationszentrums nicht sinnvoll ist. Der zentrale Tresen-Bereich des Kulturinformationszentrums im Erdgeschoss wird räumlich so gestaltet, dass dies möglich ist.

5. Personal

Für die Leitung des KulturPunktes Hamburg sind zwei volle Stellen für einen Leiter und einen festen Mitarbeiter (Stellvertretung) sowie zwei Stellen für das Ticketing erforderlich. Darüber hinaus sehen die Planungen vor, dass sechs bis acht Teilzeitkräfte für die Informationsvermittlung am Tresen (Auskunft, Datenbankpflege, Flyerund Broschürenverwaltung u. ä.) eingesetzt werden. Diesbezüglich positive Erfahrungen liegen im Museumsdienst der Hamburger Museen vor. Dort konnten über Jahre engagierte, kulturnahe Studenten gefunden und ausgebildet werden, die mit hohem persönlichem Engagement für das Angebot der Museen werben. Ein ähnliches Team soll auch für den KulturPunkt Hamburg entwickelt werden.

6. Betreiber

Für die Auswahl des Betreibers wurden folgende Kriterien zu Grunde gelegt:

­ Es muss gewährleistet sein, dass das kulturelle Angebot der Stadt in seiner Vielfalt präsent ist und das Informationsangebot nicht durch wirtschaftliche Einzelinteressen einseitig geprägt wird.

­ Der Betreiber des Ticketings muss mittelfristig die von den großen öffentlichen und privaten Kultureinrichtungen verwendeten Softwaresysteme vorhalten, damit die Veranstaltungen von einer maximalen Zahl von Einrichtungen verfügbar sind. Vor diesem Hintergrund denkbar ist, Informationsvermittlung und Ticketing zu trennen und Letzteres zu verpachten.

­ Auf Grund des relativ kleinen Betriebs sollten keine vermeidbaren administrativen Verwaltungsaufgaben und -kosten entstehen.

­ Der Betreiber muss eng mit der Elbphilharmonie Hamburg zusammenarbeiten, damit diesem herausragenden Konzerthaus schon vor der Eröffnung eine entsprechende Präsentationsfläche in der Innenstadt geschaffen wird.

­ Um den Schwerpunkt Musikmetropole/Elbphilharmonie inhaltlich mit Leben zu füllen, bedarf der zukünftige Betreiber einer gewissen inhaltlichen Nähe zu und Erfahrung in diesem Bereich.

Im Rahmen der Erörterung wurden verschiedene Betreiber-Varianten vertiefend geprüft: Im Ergebnis wurde deutlich, dass der Betrieb des KulturPunkts Hamburg durch die HamburgMusik die meisten Vorteile bietet. Die inhaltliche Nähe zum gesetzten Schwerpunkt Elbphilharmonie/Musikmetropole liegt auf der Hand. Eine Prüfung durch eine Steuer- und Wirtschafsprüfungsgesellschaft kam zu dem Schluss, dass eine Angliederung des KulturPunkts Hamburg an die vorgesehene HamburgMusik Fremdveranstaltungs GmbH steuer- und gesellschaftsrechtlich möglich und sinnvoll ist. Diese soll zum 1. Januar 2008 gegründet werden. Da die HamburgMusik GmbH zunächst noch ein eigenes Ticketing aufbauen muss, somit noch nicht sofort über die Erfahrung verfügt, Veranstaltungen Dritter anzubieten, wurde diesbezüglich folgender Stufenplan entwickelt:

­ Stufe 1: Ab August 2009 umfasst das Ticketing die Elbphilharmonie sowie nahestehende und große städtische Einrichtungen. Angestrebt wird, folgende Einrichtungen einzubinden: Philharmonisches Staatsorchester, NDR-Sinfonieorchester, Hamburger Symphoniker, Ensemble Resonanz, Hamburgische Staatsoper, Deutsches Schauspielhaus, Thalia Theater und Kampnagel.

Der Schwerpunkt liegt auf den „Elbphilharmonie-Konzerten", die ab September 2009 in verstärktem Ausmaß von der Hamburg Musik in der Laeiszhalle und anderen Spielorten angeboten werden.