Als Nächste hat Frau Schlüter das Wort dann Herr Berk und dann Herr Ulmer

Abschließender Appell, dass es auch nicht zu lang wird: Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dieses Projekt, dieses ehrgeizige Vorhaben entsprechend unterstützen, denn es kann meines Erachtens nur darum gehen, den Tourismusstandort Hamburg durch diese Leuchtturmprojekte zukunftsfähig zu machen, vielleicht verlorenen Boden, der in der Vergangenheit verlorengegangen ist, wiedergutzumachen und durch dieses PPP-Projekt wirklich nachhaltige Akzente zu setzen im Interesse der Hansestadt Hamburg. - Vielen Dank.

Vorsitzende: Vielen Dank, Herr Maihöfer. Als Nächste hat Frau Schlüter das Wort, dann Herr Berk und dann Herr Ulmer. ­ Frau Schlüter, bitte.

Linda Schlüter: Frau Dräger, ich würde mich sehr freuen, wenn es möglich wäre, dass ich nach Herrn Berk spreche.

Vorsitzende: Gut, dann tauschen Sie. ­ Herr Berk, bitte.

Claus Berk: Ich bin persönlich haftender Gesellschafter des Hotels Europäischer Hof.

Mit meiner Mutter zusammen bilden wir die KG. Wir sind eines der größten Privathotels in Deutschland und seit 40 Jahren nicht nur in Hamburg, sondern auch in Deutschland ausgesprochen erfolgreich.

Stadtmarketing ist für uns natürlich kein Fremdwort, sondern das unterstützen wir nicht nur mit Worten, sondern auch mit Geldern. Ich will ein paar Dinge herausgreifen.

In den letzten zehn Jahren - die Olympia-Bewerbung stand vor der Tür - hat sich das Hotel Europäischer Hof als einziges Hotel mit 500.000 DM - damals noch DM - als Prämiensponsor beteiligt. Ich habe ein paar Jahre später die Illumination der Speicherstadt mit 100.000 DM unterstützt und bin Gründungsmitglied der Media School, auch mit 100.000 DM. Ich kann sagen, dass durch diese Gelder dort Bewegung hineingekommen ist. Das eine oder andere wäre wahrscheinlich sogar gescheitert oder man hätte sich weiter gestritten.

Im letzten Jahr hat hier die Weltmeisterschaft stattgefunden. Hamburg war Austragungsort. Ich kann es mir zuschreiben - im Moment lobe ich mich wahnsinnig, aber das hört auch gleich auf -, dass dieses ohne mich nicht stattgefunden hätte in Hamburg. Ich weiß nicht, ob jemand noch Jürgen Werner kennt, der beim DFB war, beim HSV, alter Nationalspieler. Wir waren raus. Die Kettenhotellerie hat nicht genug Betten zur Verfügung gestellt, die Privathotellerie hat getan, was sie konnte. Hamburg war raus aus den Bewerbungen und es hätte in Hamburg kein Spiel stattgefunden.

Mein Freund hat mich am Wochenende angerufen und gesagt, das kann nicht wahr sein, unternimm etwas, bis Montagmittag 12 Uhr hast du Zeit. Ich habe dann nicht die Kettenhotellerie - die haben kein Interesse daran, weil es denen egal war, in welcher Stadt die WM stattfindet, weil sie überall ihre Hotels haben -, sondern die Privathotels zusammengerufen und habe dann bis Montag 12 Uhr erreicht, dass wir genug Betten hatten. Ich habe, glaube ich, das größte Kontingent in Deutschland gegeben und so hat Hamburg viel Spaß an der WM gehabt und davon auch richtig profitiert. Aber nicht nur mit Geld, sondern auch mit Worten versuche ich, für Marketing tätig zu sein. Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied und Mitgründer im Promotion-Pool, im Ausschuss Tourismus Marketing der HHT, im Stadtentwicklungsausschuss der Handelskammer. Bis Mitte des Jahres war ich Aufsichtsratsmitglied in der Hamburg Marketing GmbH. Ich bin auch Mitglied im Beirat der deutschen Hotellerie des Deutschen Hotelverbandes.

Wir hatten am letzten Donnerstag Sitzung. Ich habe das Ganze vorgetragen und fasse das einmal mit einem Wort zusammen: Ablehnung auf der ganzen Linie, ob Privathotels oder Kettenhotels, alle haben nur den Kopf geschüttelt, was Hamburg sich dort hat einfallen lassen.

Ich will ein Beispiel nennen. Neben mir saß Herr Lindner - das ist jetzt nicht das Harburger Hotel Lindner, sondern im nächsten Jahr kommt das Lindner an den Michel und bei Hagenbeck ist jetzt auch ein Lindner-Hotel - und tippte, während ich gesprochen habe, in seinen PC ein und sagte, hier Herr Berk, ich habe gerade alle Hoteldirektoren angewiesen, dass es Citycent in unseren Hotels nicht geben wird. Frau Dr. Gomolla, Maritim-Konzern-Hotels, hat mir klipp und klar gesagt: „Wir sind natürlich nicht dabei." Ich saß auch neben Rezidor, dem Deutschlandchef von Rezidor, das ist die Holding und das sind die Radisson-SAS-Hotels, der im Prinzip dafür war, aber nach meinen Ausführungen sagte: „Das sind natürlich Informationen gewesen, die ich gern gehört habe und die mich doch sehr kritisch gemacht haben. Gewisse Punkte habe ich von Anfang an sehr kritisch begleitet." Hilton war dabei, auch der Vize von Deutschland. Es hat keiner dagegen gesprochen beziehungsweise es war keiner für den Citycent. Es hat also auch keiner begriffen.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür. Der wichtigste Punkt ist vielleicht der Wettbewerbsnachteil, den Hamburg hat. Die Hotellerie und Hamburg werden unter dem Citycent leiden. Davon bin ich fest überzeugt. Zweitens sind es die Projekte, die gerade Herr Maihöfer angesprochen hat. Ein Info-Point oder Kulturtourismus und andere Dinge, Fluglinien, die... das ist nicht Sache der Hotellerie. Wir sprechen jetzt nur über Gelder, die von der Hotellerie kommen. Es hat in diesem Beirat und Vorstand niemand Verständnis dafür gehabt, dass die Hotellerie für alle diese Dinge geradestehen muss. Das ist Sache der Stadt. Ich kann das als ehemaliges Aufsichtsratsmitglied der Hamburg Marketing GmbH sagen. Diese Dinge waren noch nie Sache der Hotellerie.

Das war klipp und klar, dass ein Info-Point Jungfernstieg nicht die Touristen oder die Geschäftsleute, die hierher kommen, sondern die Tagesgäste anspricht. Was haben wir mit den Tagesgästen in der Hotellerie zu tun? Das ist ein Punkt, das sind die Projekte. Auch dass keine weitere Branche, sondern nur die Hotellerie dabei ist, hat die Kollegen im deutschen Bereich wahnsinnig gestört. Warum keine Gastronomie dabei, warum kein Einzelhandel, warum kein Flughafen und kein Hafen dabei? Nur die Hotellerie schreibt auf ihre Fahne: Wir sind beim Stadtmarketing dabei.

Natürlich entstehen auch durch die neue Gesellschaft, die gegründet werden soll, Kosten und die Entscheidungswege werden länger. Wir reden alle über und gegen Bürokratie und hier schaffen wir eine neue Gesellschaft, die ganz einfach zusätzliche Kosten verursacht und auch die Entscheidungswege länger macht. Zürich wird immer angesprochen, Berlin wird angesprochen. Gelder fließen dort nicht in eine Extragesellschaft, sondern die fließen schlichtweg in einen Verkehrsverein. Hier ist es die HHT und dort wird entschieden. Da sitzen wir auch in den Gremien. Kollegen von uns sitzen dort und entscheiden dann mit über die Gelder. Warum eine neue Gesellschaft, die das Ganze komplizierter und auch teurer macht?

Im Jahr 2008, um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, wird es aus der Hotellerie so gut wie keine Gelder geben, es sei denn, ein Hotel zahlt freiwillig dafür. Wir haben alle schon seit Mitte des Jahres - ich gehöre dazu, wir haben fast 300 Zimmer, sind also eines der größten Hotels hier - Verträge mit touristischen Unternehmen, auch aus dem Businessbereich unter Dach und Fach. Es soll mir mal einer erzählen, dass jetzt gegen Verträge verstoßen wird und der Reisende oder der Geschäftsmann, der hier ankommt, soll plötzlich zusätzlich etwas bezahlen. Die lachen uns aus. Natürlich wird jedes Hotel sagen, okay, das ist freiwillig und 2008 wird es mit Sicherheit keinerlei Gelder geben. Ich habe aufgrund meiner Verbindungen - ich bin nun schon das eine oder andere Jahrzehnt dabei - zu TUI, zu DERTOUR, Thomas Cook, Ameropa und so weiter... Die verstehen Hamburg nicht. Ich sage das einmal so deutlich. Die haben gesagt: „Ihr spinnt. Habt ihr nicht von Mallorca gelernt?" Da ist eine Abgabe erhoben worden, die sofort wieder geknickt worden ist. Die haben gesagt, Hamburg geht es wohl zu gut. Die erste Delle ist jetzt im Herbst schon zu erkennen. Tourismus ist immer eine Wellenbewegung. Da muss man sich keine Gedanken machen. Im nächsten Jahr wird es nicht aufwärts gehen, sondern wahrscheinlich leicht runter. Wir haben zusätzlich Kapazitäten, das wird es verstärken. Die haben gesagt, ihr seid als teuer bekannt. Die Hoteliers sagen immer, wir sind zu billig, aber wir sind auch nicht zu teuer. Auf jeden Fall sagen die, Hamburg ist als teuer bekannt und nun schlagt ihr noch etwas drauf. Das verstehen wir überhaupt nicht. Sie haben klipp und klar gesagt

- das war so aus der Hüfte geschossen -, Hotels, die daran teilnehmen, werden in den Katalogen wahrscheinlich nicht mehr aufgenommen. Ich muss das jetzt natürlich mit einem Fragezeichen versehen, weil das alles sehr schnell gegangen ist. Zweitens wird in den Katalogen klipp und klar gesagt, dass diese Abgabe freiwillig ist. Ich möchte einmal den Touristen sehen, der dann eine freiwillige Abgabe leisten wird. Auch in der Folgezeit, in den nächsten Jahren, wird es sehr, sehr schwierig werden.

Abschließend: Der Citycent schadet der Hotellerie und auch Hamburg. Der Europäische Hof wird nicht dabei sein. Wir sind für die Hotellerie und für Hamburg. (Beifall im Publikum) Vorsitzende: Vielen Dank, Herr Berk.

Ich tue es ungern, aber ich muss Sie als diejenige, die das Hausrecht hat, darauf hinweisen, dass Beifalls- und Unmutskundgebungen aus dem Publikum leider nicht zulässig sind in den Beratungen bürgerschaftlicher Ausschüsse. Ich bitte Sie, sich daran zu halten.

­ Frau Schlüter, Sie haben das Wort.

Linda Schlüter: Auch ich bedanke mich und schließe mich den Worten meines Vorredners an. Mein Name ist Linda Schlüter. Ich leite das Frauenhotel Hanseatin in der Innenstadt und sehe mich hier als Vertreterin der kleinen und mittelständischen Betriebe sitzen, die die überwiegende Anzahl der Hotelleriebetriebe in Hamburg ausmacht.

Ich habe außer der Schwächung des Standorts Hamburg noch zwei Punkte anzubringen. Erstens kommen diese 2 Millionen Euro der Stadt aus einem arbeitsmarktpolitischen Haushalt. Wir als Hotellerie sehen das als sehr gefährlich an. Wir sind gerade Anfang des Jahres durch das Lohndumping bei Reinigungskräften ziemlich in Bedrängnis geraten, was dann allerdings bei den Reinigungsfirmen lag, aber letztendlich auf die Hotellerie zurückgeführt wurde. Man sagte, Luxushotels arbeiten mit Zimmermädchen, die 2 Euro die Stunde bekommen. Das kann nicht angehen.

Jetzt sehen wir uns ein bisschen in der Lage, dass sobald diese Angelegenheit hier durchgeht und man sich einmal die Drucksache durchliest und sagt, daher kommt das Geld, da warten wir nur auf die Schlagzeilen: Das Zimmermädchen mit dem geringen Lohn geht zum Amt und holt sich Geld für Miete und Heizkosten und die Hotellerie macht dort in Marketing für Gäste, die sie erwarten und dringend brauchen, weil sie so viele Hotelbetten bauen. Das ist ein großer Punkt, den wir dort sehen und den wir auch befürchten, dass das kommen wird.

Ein weiterer Punkt, der noch wichtiger ist, ist die doppelte Freiwilligkeit der Erhebung des Citycents. Wir haben eine Preisvergabeordnung und darin ist geregelt, dass es eine Preisklarheit geben muss. Das heißt, jeder Gast muss wissen, was und wofür er bezahlt. Ich kann es also nicht so machen, wie es uns oft genug erklärt wurde: Na ja, wenn man dem Gast sagt, das sei halt so üblich in Hamburg, dann muss er das schon zahlen. Das funktioniert einfach nicht. Wir können darauf warten, dass die ersten Beschwerden von Gästen und auch von Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nach Hamburg schicken, kommen. Wir haben keine Möglichkeit, eine freiwillige Abgabe zu verbuchen, das hat kein Unternehmen, das geht einfach nicht. Das heißt, dass das Geld bei dem Gast bleibt und er muss das aus seiner eigenen Tasche bezahlen. Das zahlt kein Unternehmen. Weshalb sollte es das machen mit einem Sitz in München oder Düsseldorf und sagen, meine Mitarbeiter müssen hier eine Abgabe zahlen, von der wir überhaupt nichts haben. Das sehe ich noch als einen viel größeren Punkt. Das ist handwerklich nicht bis zum Schluss sauber durchdacht, wohin das führen wird. Wir kennen Deutschland, wir rufen gern mal den Rechtsanwalt und das Gericht an und wir werden da irgendwo landen. Wenn man dann sagt, Entschuldigung, wir nehmen auch nur freiwillig teil, sie müssen es eigentlich gar nicht bezahlen, dann zahlt der Gast das nicht oder er sucht sich nächstes Mal ein Hotel, wo dieser Citycent offiziell nicht erhoben wird. Das ist aus meiner Sicht ein bisschen kurz gedacht.

Dann würde ich gern noch einmal das anführen, was Herr Berk schon mit der Mallorca-Abgabe sagte. Wir bieten unseren Gästen keine Gegenleistung. Das heißt, sie bekommen für diesen Citycent nichts, außer dass wir versuchen, Marketing zu machen, um damit unsere eigenen Betten, die wir bis 2009/2010 noch einmal um 6.000 oder mehr erhöhen, zu füllen. Ich kann dem Gast nicht sagen, wir bauen ihnen davon die Elbphilharmonie oder wir machen dieses oder jenes, sondern es geht ganz konkret darum, unsere eigenen Betten zu füllen. Da weiß ich nicht, ob auch nur irgendeiner bereit ist, dafür etwas zu zahlen. Das reicht mir. Die anderen haben etwas länger gesprochen. - Vielen Dank.

Vorsitzende: Vielen Dank, Frau Schlüter. ­ Herr Ulmer hat das Wort. Vielleicht können Sie sich kurz vorstellen, weil Sie hier heute als „Neugast" auftreten.