Frauen und Rauchen

Nach Angaben von Studien hat die Raucherquote bei Frauen in Deutschland über viele Jahre hinweg zugenommen. Vor allem Frauen mit niedrigem sozialen Status und niedriger Schulbildung rauchen besonders häufig und geben das Rauchen seltener wieder auf.

Erst seit Kurzem ist die Raucherquote bei Frauen rückläufig. Die gesundheitlichen Spätfolgen werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gleichwohl zunehmen. Aktives wie passives Rauchen birgt außerdem für Frauen viele geschlechtsspezifische Risiken. Dazu gehören Beeinträchtigungen des Menstruationszyklus (Unregelmäßigkeiten, schmerzhafter Verlauf, vorzeitige Menopause), erhöhte Anfälligkeit für Hüftfrakturen und erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs, Osteoporose nach der Menopause. Darauf wird allerdings ebenso selten hingewiesen wie auf die potenzierten Gefahren des Rauchens in Kombination mit Übergewicht und Diabetes.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Welche Erkenntnisse liegen dem Senat über Raucherinnenquote und Rauchverhalten von Frauen in Hamburg vor? Insbesondere:

Welche Schulbildung haben Raucherinnen in Hamburg?

Welchen Berufsgruppen gehören Raucherinnen in Hamburg an?

Wie viel Prozent der arbeitslosen Frauen in Hamburg rauchen?

Wie viel Prozent der alleinerziehenden Mütter in Hamburg rauchen?

Die alle vier Jahre durchzuführenden Erhebungen des Mikrozensus (einprozentige Haushaltsstichprobe) weisen für das Jahr 2005 eine Raucherquote bei Hamburger Frauen von circa 26 Prozent aus.

Eine für Hamburg speziell ausgewertete Erhebung des Instituts für Therapieforschung (IFT) zeigt für das Jahr 2003 einen Anteil von circa 30 Prozent rauchender Frauen.

Aktuellere Informationen, die nach Schulbildung Berufsgruppen, Arbeitslosigkeit und Alleinerziehung differenzieren, liegen der zuständigen Behörde nicht vor.

2. Welche präventiven Maßnahmen in Bezug auf Rauchen hat der Senat in den letzten drei Jahren durchgeführt beziehungsweise veranlasst, die sich speziell an Frauen richten? Von welchen Maßnahmen weiß der Senat? Wie wurden diese finanziert?

3. Welche Maßnahmen hat der Senat in den letzten drei Jahren durchgeführt beziehungsweise veranlasst, die sich speziell an Frauen richten und diese zum Ausstieg motivieren beziehungsweise sie dabei unterstützen wollen? Von welchen Maßnahmen weiß der Senat? Wie wurden diese finanziert?

4. Welche der oben genannten Maßnahmen richten sich speziell an die besonders betroffenen Zielgruppen (Frauen mit niedriger Schulbildung, Frauen mit niedrigem sozialen Status, alleinerziehende Mütter)? In welcher Weise wurde den Bedarfen der besonders betroffenen Zielgruppen Rechnung getragen? Welche Maßnahmen wurden unternommen, um diese Zielgruppe zu erreichen? Welche Erkenntnisse liegen gegebenenfalls darüber vor, in welchem Maße sie erreicht wurde?

Mit dem Hamburger Projekt PATERAS werden werdende Mütter und Eltern beim Rauchverzicht unterstützt, um die gesundheitlichen Risiken für das Ungeborene beziehungsweise für den Säugling zu vermeiden und verringern. Das Projekt ist im Auftrag des Hamburger Bündnisses gegen den Plötzlichen Säuglingstod entstanden und ist eine Kooperation des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg mit der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG) und wird von den Hamburger Krankenkassen gefördert.

5. Welche schulischen Präventionsmaßnahmen mit Schwerpunkt Rauchen wurden in Hamburg in den letzten drei Jahren an welchem Schultyp durchgeführt? Wie viele davon wurden genderspezifisch durchgeführt?

Folgende schulische Präventionsmaßnahmen mit dem Themenschwerpunkt „Rauchen" wurden in den letzten drei Jahren vom SuchtPräventionsZentrum (SPZ) der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) durchgeführt:

· Am internationalen Nichtraucherwettbewerb „Be smart ­ dont start" haben mit Ausnahme der Grundschulen und der beruflichen Schulen Schulklassen aller Schulformen teilgenommen: Schuljahr 2005/2006: 385 Schulklassen 2006/2007: 476 Schulklassen 2007/2008: 429 Schulklassen

· Der Rauchstopp-Kurs „Und Tschüss" wurde vom SPZ in beruflichen Schulen bisher insgesamt viermal unter gendersensiblen Aspekten durchgeführt.

· Vom SPZ wurden bisher insgesamt 112 Präventionsveranstaltungen für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler aller Schulformen mit dem Schwerpunkt „Rauchen" durchgeführt.

· An 25 Hamburger Schulen (mit Ausnahme der Grundschulen) wurde bisher für insgesamt 444 Schülergruppen der interaktive „Stationenparcours zur Suchtprävention" durchführt. Insgesamt haben bisher 8.405 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Dieser Parcours beinhaltet jeweils auch mehrere Stationen zum Thema „Rauchen".

· In bisher 30 Präventionsveranstaltungen mit Schulklassen zum Schwerpunkt „Rauchen" wurde dieses Thema vom SPZ genderspezifisch behandelt und jeweils für Jungen und Mädchen gesondert durchgeführt.

6. Frauen sind in weit größerem Maße von häuslichem Passivrauchen betroffen als Männer. Auf Deutschland umgerechnet sind 3.500 Todesfälle pro Jahr auf häusliches Passivrauchen zurückzuführen. Zwei Drittel davon sind Frauen. Welche Erkenntnisse hat der Senat bezüglich der Zahl der Betroffenen und bezüglich der Auswirkungen des Passivrauchens auf deren Gesundheit?

Zehn Prozent der in Hamburg befragten Frauen gaben im Jahr 2003 an, fast täglich von Passivrauch im Haushalt betroffen zu sein (Quelle IFT: 2005). Passivrauchen kann dieselben Gesundheitsschäden verursachen wie aktives Rauchen.

7. Welche Erkenntnisse hat der Senat bezüglich der Kinder, die betroffen sind, und bezüglich der Auswirkungen des Passivrauchens auf deren Gesundheit? Wie viele leben in Familien, in denen

- beide Partner rauchen?

- ein Partner raucht

- Wie viele leben in Familien mit weiblichen rauchenden Alleinerziehenden?

- Wie viele leben in Familien mit männlichen rauchenden Alleinerziehenden?

Auch Kinder sind vom Passivrauchen betroffen, die erfragten Daten liegen dem Senat nicht vor.

8. Welche Konzepte gibt es in Hamburg bezüglich des häuslichen Passivrauchens?

Neben der umfangreichen Aufklärung über die gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Rauchens und Passivrauchens (siehe www.hamburg.de/nichtraucherschutz) hat die zuständige Behörde im Sommer 2007 mit der Aktion „Rauch stinkt mir!" einen weiteren Schritt zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens im privaten Bereich unternommen. Zusammen mit dem ADAC Hansa und weiteren Kooperationspartnern (unter anderem Kinderschutzbund) wurde ein Autoaufkleber (mehrsprachige Information) mit dem Ziel entwickelt, im Auto und in kleinen Räumen freiwillig auf das Rauchen zu verzichten, wenn Kinder dabei sind. Der Adhäsionsaufkleber wurde über Multiplikatoren breit verteilt.

9. Inwiefern werden Informationen zum Rauchverhalten und der Effektivität von Entwöhnungsprogrammen in Hamburg genderspezifisch erfasst und analysiert wie die WHO empfiehlt?

Hierzu liegen der zuständigen Behörde keine Erkenntnisse vor.

10. Inwiefern werden speziell auf das Rauchen bezogene Präventionskonzepte und -maßnahmen in Hamburg gendersensibel geplant und evaluiert?

11. Liegen Ergebnisse von Evaluationen vor? Was besagen diese?

Soweit Maßnahmen von der zuständigen Behörde geplant werden, werden gendersensible Aspekte berücksichtigt.

Genderspezifische Maßnahmen freier Träger sind zum Beispiel:

· Das „Netzwerk Nichtraucherförderung rund um die Geburt", durchgeführt vom Büro für Suchtprävention.

· Das Pilotprojekt „Tabakprävention für Mädchen", durchgeführt von KAJAL (Suchtund Drogenberatung, Essstörungsberatung für jugendliche Mädchen und junge Frauen) und dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS).

· „Lina-Net: Hilfe für suchtgefährdete und suchtkranke schwangere Frauen und Familien mit Kindern bis zu einem Jahr", geplant vom Büro für Suchtprävention der HLS e.V. Evaluationen dazu liegen der zuständigen Behörde nicht vor. Im Übrigen siehe Antwort zu 2. bis 4.

12. Inwiefern werden Genderaspekte in Tabakkontrollmaßnahmen integriert?

Tabakkontrollmaßnahmen werden nicht genderbezogen, sondern überwiegend altersbezogen (Jugendschutzgesetz) oder ortsbezogen durchgeführt. Im Hamburgischen Passivraucherschutzgesetz werden die Gruppen „Kinder und Jugendliche", „Alte Menschen", „Behinderte Menschen" und „Kranke Menschen" besonders berücksichtigt.