Standardisiertes medizinisches Abfrage-Protokoll, Rettungsdienst

Seit dem 3. April 2008 werden in der Hamburger Rettungsleitstelle der Feuerwehr Notrufe nach den Vorgaben des „Standardisierten medizinischen Abfrage-Protokolls" (SMAP) aufgenommen. Vorher lief eine zweimonatige Testphase. Die Feuerwehr Hamburg erhofft sich durch SMAP eine Optimierung der bei der Notrufannahme erfragten Daten zum Zustand des Patienten.

Ihren Ursprung haben solche standardisierten Befragungsabläufe in den USA unter der Vorgabe, Fehlaussendungen zu vermeiden und dadurch Kosten zu sparen. In Berlin wird zum Teil seit 2005 mit dem Standardisierten Notrufabfragesystem (SNAP) gearbeitet, einem Produkt der Firma Priority Dispatch aus Salt Lake City/USA, dessen Einsatz sich zumindest am Anfang sehr problembehaftet zeigte.

Dies vorausgeschickt frage ich den Senat: Grund für die Einführung eines Standardisierten medizinischen Abfrage-Protokolls (SMAP) war die Schaffung einer nachweislich qualifizierten Notrufabfrage für den Rettungsdienst. Hierbei sollte ein überregional anerkannter Standard generiert werden.

Ziel war und ist, einen optimalen Rettungsdienst für die Bürgerinnen und Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg zu schaffen, der schon mit einer qualifizierten Abfrage beginnt.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1) Gab es ein Verfahren, das zur Auswahl des „Standardisierten medizinischen Abfrage-Protokolls" (SMAP) geführt hat?

a) Wenn ja, welches?

Der Ersatz der Leitstellentechnik von Feuerwehr und Polizei wurde im Jahre 2004 europaweit ausgeschrieben und im Februar 2005 in Auftrag gegeben. Innerhalb dieser Ausschreibung wurde im Anforderungsprofil auch eine qualitätsgesicherte Notrufabfrage für den Rettungsdienst gefordert. Der ausgewählte Auftragnehmer, die Firma Siemens AG, hat das Produkt ProQA (Abfrageprotokoll) und AQUA (Qualitätssicherung) zu diesem Zweck angeboten.

Die Produkte wurden von der fachlich zuständigen Organisationseinheit (Feuerwehr Hamburg) geprüft und akzeptiert.

b) Wenn nein, warum nicht?

Entfällt.

2) Wer sind Entwickler und Eigentümer von SMAP? Entwickler und Eigentümer von SMAP ist die Firma Priority Dispatch Corporation.

3) Welche Kosten, Verträge und Lizenzen mit welcher Laufzeit sind im Zusammenhang mit SMAP entstanden?

Im Hinblick auf den gebotenen Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse des Auftragnehmers nimmt der Senat zu den angebotenen und vereinbarten Vertrags- und Lizenzkosten keine Stellung.

Die Laufzeiten der Lizenzen betragen 99 Jahre ab Vertragsschluss und Übergabe der Produkte, sofern sie nicht früher gekündigt werden. Der Lizenznehmer kann die Lizenzverträge zu jeder Zeit kündigen.

Die Laufzeit des Wartungsvertrages beträgt fünf Jahre ab Vertragsschluss. Nach Ablauf dieses Zeitraums bestehen Verlängerungsoptionen des Wartungsvertrages durch die Auftraggeberin.

4) Wurde der Einsatz anderer standardisierter Verfahren (wie zum Beispiel das NOAS) in Erwägung gezogen?

a) Wenn ja, welche Motive haben zur Wahl von SMAP geführt?

Zum Zeitpunkt der Ausschreibung hat eine Marktschau gezeigt, dass ProQA das einzige System darstellt, das einen belastbaren Beweis der Qualität erzeugt.

b) Wenn nein, warum nicht?

Entfällt.

5) Welche Erfahrungen mit ähnlichen standardisierten Verfahren in anderen Staaten (zum Beispiel USA) oder anderen Bundesländern (zum Beispiel SNAP in Berlin) gibt es?

SMAP wird nach Kenntnis des Senats in circa 4.000 Leitstellen weltweit eingesetzt.

Mit Berlin und österreichischen Leitstellen findet ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch auf Nutzerebene statt.

6) Worin unterscheidet sich SMAP von SNAP? SMAP und SNAP basieren auf einem identischen Softwareprodukt. Die in Berlin gebräuchliche Bezeichnung SNAP steht für „Standardisiertes Notfall Abfrage Protokoll".

Durch die beiden Bezeichnungen wird deutlich, dass die Abfrage in Hamburg auf den medizinischen Abfrageteil beschränkt ist, während in Berlin eine erweiterte Version auf darüber hinausgehende Notfallsituationen in Gebrauch ist.

7) Wurde die zweimonatige Testphase evaluiert?

a) Wenn ja, wie sahen die Ergebnisse im Einzelnen aus?

Ja. Die Test- und Einführungsphase diente der Überprüfung der Systemstabilität und der Anwendersicherheit. Im Rahmen der Test- und Einführungsphase identifizierte Fehler wurden nachgebessert. Im Ergebnis wurde die Nutzungssicherheit und Systemstabilität erreicht und nachgewiesen.

b) Wenn nein, warum nicht?

Entfällt.

8) Wie wurden die Disponentinnen und Disponenten auf den Einsatz von SMAP vorbereitet?

9) Wie viele Disponentinnen und Disponenten sind zurzeit in der Rettungsleitstelle tätig und wie viele von ihnen wurden im Umgang mit SMAP geschult?

10) Welchen zeitlichen Umfang haben diese Schulungen?

In der Rettungsleitstelle sind zurzeit 43 Disponenten eingesetzt.

Alle Disponenten erhielten eine 30-stündige theoretische und eine 16-stündige praktische Systemschulung.

11) Kommt SMAP bei jedem Notruf in Hamburg zur Anwendung?

Nein. SMAP wird nur bei jedem medizinischen Notruf angewendet.

Wenn ja:

a) Kommt es zu SMAP-Protokollabbrüchen? Gegebenfalls wie häufig und aus welchen Gründen?

Entfällt.

Wenn nein:

b) Welche andere Einsatzleitsystemsoftware wird eingesetzt?

Es wird bei medizinischen Notrufen keine ergänzende Einsatzleitsystemsoftware eingesetzt.

c) In welchem Umfang (Anteil an Notrufgesprächen) passiert dies?

d) Erfolgt dies ersetzend oder ergänzend?

e) Kommt es zu Problemen durch den Einsatz verschiedener Systeme?

Falls ja, bitte angeben, welche Probleme auftreten.

Entfällt.

12) Wie ist die Reihenfolge der laut SMAP zu stellenden Fragen?

Vom System vorgegeben beginnt die Notrufabfrage des SMAP mit folgenden sechs Einstiegsfragen:

Wo genau ist der Notfallort?

Wie lautet Ihre Rückrufnummer?

Was ist das Problem? Sagen Sie mir genau, was passiert ist.

Wie alt ist der Patient?

Ist der Patient bei Bewusstsein?

Atmet der Patient?

Aufgrund der geschilderten Notfallsituation werden eventuell Zusatzfragen zu den Einstiegsfragen notwendig. Alle weiteren Fragen werden lageabhängig vom System vorgegeben.

13) Stimmt diese Reihenfolge mit der Reihenfolge einer Notfallmeldung (W-Fragen-System) überein, die jede/jeder in einem Erste-Hilfe-Kurs lernt?

a) Wenn nein, warum und inwiefern nicht?

Nein. SMAP ist ein weltweit standardisiertes Produkt mit einer fest vorgegebenen und bewährten Abfragesystematik.

14) Wie viel Zeit verging jeweils in den Jahren 2006, 2007 und 2008 zwischen der Annahme eines Notrufs und dem Ausrücken des Rettungsfahrzeugs? Bitte jeweils die minimal und maximal verstrichene Zeit, sowie den Median und das arithmetische Mittel angeben.

Die Zeiten zwischen der Annahme eines Notrufes und dem Ausrücken eines Rettungsfahrzeuges werden statistisch nicht gesondert erfasst. Die Auswertung aller Einsatzprotokolle ist in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.

15) Welche Institutionen/Organisationen wurden in welchem Umfang jeweils in den Jahren 2006, 2007 und 2008 durch die Disponentinnen und Disponenten mit der Versorgung der Notfälle beauftragt?

16) In wie vielen Fällen in den Jahren 2006, 2007 und 2008 stellte sich der Einsatz des Rettungsdienstes als Fehlfahrt (Ablehnung einer Beförderung ohne Notwendigkeit einer Hilfeleistung) heraus? Bitte aufteilen nach durchführenden Organisationen.

17) In wie vielen Fällen seit Einführung von SMAP wurden Anrufer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes weiter telefonisch betreut?

Es wurden circa 3 Prozent der Anrufer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes telefonisch betreut.

18) In wie vielen der unter 17) genannten Fälle wurden von den Disponentinnen und Disponenten Anleitungen zur Reanimation ausgesprochen? War dies jeweils erfolgreich?

Die zur Beantwortung benötigten Daten werden statistisch nicht erfasst.