Engpässe im Zugverkehr nach Hamburg

Medienberichten zufolge kommt es zu vermehrten Engpässen für den Schienenpersonennahverkehr zwischen Hamburg und dem südlichen Hamburger Umland. Durch den wachsenden Güterverkehr aus dem Hamburger Hafen seien die Kapazitäten auf den Schienenverbindungen Richtung Hannover und Bremen erschöpft. Zudem sollen Überlegungen zur Kapazitätserweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs ad acta gelegt worden sein.

Zugleich nehmen auch die Fahrgastzahlen auf den Strecken nach Bremen sowie Lüneburg und Uelzen weiter zu, seitdem auf diesen Strecken moderne Züge eingesetzt werden. Insbesondere während der Hauptverkehrszeiten sind die Züge der „Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" nicht selten voll besetzt oder sogar übervoll. Auch die beliebte Mitnahme von Fahrrädern kann offensichtlich nicht mehr jederzeit garantiert werden. Zudem soll es immer wieder zu Wartezeiten der Nahverkehrszüge vor dem Hamburger Hauptbahnhof kommen, weil die Gleise im Bahnhof noch belegt sind.

Überlegungen seitens der niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft, zusätzliche Regionalzüge von und nach Hamburg fahren zu lassen oder zumindest die vorhandenen Züge durch zusätzliche Waggons zu verlängern, fallen offensichtlich nicht auf fruchtbaren Boden. Zum einen sind die Schienenwege bereits überlastet und zum anderen der Hamburger Hauptbahnhof an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Abhilfe schaffen könnten zum einen die geplante Y-Trasse oder ein drittes Gleis zwischen Stelle und Lüneburg sowie verlängerte Bahnsteige am Hamburger Hauptbahnhof.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Der Senat beantwortet die Fragen unter anderem auf der Grundlage von Auskünften der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH und der Deutsche Bahn AG wie folgt:

1. Wie haben sich die Fahrgastzahlen im Schienenpersonennahverkehr auf den Strecken Hamburg ­ Bremen sowie Hamburg ­ Uelzen in den vergangenen Jahren entwickelt? (Bitte für jedes Jahr sowie auch für Teilabschnitte aufführen.)

Siehe Anlage.

2. Wie ist die Auslastung der Züge der „Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" auf den genannten Strecken aktuell im morgendlichen sowie abendlichen Berufsverkehr, in der Woche außerhalb des Berufsverkehrs sowie am Wochenende und wie hat sich diese Auslastung seit Über nahme der Verkehrsleistungen durch die „Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" entwickelt?

Die Auslastung der Züge wird in den folgenden Verkehrszeiten beschrieben:

· Hauptverkehrszeiten (HVZ) (Montag ­ Freitag, 6 bis 9 Uhr und 16 bis 19 Uhr (Freitags 15 bis 19 Uhr)),

· Nebenverkehrszeiten (werktags außerhalb der Hauptverkehrszeiten) sowie

· Wochenenden.

Bei den nachfolgend genannten Auslastungszahlen handelt es sich um Durchschnittsangaben bezogen auf das Verhältnis Fahrgäste zum Sitzplatzangebot. Dabei kann nach den Standards des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) für die Beförderungsqualität in der HVZ nicht jedem Fahrgast ein Sitzplatz angeboten werden. Eine Interpretation der Auslastungszahlen im Vergleich der Jahre 2003 und 2008 muss das stark unterschiedliche Sitzplatzangebot der Züge berücksichtigen. In 2003 wurden überwiegend DB-Züge mit vier bis sechs Doppelstockwagen (je Wagen circa 120 Sitzplätze) oder fünf bis sieben sogenannten N-Wagen eingesetzt (knapp 100 Sitzplätze pro Wagen), 2008 waren es sogenannte ME-Züge mit sechs bis acht Doppelstockwagen.

Auslastung 2003 (vor Übernahme der Verkehrsleistungen durch metronom):

In der Hauptverkehrszeit wurde im 1. Halbjahr 2003 morgens zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg Hauptbahnhof in Richtung Hamburg eine Auslastung von maximal 90 Prozent (RE 30 Hamburg ­ Uelzen) beziehungsweise 55 bis 75 Prozent (RE 40

Hamburg ­ Bremen) erreicht.

In Gegenrichtung betrug die Spitzenauslastung in der nachmittäglichen HVZ zwischen 60 und 100 Prozent (RE 30) beziehungsweise 60 ­ 90 Prozent (RE 40). Bei den zu 90 beziehungsweise 100 Prozent ausgelasteten Zügen handelte es sich um relativ kurze Züge mit maximal 500 Sitzplätzen.

In der werktäglichen Nebenverkehrszeit waren die Züge des RE HH zwischen Harburg und Hamburg Hauptbahnhof überwiegend mit 10 ­ 30 Prozent, maximal 43 Prozent ausgelastet.

Am Wochenende betrug die Auslastung in wenigen einzelnen Zügen rund 70 Prozent, in der weitaus überwiegenden Zahl der Fahrten jedoch deutlich unter 50 Prozent.

Auslastung 2008:

In der morgendlichen Hauptverkehrszeit liegt die Auslastung der metronom-Züge ME und MEregional zwischen den Bahnhöfen Hamburg-Harburg und Hamburg Hauptbahnhof zwischen 80 und 132 Prozent.

Nachmittags werden Auslastungswerte in der gleichen Größenordnung in Gegenrichtung erreicht (Hamburg Hauptbahnhof ­ Hamburg-Harburg). Auch in der Nebenverkehrszeit liegt die Auslastung des ME auf diesem Querschnitt in vielen Zügen jenseits der 70 Prozent-Marke.

Am Wochenende sind ­insbesondere am Samstag ­ zahlreiche Züge mit 50 Prozent Auslastung und mehr zu verzeichnen ­ und zum Teil auch noch abends nach 20 Uhr.

Die maximale Auslastung liegt auf diesem Querschnitt selbst am Wochenende in einzelnen Zügen bei 100 Prozent und darüber.

3. Gibt es auf den genannten Strecken Engpässe bei der Fahrradmitnahme?

Wenn ja, welche Maßnahmen zur Behebung dieser Probleme sind geplant?

Die Nachfrage im Zusammenhang mit der Fahrradmitnahme im Zug ist gekennzeichnet durch anlassbedingte und saisonale Spitzen. Die Verkehrserhebungen bilden diese Nachfragespitzen in der Regel nicht ab, sodass keine detaillierten Erkenntnisse über eventuelle Engpässe vorliegen. Die Kapazitäten zur Fahrradmitnahme wurden gleichwohl durch die Beschaffung von Mehrzweckmittelwagen, bei denen Sitze durch Fahrradhalter ersetzt werden können, bereits erhöht. Ein weiterer Ausbau dieser Kapazitäten ist vorerst nicht möglich. Im Übrigen werden die zur Beantwortung benötigten Daten statistisch nicht erfasst.

4. Ist es richtig, dass keine Erweiterung der Kapazitäten des Hamburger Hauptbahnhofs geplant ist?

5. Welche Gründe gibt es gegebenenfalls, die Bahnsteige im Hamburger Hauptbahnhof nicht zu verlängern?

Eine Erweiterung der Kapazität des Hamburger Hauptbahnhofs durch zusätzliche oder verlängerte Gleise ist nicht geplant, da hierfür wegen der vorhandenen Bebauung keine Erweiterungsmöglichkeiten bestehen.

Nahezu alle Bahnsteiggleise des Bahnhofs sind bereits signaltechnisch für die gleichzeitige Belegung mit zwei Reisezügen ausgelegt, deren Zuglänge in solchen Fällen jedoch begrenzt sein muss.

6. Sieht der Senat Bedarf, in dieser Frage mit der Deutschen Bahn AG Gespräche zu führen?

Wenn nein, welche Maßnahmen befürwortet der Senat, um Kapazitätsengpässe im Schienenpersonennahverkehr ins südliche Hamburger Umland zu beseitigen?

7. Wann werden die Gutachten zum Schienennetz Hamburg voraussichtlich vorliegen?

8. Ist an eine Veröffentlichung der Gutachten gedacht?

a. Wenn ja, wann und in welcher Form?

b. Wenn nein, warum nicht?

Die Gutachten zum Eisenbahnknoten Hamburg liegen vor und werden derzeit ausgewertet (siehe Drs. 19/919). Die sich aus den Gutachten ergebenden Vorschläge werden mit allen relevanten Ansprechpartnern, zu denen auch die Deutsche Bahn AG gehört, erörtert. Ob und in welcher Form die Ergebnisse veröffentlicht werden, ist noch nicht entschieden.