Strukturwandel

Liverpool Anfang der 1990er Jahre befand sich Liverpool als industriell geprägte Hafenstadt in einer schwierigen Situation.

Die damals getroffene Entscheidung, zur Bewältigung des Strukturwandels vor allem auf die Kreativwirtschaft zu setzen, sollte sich als richtig erweisen. Angesichts der weltweiten Bekanntheit Liverpools als Stadt der Beatles war die Ausgangssituation nicht schlecht, zumal auch nach den Beatles Musiker aus Liverpool immer wieder weltweit Erfolg hatten. Mehr als 50 Nummer-eins-Hits stammen aus Liverpool, das zudem nach wie vor über eine vitale Pub- und Livemusik-Szene verfügt. Das private BeatlesMuseum „Beatles Story" im historischen Lagerhaus Albert Dock, dem größten denkmalgeschützten Gebäudekomplex in England, zieht jährlich hunderttausende Touristen aus aller Welt an. Zudem wurde der berühmte „Cavern Club", in dem die Beatles 297-mal auftraten und von Brian Epstein entdeckt wurden, nach dem Abriss in den 1970er-Jahren fast an demselben Ort wieder aufgebaut.

Mit Unterstützung europäischer Förderprogramme wurde der Fokus auf die Unterstützung der lokalen Musikszene und der Musikwirtschaft gelegt und zu diesem Zweck 1996 die Merseyside Music Development Agency gegründet.

Veranstaltungen und Festivals wie etwa das Mathew Street Festival oder die Liverpool Biennale, ein internationales Festival für zeitgenössische Kunst, wurden ins Leben gerufen und im Januar 2008 die Echo Arena Liverpool mit ca. 7.500 festen Sitzplätzen und einer Gesamtkapazität von 11.000 Zuschauern eröffnet. Alle diese Maßnahmen wurden gemeinsam zur Grundlage des Aufschwungs der Stadt, der durch die Berufung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2008 gekrönt wurde.

Mannheim Mannheim verfügt über eine lokale Musikszene mit Tradition. Mitte des 18. Jahrhunderts etablierte sich dank der kurfürstlichen Förderung die sog. Mannheimer Schule als Vorläufer der Wiener Klassik, in der Nachkriegszeit entstand durch die hier stationierten US-Soldaten eine lebendige Jazzszene. Heute ist Mannheim die Heimat bekannter Künstler wie z. B. Xavier Naidoo, die Söhne Mannheims oder Laith Al-Deen und Austragungsort von Festivals wie „Enjoy Jazz" oder „Time Warp", einem Festival für zeitgenössische Musik und Medienkunst. Mannheim sieht sich selbst als „Heimliche Hauptstadt des Pop" und setzt auf die Popförderung, um seine Position als Standort der Musikwirtschaft zu stärken. 2001 wurde hierzu ein Beauftragter für Rock- und Popmusik berufen, der die Strukturen der Mannheimer Musikwirtschaft, das vorhandene Kreativpotenzial vernetzen und eine kommunale Schnittstelle der Szene bilden soll. Zu diesem sog. „Mannheimer Modell" gehört insbesondere auch die 2003 als Public Private Partnership gegründete und von öffentlichen und privaten Trägern finanzierte Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim. Gesellschafter sind u.a. das Land Baden-Württemberg, das die Popakademie im Jahr 2009 mit 975 Tsd. Euro unterstützt, die Stadt Mannheim, der SWR und Universal Music. In den Studiengängen Popmusikdesign und Musikbusiness kann ein BachelorAbschluss erreicht werden, zudem bietet die Popakademie u.a. Projekte, Seminare oder das Bandcoaching-Projekt Bandpool, sie verfügt über ein eigenes Label und vergibt jährlich den ClubAward für die besten Live-Clubs in Baden-Württemberg. Im Projekt „School of Rock" erhalten ca. 50 Schulklassen aus den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg einen Tag lang ein professionelles Coaching beim Umgang mit Instrumenten, Technik und der eigenen Stimme. Gastdozenten an der Popakademie sind bzw. waren u.a. Xavier Naidoo, Udo Lindenberg oder Mousse T. Allerdings ist bisher noch keinem Absolventen der ganz große Erfolg gelungen. In Mannheim wurde zudem 2004 das Gründerzentrum „Musikpark Mannheim" eröffnet, das mit über 40 Unternehmen aus der Musikbranche zur Entstehung eines musikwirtschaftlichen Kompetenz-Clusters beitragen soll. Tatsächlich ist es Mannheim durch diese Maßnahmen und Investitionen in die Verbesserung der Standortbedingungen für die Musikwirtschaft gelungen, weithin als attraktiver Standort Popmusik und Popmusikausbildung wahrgenommen zu werden.

Berlin

In Berlin konnte die Musikwirtschaft durch eine offensive Ansiedlungspolitik seit Ende der 1990er Jahre erheblich ausgebaut werden. Ausgangspunkte waren dabei u.a. die Clubszene insbesondere im Techno-, Electronic- und HipHop-Bereich und die langjährig in Berlin stattfindende Loveparade. Nach den Daten der IHK Berlin waren im Jahr 2004 über 1.000 Gruppen im Rock-Pop-Bereich, etwa 1.000 Jazzmusiker und 1.200 DJs in Berlin zuhause und spielten in ca. 250 Veranstaltungsstätten verschiedener Größenordnungen. Weitere Vorteile Berlins liegen u.a. in dem kreativen Image, der Subkultur-Szene, der Nähe zu Bundespolitik und nationalen Branchenverbänden sowie günstigen Immobilienpreisen. Mittelgroße Unternehmen der Berliner Musikwirtschaft haben sich in der Berlin Music Commission zusammengeschlossen, die ihre gemeinsamen Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit vertreten und die Vernetzung der Szene untereinander und nach außen fördern soll. Die Haspa Musikstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Clusterstrategie in Berlin bereits begonnen hat, Wirkung zu zeigen. Aktuell stehen in Berlin für die Förderung von Künstlern und Projekten jährlich ca. 20 Mio. Euro (inkl. Hauptstadtkulturfonds) zur Verfügung. Zudem soll das Programm „Förderung des Innovationspotenzials in der Kultur" Künstler und Unternehmen der Kultur und Kulturwirtschaft von 2007 bis 2013 bei der Ausweitung ihres Absatzes unterstützen. Ein im Jahr 2008 für 2 Jahre mit jährlich 2 Mio. Euro aufgelegter Projektfonds fördert daneben insbesondere Kooperationen kultureller Akteure mit der Kinder- und Jugendbildung und Schulen. An der Universität der Künste Berlin soll eine Bestandsaufnahme zum Weiterbildungsangebot und -bedarf auch für den Teilmarkt Musik mit dem Ziel einer interdisziplinären Bündelung der Angebote erfolgen. Neben dem von der Stadt Berlin geförderten Internet-Portal www.creative-city-berlin.de hat die Handelskammer Berlin einen Ausschuss „Creative Industries" zur Förderung branchen- und stadtteilbezogener Netzwerke eingerichtet. Darüber hinaus soll die Kulturwirtschaft durch Instrumente der Stadtentwicklungspolitik wie z. B. die Entwicklung landeseigener Liegenschaften zu kreativen Produktions- und Präsentationsorten unterstützt und freie Flächen zu günstigen Konditionen für Künstler, Kulturprojekte und die Kreativwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Zudem stehen u.a. Wettbewerbe und Preise, die Stärkung der internationalen Vernetzung Berlins z. B. durch Messegemeinschaftsstände und Auslandspräsentationen sowie eine Kulturtourismuskampagne auf der Agenda. Durch ein Monitoring-Projekt soll eine systematische Marktforschung im Hinblick auf die Herkunft, Interessen und das Verhalten der Besucher von zunächst sieben Kultureinrichtungen erfolgen.

Bereits heute verfügt Berlin über zwei redaktionelle Radioprogramme, die der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) betreibt: Zum einen radio eins, das sich mit einem Programm aus Musik und Information an erwachsene Hörer richtet und im Jahr 2003 den ECHO für den/die Mediamann/Mediafrau des Jahres erhielt, und zum anderen das Jugendprogramm Radio Fritz u.a. mit neuen Musiktrends, Informationen und Livekonzerten im Studio, das insbesondere Sendezeit für junge Bands ohne Plattenvertrag bietet und 2008 den ECHO als Medienpartner des Jahres erhielt. Hinzu kommt der private Radiosender MotorFM, der als Teil des Labels Motor sowohl im Internet als auch regional in Berlin und Stuttgart im terrestrischen Radio empfangbar ist. Als Gegenentwurf zum „Dudelfunk" will er „Alternative Musikpropaganda" mit den redaktionellen Schwerpunkten Popkultur, Netzkultur und Stadtleben bieten und als Radio, Onlinemedium, Community und Veranstalter zugleich neue Medien integrieren.

München

Die Ziele der Münchner Kulturpolitik werden bestimmt durch den Diskurs mit dem kulturellen Erbe und der spezifischen Geschichte der Münchner Stadtgesellschaft, die Förderung Münchener Kulturschaffender, die Vermittlung von Kultur an eine breite Öffentlichkeit und die internationale Verknüpfung der Münchner Kultur. Hierzu soll das Konzept der nachhaltigen Entwicklung erweitert und durch Kultur als vierte Säule neben Ökologie, Ökonomie und Sozialem ergänzt werden. Da reine Projektförderung dafür zu kurz greift, sollen kulturelle Nachhaltigkeitskriterien entwickelt, auf ihre operationalen Möglichkeiten hin überprüft und in der Praxis angewendet werden.

Bei der Künstlerförderung selbst setzt München auf die Stärkung der Rahmenbedingungen von Produktion (z.B. Arbeits- und Aufführungsräume ­ auch in interimistischer Nutzung ­ oder Stipendien) und Vermittlung (z.B. begleitende Maßnahmen oder Veranstaltungskonzepte). Insbesondere soll der virtuelle Raum durch Vernetzungs- und Infrastrukturangebote verstärkt für kulturelle Nutzungen erschlossen werden. Die Präsenz internationaler Kultur in München, die internationale Präsenz Münchner Kultur und die Anbindung der Münchner Künstlerinnen und Künstler an internationale Entwicklungen soll z. B. durch Austausch künstlerischer Produktionen oder internationale Festivals wie z. B. die „Münchener Musiktheater Biennale" als internationales Festival für zeitgenössisches Musiktheater gesichert werden. Um die kulturelle Vielfalt zu erhalten und zu fördern, sollen noch nicht etablierte Kultur, Orte außerhalb der Hochkultur und der Diskurs zwischen den Kulturen in der aktuellen urbanen Situation besonders unterstützt werden. Da eine Teilprofessionalisierung auch bei kleineren kulturellen Einrichtungen häufig unverzichtbar ist, sollen durch eine Überarbeitung des Konzepts „Kultur für alle" neue Wege z. B. bei Kooperationen und Drittmittelakquisen gefunden werden, die Vielfalt kultureller Einrichtungen in den Stadtteilen zu bewahren und zu fördern. Kindern und Jugendlichen soll der Zugang zu den Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts und insbesondere das Erlernen eines kritischen Umgangs mit Medien ermöglicht werden. Vor diesem Hintergrund sind bei der Entscheidung über die Förderung eines Projekts u.a. die Nachhaltigkeit, die Zugänglichkeit für alle, der Beitrag zur interkulturellen Orientierung und Öffnung und die kritische Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe entscheidende Kriterien. Zudem nehmen die Planungen eines „Kreativ-Quartiers" konkretere Formen an, das mit verbesserten Arbeitsbedingungen für professionelle Künstlerinnen und Künstler ein Ort kreativer und interdisziplinärer Arbeit werden soll.

Stuttgart

Ein wichtiger Bestandteil der Popularmusikförderung in Stuttgart ist das vom Kulturamt geförderte „Popbüro Region Stuttgart", dessen Träger u.a. die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH und die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH sind. Es knüpft an das 1976 gegründete Cumulus Kulturbüro an und wird u.a. durch die Popakademie Baden-Württemberg und die Musikinitiative Rock Stuttgart e.V. unterstützt. Mit einem Etat von über 500 Tsd. Euro pro Jahr und 7 festen Mitarbeitern liegen die Aufgaben des Popbüro insbesondere in den Bereichen Standortentwicklung, Standortkommunikation, Bildung und nachhaltige soziale Kulturarbeit. Die Tätigkeit umfasst Beratungen und Workshops zu musik- und musikbranchenspezifischen Fragestellungen ebenso wie basisorientierte Angebote für Schüler, Jugendliche und Musiker.

Über die Onlinepräsenz www.popbuero.de werden Kontakte zu Musikunternehmen, Musikprojekten, Bands und Institutionen der Musikbranche koordiniert. Zudem organisiert das Popbüro z. B. den Music Award Region Stuttgart (MARS) für Akteure der regionalen Musik- und LiveEntertainment-Branche und ist am landesweiten LiveBandförderpreis PLAY LIVE beteiligt.

4 Hamburgs Potenziale und strategische Ziele

Die aktuelle Situation der Musikstadt Hamburg

Durch die bevorstehende Fertigstellung der Elbphilharmonie wird die Musikstadt Hamburg neben der Erweiterung des Konzertraumangebots ein Wahrzeichen bekommen, das ihre weltweite Wahrnehmung deutlich erhöhen wird. Gleichzeitig hat die Elbphilharmonie schon jetzt Impulse für die Weiterentwicklung aller Ebenen des Hamburger Musiklebens gesetzt und wird dies auch weiterhin tun. Die Erfahrungen anderer Städte haben gezeigt, dass ambitionierte Projekte mit großer Strahlkraft als Teil der relevanten Musikinfrastruktur sich sehr positiv auf das gesamte Musikleben einer Stadt auswirken können, wenn sie in das musikalische Umfeld und die vorhandenen Strukturen optimal integriert werden. Die Kölner Philharmonie, der Opernneubau in Oslo oder Philharmonie und Rockhal in Luxemburg haben nicht nur als Wahrzeichen die Aufmerksamkeit auf das Projekt selbst gezogen, von ihnen sind auch erhebliche Impulse für die jeweiligen Musiklandschaften im Übrigen ausgegangen. In Köln profitierte etwa die gesamte zeitgenössische Musikszene der Stadt u.a. mit der MusikTriennale als weltweit bedeutendes Festival im Umfeld der Kölner Philharmonie, die Jazzund Livemusik-Szene in Oslo, die sich zunächst unabhängig von der Oper entwickelt hatte, wird nun von einer breiteren Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und auch die neuen Konzerthäuser in Luxemburg haben in Verbindung mit anderen Maßnahmen die Kulturlandschuft des kleinen Landes auf eine neue Stufe gehoben. Auch die Elbphilharmonie ist daher auf das Funktionieren und die Weiterentwicklung der gesamten Hamburger Musiklandschaft angewiesen. Es wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Zeit sein, die Angebote der Elbphilharmonie eng mit allen Bereichen der Musikstadt Hamburg zu verzahnen, bei den Konzerten ebenso wie bei Musikvermittlungs- und Musikausbildungsangeboten. Dabei muss insbesondere die Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsgruppen sichergestellt sein, um die Elbphilharmonie auch in der Hamburger Bevölkerung breit zu verankern. Dass in Hamburg wei teres Potenzial insbesondere auch im Bereich der Besucherzahl klassischer Konzerte besteht, hat die GEWOSStudie „Neue Konzerthalle HafenCity" vom November 2003 gezeigt, die im Vorfeld des Integrierten Nutzungskonzepts für Elbphilharmonie und Laeiszhalle erstellt wurde. Ihr zufolge liegt die Zahl der Besucher klassischer Konzerte im Jahr 2003 in Hamburg mit 95 von 1.000 Einwohnern noch deutlich hinter München (183 Besucher je 1.000 Einwohner), Köln (175 Besucher je 1.000 Einwohner) und Berlin (111 Besucher je 1.000 Einwohner).

Für die weitere Entwicklung der Musikstadt Hamburg bestehen auch im Vergleich mit anderen Städten gute Voraussetzungen. Auf der Grundlage der seit dem 13. Jahrhundert gewachsenen vielfältigen Tradition ist Hamburg heute in der Breite hervorragend aufgestellt und hat auch in den letzten Jahrzehnten stetig neue Entwicklungen hervorgebracht. Ein äußerst reichhaltiges musikalisches Angebot über alle Grenzen von Kategorien wie E- oder UMusik hinweg kann auf eine große Zahl von Spielstätten verschiedenster Größe, Art und Atmosphäre zurückgreifen, in denen musikalische Spitzenklasse auf ein solides Fundament engagierter und begeisterter Laienmusiker trifft. Auch in der Musikindustrie und als Rundfunkstandort hat Hamburg nach wie vor eine starke Position, ist als Musicalstandort führend und verfügt in der musikalischen Ausbildung von klassischer Musik bis zur Popularmusik über ausgezeichnete Einrichtungen. Einzigartig ist die seit Jahrzehnten gewachsene Infrastruktur und Vernetzung der Popularmusikszene. Die Festivallandschaft in Hamburg hat in den letzten Jahren mit einer Reihe neuer Festivals stark an Bedeutung gewonnen, mit dem KAROSTAR ist zuletzt ein Zentrum hinzugekommen, an dem Kreative ideale Voraussetzungen finden. Deutschlandweiter Vorreiter ist Hamburg in der Kinder- und Jugendkultur (siehe hierzu das Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkulturarbeit in Hamburg vom 27. Juli 2004, Drucksache 18/649 und die Berichtsdrucksache 18/5745 vom 6. Februar 2007) und auch die Angebote im Bereich Musikvermittlung von den verschiedensten Seiten sind in den letzten Jahren erheblich gewachsen.

Hamburg hat als internationale Metropole von jeher Menschen aus aller Welt angezogen. Etwa jedes zweite Kind hat mittlerweile einen Migrationshintergrund. Das damit verbundene kreative Potenzial muss genutzt werden. Die Möglichkeiten der in Hamburg lebenden Menschen mit Migrationshintergrund, ihre kulturelle Identität musikalisch zu gestalten, sie weiterzuentwickeln und öffentlich zu präsentieren, müssen verbessert werden. Hierzu gehört insbesondere, im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit (s. o.g. Rahmenkonzept) geeignete kultursensible Ansprechformen bei der Musikvermittlung zu finden, bei denen auch die Eltern mit Migrationshintergrund einbezogen werden.

Für die weitere Entwicklung der Musikstadt Hamburg ist die vielfältige und kreative Musikszene in den verschiedensten musikalischen Bereichen von entscheidender Bedeutung. In ihr liegt das größte Potenzial der Musikstadt Hamburg, denn eine solche Szene ist ­ unterstützt von intakten Strukturen ­ Grundlage für die Entwicklung zukünftiger musikalischer Trends und Talente. Insbesondere die lebendige internationale Off-Kultur im Umfeld der Livemusik- und Clubszene etwa im Schanzen- und Karoviertel, St. Pauli, Ottensen oder zunehmend auch in Wilhelmsburg bietet ein reizvolles Umfeld für Kreative verschiedenster Richtungen, die wiederum ihren Teil zum weltoffenen Flair Hamburgs beitragen und so die Weiterentwicklung der Szene selbst begünstigen. Die Sicherung dieses kreativen Potenzials durch ein Umfeld, das Vernetzungen, Wissenstransfer zwischen unterschiedlichen Teilbereichen und günstige Bedingung für die Gründung oder Ansiedlung von Unternehmen und Kreativen bietet, ist entscheidend für den zukünftigen Erfolg. In diesem Zusammenhang kommt dem Aufbau eines Kreativwirtschaftsclusters Hamburg (siehe Drucksache 19/3442) die besondere Bedeutung zu, die Grundlage für eine optimale Integration der Querschnittsbranche Kreativwirtschaft in die wirtschaftspolitische Ausrichtung des Senats zu schaffen. Dies entspricht auch dem Handlungsfeld „Förderung innovativer Wirtschaftsfelder und von Beschäftigungswachstum".

Strategische Ziele der künftigen Förderung

Musikförderung als nachhaltige Investition in Hamburgs Zukunft

Die Weiterentwicklung der Musikstadt Hamburg u.a. durch Maßnahmen der Musikförderung ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft Hamburgs. Denn die weitere Stärkung des schon heute lebendigen und vielfältigen kulturellen Angebots wirkt sich dauerhaft positiv auf Hamburgs Attraktivität aus und hat damit als ökonomischer Faktor direkte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, wie auch zuletzt die Haspa-Musikstudie gezeigt hat. Auch vor dem Hintergrund des neuen Leitbildes „Hamburg: Wachsen mit Weitsicht" tragen Investitionen in die Musikstadt Hamburg erheblich dazu bei, Hamburg als wachsende Metropole der Talente, der Nachhaltigkeit und der Verantwortungsbereitschaft weiterzuentwickeln. Ausgehend von Hamburgs Talenten und musikalischen Potenzialen verschiedenster Herkunft stärken Maßnahmen mit diesem Ziel die internationale Attraktivität Hamburgs und seiner Musikwirtschaft, setzen in der musikalischen Bildung und Ausbildung von der Frühförderung an Akzente und fördern dadurch die Integration und die kulturelle Vielfalt. Gerade auch für die Weiterentwicklung Hamburgs als lebenswerte Stadt spielt die Musik eine entscheidende Rolle, weil auch musikalische Angebote und Aktivitäten mit dem dazugehörenden kreativen Umfeld auch außerhalb des professionellen Bereichs einen erheblichen Teil zur Lebensqualität und den Entwicklungschancen in den Quartieren der Stadt beitragen.

Zukünftige strategische Förderansätze Ausgehend von dieser Situation und der Elbphilharmonie als neuem Wahrzeichen der Musikstadt Hamburg liegt die zentrale Aufgabe der zukünftigen Musikförderung darin, in der gesamten Hamburger Musiklandschaft Bedingungen zu schaffen, unter denen die vorhandenen Potenziale ihre Dynamik aus sich selbst heraus bestmöglich und nachhaltig entfalten können. Dabei geht es um die frühestmögliche Entdeckung und Förderung kreativer Potenziale durch Musikvermittlungsmaßnahmen für alle Teile der Bevölkerung ­ Kinder wie Erwachsene ­ und hinreichende Angebote zur musikalischen Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis hin zu einer zeitgemäßen professionellen Berufsausbildung ebenso wie um optimale Rahmenbedingungen für die auch wirtschaftlich tragfähige Entwicklung und Nutzung der so gepflegten Potenziale durch entsprechende Infrastrukturen. Zu diesem Zweck werden im Rahmen strategischer Förderansätze Bereiche identifiziert, in denen kurz- und mittelfristig der Schwerpunkt der Förderung liegen wird, und Grundsätze für deren Zielrichtung festlegt.