Ist das Hallen- und Freibad Ohlsdorf ein ungeliebter Ökosaurier?

Der von der Bürgerinitiative „Rettet das Freibad Ohlsdorf" initiierte Bürgerentscheid stoppte im April 2009 die Arbeit am Bebauungsplan Ohlsdorf 10. Dieser sah vor, dass ein Teil der Freibadfläche des Hallen- und Freibades Ohlsdorf für Wohnbebauung veräußert wird, damit die Bäderland Hamburg GmbH von den Erlösen einen Teil der Aufwendungen für die Sanierung und Modernisierung des Bades decken kann.

Nach dem Scheitern dieser Pläne ist zu befürchten, dass die dringend erforderliche Sanierung und Modernisierung nicht mehr erfolgen kann und deswegen immer weniger Menschen das Bad nutzen. Zudem brachte die Bäderland Hamburg GmbH vor, dass das Freibad ohnehin kaum genutzt werde, wohingegen die Bürgerinitiative erklärte, dass das Freibad ein unverzichtbares und beliebtes Vergnügen insbesondere für die Kinder und Jugendlichen des Bezirks sei.

Nach Abschluss der Freibadsaison sollten nunmehr belastbare Zahlen ein klares Bild von der aktuellen Lage des Hallen- und Freibades Ohlsdorf zeichnen.

Deshalb frage ich den Senat:

Zur Nutzung des Freibads liegen der Bäderland Hamburg GmbH (BLH) eine Fotodokumentation und einzelne Stichprobenzählungen vor. Das Freibad wird danach insgesamt wenig genutzt. Reine Freibadzahlen werden nicht systematisch erfasst, da den Besuchern sowohl das Hallen- als auch das Freibad zur Verfügung stehen. BLH kann deshalb nur Angaben zu den Besucherzahlen des Hallen- und Freibads insgesamt in der jeweiligen Freibadsaison machen. Die Saison 2009 hat bestätigt, dass das Ohlsdorfer Bad ganz überwiegend von Erwachsenen genutzt wird. Der Anteil der Kinder ist vergleichsweise gering.

Die Beantwortung der Einzelfragen berührt zum Teil Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse der BLH, weswegen verschiedentlich keine Detailzahlen genannt werden.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der BLH wie folgt:

1. Wie viele Besucherinnen und Besucher nutzten 2007, 2008 und in den ersten drei Quartalen 2009 das Hallenbad Ohlsdorf?

Siehe Vorbemerkung. Das Hallen- und Freibad Ohlsdorf nutzten in den Jahren 2007 bis 2009 konstant jährlich circa 190.000 Besucher.

2. Wie viele Besucherinnen und Besucher nutzten in der jeweiligen Sommersaison 2007 bis 2009 das Freibad?

Siehe Vorbemerkung. Die Besucherzahlen während der Freibadsaison 2007 bis 2009 lagen konstant jeweils bei circa 60.000 jährlich.

3. Wie viele Nutzerinnen und Nutzer davon waren jeweils:

a. Frühschwimmerinnen und -schwimmer,

Der Anteil der Frühschwimmer im Hallen- und Freibad beträgt während einer Freibadsaison circa 12 Prozent.

b. Schülerinnen und Schüler im Rahmen schulischen Schwimmunterrichts,

Während der Freibadsaison circa 4.000 Schülerinnen und Schüler. Das Schulschwimmen findet nur in der Halle statt.

c. Kinder und Familien, Kinder und Familien, die sowohl die Halle als auch das Freibad nutzen, haben einen Anteil von circa 20 Prozent.

d. Vereinsschwimmerinnen und -schwimmer,

Der Nutzungsanteil an Vereinsschwimmern in der Freibadsaison beträgt circa 10 Prozent. Vereinsschwimmen findet fast ausschließlich in der Halle statt.

e. Seniorinnen und Senioren?

Besucherdaten zu Senioren werden nicht erfasst.

4. Welche Angebote macht die Bäderland Hamburg GmbH für Kinder und Jugendliche zum Schwimmenlernen und Schwimmen und wie wurden diese in den Jahren 2007, 2008 und den ersten drei Quartalen 2009 angenommen?

BLH bietet für Kinder und Jugendliche Angebote in Form der BLH-Schwimmschule und des allgemeinen Badangebots mit Sprungmöglichkeiten. Die BLH-Schwimmschule hatte zwischen 2007 und 2009 mit ansteigender Tendenz circa 5.000 Teilnehmer pro Jahr. Die Besuchergruppe Kinder liegt konstant bei circa 10.000 Besuchern jährlich.

5. Welche sonstigen Angebote richten sich gezielt an Seniorinnen und Senioren und wie wurden diese in den Jahren 2007, 2008 und den ersten drei Quartalen 2009 angenommen?

BLH bietet Schwimmen und Wassergymnastikangebote. Sie sind bei Senioren besonders beliebt und werden in den Vormittagsstunden überwiegend von älteren Menschen besucht.

6. Welche sonstigen Angebote zum Schwimmen und zur Fitness werden in Ohlsdorf gemacht und wie wurden diese in den Jahren 2007, 2008 und den ersten drei Quartalen 2009 angenommen?

Neben dem normalen Schwimmen gibt es den Frühschwimmclub, Aqua-Fitnessangebote sowie Schwimmunterricht. Die Besucherzahlen liegen 2007 bis 2009 bei konstant circa 33.000 pro Jahr.

7. Welche Erkenntnisse hat die Bäderland Hamburg GmbH über die Struktur ihrer Kundinnen und Kunden (Einzugsgebiet, Alter, soziale Situation und Ähnliches)?

Soweit bei der BLH Kundendaten vorliegen, können diese in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit mit vertretbarem Verwaltungsaufwand nicht ausgewertet werden.

8. Wie hoch war der jährliche Stromverbrauch in den Jahren 2006 bis 2008?

Der Stromverbrauch lag bei leicht steigender Tendenz zwischen 2006 bis 2008 bei circa 550.000 kW/h und Verbrauchsjahr.

9. Wie hoch war der jährliche Wasserverbrauch in den Jahren 2006 bis 2008?

Der jährliche Wasserverbrauch betrug für die Jahre 2006 bis 2008 konstant circa 42.000 m³.

10. Wie hoch war der jährliche Verbrauch an Heizenergie in den Jahren 2006 bis 2008?

Der Verbrauch an Heizenergie in den Jahren 2006 bis 2008 lag jährlich mit leicht zunehmender Tendenz bei circa 2.500.000 kW/h.

11. Wie hoch sind Strom- und Wasserverbrauch sowie der Verbrauch an Heizenergie in vergleichbaren moderneren Schwimmbädern?

Aufgrund der Verschiedenartigkeit der Bäder in Bezug auf Bauart und Ausstattung, Beckenanzahl, -größe und -tiefen sowie der unterschiedlichen Besucherzahlen ist es nicht möglich, Werte zum Strom- und Wasserverbrauch sowie zum Verbrauch an Heizenergie vergleichbar gegenüberzustellen. Erfahrungsgemäß ist davon auszugehen, dass bei einem modernen Bad die Energiekosten geringer sind als bei einem älteren Bad.

12. Wie hoch sind in den Jahren 2006 bis 2009 die Aufwendungen für die Bauunterhaltung gewesen?

Die Aufwendungen für Bauunterhaltung betrugen in den Jahren 2006 bis 2009 durchschnittlich circa 50.000 Euro/Jahr.

13. Ist es zutreffend, dass einige Außenbecken so marode sind, dass Schwimmwasser bereits im Untergrund versickert oder dass dieses in naher Zukunft passieren könnte?

Ein Wasserverlust in einem Becken konnte nicht festgestellt werden. Es kam im Jahr 2009 durch Rohrbrüche an Zuleitungen zum Außenbecken zu Wasserverlusten. Sie wurden behoben. Die Gefahr, dass es aufgrund des Baualters der Becken zu Brüchen in den Beckensohlen oder Beckenwänden, sowie zu Brüchen in den Zu- und Ableitungen kommen kann, ist gegeben. Dies gilt insbesondere für das Nichtschwimmerbecken.

14. Wie hoch schätzt die Bäderland Hamburg GmbH den Investitionsaufwand für die Freibad- und die Hallenbadflächen, um folgende Ziele zu erreichen:

a. Erreichen eines attraktiven und zeitgemäßen Angebots, dass voraussichtlich zu deutlich mehr Nutzerinnen und Nutzern führt und

b. eine energetische Sanierung mit einer deutlichen Senkung der Energiekosten?

Die Höhe der notwendigen Investitionen für ein attraktives Angebot läge bei circa 12,5 Millionen Euro und würde den Umbau des Bads nach dem Entwurf von 2008 ermöglichen.

15. Welche Investitionen plant die Bäderland Hamburg GmbH im Hallenund Freibad Ohlsdorf für das Jahr 2010?

16. Welche über diesen Zeithorizont hinausgehenden Investitionen sind geplant?

Geplant sind die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen.