Umweltbelastungen durch Enteisungsmittel für Flugzeuge

Nach neueren Untersuchungen aus den USA enthalten Enteisungsmittel, die für Flugzeuge auf Flughäfen eingesetzt werden, nicht nur Glykol, sondern auch zum Teil wesentlich umweltschädlichere Bestandteile. So wurden bei den Untersuchungen Tolyltriazole im Grundwasser bei einem Flughafen nachgewiesen.

Ich frage den Senat:

1. Welche Erkenntnisse liegen dem Senat über die Zusammensetzung der am Hamburger Flughafen verwendeten Enteisungsmittel, insbesondere über besonders umweltbelastende Zusätze, vor?

Über die auf dem Hamburger Flughafen verwendeten Enteisungsmittel (Firma Clariant GmbH ­ Safewing MP I 1938 und MP II 1951) liegen sowohl Sicherheitsdatenblätter als auch Herstellerangaben über die Einzelbestandteile vor.

Danach sind die verwendeten Enteisungsmittel in die Wassergefährdungsklasse (WGK) 0 eingestuft und biologisch abbaubar. Als Zusätze mit höherem Umweltgefährdungspotential sind Benzo-Triazol (WGK 2) und Tolyl-Triazol (WGK 1) zu nennen, deren Gehalt in der Summe unter 0,1 Prozent der angelieferten Grundsubstanz liegt. Diese Grundsubstanz wird jeweils in Abhängigkeit von den aktuellen Wetterbedingungen vor dem Einsatz mit Warmwasser verdünnt.

Ein Verzicht auf den Einsatz dieser Zusätze bzw. der Einsatz von Ersatzstoffen ist erst nach der zur Zeit betriebenen Überprüfung bzw. Änderung geltender Flugsicherheitsvorschriften möglich, nach denen diese Zusätze als Korrosionsinhibitoren sowie als flammhemmende Substanzen vorgeschrieben sind.

Mit den hierzu erforderlichen Untersuchungen ist nach Auskunft der Lufthansa Technik AG im Verbund der Fluggesellschaften begonnen worden.

2. Welche Mengen an Enteisungsmitteln werden in einem durchschnittlichen Winter am Hamburger Flughafen verbraucht?

Die Verwendung von Enteisungsmitteln erfolgt ausschließlich durch die Fluggesellschaften bzw. in deren Auftrag.

Nach den bei der Flughafen Hamburg GmbH eingegangenen Meldungen der Fluggesellschaften wurden in den letzten fünf Jahren pro Wintersaison im Mittel 370 m3 pro Jahr verbraucht.

3. Wo verbleiben die Enteisungsmittel nach deren Anwendung (unter Berücksichtigung der Sprühnebel und auf den Boden gelangender Enteisungsmittel)?

Die Flugzeugenteisung erfolgt auf befestigten Flugzeugstellflächen. Das darauf anfallende winterdienstbelastete Oberflächenwasser wird über Schlitzrinnen erfaßt und über Rohrleitungen einem Regenrückhaltebecken zugeleitet. Dabei wird der TOC-Gehalt (Gehalt an organisch gebundenem Kohlenstoff in gelöster und ungelöster Form) des Oberflächenwassers mittels einer automatischen TOCMeßstelle kontinuierlich überwacht.

Soweit der TOC-Gehalt den Wert von 50 mg/l nicht überschreitet, wird das Oberflächenwasser in die Tarpenbek eingeleitet.Bei Überschreitung des vorgenannten Wertes wird das Oberflächenwasser in einem separaten Becken zwischengespeichert, in das Schmutzwassernetz der Lufthansa-Werft gepumpt und von dort in das öffentliche Mischwassersiel eingeleitet. Die hierfür erforderlichen Schieberund Pumpenschaltvorgänge werden automatisch durch die TOC-Meßstelle gesteuert.

Diese Verfahrensweise entspricht dem letzten Stand der vom Bund/Länder-Arbeitskreis „Enteisungsabwasser von Flugplätzen" erarbeiteten Hinweise (Stand März 1998) unter Berücksichtigung der standort- und betriebsspezifischen Randbedingungen.

Der angegebene TOC-Schaltwert wird nach Abschluß der im Rahmen der Erweiterung des Vorfeldes 2 durchzuführenden Maßnahmen zur Verbesserung der Abwasserbeseitigung entsprechend den Festlegungen im Planfeststellungsbeschluß vom 26. Mai 1998 überprüft und unter Ausschöpfung der genehmigten Einleitungsmengen in das öffentliche Mischwassersiel so herabgesetzt, dass die in die Tarpenbek eingeleitete Schadstofffracht weiter minimiert wird.

4. Wurde das Grundwasser am Hamburger Flughafen bereits auf den Eintrag von Enteisungsmitteln, insbesondere auf besonders umweltbelastende Inhaltsstoffe, untersucht?

Wenn ja, was sind die Ergebnisse? Falls nein, sind entsprechende Untersuchungen vorgesehen?

Das Grundwasser im Umfeld des Hamburger Flughafens wurde nicht auf Bestandteile der genannten Enteisungsmittel untersucht. Entsprechende Untersuchungen sind aufgrund der geringen EinsatzKonzentrationen der umweltbelastenden Zusätze und der getroffenen technischen Vorkehrungen nicht erforderlich; vgl. Antworten zu 1. und zu 3.