Was ich sehr gut finde ist dass der Sprachenrat auch dazu anregen und unterstützen will mehr Sprachen zu lernen

Bisher ist es immer so gewesen, dass fortgeschrittener Spracherwerb in den einzelnen Institutionen etwas Unterschiedliches war. Jetzt wird B1 immer B1 sein, sodass man das vergleichen kann. Auf das Sprachenportfolio EPOS ist Frau Böschen schon eingegangen, das möchte ich jetzt an dieser Stelle nicht mehr tun.

Was ich sehr gut finde, ist, dass der Sprachenrat auch dazu anregen und unterstützen will, mehr Sprachen zu lernen. Vor 30 Jahren reichte es aus, wenn man Englisch gelernt hat. Jetzt ist es nicht nur ein großer Wunsch der Schule, sondern auch der EU, dass man eigentlich zwei Fremdsprachen beherrschen und in einer dritten über Grundkenntnisse verfügen sollte.

Davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Es gibt andere Länder, die da schon ein bisschen weiter sind.

Ich glaube, wir brauchen eine Kultur des Sprachenlernens hier bei uns in Deutschland und in der Region Bremen und Bremerhaven.

Dass man in einer globalisierten Welt damit auch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat, ist selbstredend. Gerade in einer Region wie Bremen und Bremerhaven mit den Wissenschaftseinrichtungen, dem Logistikstandort und so weiter schafft das zusätzliche Chancen. Ich möchte als abschließenden Punkt noch darauf aufmerksam machen: Wer hier durch die Stadt geht, stellt immer häufiger fest, dass hier mittlerweile ganz unterschiedliche Sprachen gesprochen werden und Bremen und Bremerhaven längst Städte sind, die auf dem Weg zur Mehrsprachigkeit sind.

Dies anzuerkennen und zu fördern, ist genau der richtige Weg. Wir haben Menschen aus vielen Kulturen mit vielen Sprachen hier in Bremen und Bremerhaven, und sie bringen eine ganze Menge Kompetenz an Mehrsprachigkeit in diese Region.

Der Senat ist nun mit diesem Antrag aufgefordert, gemeinsam mit dem Sprachenrat ein Konzept für Mehrsprachigkeit bis Ende des Jahres 2010 vorzulegen. Ich freue mich auf das Konzept. Ich bin sicher, dass es neue Chancen und Möglichkeiten für uns alle beinhaltet. Lassen Sie mich damit abschließen: Language is fun, language is culture, and language is society! ­ Herzlichen Dank!

(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen) Präsident Weber: Als nächste Rednerin hat das Wort die Abgeordnete Frau Allers.

Abg. Frau Allers (CDU): Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Vorrednerinnen haben schon sehr viel Inhaltliches gesagt. Die Bedeutung von Sprachen im lebenslangen Lern- und Arbeitsprozess ist angesprochen worden, die Notwendigkeit von Sprachkompetenzen und Mehrsprachigkeit. Wir sind uns sicherlich einig darüber, dass es wichtig ist, ein Miteinander von Menschen mit unterschiedlichem sprachlichen und kulturellen Hintergrund zu pflegen, und wir sind uns sicherlich auch einig darüber, dass eine mehrsprachige Gesellschaft sowohl Probleme als auch Chancen bietet. In all den Dingen haben Sie auch die Zustimmung der CDU-Fraktion.

Auch die Ziele des Sprachenrates finden die Zustimmung und Unterstützung unserer Fraktion. Ende letzten Jahres muss es gewesen sein, da hat sich der jetzige Sprachenrat in unserem Fraktionsausschuss vorgestellt. Wir haben uns auch über die Lernplattform EPOS informiert, und all die Ziele, die der Sprachenrat definiert: Förderung von sprachlichen Schlüsselkompetenzen, die Bündelung von Ressourcen, die es in Bremen gibt, und vor allen Dingen auch das Bekanntmachen von Angeboten, die Förderung des Miteinanders, die Mehrsprachigkeit in Bildung, Aus- und Weiterbildung zu verankern. Da sind wir auch völlig einer Meinung.

Wir haben aber kein Verständnis für einen derart populistischen Antrag. Die Bürgerschaft soll eine bereits vollzogene Gründung unterstützen, wir empfinden das als reine Show. Bei der Gründungsveranstaltung hat der Präsident der Bremischen Bürgerschaft unter anderem die Grußworte gesprochen, Frau Böschen hat sich schon in der Nordsee-Zeitung dazu geäußert. Der Antrag ist im August eingereicht worden. Gut, im Vorfeld von Wahlen kann man das ja verstehen. Genutzt hat es nichts! Aktivitäten des Sprachenrats sollen unterstützt werden, das ist alles gut und schön.

(Abg. Dr. Güldner [Bündnis 90/Die Grünen]: Und Sie versuchen, mit einem Antrag zum Sprachenrat Wahlkampf zu machen!) Ja, man versucht sich ja Freunde zu machen, wo immer es geht, aber es klappt nicht immer, mit Formulierungen und Floskeln klappt es nicht.

(Beifall bei der CDU) Aktivitäten des Sprachenrats zu unterstützen, ohne es mit einem Wie zu untermauern, bleibt eine reine Willensbekundung. Die Forderung nach einem Konzept für Mehrsprachigkeit: Was unter diesem Daher beantragen wir hier heute die Überweisung Einbeziehung des Sprachenrats besprechen, wie die Arbeit des Sprachenrats konkret begleitet und unterstützt werden kann. Es gibt ja bereits schon weitere Sprachenräte, das Saarland war der Vorreiter.

Es gibt auch den Sprachenrat Mittlere Ruhr, den Brandenburger Sprachenrat, die beiden letzteren sind inzwischen recht stumm. Dass der Bremer Sprachenrat erfolgreich sein soll, ich denke, darüber herrscht hier Einigkeit. Dazu ist aber eine konkrete Unterstützung notwendig, und das könnten wir im Wissenschaftsausschuss beraten.

Wenn in diesem Hause dazu keine Bereitschaft besteht, möchte ich erklären, dass wir uns bei dem vorliegenden Antrag enthalten werden. Wohlgemerkt, die Arbeit und Ziele des Sprachenrats halten wir für richtig und wichtig, aber einen Antrag in der populistischen Form, wie er hier vorliegt, unterstützen wir nicht. ­ Vielen Dank!

(Beifall bei der CDU) Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Beilken.

Abg. Beilken (DIE LINKE): Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Der Sprachenrat hat die Förderung des Sprachenlernens im Land Bremen zum Ziel, und dabei nach dem, was ich herausbekommen habe, insbesondere die Verbesserung der Vergleichbarkeit von Sprachlernniveaus, also von sprachlichen Qualifikationen beziehungsweise Qualifikationsstufen. Diese Vergleichbarkeit soll bis hin zur europäischen und internationalen Vergleichbarkeit in verschiedenen Zertifikaten beziehungsweise dokumentierten sprachlichen Qualifikationen ermöglicht werden. Man kann sich vorstellen, dass das in einem zusammenwachsenden europäischen Raum sinnvoll ist, dass man weiß, er kann Englisch, wie gut, welches Englisch kann er, welche Sprachen kann er sonst noch, und dann eben diese Niveaus vergleicht.

Wer Bildungssysteme und die Bedeutung von Sprachen in der Arbeitswelt kennt, wird diese Vergleichbarkeit für sinnvoll halten. Deswegen unterstützen wir diesen Sprachenrat und auch diesen Antrag. Die Förderung der Zusammenarbeit aller mit dem Sprachenlernen beschäftigten Institutionen finden wir ebenfalls richtig, und das in Schulen, Hochschulen und der Erwachsenenbildung. Auch dieses dabei sicher sinnvolle Dienste leisten, sodass wir darin keinen Fehler, sondern in dem Fall in diesem Konzept durchweg Positives entdecken konnten, in diesem Antrag, der eine Unterstützung beinhaltet, die in diesem Fall meines Erachtens nicht näher ausgeführt werden muss. In dieser Frage können wir dem Senat ruhig einmal einen kleinen Vertrauensvorschuss geben. ­ Vielen Dank!

(Beifall bei der LINKEN) Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort der Abgeordnete Dr. Buhlert.

Abg. Dr. Buhlert (FDP): Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Beim Senatsempfang zu Beginn des Festivals der Sprachen war es ein tolles Erlebnis zu hören und zu sehen, welche Sprachen alle gesprochen werden, wer alles am Festival Rahmen, sich dann auch der Sprachenrat gegründet hat, der sich aber nicht deswegen gegründet hat, sondern weil er einfach das Sprechen verschiedener Sprachen wichtig findet und das auch ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen will. Dies ist richtig und unterstützenswert. Die Aktivitäten verdienen Unterstützung, damit sie eben nicht einschlafen.

(Beifall bei der FDP)

Zu Ihnen, Frau Allers, möchte ich sagen: Mehrsprachige Gesellschaften haben keine Probleme, wenn alle die Sprachen, die sie sprechen, beherrschen. Wir haben aber dort Probleme, wo Mehrsprachigkeit nicht beherrscht wird und es Leute gibt, die sowohl die eine als auch die andere Sprache nicht richtig sprechen und damit nicht klarkommen.

(Widerspruch bei der CDU)

Wir haben dann Schwierigkeiten, wenn man sich irgendwo bewegt, wo man die Sprache, die dort die Verkehrsspracheist,nichtrichtigspricht.Insofernmuss man das dann sehr differenziert betrachten. Denn eines ist klar: Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn, weil man damit nicht nur verschiedene Sprachen lernt, sondern auch lernt, sich in verschiedene Denksysteme, in verschiedene Kulturen einzudenken und einzufühlen, denn wir wissen doch genau, dass Sprachen nicht so funktionieren, dass man Worte eins zu eins übertragen kann, sondern dass jedes Wort eine lange Geschichte hat.

Wenn wir beispielsweise unseren schönen Wochentag Freitag nehmen, ist es doch völlig klar, dass er nicht ohne Grund so heißt. Der Grund liegt in langer Vorzeit, dort gab es einmal eine Göttin Freya, die in unserem Kalender verewigt ist. Insofern ist das eine Sache, die einfach zu unserer nordischen Kultur und zu unseren Wurzeln gehört. Das findet sich dann in anderen Sprachen als Friday wieder. In anderen Sprachen findet sich sogar Wotan noch im Kalender wieder, wenn wir ans Skandinavische und an den Wodanstag denken. Daher ist das eine Sache, die immer wieder ins Bewusstsein bringt, welche kulturellen Wurzeln die einzelnen Länder und Sprachgruppen jeweils haben. Das zu bewahren und schätzen zu lernen, dazu braucht es eben Menschen; und diese Menschen, die sich dafür engagieren, haben sich hier zusammengefunden. Das ist aller Ehren wert.

(Beifall bei der FDP)

Wenn dann solch ein Konzept erarbeitet werden soll, kann dagegen niemand etwas haben. Für mich ist es aber wichtig, was das dann heruntergebrochen beispielsweise auf unser Bildungssystem heißt. Dann bleibt die Frage, die ich schon in der Bildungsdepu tation gestellt habe: Wie integrieren wir den Türkischunterricht in den regulären Unterricht? Wie kommt der nicht mehr von Konsularlehrern, sondern von entsprechenden Lehrern, was dann am Ende dazu führt, dass der Unterricht benotet im Zeugnis steht und nicht von Konsularlehrern nebenbei auf einem Zettel attestiert wird. Wie kommen wir dahin, wie schaffen wir das? Wie schaffen wir es, dass dann am Ende nicht mehr zwei Kreuze in der Abiturverordnung hinter dem Wort Türkisch stehen, ein Fach also, das nicht als Leistungskurs angeboten wird.

Solche Fragen müssen wir dann stellen. Hier erwarte ich vom Senat dann auch Antworten in einem derartigen Konzept, das dann konkret sagen muss:

Wie sieht es in der Schule aus, welcher Sprachen wollen wir uns annehmen, und welche Bedeutung hat das für uns? Es ist auch auf die Bedeutung des Beherrschens von Sprachen eingegangen worden. Es ist auf Bremens Weltoffenheit eingegangen worden.

Stichpunkte, die ich mir auch noch für diese Rede aufgeschrieben hatte. Eines ist dabei aber ganz klar, und das hat man inzwischen auch wahrgenommen, dazu gibt es ganz aktuell eine englische Studie: Wenn nur wenige Sprachen beherrscht werden, ist das schlecht für den Handel, und eine Handelsstadt wie Bremen tut gut daran Leute zu haben, die viele Sprachen sprechen, um sich mit vielen Menschen in der Welt austauschen zu können.

Englisch allein reicht da lang nicht mehr, darauf ist eben richtigerweise hingewiesen worden. Englisch ist heute mehr oder minder eine Kulturtechnik, um sich international zu verständigen. Sie reicht aber lang nicht aus, um all das zu tun, was nötig ist. Die Bedeutung der Sprachen für das Beherrschen, Begreifen und Abstrahieren ist doch wunderbar. Sie ermöglicht nämlich wirtschaftlichen und technischen Fortschritt. Wenn wir die ganzen Dinge nicht in Worte fassen und uns mit anderen darüber austauschen könnten, wären wir gar nicht in der Lage, unseren Fortschritt zu haben.

Insofern muss ich auch als Naturwissenschaftler und Ingenieur sagen, ohne Linguisten ginge es manchmal gar nicht. Ich habe das bei vielen Studenten gesehen, die einfach noch nicht in der Lage waren, Probleme zu beschreiben, weil ihnen Worte fehlten. Das kommt im Leben vor, das kann man beheben, aber das muss man dann auch offen angehen, insofern ist das Sprachenlernen wichtig. Ich bin auf das Konzept gespannt, und wir als FDP werden dem Antrag entsprechend zustimmen.

(Beifall bei der FDP und bei der SPD) Präsident Weber: Als nächster Redner hat das Wort Herr Staatsrat Othmer.

Staatsrat Othmer: Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Menschen mit hohem Fachwissen in Fragen des Spracherwerbs, des Fremdsprachenlehrens und -lernens, und mit klaren Positionen in der Sprachenpolitik auch im Sinn von Integrationspolitik ­ das ist hier schon angesprochen worden ­, haben sich am vergangenen Wochenende bei der Gründungsveranstaltung des Bremer Sprachenrats zusammengetan. Bildungs- und Weiterbildungseinrichtungen mit den Senatsressorts Kultur, Bildung und Europa sowie mit den Kammern der Wirtschaft, die ein hohes Interesse an der Standortfrage als Qualifikationsfrage haben, haben sich zusammengefunden und beschlossen, an dieser Stelle etwas Gemeinsames zu tun.

Wir bekommen mit dem Sprachenrat in Bremen ein Gremium, das mit seiner Expertise und Vernetzung helfen kann, Entscheidungen in bildungs- und und konkrete Projekte in diesen Feldern direkt zu unterstützen. Herr Dr. Buhlert, ich zweifle so ein bisschen, ob all das, was Sie hier dargestellt haben, wirklich Aufgabe des Sprachenrats sein kann. Ein Teil ist auch noch Aufgabe der Bildungsbehörde, und wir arbeiten an diesem Teil.

(Beifall bei der SPD)

Die Senatorin für Bildung und Wissenschaft steht seit Längerem in Kontakt mit der Initiative zur Gründung des Sprachenrats, wir haben Übereinstimmung in bislang schon identifizierten Handlungs- und Entwicklungsbedarfen. Ich habe die Unterstützung nach unseren Möglichkeiten zugesagt. Wir suchen schon jetzt gemeinsam nach Möglichkeiten, eine Implementation des europäischen Sprachenportfolios in elektronischer Form an Bremer Schulen voranzubringen.

Sie haben es alle erwähnt. Der Sprachenrat wird sich mit Nachdruck für die Idee der Mehrsprachigkeit als Bildungsauftrag einsetzen. Uns ist das Mehrsprachigkeitsideal seit vielen Jahren als Entwicklungsziel der europäischen Sprachenpolitik bekannt.

Die Kultusministerkonferenz bereitet gerade daran orientierte Empfehlungen zum Fremdsprachenlernen vor. Das europäische Konzept Mehrsprachigkeit hebt stark auf die Bedeutung der Herkunftssprachen in der Gemeinschaft ab. Qualifikation und Integration, Bewahrung und Nutzung individueller biografischer Bildungsleistungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Dies schließt die Überzeugung nicht aus ­ darüber haben wir schon mehrfach debattiert, und hier ist es auch angeklungen ­, dass die Beherrschung der deutschen Sprache den effektivsten Faktor im individuellen Integrationsprozess darstellt.

Meine Damen und Herren, ich bin gern bereit, mit dem Bremer Sprachenrat das geforderte Mehrsprachigkeitskonzept für das Land Bremen zu erarbeiten und Ihnen das Konzept in einem Jahr vorzulegen. Ich freue mich auf die Aufgabe. ­ Vielen Dank!