Verhaltens- und Verhältnisprävention
Eine auf den Internetseiten des Personalamtes veröffentlichte tabellarische Übersicht über die im Jahr 2009 von den Behörden und Ämtern durchgeführten Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zeigt, dass die Mehrzahl der angebotenen Veranstaltungen, Programme und Projekte auf Veränderungen im gesundheitsrelevanten Verhalten der einzelnen Beschäftigten zielt. Beispiele für diese verhaltenspräventiven Maßnahmen sind Bewegungspausen, Nichtraucherkurse, Angebote zum Erlernen von Entspannungstechniken oder das Gesundheitscoaching.
Daneben gab es im Berichtsjahr im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung in der hamburgischen Verwaltung aber auch eine Reihe von Maßnahmen zur Verhältnisprävention. Hier stehen Strategien zur Reduzierung von Gesundheitsrisiken bzw. zur Schaffung gesundheitsfördernder oder gesundheitserhaltender Arbeitsbedingungen im Mittelpunkt. Die Verhältnisprävention betrachtet dabei nicht nur die Ergonomie und die räumliche bzw. physikalische Umgebung, sondern nimmt zunehmend auch das soziale und kulturelle Miteinander am Arbeitsplatz oder die Ausgestaltung der Arbeitsorganisation in den Blick. Beispiele für verhältnispräventive Maßnahmen sind die Sensibilisierung von Führungskräften für Themenfelder wie gesundheitsgerechtes Führen oder Burnout, aber auch Angebote zur Teamentwicklung, Workshops zu BEM-Gesprächen oder Dienstvereinbarungen zum Konfliktmanagement.
Gesundheitsförderung vor Ort
Einige Gesundheitsprojekte aus den Behörden und Ämtern sollen an dieser Stelle genauer vorgestellt werden.
(1) Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB): Systematische, zielgruppenspezifische Gesundheitsförderung zum Abbau von Belastungen
Die BSB verfügt über ein umfassendes Gesundheitsmanagement-Konzept, das Themen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung festlegt. Ein jährlicher Themenschwerpunkt wird mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren der Gesundheitsförderung in der BSB abgestimmt und im Rahmen eines jährlichen Aktionstags umgesetzt. Der Aktionstag 2009 stand unter dem Motto „Balance in der Veränderung". Aus der Vielzahl der gesundheitsfördernden Maßnahmen der mit mehr als 20.
Beschäftigten größten Hamburger Behörde sollen hier exemplarisch drei Projekte vorgestellt werden.
Maßgeschneiderte physiotherapeutische Hilfe für Lehrkräfte ist Gegenstand des Projektes „EBiS Entspanntes Bewegen in Schulen". Drei Physiotherapeutinnen beraten bei körperlichen Beschwerden und bieten zielgruppenspezifische maßgeschneiderte Bewegungs- und Entspannungsmaßnahmen vor Ort in Schulen und in der Behörde an. Ziel ist zum einen die Sensibilisierung der Beschäftigten für die Themen Bewegung und Gesundheit, zum anderen zum anderen wird aufgezeigt, wieeine Einbindung von Angeboten in den Arbeitsalltag gestaltet werden kann. Die Führungskräfte sollen die Notwendigkeit und den Nutzen von gesundheitsfördernden Maßnahmen für ihre Beschäftigten erkennen. Im vergangenen Jahr wurden an 21 Schulen insgesamt 43 Maßnahmen über jeweils zehn bis zwölf Wochen durchgeführt. Dabei stiegen die Teilnahmerzahlen kontinuierlich an. Damit die Teilnehmenden nach Ende der angeleiteten Maßnahmen die Übungen selbständig weitermachen können, wurden professionelle Handlungshilfen erstellt. Wenn möglich, sollen nach dem Projekteinsatz Schulen selbstorganisiert Bewegungs- und Entspannungsmaßnahmen für ihre Beschäftigten anbieten.
Für das Verwaltungs- und technische Personal der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) gibt es ein eigenes Bewegungs- und Entspannungsangebot, das vom Zentrum für Aus- und Fortbildung organisiert wird. Im Jahr 2009 konnten die Beschäftigten unter anderem an Autogenem Training, Pilates, Rückenkursen und Gedächtnistraining teilnehmen. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen dabei Hilfen für den besseren Umgang mit Stressoren sowie eine Stärkung der eigenen gesundheitsrelevanten Ressourcen.
Der jährliche Informations- und Aktionstag zur Gesundheitsförderung der BSB stand 2009 unter dem Motto „Balance in der Veränderung". Die Beschäftigten an Schulen konnten sich in Workshops und bei einem Markt der Möglichkeiten informieren, welche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten ihnen zum angemessenen Umgang mit den Belastungen im Zuge der geplanten Schulreform zur Verfügung stehen. Des Weiteren diente der Tag zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung der Beschäftigten, die in den Schulen und der Verwaltung für Gesundheitsförderung zuständig sind.
(2) Behörde für Kultur, Sport und Medien (BKSM): Sportliches Sommerfest
Ein besonderes gesundheitsförderndes Ereignis erlebten im Jahr 2009 die Beschäftigten der Behörde für Kultur, Sport und Medien: Ihnen wurde außerhalb der Kernarbeitszeit ein sportliches Sommerfest geboten. Sie hatten die Möglichkeit, Sportarten wie Beachvolleyball, Beachtennis, Boule, Schwimmen und Badminton kennenzulernen und auszuprobieren sowie den Olympiastützpunkt zu besichtigen. Dazu gab es Gegrilltes und kühle Getränke. An dem Sommerfest nahmen über 100
Beschäftigte teil.
(3) Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG): Wenn die eigenen Eltern alt werden „Hilfe, meine Eltern werden alt!" unter diesem Slogan führte die BSG im Jahr 2009 ein sowohl familienfreundliches als auch gesundheitsförderndes Projekt durch. Anlass war die Erkenntnis, dass angesichts des steigenden Altersdurchschnitts zukünftig eine wachsende Zahl von Beschäftigten die Pflege von Angehörigen übernehmen oder zumindest organisieren muss und sich eine solche Situation belastend auf den beruflichen Alltag auswirken kann. Das Projekt wurde gemeinsam mit Auszubildenden konzipiert und durchgeführt. Neben einem Video-Clip und einer Plakatserie gab es fünf Vorträge rund um die Themen Pflegeversicherung und Pflegestufen, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung, Alzheimer und Demenz, Betreuungsmöglichkeiten sowie Chancen und Risiken der Pflegebeziehung. Die jeweils zweistündigen Vorträge wurden als so genannte Lunch and LearnVeranstaltungen angeboten, das heißt, sie fanden in der Arbeitszeit unter Einbeziehung der Mittagspause statt; für einen kleinen Mittagsimbiss wurde gesorgt. Nach Beendigung der Veranstaltungsreihe wurde dem Teilnehmerkreis der BSG noch eine Austauschmöglichkeit angeboten. Die Veranstaltungen stießen behördenübergreifend auf ein breites Interesse bei den Beschäftigten. Auch das Format „Lunch and Learn" sowie die auf zwei Stunden begrenzte Dauer der Vorträge fanden viel Anklang.
(4) Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU): Neustart der Gesundheitsförderung, gesundheitsgerechtes Führen und Gesundheitstag
Im Herbst 2009 führte die BSU einen Workshop durch, um Ideen für einen Neustart der betrieblichen Gesundheitsförderung zu sammeln. Ziel war, die Führungskräfte für dieses Thema zu sensibilisieren und den behördeninternen Arbeitskreis Gesundheit neu auszurichten bzw. weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sollten ausgehend von einer Betrachtung der Problemfelder in den einzelnen Ämtern und Zuständigkeitsbereichen spezielle Unterstützungs- und Fortbildungsbedarfe ermittelt, Lösungsvorschläge entwickelt und erste Umsetzungen in die Wege geleitet werden. Die Teilnehmenden sollten als Multiplikatoren Anregungen für Veränderungen in ihren Arbeitsbereich hineintragen.
Eingeladen wurden Führungskräfte aus allen Ämtern der BSU und die Mitglieder des behördeninternen Arbeitskreises Gesundheit. Geplant und geleitet wurde der Workshop durch eine externe Moderatorin und die für Gesundheitsförderung zuständige Mitarbeiterin. Methodisch gab es unterschiedliche Formen der gemeinsamen Arbeit: Vorträge, world cafe, Kleingruppenarbeit und ähnliches.
Die Ergebnisse des Workshops mündeten in eine Arbeitsplanung; es wurden neun vorrangige Aufgaben definiert:
1. (Pausen-)Raum für aktive Erholung gestalten (spezielle Zielgruppe Männer)
2. positive Checkliste „Teamkultur" entwickeln
3. System entwickeln zum Management von Altersteilzeit / Teilzeit
4. mehr Zeit und Qualifizierung für Führung
5. Bestandsaufnahme Führungsanforderungen
6. Evaluation des betrieblichen Eingliederungsmanagements
7. Arbeitsgruppe für Führungskräfte zum Thema Gesundheitsförderung gründen
8. Intervisionsgruppen für Führungskräfte einrichten
9. Strukturkonzept Gesundheitsförderung entwickeln (Schwerpunkt: Führungskräfte und Teams)
Die Umsetzung der Ergebnisse wird durch den Bereich Gesundheitsförderung der Behörde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Gesundheit begleitet.
Um die Führungskräfte thematisch auf den Workshop zum Neustart der Gesundheitsförderung einzustimmen, hielt die Moderatorin des Workshops eine Woche zuvor einen Vortrag zum Thema gesundheitsgerechte Führung. Hier ging es darum, die psychosozialen Faktoren der Gesundheits10
Die world-cafe-Methode zielt darauf ab, Workshop-Teilnehmende in einer Art Kaffeehaus-Atmosphäre in wechselnden Gruppen miteinander ins Gespräch zu bringen, um anhand von vorgegebenen Fragen die für die Teilnehmenden wesentlichen Themen und das gemeinsame Wissen darüber zu identifizieren.