Entwicklung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE)

Der Neubau des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat dieses zu einem in Europa einzigartigen hochmodernen Universitätsklinikum gemacht. Ermöglicht wurde dies durch den UKE-Masterplan Bau. Hamburg hat durch den Neubau des UKE einen Leuchtturm für die Gesundheitsversorgung und die Wissenschaft gewonnen.

Sehr erfreulich sind die verbesserten Bedingungen für die Studierenden durch den neu errichteten Campus Lehre und durch die im Klinikum integrierten Schulungsräume.

Bedeutsam sind aber auch die strukturellen Änderungen: Die Zusammenfassung und Zentrierung klinischer Funktionen orientieren sich an den ablauforganisatorischen Erfordernissen, es entstehen neue Kompetenzzentren beziehungsweise Kliniken werden in Zentren integriert.

Mit dem Neubau hat das UKE gute Bedingungen für eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit; es ist auf einem guten Weg zu medizinischer Spitzenforschung.

Wir fragen den Senat:

Zur baulich-strukturellen Neuentwicklung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verweist der Senat auf die Drs. 18/3293, 18/3514, 18/6112, 19/1576 und 19/2894). Hinsichtlich der Inbetriebnahme des Neuen Klinikums und der dabei gewonnenen Erfahrungen siehe Drs. 19/4856, 19/3029, 19/3044, 19/3078, 19/3225, 19/3310, 19/3365, 19/3373 und 19/4876 verwiesen.

Mit dem Abschluss des Projekts Masterplan Bau ist die bauliche Erneuerung und Entwicklung des UKE noch nicht beendet. Weitere Baumaßnahmen sind erforderlich, um die Stellung des UKE im Wettbewerb mit anderen Hochschulklinika und Gesundheitsdienstleistungsanbietern in der Region zu stärken.

Mit der Ansiedlung der Facharztklinik Hamburg, des RehaCentrums Hamburg und des derzeit im Bau befindlichen Dorint Hotels wird mit Mitteln Dritter ein Gesundheitspark auf dem Gelände des UKE realisiert.

In der Forschung wurden wichtige Meilensteine erreicht. Dazu zählen insbesondere die Verabschiedung des Masterplans Forschung am UKE (vergleiche Drs. 19/4244) sowie die Begehung durch den Wissenschaftsrat im Juni 2010. Mit der Verabschie dung der Stellungnahme des Wissenschaftsrats wird im ersten Halbjahr 2011 gerechnet.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften des UKE wie folgt:

I. Gesundheitsversorgung

1. Wie haben sich die Abläufe in der Krankenversorgung durch das neue Klinikum verändert? Welche Vor- und Nachteile resultieren daraus für die Patienten?

Durch den Bau und die Inbetriebnahme des Neuen Klinikums im UKE konnten zahlreiche Prozesse in einzelnen Kliniken und Bereichen schlanker und effektiver gestaltet werden:

In dem sechsgeschossigen Neubau wurden 17 Abteilungen mit mehr als 700 Betten zusammengeführt. Das Neue Klinikum beherbergt neben der Zentralen Notaufnahme (ZNA), in der alle Notfälle von erwachsenen Patientinnen und Patienten versorgt werden, weit über 30 Ambulanzen und Stationen sowie insgesamt 16 Operationssäle.

Insbesondere für die Behandlung komplexer Erkrankungen konnten die notwendigen hochwertigen Kapazitäten ausgebaut werden. Speziell zu nennen sind hier die hochqualifizierte Spezialnotstation zur Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten (Stroke Unit von acht auf zwölf Betten), die Monitorbetten für die Hepatologie und Transplantationsmedizin (von null auf 24 Betten), sowie die im ersten Stock des Neubaus räumlich zusammengeführte Klinik für Intensivmedizin mit ihren Intensivund Intermediate Care (IMC)-Stationen für Erwachsene (erweitert von 52 auf 60 Betten Intensiv und von zwölf auf 24 Betten IMC, Außenstelle: Herzzentrum mit 24 Betten). Für das UKE als Perinatalzentrum Level 1 (dies ist die beste erreichbare Kategorie zur Versorgung Früh- und Neugeborener) konnten die Strukturqualitätsvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses

ideal umgesetzt werden, indem im Neubau Kreißsaal, Sectio-OP und Neonatologie-Intensivstation (erweitert von acht auf zwölf Betten) auf einer Ebene in direkter Nachbarschaft zueinander errichtet wurden. Diese Zentralisierung und Zusammenführung hat in vielen Bereichen die Qualität und Effizienz gesteigert.

· In der Zentralambulanz im Erdgeschoss mit fünf Ambulanz-Clustern aus Disziplinen mit fachlichen Überschneidungen wie Neurologie, Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie gibt es jetzt jeweils einen gemeinsam genutzten Anmeldetresen, an dem ambulante Patienten registriert werden. In interdisziplinär genutzten Untersuchungs- und Behandlungsräumen findet die fachübergreifende und interprofessionelle Versorgung von Patienten durch Ärzte und Pflegedienstmitarbeiter der verschiedenen Fachgebiete statt. Durch die fachübergreifende Nutzung räumlicher Ressourcen und die Integration der meist interdisziplinär beanspruchten Funktionsbereiche Sonografie, Lungenfunktion, Endoskopie und der Prämedikationsambulanz in die Zentralambulanz konnte eine Verkürzung der Wegezeit für die Patientinnen und Patienten erreicht werden. Eine zentralisierte Blutentnahme für alle mobilen Patientinnen und Patienten wird von speziell geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pflegedienstes durchgeführt. Diese Spezialisierung garantiert einen schnelleren und professionelleren Ablauf. Die Anforderung erfolgt ausschließlich elektronisch, sodass die hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch vor Eintreffen der jeweiligen Patientin beziehungsweise des Patienten die jeweils zu entnehmende Blutprobe vorbereiten können. Der Versand der Proben erfolgt von der Zentralen Blutentnahme aus per Rohrpost in das Zentrallabor.

· Die stationäre Versorgung erfolgt im Neubau über eine interdisziplinäre Belegung der Betten. Jede der insgesamt 21 modular konzipierten Normalpflegestationen verfügt über 28 Betten, die sich auf zwölf Doppelzimmer und vier Einzelzimmer

Der gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen (errichtet gemäß § 91 Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch ­ SGB V). verteilen. Je Ebene liegen vier Stationen benachbart, sodass technische Infrastruktur, wie zum Beispiel die Rohrpostanlage, an einem zentralen Versorgungspunkt vorgehalten werden kann. Das Konzept der interdisziplinären Behandlung aus dem ambulanten Sektor setzt sich im stationären Bereich fort. So wird eine Station sowohl von Patientinnen und Patienten der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) als auch der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) belegt. Die Ausstattung der Stationen erlaubt die ärztliche und pflegerische Versorgung in fachübergreifenden Teams, sodass auch hier Effizienzsteigerungen realisiert werden.

· Der Operationstrakt und die perioperativen Einheiten wurden in der ersten Etage des Neubaus zentralisiert. In einer sogenannten perianaesthetic care unit (PACU) werden in über 30 Behandlungsplätzen Patientinnen und Patienten für die Operation vorbereitet und post-operativ nachbeobachtet. Insgesamt 16 Operationssäle mit identischer Ausstattung sind in Clustern zu jeweils vier Sälen angeordnet. Vier dieser Säle haben zur Intubation der zu Operierenden einen von der Anästhesie betriebenen Einleitungsraum. Durch eine interdisziplinäre Nutzung können die Leerstände der Säle minimiert, die Wechselzeit zwischen den Eingriffen deutlich verkürzt und Notfälle in das laufende Programm integriert werden. Eine spezielle Logistik mit eigenen Versorgungsstraßen unterstützt den Materialzu- und -abtransport für jeden Operationssaal. Nach der Operation werden die Patientinnen beziehungsweise Patienten über die PACU entweder auf die Normalstationen oder zur weiteren Überwachung auf eine der Intensivstationen verlegt. Diese befinden sich auf der gleichen Etage, sodass Transportzeiten deutlich minimiert werden und eine raschere Weiterversorgung auf einer der hochspezialisierten Stationen erfolgen kann.

· In der Zentralen Notaufnahme (ZNA) arbeiten sämtliche konservativen und chirurgischen Disziplinen gemeinsam an der Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten. Die Palette der Notfälle reicht von Prellungen und Schürfwunden bis hin zu polytraumatisierten Patientinnen beziehungsweise Patienten. Für jede Disziplin gibt es eigene, technisch hoch ausgerüstete Behandlungsräume. Die räumliche Anordnung der Behandlungseinheiten folgt dem zu erwartenden Behandlungsverlauf. Im vorderen Abschnitt, nahe dem Empfangsbereich, erfolgt die überwiegend ambulante Notfallversorgung wie Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Augenheilkunde. Im Anschluss daran befindet sich die chirurgische Versorgungseinheit, im hinteren Abschnitt der internistische Stützpunkt, verbunden mit einer 16-Betten-Aufnahmestation. Zentral in der Notaufnahme liegt eine Röntgeneinheit mit konventionellem Röntgen und Computertomografie in direkter Anbindung an zwei Schockräume. Die ZNA ist an mehreren Zentralen an die Rohrpostanlage angeschlossen, womit die Probentransportzeit erheblich gesenkt und somit die Versorgungsqualität gesteigert werden konnte.

· Der auf dem Dach befindliche Hubschrauberplatz ist über einen Aufzug direkt mit der ZNA verbunden. Zur weiteren Versorgung liegen direkt über der Notaufnahme der Zentral-OP und die Intensivbettenebene inklusive Stroke Unit. In Anbindung an die Aufnahmestation der ZNA liegt der Herzkatheterbereich des Universitären Herzzentrums (UHZ), sodass in der Notfallversorgungskette die Transportzeiten verringert und damit die Qualität weiter gesteigert werden konnten.

· Die grundsätzliche Trennung von elektiv-ambulantem Geschehen in der Zentralambulanz (Poliklinik) von den Notfällen in der Zentralen Notaufnahme unterstützt zugleich die termin- und zeitgerechte Versorgung der elektiven Patientinnen und Patienten.

· Insgesamt sorgen die klare Strukturierung und die Zentralisierung der Prozesse im Neuen Klinikum für eine verbesserte Zusammenarbeit der Fachgebiete sowie für eine interdisziplinäre und interprofessionelle medizinische Versorgung. Dies fördert die Qualität der Medizin und erhöht zugleich die Effizienz der Patientinnenund Patientenversorgung.