Rechtschreibung ­ wie viele fallen durch die Behördentests?

Im derzeit geltenden Bildungsplan Deutsch für die Primarstufe heißt es: „Diktate zur Überprüfung der Rechtschreibleistung (allen Schülerinnen und Schülern wird gleichzeitig ein geübter oder ungeübter Text von der Lehrkraft diktiert, ohne dass ihnen eine Überarbeitungsphase zu einem späteren Zeitpunkt zugestanden wird) sind nicht zulässig." (Seite 38). Stattdessen sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, Lösungsstrategien für Rechtschreibprobleme zu entwickeln ­ beispielsweise den Umgang mit einem Wörterbuch.

In vielen Lebenssituationen müssen Schülerinnen und Schüler Texte schreiben. Nur selten können sie dabei auf ein Wörterbuch zurückgreifen oder andere Hilfsstrategien anwenden. Deshalb werden bis heute bei zahlreichen Einstellungstests für die duale Ausbildung Rechtschreibprüfungen durchgeführt.

Deshalb frage ich den Senat:

1. Im Rahmen welcher Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Polizei finden Rechtschreibprüfungen statt?

Rechtschreibprüfungen werden im Rahmen der Einstellungsprüfungen für den Polizeivollzugsdienst (Laufbahngruppe 1, zweites Einstiegsamt, und Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt) und für den Eingangstest zur beziehungsweise zum „Angestellten im Polizeidienst" (AiP) durchgeführt.

2. Welcher Art sind diese Rechtschreibprüfungen ­ handelt es sich beispielsweise um ein Diktat einzelner Worte, die Korrektur eines fehlerhaften Textes oder das Diktat eines zusammenhängenden Textes? Bitte genau beschreiben.

In den Einstellungsprüfungen für den Polizeivollzugsdienst (beide Laufbahngruppen wie auch AiP) werden jeweils ein Diktat und ein schriftlicher Bericht und darüber hinaus für die Laufbahngruppe 2 eine schriftliche Erörterung verlangt. Bei den Diktaten handelt es sich jeweils um Lückendiktate. In dem zu fertigenden schriftlichen Bericht wird den Bewerberinnen und Bewerbern eine Fotoserie vorgelegt, die sie hinsichtlich des dargestellten Geschehensablaufes zu beschreiben haben; hierbei wird auch die Rechtschreibfähigkeit bewertet. Gleiches gilt für die zusätzliche schriftliche Erörterung (nur Laufbahngruppe 2).

3. Welche Anforderungen werden in diesem Zusammenhang an die Rechtschreibfähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber gestellt?

Für alle Laufbahnausbildungen der hamburgischen Verwaltung sowie für vergleichbare Angestelltenausbildungen nach dem Berufsbildungsgesetz finden Rechtschreibprüfungen als ein Element des Auswahlverfahrens statt.

Die berufsbezogenen Anforderungen in den genannten Ausbildungen beinhalten unter anderem eine hinreichende sprachliche Kompetenz in Wort und Schrift. Geprüft werden hierbei in unterschiedlicher Ausprägung die formalen Sprachkenntnisse (Rechtschreibung und Grammatik), das Sprachverständnis, das heißt Wortschatz und Wortflüssigkeit, sowie das sprachlogische Denken.

Alle Bewerberinnen und Bewerber werden an einem festgelegten Anforderungsprofil gemessen, das ausbildungsabhängig unterschiedlich gestaltet ist. Die jeweils noch erlaubte Fehlerzahl steht in Abhängigkeit zum Schweregrad des jeweils eingesetzten Diktates und zu weiteren Testelementen, ihre isolierte Betrachtung hätte keine Aussagekraft.

Darüber hinaus werden Rechtschreibprüfungen zielgruppenorientiert vor einzelnen Qualifizierungslehrgängen durchgeführt, um den konkreten Qualifizierungsbedarf zu ermitteln. Statistische Erhebungen werden hierzu nicht geführt.

4. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben im Jahr 2009 oder 2010 bei den Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Polizei die Rechtschreibprüfung nicht bestanden?

Im Jahr 2009 nahmen 2.454 Bewerberinnen und Bewerber an dem Prüfungsteil „Diktat" teil, von denen 818 die Rechtschreibprüfung nicht bestanden (33 Prozent). Im Jahr 2010 nahmen 2.290 Bewerberinnen und Bewerber an dem Prüfungsteil „Diktat" teil, von denen 845 nicht die erforderliche Rechtschreibleistung erbrachten (37 Prozent).

Die Gesamtbewertung des schriftlichen Berichtes und der schriftlichen Erörterung beinhaltet neben der Rechtschreibfähigkeit weitere formale Kriterien wie Ausdruck, Grammatik und Zeichensetzung, die jedoch nicht gesondert statistisch erfasst werden.

Die Einstellungsprüfungen für AiP werden statistisch nicht ausgewertet.

5. Im Rahmen welcher Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Verwaltung finden Rechtschreibprüfungen statt?

Das Zentrum für Aus- und Fortbildung (ZAF) des Personalamtes führt Rechtschreibprüfungen im Rahmen von psychologischen Eignungsuntersuchungen durch. Das zugrunde gelegte eignungsdiagnostische Verfahren gilt für die Laufbahnausbildungen der Fachrichtungen Allgemeine Dienste (Allgemeine Verwaltung, Archivdienst), Steuerverwaltung und Justiz jeweils der Laufbahngruppe 1, zweites Einstiegsamt, und der Laufbahngruppe 2, erstes Einstiegsamt, sowie für vergleichbare Ausbildungen nach dem Berufsbildungsgesetz (Verwaltungsfachangestellte, Justizfachangestellte).

6. Welcher Art sind diese Rechtschreibprüfungen ­ handelt es sich beispielsweise um ein Diktat einzelner Worte, die Korrektur eines fehlerhaften Textes oder das Diktat eines zusammenhängenden Textes? Bitte genau beschreiben.

Es wird ein Lückendiktat durchgeführt sowie ­ je nach Laufbahngruppe ­ entweder ein Text vorgelegt, in dem vorhandene Fehler zu finden und zu markieren sind (Laufbahngruppe 1), oder eine Liste von Wörtern, die auf ihre richtige Schreibweise hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren sind (Laufbahngruppe 2).

7. Welche Anforderungen werden in diesem Zusammenhang an die Rechtschreibfähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber gestellt?

Siehe Antwort zu 3.

8. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben im Jahr 2009 oder 2010 bei den Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Verwaltung die Rechtschreibprüfung nicht bestanden?

In der Testsaison 2009/2010 für Einstellungen in 2010 nahmen insgesamt 1.721 Bewerberinnen und Bewerber an dem schriftlichen Teil der psychologischen Eignungsuntersuchung teil. Davon haben 279 Personen den Eignungstest aufgrund ihrer unterdurchschnittlichen Leistungen im Merkmal „Rechtschreibung" nicht bestanden (16 Prozent). Im Vorjahr waren es im Vergleich 17 Prozent (288 von ebenfalls 1.721 Personen).

9. Im Rahmen welcher Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Feuerwehr finden Rechtschreibprüfungen statt?

Rechtschreibprüfungen finden bei der Feuerwehr Hamburg im Rahmen der Einstellungsprüfungen zum Vorbereitungsdienst für das zweite Einstiegsamt der Laufbahngruppe 1 der Fachrichtung Feuerwehr statt.

10. Welcher Art sind diese Rechtschreibprüfungen ­ handelt es sich beispielsweise um ein Diktat einzelner Worte, die Korrektur eines fehlerhaften Textes oder das Diktat eines zusammenhängenden Textes? Bitte genau beschreiben.

Die Rechtschreibprüfung wird in Form von Lückendiktaten vorgenommen.

11. Welche Anforderungen werden in diesem Zusammenhang an die Rechtschreibfähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber gestellt?

Siehe Antwort zu 3.

12. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben im Jahr 2009 oder 2010 bei den Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen bei der Hamburger Feuerwehr die Rechtschreibprüfung nicht bestanden?

In dem Zeitraum Mai bis Dezember 2009 wurden 432 Bewerberinnen und Bewerber getestet, hiervon bestanden 130 die Rechtschreibprüfung nicht (30 Prozent).

In dem Zeitraum Januar bis August 2010 wurden 336 Bewerberinnen und Bewerber getestet, hiervon bestanden 114 die Rechtschreibprüfung nicht (34 Prozent).

Im Rahmen welcher Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen im sonstigen öffentlichen Dienst in Hamburg finden Rechtschreibprüfungen statt?

14. Welcher Art sind diese Rechtschreibprüfungen ­ handelt es sich beispielsweise um ein Diktat einzelner Worte, die Korrektur eines fehlerhaften Textes oder das Diktat eines zusammenhängenden Textes? Bitte genau beschreiben.

15. Welche Anforderungen werden in diesem Zusammenhang an die Rechtschreibfähigkeiten der Bewerberinnen und Bewerber gestellt?

16. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber haben im Jahr 2009 oder 2010 bei den Eingangstests beziehungsweise Bewerbungsverfahren für Lehrgänge oder Ausbildungen im sonstigen öffentlichen Dienst in Hamburg die Rechtschreibprüfung nicht bestanden?

Siehe Antwort zu 3.