Suchtprävention an Hamburger Schulen

Ob Alkohol, Glücksspiel oder Bulimie ­ Süchte können vielfältige Formen annehmen und dabei sowohl stoffgebunden, als auch nicht stoffgebunden sein. Gemeinsam ist allen Formen, dass sie für Betroffene sehr gefährlich werden können. Wirtschaftliche Existenznöte und/oder schwere oder gar tödliche psychische und körperliche Gesundheitsschäden sind mögliche Folgen von Suchterkrankungen. Die Behandlung von Suchterkrankungen zeigt Erfolge, ist aber meist langwierig und kostenintensiv.

Wichtig ist es daher, schon früh in die Prävention zu investieren, damit Suchterkrankungen von vornherein verhindert werden können. Speziell in Schulen besteht die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche flächendeckend mit Präventions- und Aufklärungsangeboten zu erreichen und auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Suchtmitteln hinzuwirken. Eine unverzichtbare Säule der Arbeit in diesem Bereich spielt dabei das Suchtpräventionszentrum des LI. So wurde in Drs. 19/5692 bereits deutlich, welche Maßnahmen speziell im Bereich der Alkoholprävention derzeit an Hamburger Schulen durchgeführt werden. Diese umfassen eine feste Integration des Themas in den regulären Unterricht, spezielle Projekte, Bereitstellung von Unterrichtshilfen und Aufklärungsmaterial, Fortbildungsprogramme sowie anlassbezogene Gespräche und Einzelberatungen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

1. Welche Präventionsprojekte zum Thema Suchtprävention (nicht nur Alkohol) gibt es an Hamburger Schulen insgesamt, wie werden diese jeweils finanziert und in welcher Regelmäßigkeit finden sie statt?

Die Schulen nehmen an Veranstaltungen des SuchtPräventionsZentrum (SPZ) des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) teil, führen aber auch Präventionsveranstaltungen mit anderen, der zuständigen Fachbehörde nicht bekannten Anbietern durch. Es besteht keine Meldepflicht seitens der Schulen an das SPZ oder an die zuständige Behörde. Eine Schulabfrage ist aufgrund der Schulferien in der für die Beantwortung der Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit mit vertretbarem Verwaltungsaufwand nicht möglich.

Vom SPZ beziehungsweise in Kooperation des SPZ mit anderen Einrichtungen werden in Hamburger Schulen folgende Präventionsprojekte zum Thema Suchtprävention durchgeführt: Schülerwettbewerb zur Nichtraucherförderung „Be smart ­ dont start"

Dieser internationale Schülerwettbewerb wird in Hamburg seit zwölf Jahren jährlich mit stetig steigenden Zahlen teilnehmender Schülerinnen und Schüler durchgeführt.

Im letzten Durchgang haben 479 Schulklassen teilgenommen. Die Koordination für Hamburg hat das SPZ übernommen. Das SPZ finanziert den Wettbewerb mit einem jährlichen Beitrag von circa 8.000 bis 10.000 Euro. Die AOK Rheinland/Hamburg hat seit vier Jahren zwei Hauptpreise im Wert von 4.000 Euro gestiftet. Die Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. hat bis 2010 mit jährlich 8. Euro den Wettbewerb unterstützt, sich aber mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 aus der Förderung zurückgezogen. Zusätzlich spenden jedes Jahr einzelne Firmen und Vereine für weitere 40 Gewinnerklassen kleine Geld- und Sachpreise, zum Beispiel für Sport- und Kulturveranstaltungen. Diese Institutionen werden jedes Jahr neu vom SPZ angeschrieben und um Sachpreise für Schulklassen gebeten. Die Beteiligung der Sponsoren für Sachpreise ist schwankend und kann nicht fest eingeplant werden. „Nichtrauchen! ­ Wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können"

Im Rahmen dieses Projekts werden seit Beginn des Schuljahres 2010/2011 Elterninformationsveranstaltungen in Schulen durchgeführt. Dabei sollen Eltern unabhängig von ihrem eigenen Rauchverhalten zu einer Nichtraucher-Erziehung motiviert werden.

Die Eltern erhalten begleitendes Informationsmaterial (auch in türkischer und russischer Sprache). Die Maßnahme wurde auf ihre Wirksamkeit vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) in Schleswig-Holstein evaluiert. Im Ergebnis wurden positive Effekte hinsichtlich des Rauchverhaltens der Schülerinnen und Schüler sowie eine Sensibilisierung der Eltern für Nichtraucherförderung festgestellt.

Die Maßnahme wird von der AOK Rheinland/Hamburg mit jährlich maximal 5. Euro finanziert. „Bekifft in der Schule: Hilfen zur Vorbeugung und Problemlösung und zur Realisierung der rauchfreien Schule"

Das Projekt wird auch unter dem Titel „Hinschauen und Handeln" in einzelnen Modulen seit 2001 in jedem Schuljahr fortlaufend angeboten, die im Rahmen schulinterner Fortbildungen abgerufen werden können (siehe auch Antwort zu 2.). Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets. „...und Tschüss!" ­ ein Kurs zum Rauchstopp für Jugendliche

Das SPZ hat in Kooperation mit dem Institut für Therapieforschung in Kiel und den Hamburger Suchtberatungsstellen „Drei" und „Viva Wandsbek" einen Kurs zum Rauchstopp für Jugendliche entwickelt. Dieser Kurs wird seit 2007 Schülerinnen und Schülern, die das Rauchen aufgeben möchten, auf Nachfrage in der Schule kostenlos angeboten. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets.

Interaktiver Stationenparcours für Schulklassen

Der Stationenparcours bietet Schulklassen ab der Jahrgangsstufe 8 die Möglichkeit, sich an elf Stationen mit verschiedenen Aspekten zum Thema Drogen und Sucht auseinanderzusetzen. Dieser Parcours wird seit dem Jahr 2004 vom SPZ in allen weiterführenden Schulformen durchgeführt und wurde seither von circa 12.000 Schülerinnen und Schülern besucht. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets.

Interaktiver Stationenparcours „Essenslust und Körperfrust"

Dies ist ein seit dem Schuljahr 2009/2010 fortlaufendes Angebot für Schulklassen ab der Jahrgangsstufe 8 und Lehrkräfte in Ergänzung zur unterrichtlichen Arbeit mit dem LI-Leitfaden „Prävention von Essstörungen in der Schule". Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets.

Qualifizierung von Schülerinnen und Schülern zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren

Seit 2002 werden viertägige „Youth-to-Youth"-Fortbildungen für Schülerinnen und Schüler zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Suchtvorbeugung angeboten.

Sie werden jährlich mit Schülergruppen durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets. „Balling under control"

Das Projekt wird für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 durchgeführt. Ein ehemaliger USProfibasketballspieler führt seit 2004 eine Basketballtrainingseinheit in seiner Muttersprache durch und spricht in einer zweistündigen Veranstaltung jugendrelevante Themen wie Gewalt, Sucht und Drogenkonsum an sowie die Rolle des Sports bei der Interessen- und Identitätsfindung. Den Lehrkräften wird dazu Material zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe sie den Besuch des Basketballspielers inhaltlich und sprachlich im Englischunterricht vor- und nachbereiten können. Diese Veranstaltung wird auf Anfrage der Schulen vom SPZ koordiniert und hat in den vergangenen Jahren jährlich circa 1.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Die Finanzierung erfolgt im Rahmen des SPZ-Budgets. „DRUGSTOP an Schulen"

Seit 2007 wird dieses Projekt einmal jährlich vom Büro für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen in Kooperation mit dem SPZ in einer Gewerbeschule für Kraftfahrzeugtechnik durchgeführt. „Joint oder Führerschein" und „Alkohol konserviert" lauten die Slogans von DRUGSTOP, einer suchtpräventiven Kampagne zur Verkehrssicherheit. Geschulte „Peers" geben Informationen, gehen auf Fragen ein und moderieren Gespräche rund um den Führerscheinerwerb. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. und aus dem SPZ-Budget. „Kunstrausch/Kunst ist der bessere Kick"

Dieses Projekt wird seit 2000 alle ein bis zwei Jahre in Zusammenarbeit von Jugendhilfeeinrichtungen und Schulen in Hamburg federführend vom Büro für Suchtprävention in Kooperation mit dem Suchthilfeträger „therapiehilfe e.V." und dem SPZ durchgeführt. Das Kunstrausch-Projekt ist ein Zusammenschluss mehrerer künstlerischer Projekte für Kinder und Jugendliche ab 13 Jahren. Die mit Sucht und Abhängigkeit in Verbindung stehenden persönlichen Lebenserfahrungen, Sorgen, Hoffnungen und Wünsche werden künstlerisch bearbeitet und zum Ausdruck gebracht. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung wurden die künstlerischen Sichtweisen dargeboten. Die DVD-Dokumentation der Kunstrausch-Projekte 2007 bis 2009 gibt einen Überblick über die vielfältigen Projekte, lädt zum „Nachmachen" ein und ist ab sofort beim SPZ und dem Büro für Suchtprävention erhältlich. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. mit Zuschüssen aus dem SPZBudget. „Suchtprävention für Generation 13+"

Dieses Projekt wird seit 2008 von „TheaterSehnsucht e.V." für Hamburger Schulklassen durchgeführt. TheaterSehnsucht spielt in jedem Schuljahr vor Schulklassen und Schülergruppen das Theaterstück zum Thema Alkohol „Wilder Panther, Keks" von Günter Jankowiak. Für dieses Projekt hat das SPZ für Lehrkräfte Unterrichtsmaterial erarbeitet, das kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Die Finanzierung erfolgt über Eintrittsgelder und Sponsoren. „Netz mit Web-Fehlern?"

Im Juli 2010 ist das Projekt „Netz mit Web-Fehlern?" unter der Federführung des Büros für Suchtprävention mit finanzieller Unterstützung der Techniker Krankenkasse in Hamburg gestartet. Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen hat das Konzept entwickelt und führt seit 2008 erfolgreich Veranstaltungen durch. Mithilfe des Projekts sollen nun auch in Hamburg Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern und jugendliche Schülerinnen und Schüler für das Thema „Computer- und Internetsucht" sensibilisiert und Fachkräfte aus der Suchthilfe in die Lage versetzt werden, die Problematik einzuschätzen und Betroffene gegebenenfalls weiterzuvermitteln. Darüber hinaus sollen