International Baccalaureate Diploma

Für viele international tätige Manager und Ingenieure sind englischsprachige Schulen, in denen das internationale Abitur „International Baccalaureate" (IB) angeboten wird, ein wichtiges Kriterium bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes und für Unternehmen ein Standortfaktor.

Die International School Hamburg (ISH) ­ eine Ergänzungsschule, die die Freie und Hansestadt Hamburg bis zum Jahr 2008 mit jährlich 1,176 Millionen Euro und seit 2009 mit jährlich 1,522 Millionen Euro subventioniert ­ verlangt Schulgelder in Höhe von 8.900 bis zu 17.450 Euro pro Schuljahr zuzüglich weiterer Gebühren in Höhe von mehreren Tausend Euro. Eine solche Schule ist nicht allgemein zugänglich.

Dass es auch bezahlbarer und im Rahmen des öffentlichen Schulsystems geht, zeigen zum Beispiel seit 2007 die Goetheschule in Essen und seit 2009 das Leibniz-Gymnasium in Dortmund, die das „International Baccalaureate Diploma" (IB) als Abschluss anbieten. Als Bilinguale Schulen hielt sich der Aufwand zu deren Umrüstung zu „internationalen Schulen" in Grenzen. Der Ausbau des Leibniz-Gymnasiums zu einer „Internationalen Schule" etwa kostete knapp 100.000 Euro.

Bereits am 17. Februar 2000 hat die KMK beschlossen, dass das von Deutschen in Deutschland erworbene IB als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt wird, wenn sie die im Merkblatt der KMK festgelegten Belegungsverpflichtungen erfüllen (insbesondere sechs Prüfungsfächer, drei Fächer auf HL-Niveau).

Seit August 2003 bietet das Helene-Lange-Gymnasium als erste staatliche Schule in Hamburg den international anerkannten Schulabschluss „International Baccalaureate Diploma (IB)" zusätzlich zum Abitur an. Seit April 2010 darf auch das Hansa-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf den IB-Abschluss anbieten.

Die IB-Abschlüsse an staatlichen Schulen sind ein in die Zukunft weisender Baustein im Bildungsangebot, mit dem die Stadt Hamburg ihrem Ruf als weltoffene und internationale Metropole gerecht wird. Staatliche Schulen mit IB-Abschlüssen in den sieben Hamburger Bezirken wären ein handfester Standortvorteil im internationalen Wettbewerb um Unternehmen und Arbeitskräfte.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Welche Voraussetzungen sind erforderlich, damit staatliche Schulen den international anerkannten Schulabschluss „International Baccalaureate Diploma" (IB) anbieten können?

Das Zertifizierungsverfahren der International Baccalaureate Organization (IBO) stellt sich wie folgt dar:

Die Schule durchläuft ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren, bei dem sie Finanzierungssicherheit und adäquate Ausstattung der Schulräume sowie Eignung des Lehrpersonals gegenüber der IBO nachweisen und umfangreich dokumentieren muss.

Die Schule muss im Einzelnen nachweisen, dass Lehrkräfte eingesetzt werden, die den bilingualen Sachfachunterricht erteilen können. Ebenso muss von der Schule ein Nachweis erbracht werden, dass das Curriculum des „International Baccalaureate Diploma" (IB) umgesetzt wird. Auch ist die regelmäßige Teilnahme der Lehrkräfte an den IB-Workshops erforderlich.

Der Prozess zur erfolgreichen Zertifizierung durch die IBO erstreckt sich über circa zwei Jahre und schließt mit einem Inspektionsbesuch ab.

2. Welche Kosten bezüglich des internationalen Abiturs „International Baccalaureate" (IB) sind beim Helene-Lange-Gymnasium und dem HansaGymnasium entstanden?

Beim Helene-Lange-Gymnasium sind einmalig 16.590 Euro für notwendige Lehr- und Lernmittel, für das Bewerbungs- und Zertifizierungsverfahren sowie Anmeldegebühren und für die Lehrkräftefortbildung entstanden. Am Hansa-Gymnasium sind einmalig circa 15.000 Euro einschließlich der Anmeldegebühren, der Ausstattung der schulischen Räume sowie der Fortbildung des Kollegiums entstanden. Das Helene-LangeGymnasium erhält seit der Einführung des Angebots IB im Rahmen des schulbezogenen Sonderbedarfs 15,97 WAZ (rund 0,34 Lehrerstelle) unter anderem für IB-Koordination pro Schuljahr zugewiesen. Dem Hansa-Gymnasium werden beginnend mit dem Schuljahr 2009/2010 entsprechend 6 WAZ (rund 0,13 Lehrerstelle) als Sonderbedarf zugewiesen.

3. Wie viele und welche Schulen gibt es derzeit in Hamburg, die den Abschluss „International Baccalaureate" (IB) anbieten, und wie sind diese in welchen Stadtteilen verteilt, und um welche Schularten handelt es sich?

Es gibt derzeit drei Schulen in Hamburg, die den IB-Abschluss anbieten: das HeleneLange-Gymnasium in Eimsbüttel, das Hansa-Gymnasium in Bergedorf sowie die International School Hamburg in Othmarschen, eine Ergänzungsschule gemäß dem Hamburgischen Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft.

4. Wie viele Schüler/-innen haben seit 2003 den Abschluss „International Baccalaureate Diploma" (IB) an staatlichen Schulen in Hamburg absolviert?

Seit 2003 haben am Helene-Lange-Gymnasium 138 Schülerinnen und Schüler den Abschluss IB absolviert. Am Hansa-Gymnasium gibt es bisher noch keine Absolventinnen und Absolventen.

5. Wie bewertet der Senat die bisherige Arbeit der staatlichen Schulen, die den Abschluss „International Baccalaureate" (IB) anbieten, und welche Schlüsse sind für die Zukunft zu ziehen?

Das Engagement der beiden Gymnasien wird seitens der zuständigen Behörde als eine wertvolle Erweiterung des Bildungsangebots in Hamburg ausdrücklich unterstützt.

6. Welche zusätzlichen Kosten (wie zum Beispiel Lizenzkosten, Akkreditierung, Schulinspektionen, Prüfungen und Ähnliches) entstehen jährlich an staatlichen Schulen, die den Abschluss „International Baccalaureate" (IB) anbieten?

Am Helene-Lange-Gymnasium entstehen neben den Koordinationskosten (siehe Antwort zu 2.) zusätzliche jährliche Kosten in Höhe von circa 11.000 Euro, das HansaGymnasium rechnet mit circa 15.000 Euro bis 20.000 Euro pro Jahr einschließlich begleitender Fortbildungen.

7. Ist es das Ziel des Senats, den international anerkannten Schulabschluss „International Baccalaureate Diploma" (IB) an weiteren staatlichen Schulen zu etablieren?

a. Falls nein, weshalb nicht?

b. Falls ja, an wie vielen Schulen, in welchem Zeitraum, und in welcher Höhe werden zusätzliche finanzielle Mitteln dafür veranschlagt?

8. Welche Möglichkeiten sieht der Senat bei einer möglichen Planung, an mehr staatlichen Schulen den IB-Abschluss neben dem Abitur anzubieten, die Belange der Kinder von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ausländischer Herkunft zu berücksichtigen, die ihre schulische Ausbildung zur Sicherung ihrer Schullaufbahn nach den Bildungs- und Erziehungszielen angelsächsischer Länder ausrichten möchten?

Das Angebot am Helene-Lange-Gymnasium und am Hansa-Gymnasium steht grundsätzlich allen Hamburger Schülerinnen und Schülern offen.

Ob weitere staatliche Schulen zukünftig das IB als zusätzlichen Abschluss oder gegebenenfalls andere internationale Schulabschlüsse anbieten werden, hängt insbesondere von der Nachfrage der Schülerinnen und Schüler sowie der Initiative der Schulen ab, die entsprechende Beschlüsse ihrer Schulkonferenzen gemäß § 52 fortfolgende Hamburgisches Schulgesetz herbeiführen können.