Eine Anwesenheitspflicht in Vorlesungen gibt es an der TUHH bisher nicht

Der systematische Aufbau der Ingenieurwissenschaften gibt vereinfacht dargestellt eine Folge der Vermittelung von Grundlagenwissen über Fach- zu Vertiefungswissen vor. Innerhalb dieses Rahmens ist vor allem zu Beginn des Studiums eine Flexibilisierung kaum möglich. Nur für wenige ausgewählte Pflichtfächer des ersten Semesters ist eine Pflichtanmeldung vorgesehen. In den höheren Semestern, gibt es keine Fristenfestlegung für Pflichtfächer; allerdings wird zum 5. bzw. 3. Fachsemester des Bachelor- bzw. Master-Studiums die Erbringung einer Mindestworkload erwartet.

Eine Anwesenheitspflicht in Vorlesungen gibt es an der TUHH bisher nicht. Im Rahmen der Diskussion um die Einführung moderner aktivierender Lernmethoden, z.

B. „PBL", wurde die Notwendigkeit regelmäßiger Teilnahme jedoch als eine Grundvoraussetzung für den Erfolg angesehen. Zuverlässigkeit ist eine Voraussetzung für gemeinsames Arbeiten in der Gruppe. Die Verpflichtung zur Anwesenheit wird daher aus der Gruppe erwachsen. Nur ggf. muss mit einer Anwesenheitspflicht der Anreiz erhöht werden.

Die gesamte vorlesungsfreie Zeit wird an der TUHH standardmäßig auch für Lehrveranstaltungen, z. B. Blockseminare, Exkursionen, Praktika und vor allem für die Durchführung von Prüfungen genutzt. Eine weitere Ausweitung ist daher nicht möglich. Ein Teil der Studierenden wie auch der Dozenten fordert viel mehr eine Begrenzung der Prüfungszeiträume, um Zeiten z. B. für Industriepraktika, sprachliche Weiterbildung oder zur Durchführung von bzw. Teilnahme an Kongressen zu ermöglichen.

Ein Zeitfenstermodell gibt es an der TUHH insofern, dass alle Lehrveranstaltungen zu gleichen Zeiten beginnen und in der Regel 90 Minuten dauern. Nach einer Wechselzeit von 15 Minuten beginnt die nächste Veranstaltung. Durch einstündige Veranstaltungen, z. B. Übungen kann das System unterbrochen sein. Freiräume für Flexibilisierungen, die Leerstände von Räumen bedeuten könnten, sind aufgrund der Raumknappheit an der TUHH nicht vorhanden.

Bei der flächendeckenden Einführung von Bachelor und Master an der TUHH wurde die Regelstudienzeit intensiv diskutiert. Zunächst wurde ein 7 + 3-Modell favorisiert.

Bundesweit fiel jedoch an den TU/THs die Entscheidung überwiegend zugunsten des 6 + 4-Modells aus. Da die TUHH als kleine Hochschule hier keinen Alleingang wagen konnte, folgte man dem „Mainstream". Die Mobilität der Studierenden innerhalb Deutschlands und damit die Wettbewerbsfähigkeit wären sonst beeinträchtigt.

Verstärkter Einsatz von eLearning zur Flexibilisierung des Studienverlaufs sowie von Prüfungspflichten.

An der TUHH steht die von den Instituten und Studierenden genutzte Lernplattform Stud.IP in Verbindung mit ILIAS zur Verfügung. Die hier angebotenen Informationen und Materialien können im Sinne der Flexibilisierung des Studienverlaufs orts- und zeitunabhängig abgerufen werden.

In den letzten Jahren konnten nahezu alle Fachinstitute überzeugt werden, ihre Informationen und Materialien (auch) in der Lernplattform Stud.IP anzubieten. Seit dem aktuellen Semester fließen alle Veranstaltungen, die im elektronischen Vorlesungsverzeichnis aufgeführt sind, automatisch in Stud.IP ein, was die Bearbeitung für die Institute weiter vereinfacht. So finden die Studierenden der TUHH nahezu alle Informationen zu ihren Lehrveranstaltungen an einem zentralen Ort.

Außerdem werden von einigen Lehrveranstaltungen Videomitschnitte zur Verfügung gestellt. Diese dienen den Studierenden zur flexiblen Wiederholung von Lehrstoffen bzw. zum Nachholen versäumter Stunden oder zur semesterunabhängigen Bearbeiten eines Themas. Eine Auswahl dieser Mitschnitte soll in Zukunft auf verschiedenen Online-Plattformen zugänglich gemacht werden (neben der Lernplattform der TUHH unter anderem bei iTunes University, youtube und anderen Plattformen). Verstärkter Einsatz von aktivierenden Lehr-/Lernformen: Ziel des Einbezugs von aktivierenden Lehr- und Lernformen an der TUHH ist die umfassende Vorbereitung der Studierenden auf ein lebenslanges wissenschaftliches und berufsfeldbezogenes Lernen und selbständiges Forschen. Neben technischem Fachwissen erfordert dies die Fähigkeit effizienten Selbststudiums.

Anders als reines Fachwissen, muss diese Kompetenz jedoch durch stete Praxis ausgebildet werden. Um in und auf die genannten Lernanforderungen situationsgerecht reagieren zu können, müssen daher die erforderlichen „Schlüssel" erlernt werden, wie etwa Eigenverantwortung, Selbstmotivation, Kooperationsbereitschaft, Teamfähigkeit, Eigeninitiative und Flexibilität. Dieses geschieht am besten durch Übung und frühzeitige Ausrichtung des Studiums auf diese Fähigkeiten, so dass es zu ihrer Internalisierung kommt. Statt des Frontalunterrichts lernen die Studierenden in Kleingruppen, für ein ­ in den Master-Kursen typischerweise sogar fach-/ oder gar fächerübergreifend ­ angesetztes Projekt bzw. eine Aufgabenstellung Lösungsstrategien zu entwickeln, so wie es auch später im Beruf der Fall sein wird.

Lernstrukturell löst eine prozessurale Struktur mit fachsystematischer Reflexion den bisher nahezu ausschließlich verfolgten Ansatz der fachsystematischen Struktur des Lernens ab.

Im TOL-Ansatz werden die Studierenden geschult, fehlendes Wissen zu erkennen, entsprechende Informationen eigenständig aufzufinden, diese zu analysieren und zur erfolgreichen Ausarbeitung der Aufgabenstellung anzuwenden.

Parallel dazu werden Aspekte/Komponenten des aktiven Lernens auch in Vorlesungen und Übungen eingesetzt. Dies schließt z. B. den Einsatz eines Abstimmungssystems in Vorlesungen ein, mithilfe dessen Studierende angeregt werden, während der Vorlesungen kurze Fragen zu bearbeiten und ihre Antworten an den/die Lehrenden zurückzumelden.

Ausweitung von Mentoren/Tutoren-Programmen

An der TUHH gibt es drei umfangreiche Tutorenprogramme, die weiter ausgebaut werden. Alle Tutoren werden speziell geschult. Außerdem erhalten sie kontinuierlich Supervision. Alle Programme werden regelmäßig evaluiert.

Seit Januar 2002 bietet die TUHH allen Studierenden des ersten Semesters das Programm „StartING@TUHH" an. Es wird von ca. 90 % aller „Erstsemester" angenommen. Dabei handelt es sich um eine wöchentliche Veranstaltungsreihe, die zur Verbesserung der Studieneingangsphase dient und die Studierenden mit Themen wie Studiums- und Selbstorganisation, Struktur, Serviceangebote und Verantwortlichkeiten in der TUHH, fachliche Hilfen, Prüfungsvorbereitung, Auslandsaufenthalte etc. vertraut macht. Jeweils zwei Studierende höherer Semester leiten eine Tutoriengruppe mit ca. 20 Teilnehmer/innen. Die Teilnahme ist freiwillig. Die TUHH geht bei der Ausbildung der z. Z. 79 eingesetzten Tutoren auch gezielt auf die Probleme von Zuwanderern ein, denen die Teilnahme am StartING-Programm besonders nahe gelegt wird. Das Programm wird regelmäßig evaluiert.

StartING@TUHH wurde als Reaktion auf die hohen Anfängerzahlen im Jahr 2010 mit weiterem Personal ausgestattet und kann so auch weiterhin für alle BachelorStudienanfänger/innen der TUHH angeboten werden. StartING@TUHH konnte auch mittels Einsatz von Studiengebühren erweitert werden.