Daten

Gleichzeitig zeigt sich, dass der Rückgang der Wahlbeteiligung in Hamburg mit 6,2 Prozentpunkten deutlich stärker ausfällt als in Bremen.

Ungültige Stimmen

Die Anzahl ungültiger Stimmzettel ist mit der Einführung des neuen Wahlsystems im Land Bremen deutlich angestiegen. So lag der Prozentsatz bei der Wahl 2007 bei 2,0% und stieg im Jahr 2011 auf insgesamt 3,3%. Mehr als 40% der ungültigen Wahlzettel wurden nicht akzeptiert, da sie mehr als 5 Kreuze enthielten. Bei diesem Prozentsatz kann davon ausgegangen werden, dass die Wahlzettel nicht absichtlich ungültig ausgefüllt wurden. In diesen Fällen liegt es nahe zu vermuten, dass das neue Wahlrecht zu Verwirrungen bei den Wählern geführt hat. Insgesamt ist bezüglich der ungültigen Stimmen anzumerken, dass die Anzahl ungültiger Wahlzettel in Bremerhaven etwas höher liegt als in Bremen. Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg betrug der Anteil ungültiger Stimmen auf der Landesliste 3%.

Zwei Drittel dieser Stimmen ­ und damit mehr als in Bremen ­ waren ungültig, da mehr als fünf Stimmen angegeben wurden. Dies wiederum lässt bei mehr als der Hälfte der ungültigen Stimmen für die Wahl der Landesliste auf Irrtümer aufgrund des neuen Wahlrechts schließen.

Anteil Kumulieren und Panaschieren

Die neuen Möglichkeiten der Stimmverteilung unter dem geänderten Wahlrecht wurden von den Wählern Bremens nur teilweise in Anspruch genommen. So wurden 41% der abgegeben Stimmen im Land Bremen auf Einzelkandidaten vergeben, statt die Partei- oder Bürgervereinigungslisten zu wählen. Die Möglichkeit seine fünf Stimmen auf mehrere Parteien zu verteilen, wurde jedoch nur von einem Teil der Wähler genutzt. So hatten 69,5% der Wähler ihre fünf Stimmen nur an eine Partei vergeben. 30,5% der Stimmen wurden auf verschiedene Parteien aufgeteilt, wobei über drei Viertel hiervon nur auf zwei Parteien aufgeteilt wurden (Statistisches Landesamt Bremen 2011: 22). Auch in Hamburg nutzte ein Großteil der Wähler die Möglichkeiten zur differenzierten Stimmvergabe nicht vollständig aus. So nutzten 70,7% der Wähler bei den Wahlheften für die Landesliste ausschließlich die Möglichkeit des Kumulierens, wobei 44,1% Gesamtlisten wählten und die restlichen 26,6% ihre Stimme an Listenkandidaten vergaben. Panaschiert und kumuliert wurde bei den Landeslisten in 23,5 % der Fälle und bei den Stimmheften für die Wahlkreise in 32,4% der Stimmen (Kapitel 5.1).

Es zeigen sich somit einige Parallelitäten zwischen der Bürgerschaftswahl in Hamburg und Bremen. Bei beiden Wahlen ist der Anteil an ungültigen Stimmen auf über 3% gestiegen.

Ebenso wurde die Möglichkeit des Wahlrechts nur von Teilen der Wählerschaft genutzt.

Wenngleich in beiden Stadtstatten die Wahlbeteiligung gesunken ist, lässt sich feststellen, dass die Wahlbeteiligung in Bremen verhältnismäßig weniger zurückging als bei der Wahl in Hamburg.

Sozialstrukturelle Analyse der Wahlergebnisse

Die oben vorgenommene Analyse bezieht sich auf ganz Hamburg und kann wegen der nur geringen Persönlichkeitsangaben bei der Repräsentativwahl (Alter und Geschlecht) nur begrenzte Aussagen über den Zusammenhang von soziodemographischen Merkmalen und der Höhe der Wahlbeteiligung als auch der Nutzung des neuen Wahlrechts machen. Eine differenzierte Analyse ergibt sich, wenn man die Wahlbeteiligungssdaten auf Stadtteilebene analysiert. Hierdurch lassen sich Zusammenhänge mit soziodemographischen Faktoren feststellen. Betont werden muss, dass es sich bei den Daten um Aggregatdaten handelt. Sie ergeben sich also aus einer Vielzahl von Individualdaten. Dieses ist anzumerken, da deshalb die Ergebnisse der Aggregatdatenanalyse nicht direkt auf Individuen übertragen werden können. Wenn im Folgenden davon gesprochen wird, dass sich Zusammenhänge zwischen sozialstrukturellen Merkmalen und der Wahlbeteiligung feststellen lassen, so basieren diese Zusammenhänge letztlich auf Wahrscheinlichkeiten. Zur besseren Veranschaulichung der Zusammenhänge werden in dieser Studie Grafiken verwendet, die mit dem Programm RegioGraph erstellt wurden. Anzumerken ist, dass sich die Zusammenhänge bei einer methodisch präziseren Analyse als signifikant erweisen. Zur besseren Veranschaulichung werden hier jedoch nur die Grafiken verwendet.

Grundsätzlich wurde so vorgegangen, dass für sehr niedrige Wahlbeteiligungen ein dunkler Rotton verwendet wurde und für etwas unterdurchschnittliche Wahlbeteiligungen ein heller Rotton. Für sehr hohe Wahlbeteiligung wurde entsprechend ein dunkler Grünton gewählt, während Stadtteile mit etwas überdurchschnittlichen Wahlbeteiligungen einen helleren Grünton bekommen haben.

Die Daten wurden alle vom Statistikamt Nord zur Verfügung gestellt. Anzumerken ist, dass manche Wahlbeteiligungen nur Schätzwerte sind. Dieses liegt daran, dass sich in manchen Stadtteilen der Briefwähleranteil nicht eindeutig für die Stadtteilebene feststellen lässt. Von den insgesamt 99 Hamburger Stadtteilen liegen bei 60 Stadtteilen die Ergebnisse mit exakten Wahlbeteiligungen vor. Die Verzerrungen, die sich durch die Schätzung des Briefwähleranteils ergeben, dürften bei den anderen 39 Stadtteilen jedoch minimal sein.

Wahlbeteiligung in den Hamburger Stadtteilen

Die Wahlbeteiligung in den Hamburger Stadtteilen zeigt einige Auffälligkeiten, die für die späteren Analysen wichtig sind. Insgesamt lässt sich feststellen, dass mehr Stadtteile eine überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung aufweisen, als Stadtteile die eine unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung haben. Es zeigt sich, dass sehr hohe Wahlbeteiligungen (mit mehr als 65%) in vielen dezentral liegenden Stadtteilen festzustellen sind. Dieses sind zum einen die Stadtteile zwischen Rissen und Ottensen (mit Ausnahme von Osdorf). Zum anderen sind es eine Reihe von Stadtteilen in Bergedorf, die sich an der südöstlichen Grenze von Hamburg befinden (von Spadenland und Tatenberg bis Kirchwerder, sowie Altengamme). Ein drittes Zentrum sehr hoher Wahlbeteiligung befindet sich im Norden des Bezirks Wandsbek und zieht sich von Wellingsbüttel bis WohldorfOhlstedt. Ansonsten weisen nur noch die Stadtteile Eppendorf, Harvestehude, Rotherbaum sowie Hohelust-Ost und -West eine außerordentliche hohe Wahlbeteiligung als zusammenhängendes Gebiet auf. Des Weiteren haben die Stadtteile HafenCity und Marmstorf auch eine Wahlbeteiligung von über 65%. Insgesamt lässt sich feststellen, dass vom Nordosten bis zum Südwesten eher eine überdurchschnittlich hohe Wahlbeteiligung festzustellen ist. Die Ausnahme bilden hier die Stadtteile Langenhorn, Eidelstedt, Stellingen, Lurup, Osdorf, Altona-Altstadt und im südlicheren Hamburg noch Neugraben-Fischbek, Hausbruch und Heimfeld.

Für die nachfolgenden Analysen ist es jedoch besonders interessant zu schauen, in welchen Stadtteilen sich niedrige Wahlbeteiligungen finden lassen. Auffällig ist hier Lurup, welcher als einziger Stadtteil im Hamburger Westen eine Wahlbeteiligung von unter 50% aufweist.

Ansonsten zeigt sich ein großes zusammenhängendes Gebiet, welches sich von den Stadtteilen Bramfeld, Farmsen-Berne und Rahlstedt bis zu den Stadtteilen NeugrabenFischbek, Hausbruch, Heimfeld, Eißendorf, Harburg und Wilstorf zieht. Dieses Gebiet wird auch bei den nachfolgenden Analysen in dieser Form häufiger in Erscheinung treten.