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Ärztliche Versorgung für Opfer mit Traumata in Hamburg

Viele Opfer von Gewalttaten oder anderen Straftaten leiden ihr Leben lang an den Folgen. Grundsätzlich würde eine Traumaambulanz den Opfern helfen, besser mit den unmittelbaren Folgen der Tat zurechtzukommen, zumal sie sich oftmals unter Schock befinden. Aber auch langfristig wären die Wirkungen positiv.

Dem Vernehmen nach soll es nur eine Stelle für Traumaambulanz am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) für Kinder bis 18 Jahren geben, aber keine für Erwachsene. Ansonsten soll es circa 20 zugelassene Ärzte mit einer Wartezeit von zwei Jahren für Kassenpatienten, und Beratungschecks für nicht zugelassene Ärzte geben.

Erwachsene mit einem Trauma befinden sich somit in einer schwierigen Situation, wenn sie möglichst kurzfristig geeignete Hilfe brauchen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: Grundsätzlich stehen die Regel- und Spezialangebote des gesundheitlichen Versorgungsangebots in Hamburg allen Menschen, also auch den Patientinnen und Patienten mit traumatischen Erfahrungen, zur Verfügung. Im ärztlichen Bereich gibt es weder die Zusatz- noch Schwerpunktbezeichnung Traumatherapie. Da es sich bei der Diagnose einer PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) um eine gängige psychiatrische Diagnose handelt, ist die Diagnostik und Behandlung regulärer Bestandteil der Weiterbildungsordnung für Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Besondere Qualifikationen beruhen daher auf unterschiedlichen Fortbildungen (zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft für Psychotraumatologie).

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1. Wie viele auf Traumaambulanz spezialisierte Ärzte gibt es in Hamburg allgemein und im UKE im Besonderen? Wie viele dieser Ärzte behandeln Kinder und/oder Erwachsene?

Laut Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) liegen keine Daten darüber vor, wie viele auf Traumatherapie spezialisierte Ärztinnen und Ärzte und psychologische Psychotherapeuten/-innen im niedergelassenen Bereich tätig sind.

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine ambulante ärztliche psychiatrische/psychotherapeutische Versorgung von nach Gewalttaten traumatisierten Patientinnen und Patienten sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche möglich, und zwar in den Hochschulambulanzen beziehungsweise psychiatri schen Institutsambulanzen der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (für Erwachsene) beziehungsweise der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik. In der Kürze der für die Beantwortung der Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit konnte festgestellt werden, dass in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie acht und in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik sechs Ärztinnen und Ärzte über unterschiedliche spezielle Qualifikationen und Erfahrungen in der „Traumabehandlung" verfügen.

Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

2. Wie lang sind die Wartezeiten für Kassenpatienten bei den auf Traumaambulanz zugelassenen Ärzten? Bitte seit 2006 jährlich darstellen.

Zu Wartezeiten liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

3. Wie läuft das Verfahren mit den Beratungschecks bei den sogenannten nicht zugelassenen Ärzten, die die Betroffenen mit Traumata behandeln? Welche Qualifizierung ist ausreichend, um Trauma-Patienten behandeln zu können?

Zu Verfahren mit Beratungsschecks bei sogenannten nicht zugelassenen Ärztinnen und Ärzten liegen der zuständigen Behörde keine Informationen vor. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

4. Welche alternativen Angebote oder Hilfsmaßnahmen gibt es für Opfer mit Traumata in Hamburg?

Angebote von Therapeutinnen und Therapeuten, die in der Behandlung der PTBS ihre besondere Fähigkeit sehen, sind über die nachstehend aufgeführten Internetportale oder die Patientenberatung der Ärztekammer zu erreichen:

· www.aerztekammer-hamburg.de/patienten/hamb_aerzte.htm: Suche von ausschließlich ärztlichen Psychotherapeuten und -innen (vertragsärztlich und privatärztlich)

· www.kvhh.net/public/16/index.php: Kassenärztliche Vereinigung Hamburg: Suche nach Vertragspsychotherapeuten und -psychotherapeutinnen der Krankenkassen (ärztlich und nicht ärztlich)

· www.psych-info.de/: Psychotherapeutenkammer Hamburg (Suche nach nicht ärztlichen Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen)

· www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de: Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e.V.: Internetsuche bundesweit der approbierten Mitglieder der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung mit erweiterter Suchfunktion (Abrechnungsgenehmigung, behandelte Störung)

Außerdem können sich Betroffene an den Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen unter der Rufnummer 040/4 20 18 14 wenden.

Die APH-Ambulanz, Akademie für Psychotherapie, Psychosomatik und Psychoanalyse Hamburg, kann ebenfalls Therapeutinnen und Therapeuten benennen.

Darüber hinaus gibt es folgende Angebote und Hilfsmaßnahmen für Opfer mit traumatischen Erfahrungen:

· Der Weiße Ring e.V. bietet Opfern von Gewalterfahrung Hilfe zum Beispiel durch

- menschlichen Beistand und persönliche Betreuung

- Hilfestellung im Umgang mit Behörden

- Begleitung zu Gerichtsterminen

- Vermittlung von Hilfen anderer Organisationen

- Beratungsschecks für eine anwaltliche sowie eine psychotraumatologische Erstberatung

· Das ehrenamtlich arbeitende Kriseninterventionsteam (KIT) des Deutschen Roten Kreuzes betreut Opfer, Angehörige und Augenzeugen nach seelisch stark belastenden Ereignissen.

· Die Opferhilfe-Beratungsstelle ist eine Einrichtung für Erwachsene und bietet professionelle Beratung durch Psychologische Psychotherapeuten und -therapeutinnen an.

· In ökumenischer Zusammenarbeit bieten Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche und Römisch-Katholische Kirche eine ständige Erreichbarkeit einer Notfallseelsorge für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamburg an.

· pro-aktiv Hamburg ist eine Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt und Stalking.

· Die Hamburger Zeugenbetreuung ­ eine soziale Einrichtung der Behörde für Justiz und Gleichstellung ­ hilft, wenn sich Zeugen aus Unsicherheit oder Angst nicht hinreichend im Stande sehen, den Gerichtstermin allein durchzustehen. Eine 24-Stunden-Hotline für Kinder und Jugendliche bietet rund um die Uhr Beratung und Unterstützung, wenn Kinder unter Gewalt, Bedrohung, Mobbing oder Erpressung leiden oder sie wissen, dass ein anderes Kind oder ein anderer Jugendlicher davon betroffen ist.

· Die Hotline für Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking in Hamburg wendet sich an Frauen und Männer, die von Gewalt und Stalking direkt oder indirekt betroffen sind und auf diesem Weg eine erste und schnelle Gesprächsmöglichkeit erhalten.

· Auf der Internetseite http://www.gewaltschutz-hotline.de/index.php/beratungsangebote-in-hamburgund-umgebung gibt es einen Überblick von Hamburger Angeboten und Beratungsstellen zum Thema Gewalt und sexuellem Missbrauch. Auch unter http://www.hamburg.de/opferschutz findet sich ein Überblick über Beratungsangebote für Opfer von Gewalt.

5. Wie bewertet der Senat die Situation der Betreuung von Opfern mit Traumata? Hält er die ärztliche Situation für ausreichend oder plant er weitere Stellen einzurichten?

Wenn ja, wie viele und wann?

Insgesamt verfügt Hamburg über ein differenziertes und vielfältiges Beratungs- und Hilfsangebot für Menschen mit Gewalterfahrung und posttraumatischer Belastungsstörung. Die Einrichtung weiterer „Angebote" ist derzeit nicht geplant.